Unter Deck
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Sophie Hardcastle wurde 1993 in Australien geboren. Sie studierte in Oxford Englische Literatur und in Sydney Kunst mit Schwerpunkt Malerei. Sie ist Autorin, Künstlerin und Drehbuchautorin. Sie verfasst Artikel für verschiedene Zeitschriften und wurde mehrfach ausgezeichnet
Beiträge
Rau, wild und aufwühlend wie die See
Hardcastle nimmt uns im Buch mit auf See. In beeindruckender, farbiger Sprache wird das Meer, Frauen und den weiblichen Körper beschrieben. Es ist so viel mehr als die Geschichte von Oli, Mac und Maggie. Es geht um Gleichberechtigung, Autonomie, Selbstliebe, Kunst& Umweltschutz. Um Verletzung, Heilung und um Sprachlosigkeit mancher Frau. Klare Leseempfehlung!
Spannend, Emotional und poetisch. Hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich das Ende ein bisschen komisch fand.
Der Einstieg war ein bisschen holprig, aber dann war es so wunderbar, dass ich es abends gar nicht mehr aus der Hand legen konnte. Leicht geschrieben & gleichzeitig voller Liebe zum Wort - ich würde es immer wieder lesen. ( TW zum Buch: toxische Beziehung, Vergewaltigung, Trauer, Tod )
Inhalt: Die 21-jährige Olivia trifft auf seltsame Weise den liebenswürdigen, alten Mac und begibt sich kurzerhand mit ihm und der Künstlerin Maggie auf hohe See. Auf diesem Segeltörn lernt sie das Segeln und das Meer mit anderen Augen zu sehen, zu lieben. Nur vier Jahre später wird Olivia ihr geliebtes Meer zum Verhängnis, als sie mit fünf gleichaltrigen jungen Männern für einen Überführungstörn an Board geht. Ein Törn, dessen Erlebnisse sich auf ihr gesamtes weiteres Leben auswirken. Meine Meinung: Sophie Hardcastle hat mit „Unter Deck“ eine Lobeshymne auf das Meer geschrieben. Dabei weiß sie ihre sehr poetische Sprache gekonnt einzusetzen und reißt Themen wie Klimawandel, Kunst, Identitätsfindung und Feminismus an. Stets präsent ist der sexuelle Missbrauch und der Umgang mit diesem. Zugegeben, meine Erwartungen an das Buch waren hoch, da ich bereits viele begeisterte Stimmen gehört/gelesen habe. Ich wusste nur vom sexuellen Missbrauch. Also wartete ich gebannt darauf, dass es passiert, als sei es etwas Wünschenswertes. Doch hat mich dieses Warten den ersten Abschnitt nicht genießen lassen. Ich habe jedem misstraut, leider auch den warmherzigen Menschen und intensiven Beschreibungen des Meeres. Und dann war er da. Der Missbrauch und alles, was auf dem Törn folgte, war grausam und das Verhalten der jungen Männer feige und ekelerregend. Stück für Stück kämpfte sich Olivia zurück ins Leben, näherte sich Altem wieder an. Doch dann das Ende. Irgendwie glasklar und doch nicht so ganz. Ihr merkt sicher, so richtig überkam mich die Begeisterung nicht. „Unter Deck“ gefiel mir sehr gut, keine Frage, doch war es für mich leider nicht außergewöhnlich. Vielleicht hätte es mich mehr mitgerissen, wenn ich neutral ins Buch gestartet wäre. So bleib ein Fünkchen Enttäuschung zurück. Dennoch ist es ein großartiges Buch mit einer bildhaften, poetischen Sprache, das ich gerne weiterempfehle. Tut mir nur einen Gefallen und genießt den ersten Abschnitt in vollen Zügen
Ein starkes und berührendes Buch. Themen wie Feminismus, Diversität, Naturschutz und unbearbeitete Traumata begleiten die gesamte Geschichte. Olivia ist gefangen in einer toxischen Beziehung und bricht aus allen Erwartungen die u.a. ihre Eltern an sie stellen aus und entscheidet sich gegen einen sicheren Job und für ein Leben auf dem Meer. Sie begegnet wunderbaren Menschen, die ihr zur Seite stehen und sie in ihren Entscheidungen unterstützen. Aber unter der Oberfläche brodelt es.. denn nicht alle meinen es gut mit Olivia. Das Ende des Buches hat mir besonders gut gefallen, wird die Sprache dort noch mal lyrischer und poetischer, kommt uns die Natur noch mal ein großes Stück näher! Ich möchte eine eindringliche Triggerwarnung geben aufgrund von sexueller Gewalt!
Ganz hervorragend. Harte Geschichte, aber sehr fesselnd.
Großes Kino!
Sprachlos. Habe ich damit gerechnet, dass mich dieses Buch SO mitnehmen wird? Definitiv nicht. Ich kann gar nicht in Worte fassen, was das Buch mit mir gemacht hat. So Wort- und bildgewaltig. Der Klappentext lasst ja schon erahnen, um was es grob gehen wird. Aber es geht um so viel mehr. Eine junge Frau, Olivia, Oli. Wir begleiten sie, auf ihren Weg der Findung. Was sie werden will. Was sie nicht werden will. Was sie möchte. Was sie nicht möchte. Was sie “vielleicht” wollte ? Nein. Am Anfang, wo sie etwas findet, in dem sie aufgeht, ihre Leidenschaft findet, mit Menschen, die sie lieben lernt. Einen Ort, an dem sie sich geborgen und wohl führt. Und wie dieser Ort zum schlimmsten Alptraum wird für sie. Bis sie am Ende stärker, und funkelnder aus dem Meer wieder auftaucht. Sophie Hardcastle hat es geschafft, dass ich beim lesen so intensiv mit der Protagonistin mitgefiebert, mitgelitten, mitgefühlt habe. Es war wie eine Katastrophe, bei der einen die Hände gebunden sind. Man will etwas tun, ihr helfen. Man fiebert mit ihr. Dass es alles gut werden mag. Von Lachen, Tränen über Bauchschmerzen, hatte ich alles beim lesen dabei. Es war ein grandioses Buch. (und das Cover ist auch nicht zu verachten)
„Auf See hört niemand deine Schreie.“ Ein einsames Segelboot auf dem offenen blauen Ozean und auf ihm fünf Männer, – eine Frau. Frauen an Bord bringen Unglück. So der alte Seemannsglaube. Doch bringen Frauen Unglück oder werden Männer an Bord zu unzivilisierten Wilden? Unter Deck spült das Ende der Geschichte bereits auf der ersten Seite an. „Ich sterbe am Abend vor meinem Geburtstag, mit neunundzwanzig, fast dreißig Jahren.“ Diese krachende Eröffnung zieht einen in die Handlung wie der Brandungssog die Badenden. Schnell befinden wir uns auf offener See und schaukeln im Gleichklang der Wellen, während die Protagonistin uns mit ihrer poetischen Sprache immer tiefer in ihre Welt zieht. Durch die Beschreibung von Klängen mittels Farben wird das intensive Erleben Olivias hervorgehoben. Oli hört nicht nur Klänge, sie sieht sie farblich vor sich. Während die meisten Menschen ein Geräusch mit nur einem Sinnesorgan wahrnehmen, registrieren Synästhet*innen Reize auf mehrere Arten. Die glaubhafte Darstellung dieser Eigenschaft gelingt vor allem dank der eigenen Synästhesie der Autorin Sophie Hardcastle. Diese Übereinstimmung mit der Protagonistin bleibt nicht die einzige Gemeinsamkeit, die die Frauen teilen. Im Alter von 23 Jahren wird Hardcastle selbst Opfer eines sexuellen Übergriffs. Im Interview mit The Guardian berichtet die Autorin davon, wie die erste Reaktion auf ihren Bericht lautete: „Why didn’t you just scream?“ Diese Frage beschäftigte sie noch lange und bildet die Grundlage ihres Romans Unter Deck. In der Vergewaltigungsszene verarbeitet die Autorin die Erfahrung des sexuellen Missbrauchs ihr gegenüber. Olivia arbeitet auf Jachten und unterstützt bei deren Überführung. Bei einem weiteren Auftrag arbeitet sie gemeinsam mit fünf jungen Männern. Bereits von Beginn wird sie mit misogynen Bemerkungen und sexistischen Benehmen konfrontiert. Ihre Qualitäten werden von Anfang an degradiert. Während des Törns versuchen mehrere Männer, ihr auf intime Weise näher zu kommen. Bis auf AJs Flirtversuche blockiert sie jegliche Annäherungen ab. Zunächst empfindet Olivia den Kuss von AJ noch als angenehm. Dieses Gefühl schlägt jedoch innerhalb weniger Sekunden um. Sie möchte den körperlichen Kontakt beenden und versucht oftmals weitere Näherungen zu stoppen. AJ ignoriert jedoch allerlei Einwände. Während der Szene werden die Gedankengänge und Handlungen von Olivia aus der Ich-Perspektive formuliert, wodurch die Empfindungen und Denkweisen nachvollziehbar werden. „Sieht so Vergewaltigung aus? […] Warum wehre ich mich nicht? Wehr dich! Tu ich doch! Nein, tust du nicht. Wehr dich! […] Ich kann mich nicht bewegen. Ich bekomme keine Luft.“ In diesen wenigen Sätzen wird die Fassungslosigkeit Olivias deutlich. Dabei kommen ihr die Fragen auf, ob die einmalige Anziehung die Annäherung rechtfertigt. Diese Fragen sind in der Hinsicht interessant, da sie viel über die Gesellschaft aussagen. Warum genügt nicht bereits der erste Widerspruch? AJ hört ihre Worte, doch macht einfach weiter. Im Roman wird kein Moment des Zögerns auf seiner Seite beschrieben, sondern allein das stetige Drängen. Wieder und wieder versucht Olivia verbal die fortschreitenden Handlungen zu unterbinden, ohne überhaupt eine einzige Reaktion zu bekommen. Als weibliche Person wird sie von Anfang an von Männern unterdrückt. Bereits mit ihren Freund Adam erlebt sie eine toxische Beziehung. In einer Szene beschreibt sie den scheinbar einvernehmlichen Geschlechtsakt mit ihrem Freund. Dieser nennt sie „sexy“ und beginnt mit körperlichen Intimitäten, obwohl Olivia sich an diesem Tag nicht besonders wohlfühlt. „Sein tiefer und schneller werdender Atem ist erst rosa und wird dann rot. Knallrot. Intensiv und satt.“ Sie versucht einzuwenden, dass sie nicht in der Stimmung für Sex sei. Das wird von Adam jedoch ignoriert und er fährt unbeirrt fort. „Er bewegt sich zwischen meinen Beinen, berührt mich, aber ich bin noch nicht feucht genug.[…] Er dringt in mich ein, und ich keuche. […] ‚Fühlt sich das gut an?‘, fragt er, und ich antworte nicht, denn es wird sich mit der Zeit gut anfühlen. Wenn ich es zulasse. Wenn ich mich entspanne. Also tue ich genau das. Ich kapituliere.“ Obwohl Olivia bewusst eine Beziehung mit Adam eingegangen ist, verspürt sie beim Geschlechtsverkehr in dieser Szene keine Freude. Vielmehr beschreibt sie einen sexuellen Übergriff, den sie im Nachhinein als einvernehmlichen Geschlechtsverkehr deklariert. „‘Es ist das tiefste Rot‘, murmele ich vor mich hin. […] ‚Tiefrot … ein tiefes, sattes Rot.‘ […] ‚Vergewaltigung‘.“ Mit diesem Zitat beschreibt sie das Geschehen mit AJ auf dem Schiff, doch in Anbetracht der vorangegangen beschriebenen Szene wird deutlich, dass sie bereits mit ihrem Freund Adam eine vergleichbare Situation erlebte. Sein Atem nahm für sie die Farbe Rot an, was für sie im Nachhinein gleichbedeutend mit der Farbe der Vergewaltigung ist. Paradigmatisch stellt der Roman den Verlauf dar, wodurch Betroffene in ein Dickicht des Undurchdringlichen gezogen werden. Die Grenzen zwischen selbstbestimmtem Geschlechtsverkehr und aufgedrängter sexueller Belästigung verschwimmen. Dabei wirft der Text Fragen auf, die in der Gesellschaft lange Zeit ignoriert wurden. Täter-Opfer-Umkehr beschreibt die Situationen, in denen das Opfer vorgeworfen wird, (Mit)Schuld an der Tat zu haben. Wenn sie dem Täter vorher Interesse signalisieren, hätten sie es doch ebenso gewollt oder zumindest provoziert. Und die Frage, warum sie sich nicht einfach dagegen wehrten, wenn sie es nicht wollten, hilft Betroffenen ebenso wenig. Das Nichtwehren lässt sich biologisch erklären. Nicht nur Flucht und Kampf sind Reaktionen des Körpers, sondern auch das Einfrieren. Bei diesem Vorgang, auch dissoziativer Stupor genannt, erstarrt der Körper und die Betroffenen können sich nicht bewegen. Diese Starre bewirkt das die Informationen gefiltert werden und die Person sich wie unter Wasser anfühlt. Geräusche klingen weit entfernt und alles sieht verschwommen aus. Durch das Dissoziieren schützt der Körper sich, bewirkt aber gleichzeitig, dass die Erinnerungen nicht bewusst hervorgeholt werden können. Juristische Entscheidungen beruhen jedoch auf Tatsachen, sodass Verfahren gegen Täter*innen ohne Erinnerungen der Opfer oftmals eingestellt werden. Wenn sie denn überhaupt eine Strafanzeige stellen. In Unter Deck tut Olivia dies nicht. Durch die gesellschaftliche Sozialisierung und das Victim Blaming, dem sie auch in der Handlung begegnet, fällt es ihr zunächst schwer, die Tat als Vergewaltigung anzusehen. Im Verlauf begleiten die Lesenden sie auf diesem Weg und erleben ein emotional aufrührenden und erschreckenden Roman, der leider die heutige Gesellschaft darstellt und den Finger in die Wunde legt. Vergewaltigungen und sexueller Missbrauch sind keine Ausnahmefälle, sondern die Regel. Und Betroffene wird schon seit jeher eingetrichtert, die Schuld bei sich selbst zu suchen. Der Roman möchte dazu beitragen, diese Strukturen und Denkweisen zu durchbrechen. „Mir geht auf, dass ich nicht allein bin. Wir alle tragen Narben mit uns herum. Aber eine Narbe bedeutet, dass unsere Verletzungen dabei sind, zu verheilen. Eine Narbe ist der Beweis, dass wir überlebt haben.“ Sophie Hardcastle bricht ihr Schweigen und entscheidet sich bewusst dazu, ihre Geschichte zu teilen. Unter Deck steht stellvertretend für viele Opfer von sexueller Gewalt und wirkt als Befreiungsschlag. Ein wichtiger Roman, der an den Strukturen unserer Zeit rüttelt. Sophie Hardcastel: Unter Deck, Kein & Aber, Zürich – Berlin 2021, 312 Seiten.
>>Wir alle tragen Narben mit uns herum. Aber eine Narbe bedeutet, dass unsere Verletzungen dabei sind, zu verheilen. Eine Narbe ist der Beweis, dass wir überlebt haben.<< Im einen Moment fühlte Olivia sich zu Hause, aufgehoben in der Magie des Meeres, doch wo Licht ist, da ist auch Schatten und durch die grausame Dunkelheit wird sie gezogen und alles scheint unterzugehen... einfach alles... doch das Leben ist wie es ist... immer im Wandel, immer ein Lauf der Zeit...
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AlleBeschreibung
Autorenbeschreibung
Sophie Hardcastle wurde 1993 in Australien geboren. Sie studierte in Oxford Englische Literatur und in Sydney Kunst mit Schwerpunkt Malerei. Sie ist Autorin, Künstlerin und Drehbuchautorin. Sie verfasst Artikel für verschiedene Zeitschriften und wurde mehrfach ausgezeichnet
Beiträge
Rau, wild und aufwühlend wie die See
Hardcastle nimmt uns im Buch mit auf See. In beeindruckender, farbiger Sprache wird das Meer, Frauen und den weiblichen Körper beschrieben. Es ist so viel mehr als die Geschichte von Oli, Mac und Maggie. Es geht um Gleichberechtigung, Autonomie, Selbstliebe, Kunst& Umweltschutz. Um Verletzung, Heilung und um Sprachlosigkeit mancher Frau. Klare Leseempfehlung!
Spannend, Emotional und poetisch. Hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich das Ende ein bisschen komisch fand.
Der Einstieg war ein bisschen holprig, aber dann war es so wunderbar, dass ich es abends gar nicht mehr aus der Hand legen konnte. Leicht geschrieben & gleichzeitig voller Liebe zum Wort - ich würde es immer wieder lesen. ( TW zum Buch: toxische Beziehung, Vergewaltigung, Trauer, Tod )
Inhalt: Die 21-jährige Olivia trifft auf seltsame Weise den liebenswürdigen, alten Mac und begibt sich kurzerhand mit ihm und der Künstlerin Maggie auf hohe See. Auf diesem Segeltörn lernt sie das Segeln und das Meer mit anderen Augen zu sehen, zu lieben. Nur vier Jahre später wird Olivia ihr geliebtes Meer zum Verhängnis, als sie mit fünf gleichaltrigen jungen Männern für einen Überführungstörn an Board geht. Ein Törn, dessen Erlebnisse sich auf ihr gesamtes weiteres Leben auswirken. Meine Meinung: Sophie Hardcastle hat mit „Unter Deck“ eine Lobeshymne auf das Meer geschrieben. Dabei weiß sie ihre sehr poetische Sprache gekonnt einzusetzen und reißt Themen wie Klimawandel, Kunst, Identitätsfindung und Feminismus an. Stets präsent ist der sexuelle Missbrauch und der Umgang mit diesem. Zugegeben, meine Erwartungen an das Buch waren hoch, da ich bereits viele begeisterte Stimmen gehört/gelesen habe. Ich wusste nur vom sexuellen Missbrauch. Also wartete ich gebannt darauf, dass es passiert, als sei es etwas Wünschenswertes. Doch hat mich dieses Warten den ersten Abschnitt nicht genießen lassen. Ich habe jedem misstraut, leider auch den warmherzigen Menschen und intensiven Beschreibungen des Meeres. Und dann war er da. Der Missbrauch und alles, was auf dem Törn folgte, war grausam und das Verhalten der jungen Männer feige und ekelerregend. Stück für Stück kämpfte sich Olivia zurück ins Leben, näherte sich Altem wieder an. Doch dann das Ende. Irgendwie glasklar und doch nicht so ganz. Ihr merkt sicher, so richtig überkam mich die Begeisterung nicht. „Unter Deck“ gefiel mir sehr gut, keine Frage, doch war es für mich leider nicht außergewöhnlich. Vielleicht hätte es mich mehr mitgerissen, wenn ich neutral ins Buch gestartet wäre. So bleib ein Fünkchen Enttäuschung zurück. Dennoch ist es ein großartiges Buch mit einer bildhaften, poetischen Sprache, das ich gerne weiterempfehle. Tut mir nur einen Gefallen und genießt den ersten Abschnitt in vollen Zügen
Ein starkes und berührendes Buch. Themen wie Feminismus, Diversität, Naturschutz und unbearbeitete Traumata begleiten die gesamte Geschichte. Olivia ist gefangen in einer toxischen Beziehung und bricht aus allen Erwartungen die u.a. ihre Eltern an sie stellen aus und entscheidet sich gegen einen sicheren Job und für ein Leben auf dem Meer. Sie begegnet wunderbaren Menschen, die ihr zur Seite stehen und sie in ihren Entscheidungen unterstützen. Aber unter der Oberfläche brodelt es.. denn nicht alle meinen es gut mit Olivia. Das Ende des Buches hat mir besonders gut gefallen, wird die Sprache dort noch mal lyrischer und poetischer, kommt uns die Natur noch mal ein großes Stück näher! Ich möchte eine eindringliche Triggerwarnung geben aufgrund von sexueller Gewalt!
Ganz hervorragend. Harte Geschichte, aber sehr fesselnd.
Großes Kino!
Sprachlos. Habe ich damit gerechnet, dass mich dieses Buch SO mitnehmen wird? Definitiv nicht. Ich kann gar nicht in Worte fassen, was das Buch mit mir gemacht hat. So Wort- und bildgewaltig. Der Klappentext lasst ja schon erahnen, um was es grob gehen wird. Aber es geht um so viel mehr. Eine junge Frau, Olivia, Oli. Wir begleiten sie, auf ihren Weg der Findung. Was sie werden will. Was sie nicht werden will. Was sie möchte. Was sie nicht möchte. Was sie “vielleicht” wollte ? Nein. Am Anfang, wo sie etwas findet, in dem sie aufgeht, ihre Leidenschaft findet, mit Menschen, die sie lieben lernt. Einen Ort, an dem sie sich geborgen und wohl führt. Und wie dieser Ort zum schlimmsten Alptraum wird für sie. Bis sie am Ende stärker, und funkelnder aus dem Meer wieder auftaucht. Sophie Hardcastle hat es geschafft, dass ich beim lesen so intensiv mit der Protagonistin mitgefiebert, mitgelitten, mitgefühlt habe. Es war wie eine Katastrophe, bei der einen die Hände gebunden sind. Man will etwas tun, ihr helfen. Man fiebert mit ihr. Dass es alles gut werden mag. Von Lachen, Tränen über Bauchschmerzen, hatte ich alles beim lesen dabei. Es war ein grandioses Buch. (und das Cover ist auch nicht zu verachten)
„Auf See hört niemand deine Schreie.“ Ein einsames Segelboot auf dem offenen blauen Ozean und auf ihm fünf Männer, – eine Frau. Frauen an Bord bringen Unglück. So der alte Seemannsglaube. Doch bringen Frauen Unglück oder werden Männer an Bord zu unzivilisierten Wilden? Unter Deck spült das Ende der Geschichte bereits auf der ersten Seite an. „Ich sterbe am Abend vor meinem Geburtstag, mit neunundzwanzig, fast dreißig Jahren.“ Diese krachende Eröffnung zieht einen in die Handlung wie der Brandungssog die Badenden. Schnell befinden wir uns auf offener See und schaukeln im Gleichklang der Wellen, während die Protagonistin uns mit ihrer poetischen Sprache immer tiefer in ihre Welt zieht. Durch die Beschreibung von Klängen mittels Farben wird das intensive Erleben Olivias hervorgehoben. Oli hört nicht nur Klänge, sie sieht sie farblich vor sich. Während die meisten Menschen ein Geräusch mit nur einem Sinnesorgan wahrnehmen, registrieren Synästhet*innen Reize auf mehrere Arten. Die glaubhafte Darstellung dieser Eigenschaft gelingt vor allem dank der eigenen Synästhesie der Autorin Sophie Hardcastle. Diese Übereinstimmung mit der Protagonistin bleibt nicht die einzige Gemeinsamkeit, die die Frauen teilen. Im Alter von 23 Jahren wird Hardcastle selbst Opfer eines sexuellen Übergriffs. Im Interview mit The Guardian berichtet die Autorin davon, wie die erste Reaktion auf ihren Bericht lautete: „Why didn’t you just scream?“ Diese Frage beschäftigte sie noch lange und bildet die Grundlage ihres Romans Unter Deck. In der Vergewaltigungsszene verarbeitet die Autorin die Erfahrung des sexuellen Missbrauchs ihr gegenüber. Olivia arbeitet auf Jachten und unterstützt bei deren Überführung. Bei einem weiteren Auftrag arbeitet sie gemeinsam mit fünf jungen Männern. Bereits von Beginn wird sie mit misogynen Bemerkungen und sexistischen Benehmen konfrontiert. Ihre Qualitäten werden von Anfang an degradiert. Während des Törns versuchen mehrere Männer, ihr auf intime Weise näher zu kommen. Bis auf AJs Flirtversuche blockiert sie jegliche Annäherungen ab. Zunächst empfindet Olivia den Kuss von AJ noch als angenehm. Dieses Gefühl schlägt jedoch innerhalb weniger Sekunden um. Sie möchte den körperlichen Kontakt beenden und versucht oftmals weitere Näherungen zu stoppen. AJ ignoriert jedoch allerlei Einwände. Während der Szene werden die Gedankengänge und Handlungen von Olivia aus der Ich-Perspektive formuliert, wodurch die Empfindungen und Denkweisen nachvollziehbar werden. „Sieht so Vergewaltigung aus? […] Warum wehre ich mich nicht? Wehr dich! Tu ich doch! Nein, tust du nicht. Wehr dich! […] Ich kann mich nicht bewegen. Ich bekomme keine Luft.“ In diesen wenigen Sätzen wird die Fassungslosigkeit Olivias deutlich. Dabei kommen ihr die Fragen auf, ob die einmalige Anziehung die Annäherung rechtfertigt. Diese Fragen sind in der Hinsicht interessant, da sie viel über die Gesellschaft aussagen. Warum genügt nicht bereits der erste Widerspruch? AJ hört ihre Worte, doch macht einfach weiter. Im Roman wird kein Moment des Zögerns auf seiner Seite beschrieben, sondern allein das stetige Drängen. Wieder und wieder versucht Olivia verbal die fortschreitenden Handlungen zu unterbinden, ohne überhaupt eine einzige Reaktion zu bekommen. Als weibliche Person wird sie von Anfang an von Männern unterdrückt. Bereits mit ihren Freund Adam erlebt sie eine toxische Beziehung. In einer Szene beschreibt sie den scheinbar einvernehmlichen Geschlechtsakt mit ihrem Freund. Dieser nennt sie „sexy“ und beginnt mit körperlichen Intimitäten, obwohl Olivia sich an diesem Tag nicht besonders wohlfühlt. „Sein tiefer und schneller werdender Atem ist erst rosa und wird dann rot. Knallrot. Intensiv und satt.“ Sie versucht einzuwenden, dass sie nicht in der Stimmung für Sex sei. Das wird von Adam jedoch ignoriert und er fährt unbeirrt fort. „Er bewegt sich zwischen meinen Beinen, berührt mich, aber ich bin noch nicht feucht genug.[…] Er dringt in mich ein, und ich keuche. […] ‚Fühlt sich das gut an?‘, fragt er, und ich antworte nicht, denn es wird sich mit der Zeit gut anfühlen. Wenn ich es zulasse. Wenn ich mich entspanne. Also tue ich genau das. Ich kapituliere.“ Obwohl Olivia bewusst eine Beziehung mit Adam eingegangen ist, verspürt sie beim Geschlechtsverkehr in dieser Szene keine Freude. Vielmehr beschreibt sie einen sexuellen Übergriff, den sie im Nachhinein als einvernehmlichen Geschlechtsverkehr deklariert. „‘Es ist das tiefste Rot‘, murmele ich vor mich hin. […] ‚Tiefrot … ein tiefes, sattes Rot.‘ […] ‚Vergewaltigung‘.“ Mit diesem Zitat beschreibt sie das Geschehen mit AJ auf dem Schiff, doch in Anbetracht der vorangegangen beschriebenen Szene wird deutlich, dass sie bereits mit ihrem Freund Adam eine vergleichbare Situation erlebte. Sein Atem nahm für sie die Farbe Rot an, was für sie im Nachhinein gleichbedeutend mit der Farbe der Vergewaltigung ist. Paradigmatisch stellt der Roman den Verlauf dar, wodurch Betroffene in ein Dickicht des Undurchdringlichen gezogen werden. Die Grenzen zwischen selbstbestimmtem Geschlechtsverkehr und aufgedrängter sexueller Belästigung verschwimmen. Dabei wirft der Text Fragen auf, die in der Gesellschaft lange Zeit ignoriert wurden. Täter-Opfer-Umkehr beschreibt die Situationen, in denen das Opfer vorgeworfen wird, (Mit)Schuld an der Tat zu haben. Wenn sie dem Täter vorher Interesse signalisieren, hätten sie es doch ebenso gewollt oder zumindest provoziert. Und die Frage, warum sie sich nicht einfach dagegen wehrten, wenn sie es nicht wollten, hilft Betroffenen ebenso wenig. Das Nichtwehren lässt sich biologisch erklären. Nicht nur Flucht und Kampf sind Reaktionen des Körpers, sondern auch das Einfrieren. Bei diesem Vorgang, auch dissoziativer Stupor genannt, erstarrt der Körper und die Betroffenen können sich nicht bewegen. Diese Starre bewirkt das die Informationen gefiltert werden und die Person sich wie unter Wasser anfühlt. Geräusche klingen weit entfernt und alles sieht verschwommen aus. Durch das Dissoziieren schützt der Körper sich, bewirkt aber gleichzeitig, dass die Erinnerungen nicht bewusst hervorgeholt werden können. Juristische Entscheidungen beruhen jedoch auf Tatsachen, sodass Verfahren gegen Täter*innen ohne Erinnerungen der Opfer oftmals eingestellt werden. Wenn sie denn überhaupt eine Strafanzeige stellen. In Unter Deck tut Olivia dies nicht. Durch die gesellschaftliche Sozialisierung und das Victim Blaming, dem sie auch in der Handlung begegnet, fällt es ihr zunächst schwer, die Tat als Vergewaltigung anzusehen. Im Verlauf begleiten die Lesenden sie auf diesem Weg und erleben ein emotional aufrührenden und erschreckenden Roman, der leider die heutige Gesellschaft darstellt und den Finger in die Wunde legt. Vergewaltigungen und sexueller Missbrauch sind keine Ausnahmefälle, sondern die Regel. Und Betroffene wird schon seit jeher eingetrichtert, die Schuld bei sich selbst zu suchen. Der Roman möchte dazu beitragen, diese Strukturen und Denkweisen zu durchbrechen. „Mir geht auf, dass ich nicht allein bin. Wir alle tragen Narben mit uns herum. Aber eine Narbe bedeutet, dass unsere Verletzungen dabei sind, zu verheilen. Eine Narbe ist der Beweis, dass wir überlebt haben.“ Sophie Hardcastle bricht ihr Schweigen und entscheidet sich bewusst dazu, ihre Geschichte zu teilen. Unter Deck steht stellvertretend für viele Opfer von sexueller Gewalt und wirkt als Befreiungsschlag. Ein wichtiger Roman, der an den Strukturen unserer Zeit rüttelt. Sophie Hardcastel: Unter Deck, Kein & Aber, Zürich – Berlin 2021, 312 Seiten.
>>Wir alle tragen Narben mit uns herum. Aber eine Narbe bedeutet, dass unsere Verletzungen dabei sind, zu verheilen. Eine Narbe ist der Beweis, dass wir überlebt haben.<< Im einen Moment fühlte Olivia sich zu Hause, aufgehoben in der Magie des Meeres, doch wo Licht ist, da ist auch Schatten und durch die grausame Dunkelheit wird sie gezogen und alles scheint unterzugehen... einfach alles... doch das Leben ist wie es ist... immer im Wandel, immer ein Lauf der Zeit...