Volksmarine
von Dieter Flohr
Buch
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Beschreibung
Eine der vielen Episoden bei der Betrachtung einer deutschen Flotte 1950-1990:
Das Küstenschutzboot 131 wurde am 17. Juni 1953 nachmittags während der Seeausbildung im Schießen auf Luftziele im Übungsgebiet Adlergrund alarmiert. Für die Kasernierte Volkspolizei galt nun 'Bereitschaftsstufe I'. Die KS-Boote 124 und 134 nahmen mit KS 131 zwischen Ansteuerung Warnemünde und Darßer Ort Patrouillendienst auf. Die Aufgabe lautete: Ruhe und Sicherheit im Zusammenwirken mit der Grenzpolizei-See im Küstengebiet gewährleisten, seeseitige Provokationen verhindern, Absetzen und Entkommen von Provokateuren vereiteln. Tatsächlich 'stellte' man vier Fischkutter und hinderte den Logger “Clara Zetkin” am Auslaufen. Ferner wurde ein Boot des Bundesgrenzschutzes-See aus der Dreimeilenzone verwiesen.
Bereits am 19. Juni meldete der Kommandant von KS 131, Unterleutnant zur See Bruno Pyplatz, mittels Winkspruch seinem Führerboot den Ausfall der gesamten Funkanlage. Selbst das Bord-Radio sagte keinen Mucks mehr. Fatal, denn damit war die Besatzung auch von allen Nachrichten abgeschirmt. Vom Verlauf der Ereignisse in der DDR wußte man nicht viel. Auch der von der Besatzungsmacht befohlene Ausnahmezustand war nicht bekannt. Am 22. Juni kam ein ablösendes Boot mit dem Befehl, in Warnemünde zwecks Reparatur und Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft einzulaufen und an der Mittelmole fest zu machen. Dort war eine Werkstatt, die das Funkgerät reparieren konnte.
Zu allem Überfluß meldete der Smutje, dass alle Lebensmittel verdorben seien. Verdorbene Speisen aber durften nicht ausgegeben werden. Indes verspürte die Besatzung bohrenden Hunger.
Im Alten Strom von Warnemünde nahm Boot 131 Frischwasser und Diesel. Danach schickte Bruno Pyplatz schickte – auf Ehrenwort – die Hälfte der Besatzung, unter Leitung eines Bootsoffiziers, in das nahe gelegene Restaurant 'Atlantik'. Jedoch: Die an Land geschickten Männer kamen und kamen nicht zurück. Unruhig ließ der Kommandant nun auch die andere Hälfte der Truppe unter Leitung des Leitenden Ingenieurs gehen. Sie sollten essen und ihre Kameraden sofort an Bord zurückschicken. Es kam niemand.
Statt dessen war eine Standortstreife der Kasernierten Volkspolizei im 'Atlantik' aufgetaucht und hatte den Begleitoffizier barsch zur Rede gestellt. Das heftige Wortgefecht bewog die Seeleute, Partei für ihren Offizier zu ergreifen. Schließlich lenkte der Streifenführer ein. Die Matrosen sollten bezahlen und dann schnell an Bord gehen. Auch die ankommende zweite Gruppe sollte noch etwas zu essen bekommen. Pyplatz, der sich inzwischen selbst über den Strom hatte rudern lassen, kehrte wieder um, als er mitbekam, dass sich die Streife schon wieder beruhigt hatte. Dass inzwischen ganz offensichtlich die geheimdienstlichen Telefondrähte glühten, konnte er nicht ahnen.
Plötzlich meldete ihm aufgeregt sein Posten Oberdeck: 'Kommandant, die fangen unsere Jungs weg …!' Tatsächlich mußte nun der Kommandant ohnmächtig zusehen, wie drüben am Kai des Alten Stromes seine Besatzung, bewacht von einem ganzen Zug bewaffneter KVP-Soldaten in Khaki-Uniformen unsanft auf zwei LKW 'verladen' wurde. Pyplatz sprang ins Schlauchboot. Der Bootsmann griff zu den Paddeln. Da schrie einer der verhafteten Matrosen unsinnigerweise zum Boot hinüber: 'Mach die Kanone klar!' Ein donnerndes 'Halt!' des Kommandanten ertönte. 'Sofort weg von der Waffe!' Das ließ den bereits zur 2cm-Oerlikon-Kanone laufenden Mann jäh stoppen. Die Persenning blieb über dem Geschützlauf. Die Waffen wurden nicht gerichtet. So bestätigen es heute die Zeitzeugen. Die Munition blieb sicher verschlossen. Über den Schlüssel verfügte ohnehin nur der Kommandant.
Dennoch: Der Ruf hatte üble Folgen. Bei der nachmittäglichen Durchsuchung des Bootes durch sowjetische Soldaten, so stellte sich später heraus, war eine leere 2-cm-Hülse gefunden worden. Sie galt trotz aller Beteuerungen der Crew als Indiz dafür, dass am Alten Strom doch geschossen wurde. Jeder Widerrede war zwecklos. Die Hülse stammte aber vom Luftzielschießen und hatte sich irgendwo unter der hölzernen Geschützgräting verklemmt.
Die LKW mit den Besatzungsmitgliedern fuhren davon. Pyplatz, der Bootsmann und zwei Mann Sicherheitswache blieben an Bord zurück. Schließlich fuhr ein sowjetischer Militär-PKW vor. Kommandant Pyplatz sollte mitfahren und berichten.
Haupt-Genre
Fachbücher
Sub-Genre
Geschichte & Archäologie
Format
Buch
Seitenzahl
238
Preis
20.50 €
Verlag
BS-Verlag-Rostock
Erscheinungsdatum
31.03.2005
ISBN
9783899541380
Beschreibung
Eine der vielen Episoden bei der Betrachtung einer deutschen Flotte 1950-1990:
Das Küstenschutzboot 131 wurde am 17. Juni 1953 nachmittags während der Seeausbildung im Schießen auf Luftziele im Übungsgebiet Adlergrund alarmiert. Für die Kasernierte Volkspolizei galt nun 'Bereitschaftsstufe I'. Die KS-Boote 124 und 134 nahmen mit KS 131 zwischen Ansteuerung Warnemünde und Darßer Ort Patrouillendienst auf. Die Aufgabe lautete: Ruhe und Sicherheit im Zusammenwirken mit der Grenzpolizei-See im Küstengebiet gewährleisten, seeseitige Provokationen verhindern, Absetzen und Entkommen von Provokateuren vereiteln. Tatsächlich 'stellte' man vier Fischkutter und hinderte den Logger “Clara Zetkin” am Auslaufen. Ferner wurde ein Boot des Bundesgrenzschutzes-See aus der Dreimeilenzone verwiesen.
Bereits am 19. Juni meldete der Kommandant von KS 131, Unterleutnant zur See Bruno Pyplatz, mittels Winkspruch seinem Führerboot den Ausfall der gesamten Funkanlage. Selbst das Bord-Radio sagte keinen Mucks mehr. Fatal, denn damit war die Besatzung auch von allen Nachrichten abgeschirmt. Vom Verlauf der Ereignisse in der DDR wußte man nicht viel. Auch der von der Besatzungsmacht befohlene Ausnahmezustand war nicht bekannt. Am 22. Juni kam ein ablösendes Boot mit dem Befehl, in Warnemünde zwecks Reparatur und Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft einzulaufen und an der Mittelmole fest zu machen. Dort war eine Werkstatt, die das Funkgerät reparieren konnte.
Zu allem Überfluß meldete der Smutje, dass alle Lebensmittel verdorben seien. Verdorbene Speisen aber durften nicht ausgegeben werden. Indes verspürte die Besatzung bohrenden Hunger.
Im Alten Strom von Warnemünde nahm Boot 131 Frischwasser und Diesel. Danach schickte Bruno Pyplatz schickte – auf Ehrenwort – die Hälfte der Besatzung, unter Leitung eines Bootsoffiziers, in das nahe gelegene Restaurant 'Atlantik'. Jedoch: Die an Land geschickten Männer kamen und kamen nicht zurück. Unruhig ließ der Kommandant nun auch die andere Hälfte der Truppe unter Leitung des Leitenden Ingenieurs gehen. Sie sollten essen und ihre Kameraden sofort an Bord zurückschicken. Es kam niemand.
Statt dessen war eine Standortstreife der Kasernierten Volkspolizei im 'Atlantik' aufgetaucht und hatte den Begleitoffizier barsch zur Rede gestellt. Das heftige Wortgefecht bewog die Seeleute, Partei für ihren Offizier zu ergreifen. Schließlich lenkte der Streifenführer ein. Die Matrosen sollten bezahlen und dann schnell an Bord gehen. Auch die ankommende zweite Gruppe sollte noch etwas zu essen bekommen. Pyplatz, der sich inzwischen selbst über den Strom hatte rudern lassen, kehrte wieder um, als er mitbekam, dass sich die Streife schon wieder beruhigt hatte. Dass inzwischen ganz offensichtlich die geheimdienstlichen Telefondrähte glühten, konnte er nicht ahnen.
Plötzlich meldete ihm aufgeregt sein Posten Oberdeck: 'Kommandant, die fangen unsere Jungs weg …!' Tatsächlich mußte nun der Kommandant ohnmächtig zusehen, wie drüben am Kai des Alten Stromes seine Besatzung, bewacht von einem ganzen Zug bewaffneter KVP-Soldaten in Khaki-Uniformen unsanft auf zwei LKW 'verladen' wurde. Pyplatz sprang ins Schlauchboot. Der Bootsmann griff zu den Paddeln. Da schrie einer der verhafteten Matrosen unsinnigerweise zum Boot hinüber: 'Mach die Kanone klar!' Ein donnerndes 'Halt!' des Kommandanten ertönte. 'Sofort weg von der Waffe!' Das ließ den bereits zur 2cm-Oerlikon-Kanone laufenden Mann jäh stoppen. Die Persenning blieb über dem Geschützlauf. Die Waffen wurden nicht gerichtet. So bestätigen es heute die Zeitzeugen. Die Munition blieb sicher verschlossen. Über den Schlüssel verfügte ohnehin nur der Kommandant.
Dennoch: Der Ruf hatte üble Folgen. Bei der nachmittäglichen Durchsuchung des Bootes durch sowjetische Soldaten, so stellte sich später heraus, war eine leere 2-cm-Hülse gefunden worden. Sie galt trotz aller Beteuerungen der Crew als Indiz dafür, dass am Alten Strom doch geschossen wurde. Jeder Widerrede war zwecklos. Die Hülse stammte aber vom Luftzielschießen und hatte sich irgendwo unter der hölzernen Geschützgräting verklemmt.
Die LKW mit den Besatzungsmitgliedern fuhren davon. Pyplatz, der Bootsmann und zwei Mann Sicherheitswache blieben an Bord zurück. Schließlich fuhr ein sowjetischer Militär-PKW vor. Kommandant Pyplatz sollte mitfahren und berichten.
Haupt-Genre
Fachbücher
Sub-Genre
Geschichte & Archäologie
Format
Buch
Seitenzahl
238
Preis
20.50 €
Verlag
BS-Verlag-Rostock
Erscheinungsdatum
31.03.2005
ISBN
9783899541380