Verzeichnis einiger Verluste

Verzeichnis einiger Verluste

E-Book
3.33
SpurensucheSchulthess Garten Des WissensVerlustGuericke

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Beschreibung

Wie groß ist der Unterschied zwischen An- und Abwesenheit, wie nah liegen Bewahren und Zerstören, Verlust und Schöpfung beieinander?

Die Weltgeschichte ist voller Dinge, die verloren sind – mutwillig zerstört oder im Lauf der Zeit abhandengekommen. Ausgehend von verschwundenen Natur- und Kunstgegenständen wie den Liedern der Sappho, dem abgerissenen Palast der Republik, einer ausgestorbenen Tigerart oder einer im Pazifik versunkenen Insel, entwirft Judith Schalansky mit erzählerischer Kraft ein Verzeichnis des Verschollenen. Die Protagonisten dieser Geschichten sind Figuren im Abseits, die gegen die Vergänglichkeit ankämpfen: ein alter Mann, der das Wissen der Menschheit in seinem Tessiner Garten hortet, ein Ruinenmaler, der die Vergangenheit erschafft, wie sie niemals war, die gealterte Greta Garbo, die durch Manhattan streift und sich fragt, wann genau sie wohl gestorben sein mag, und die Schriftstellerin Schalansky, die in den Leerstellen ihrer eigenen Kindheit die Geschichtslosigkeit der DDR aufspürt.

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
E-Book
Seitenzahl
252
Preis
11.99 €

Autorenbeschreibung

Judith Schalansky, 1980 in Greifswald geboren, studierte Kunstgeschichte und Kommunikationsdesign. Ihr Werk, darunter der international erfolgreiche Bestseller Atlas der abgelegenen Inseln sowie der Roman Der Hals der Giraffe, ist in mehr als 20 Sprachen übersetzt und wurde vielfach ausgezeichnet. Sie ist Herausgeberin der Naturkunden und lebt als Gestalterin und freie Schriftstellerin in Berlin.

Beiträge

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Wie alle Bücher ist auch das vorliegende Buch von dem Begehren angetrieben, etwas überleben zu lassen, Vergangenes zu vergegenwärtigen, Vergessenes zu beschwören, Verstummtes zu Wort kommen zu lassen und Versäumtes zu betrauern. Nichts kann im Schreiben zurückgeholt, aber alles erfahrbar machen. - Zitat, Vorwort der Autorin, Seite 26 Judith Schalansky, 1980 in Greifswald geboren, lebt als Schriftstellerin, Herausgeberin und Buchgestalterin in Berlin. Ihr Werk wurde bereits mehrfach ausgezeichnet und ihr Roman "Der Hals der Giraffe" wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Auch der vorliegende Titel wurde 2018 ausgezeichnet und zwar mit dem Wilhelm-Raabe-Literaturpreis. In diesem Buch finden sich zu den erdachten Geschichten der Autorin jeweils vorangestellt eine Abbildung z.B. auf Seite 100 "Der Knabe in Blau", ein Gemälde von Thomas Gainsborough und ein erklärender Text auf der gegenüberliegenden Seite, dem sich dann die Erzählung "Manhattan" anschließt. Nicht immer ist die Verbindung zwischen Abbildung und Geschichte ganz klar ersichtlich und auch in Stil und Perspektive sorgt die Autorin für Abwechslung. Leider sind die Abbildungen in der Taschenausgabe sehr dunkel, fast schwarz. Vielleicht ist dies ein Kunstgriff, um auf die Vergänglichkeit der Gegenstände hinzuweisen. In ihren Ausführungen zeigt sich Judith Schalansky bewusst souverän, bereits in ihrem Vorwort wirft sie Ansichten und Einsichten wie Fakten aufs Papier. In ihren Texten kann sie scheinbar garnicht genug Metaphern und oppulente Sprachbilder verwenden, die der überbordenden Dramatik ihres Schreibens gerecht werden. Als Beispiel sei hier ein Ausschnitt aus "Hafen von Greifswald" (Seite 184) genannt, wo "Grasmücken aus frisch behaupten Heckengehölzern hinter den Wogen hochgewachsener Brennnesseln plappern". Und als die Ich-Erzählerin den echoartigen Ruf eines Kuckucks erwidert, "faucht er wie eine Katze, fliegt von Baum, um seinen Rivalen ausfindig zu machen." Sprachlich angenehm zurückgenommen und inhaltlich sehr interessant ist dagegen die Geschichte "DDR", die wohl auf einer Kindheitserinnerung beruht, mit der Abbildung "Palast der Republik". FAZIT Die Lektüre wurde mir von einem Leser empfohlen, der das Buch mit einem euphorischen Gefühl zu entdecken begann. Ob die Begeisterung anhielt, ist mir leider nicht bekannt, mich lässt das Buch etwas zwiegespalten zurück. Einerseits ist da diese große Dramatik und aufgesetzte Souveränität der Autorin, die mir überhaupt nicht gefällt, aber dann mischen sich auf wieder zartere Töne zwischen die harten Anschläge aufs Leseohr, die mich versöhnlich und sogar neugierig stimmen. Eine klare Leseempfehlung ist dies nicht, aber vielleicht ist dieses Buch für den einen oder anderen einen Versuch wert!

Eine ungewöhnliche Textsammlung, die mich überrascht hat. Teilweise fehlt mir aber der Bezug zu den Texten

Das Buch habe ich als Geschenk zum Geburtstag erhalten. Da es eigentlich nicht meinem Lieblingsgenre entspricht, hätte ich es mir selbst wahrscheinlich nicht gekauft, ich war aber sehr gespannt darauf was mich hier erwartet. Meine Meinung zum Buch könnt ihr jetzt hier lesen: Wenn man das Buch in den Händen hält und zum ersten Mal aufklappt, fällt sofort die wunderschöne Aufmachung und Gestaltung auf. Das Cover wirkt auf den ersten Blick schlicht, aber hochwertig und auch die weitere Gestaltung des Buches besticht durch seine elegante, hochwertige und trotzdem minimalistische Aufmachung. Wenn man die Kurzbiografie der Autorin auf den ersten Seiten des Buches liest, erfährt man, dass sie unter anderem als Buchgestalterin arbeitet und so wundert man sich über die tolle und hochwertige Aufmachung des Buches nicht. Jedes Kapitel wird mit einer schwarzen Seite eingeleitet auf der sich fast unscheinbar, teilweise nur die Silhouette, der jeweils verloren gegangenen Gegenstandes abbildet. Danach folgt in jedem der zwölf Kapitel jeweils eine kurze Einführung, in der der verlorengegangene Gegenstand beschrieben wird. Die Sammlung beinhaltet unter anderem den kaspischen Tiger, die Villa Sacchetti oder ein Gemälde von Caspar David Friedrich. Danach schreibt die Autorin in jedem der Kapitel einen eigenen Text der meist nur sehr wenig oder manchmal sogar gar nichts mit dem vorher beschriebenen, verlorengegangenen Gegenstand zu tun hat. Die Texte wirken zum Teil autobiographisch ohne das die Autorin diese explizit benennt und teilweise rein fiktional. Dabei hat mich im Lesefluss aber zum einen gestört, dass die Texte eben in der Regel fast gar nichts mit dem vorher beschriebenen Gegenstand zu tun hatten, zum anderen auch dass die Texte selbst teilweise zusammenhanglos wirkten. In einigen der Geschichte hat mir eine Art roter Faden in der Geschichte gefehlt, sodass ich teilweise doch Schwierigkeiten hatte mich auf den jeweiligen Text einzulassen und oftmals war die Geschichte schon wieder vorbei, wenn ich gerade das Gefühl hatte, richtig in der Geschichte angekommen zu sein. Eine Ausnahme davon bildet die Geschichte „Sapphos Liebeslieder“ in der die Autorin sehr in die Zeit der Entstehung dieser antiken Liebeslieder eintaucht, die schon vor langer Zeit verlorengegangen sind. Durch die starke inhaltliche Trennung war das Buch für mich aber gut geeignet, wenn ich nochmal eine kurze Geschichte abends im Bett lesen wollte. Ich selbst würde in diesem Fall in Zukunft aber wohl eher wieder zu einer Anthologie aus dem Thriller oder Horror Bereich greifen, da ich mich in diesem Genre doch deutlich wohler fühle. Was mir aber in Erinnerung bleiben wird von diesem Buch ist der tolle Schreibstil der Autorin. Judith Schalansky arbeitet mit eindrucksvollen Sprachbildern, die Texte haben einen sehr flüssigen Erzählstil und der Autorin gelingt es immer wieder interessante Bilder im Kopf des Lesers entstehen zu lassen. Sehr gut unterhalten hat mich übrigen die Geschichte zu „der Knabe in Blau“. Hier schreibt die Autorin von einer Ich-Erzählerin, die durch Manhatten streift und ich habe mich beim Lesen gefragt, ob der Text komplett autobiographisch, fiktional oder eine Mischung daraus ist. Da stand sie nun, mit triefender Nase. Die Rotze lief. Und niemand hielt sie auf. Was für eine Misere! Niemand war da, der sich um sie kümmerte. Sie beachtete, sie kannte, ihr half. Alle rannten vorbei. An ihr. Eine Frau, die mit behandschuhten Fingern in ihrer Tasche wühlte. Diese verdammten Kleenex, wie vom Erdboden verschluckt. (Zitat aus Verzeichnis einiger Verluste von Judith Schalansky, S. 105) Fazit: „Verzeichnis einiger Verluste“ ist eine für mich ungewöhnliche Sammlung von Texten zu auf der Welt verlorengegangenen Gegenständen, die den Leser durchaus zu überraschen weiß. Wer also außerhalb des Mainstreams mal ein paar außergewöhnliche Texte lesen möchte kann hier bedenkenlos zugreifen. Mir selbst hat teilweise etwas der Bezug zu den Texten gefehlt und ich werde in Zukunft wohl wieder mehr in meinen Lieblingsgenre lesen.

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Wir wissen auch, dass das antike Zeichen für Auslassungen der Asterisk war – jenes Sternchen, das erst im Mittelalter die Aufgabe übernahm, eine Textstelle mit der dazugehörigen Marginalie zu verbinden. So schreibt Isidor von Sevilla in seiner im 7. Jahrhundert erschienenen Etymologie: Ein Sternchen als typographisches Zeichen für Textlücken wird dort eingefügt, wo etwas ausgelassen ist, so dass durch dieses Zeichen hell erstrahlt, was abwesend ist.

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