Unser Teil der Nacht
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Mariana Enriquez, geboren 1973 in Buenos Aires, machte ihren Abschluss in Journalismus und sozialer Kommunikation. 2021 stand sie auf der Shortlist des International Booker Prize. Ihre Werke gewannen zahlreichen Preise und sind in viele Sprachen übersetzt. Für „Unser Teil der Nacht“ erhielt sie 2019 den Premio Herralde, den wichtigsten Preis für spanischsprachige Literatur.
Beiträge
Was für eine Geschichte. Krass. Eigentlich eine Familiengeschichte, die über Jahrzehnte gesponnen wird. Aber dann auch eine Geschichte voller Okkultismus und dem Horror, der dadurch entsteht. Von Menschen, die sich wegen ihres Reichtums alles erlauben können. Von der Hoffnung, die Liebsten schützen zu können. Die Geschichte eines Landes im Umbruch, von Toden, Opfern, Loyalität und Freundschaft. Intensiv, eindringlich, schrecklich. Richtig, richtig gut.
Puh, (endlich) geschafft. War zum Ende hin dann doch noch einmal ziemlich spannend, aber insgesamt hatte dieser Schinken für mich einfach zu viele Längen. Manche Abschnitte waren Pageturner, anderen wiederum fehlte es an Dichte. Insgesamt ein interessanter Epos, der aufgrund der Mischung aus Düsternheit und modernen Elementen durchaus heraussticht. Die Stärken liegen hierbei für mich tatsächlich in den Details - sei es der erzählerische Umgang mit Gender und Sexualität oder dem Einflechten von Klasse und Klassenkampf. 40 Jahre argentinische Geschichte auf über 800 Seiten, uff. Eher 3,5 Sterne als 4, aber man kann hier ja keine halben vergeben 😇
Mariana Enriquez ist als Horrorgenie mit Hang zum Okkultismus bekannt. Mit »Unser Teil der Nacht« legt sie einen Roman vor, der Dämonisches und Historisches zu einer neuen Realität verflicht. Diese Realität erinnert mit ihrer beinahe wissenschaftlich-nüchterne Ästhetik an Gedichte von Gottfried Benn: Morbid und faszinierend. Das Buch erzählt die Geschichte des verwitweten, schwerkranken Juan, der verzweifelt versucht, seinen Sohn Gaspard den Fängen eines Ordens zu entziehen. Der Kult möchte den Jungen wie schon den Vater als Medium benutzen – und damit dem Tod weihen. Hintergrund der Geschichte ist die grausame Militärdiktatur 1976–1983. Enriquez legt den Fokus ihrer Erzählung dabei nicht aufs Politische. Es geht darum, die Familien- und Ordensgeschichte zu erzählen und die beklemmende Atmosphäre der Militärdiktatur mit den Horrorelementen greifbar zu machen. Alltägliches, Heiliges, Dämonisches und Historisches begegnen sich in der Erzählung auf Augenhöhe – so verbinden sie sich zu einer eigenen Realität. Szenen, in denen das Dämonische sich Bahn bricht, sind drastisch in ihrer Darstellung – allerdings auch so in die Normalität der erzählten Welt eingebettet, dass sie eher faszinieren als verstören. Dazu kommt die plastische Sprache, mit der Enriquez die Szenen als filmreifes Spektakel formt: Selten sind blutige Rituale so ästhetisch. Der eigentliche Horror liegt nicht im Unbekannten, sondern darin, was Menschen sich anzutun imstande sind. Ich war immer wieder erstaunt, dass dieses komplexe Erzählkonstrukt funktioniert! Das tut es, aber um den Preis eines langsamen Erzähltempos. Ich lieb’s – andere könnte es abschrecken. Für mich war es eine großartige Lektüre, die ich allen mit Hang zum Hintergrund und magischen Realismus gern empfehle. Vollständige Rezension auf » atgilgamesch.de
Eine außergewöhnliche Geschichte
Nach dem Klappentext hatte ich eine Geschichte über eine Familien Saga aus Argentinien erwartet. Was ich bekommen habe, war eine sehr interessante Geschichte die mich mit starken Fantasy Elementen überraschte. Da ist Juan, der Vater, der Geister sieht, selbst die Dunkelheit heraufbeschwören kann und das Medium eines alten, reichen Ordens ist. Gaspar, sein Sohn spielt im Verlauf eine wichtige Rolle. Es ist eine langsame, detaillierte, düstere und teils brutale Geschichte die den Lesenden hier erzählt wird. Der Schreibstil war gut, aber nicht so wie ich ihn am liebsten habe. Die Geschichte die erst von Juan, später von Rosaria erzählt, einen kleineren Abschnitt von einer Journalistin erzählt um schließlich zu Gaspar zu kommen und mit ihm die Geschichte auch beendet. Kapitel gibt es keine. Die Geschichte geht über mehrere Jahrzehnte hinweg. Auch von Argentinien bekommt man nur teilweise was erzählt - im letzten Drittel etwas mehr und das ließ mich wieder mal bewusst werden, wie gut es uns geht und wie privilegiert wir hier leben. Insgesamt eine sehr interessante Geschichte die einen gewissen Sog entwickelt, aber nicht gänzlich zu brillieren weiß.
Erschütternd und faszinierend zu gleich! Ein paar Kleinigkeiten hätte ich mir anders gewünscht, ansonsten ein toller Roman!
Mariana Enriquez hat mit ihrem Roman ein preisgekröntes Epos geschrieben, das erschütternd und faszinierend zugleich ist. Ein Vater reist mit seinem Sohn durch das von Korruption geprägte Argentinien zum Familiensitz seiner verstorbenen Frau. Juan möchte Gaspar vor den grauenvollen Fängen seiner Großmutter Mercedes und deren Verbündeten schützen: Denn Juan gilt als mächtiges Medium eines okkulten Ordens, der die Dunkelheit anbetet und in deren Namen blutige Rituale durchführt. Doch diese Rituale fordern ihren Tribut und Gaspar soll als nächstes Medium dienen, sobald er das entsprechende Alter erreicht. Um seinem Sohn diese Tortur zu ersparen, sammelt Juan seine letzten Kräfte. Doch auch Schutz erfordert gewisses Leid. Das Buch hat mich an so vielen Stellen mit einer unverfrorenen Brutalität schockiert und doch war ich fasziniert von der Geschichte dieses okkulten Treibens, das selbst vor Kindern keinen Halt gemacht hat. Insbesondere die erste Hälfte des Buches war für mich pure Spannung. Verwoben mit der Geschichte Argentiniens , beschreibt Enriquez den Weg eines dynamischen Vater-Sohn Gespanns, das mich in einem Moment gerührt, im nächsten Moment schockiert und atemlos gelassen hat. Der Roman ist sicherlich von viel Gewalt geprägt, aber auch von verborgener Liebe, was durchaus irritierend sein kann. In mehreren Teilen erfahren wir aus unterschiedlichen Perspektiven von der Entstehung, sowie den Handlungen und Machenschaften des Ordens. Aber auch von Beziehungen aller Art, mystischen Kräften, politischen Gegebenheiten, Leid und Liebe. Die letzten 200 Seiten hat mir ein bisschen die Spannung in Bezug auf den Okkultismus gefehlt und das Ende wirkte auf mich persönlich sehr abrupt. Ich hätte auch gerne mehr zum Verbleib einiger Charaktere, die alle durchaus eine wichtige Rolle gespielt haben, gelesen. Aber, lasst euch von diesen Kritikpunkten nicht irritieren: Sie haben zumindest für mich nur wenig Einfluss auf den Gesamteindruck gemacht und der ist mehr als nur positiv. Ich bin noch immer geflasht von dieser intensiven Geschichte. Eventuell auch ein bisschen verstört. Ich glaube, so richtig in Worte verpacken kann ich das auch gar nicht: Lest es einfach selbst!
Ich bin immer noch ein wenig sprachlos, wenn ich ehrlich bin. Erst einmal möchte ich etwas zum „Horror“ des Buches sagen. Ich habe von Menschen gelesen, dass sie sich fragen, wo der Horror ist und wann die Geschichte dahingehend anfängt. Generell ist das Buch sehr ruhig – fast wie die Dokumentation dieser Leben und Ereignisse. Der Horror ist, meiner Meinung nach, oft zischen den Zeilen und in der Geschichte selbst. Der Horror lauert in der Ruhe und in dem, was man weiß. Er lauert in den Fetzen, die man bereits entschlüsselt hat und in den Ungewissheiten, was jetzt im Hintergrund passiert. Natürlich gibt es auch Momente, in denen der Horror sehr präsent und ein wenig graphisch ist, aber oft lauert er hinter der nächsten Ecke und beobachtet dich einfach nur. Der Horror ist da, auch wenn du ihn nicht sehen kannst. Der Horror ist die Geschichte selbst. Besonders hat mir gefallen, dass wir immer wieder verschiedene Sichtweisen (in großen Abständen, es ist nicht anstrengend und man kann gut folgen!) erleben und sich die Ereignisse nach und nach verknüpfen und man Dinge versteht, die man vorher nicht begriffen hat. All das macht es irgendwie sehr mysteriös und ich habe mich so gefreut, als ich zum Schluss so viele Dinge begriffen habe, haha. Die Charaktere waren stark ausgearbeitet und sie waren halt einfach STARK. Mariana Enríquez hat mit ihrem Cast wirklich abgeliefert, ich habe absolut nichts auszusetzen. Auch die Beziehungen zwischen den Charakteren waren unglaublich und habe all die Liebe, destruktive Art und Menschlichkeit genossen. Es war einfach unglaublich komplex! (Das gesamte Buch ist komplex!) Ich hätte noch stundenlang weiterlesen/hören können. Mariana Enríquez hat mich regelrecht gefangen genommen und in eine Welt entführt, die mir Gänsehaut beschert hat. Der Schreibstil / Erzählstil war wunderschön. Ich bin einfach nur verliebt, verliebt, verliebt!
Ich habe immer wieder versucht, ein Buch zu finden, das ich mit Unser Teil der Nacht von Mariana Enriquez vergleichen könnte. Es gibt zwar Bücher - Der Schatten des Windes- die ich teilweise atmosphärisch oder - Slade House von David Mitchell - teilweise inhaltlich ähnlich fand. Doch keines dieser Bücher ist annähernd so dieser Roman. In Unser Teil der Nacht geht es um einen Geheimbund, dessen Medium, Juan, die Dunkelheit heraufbeschworen kann. Es handelt sich aber keinesfalls um eine Verschwörungs- oder Fantasygeschichte. Das Ganze geht viel weiter und viel tiefer. Aus der Perspektive verschiedener Charaktere, darunter Juan, dessen verstorbene Frau Rosario und ihr gemeinsamer Sohn Gaspar, lassen langsam ein Bild entstehen, von dem ich gar nicht zuviel vorwegnehmen möchte. Das Buch ist Familiensaga, Vater-Sohn-Geschichte, Gesellschaftsepos und Fantasy zugleich. Ich fand es hervorragend geschrieben. Die Mischung der verschiedenen Genres ist sehr gelungen und trotz der über 800 Seiten habe ich es innerhalb sehr kurzer Zeit gelesen. Ich mochte auch sehr die verschiedenen Bezüge zwischen den einzelnen Abschnitten und wie die Autorin immer wieder eine Nebensächlichkeit neu aufgreift und plötzlich vieles einen oder einen neuen Sinn erhält. Auch die Entwicklung der einzelnen Charaktere war sehr gut gemacht: ich habe selten ein Buch gelesen, bei dem ich während des Lesens zu so vielen Figuren meine Meinung so grundlegend geändert habe. Auch wie am Ende alle Fäden zusammengeführt werden hat mir sehr gefallen. Von mir gibt es eine ganz große Leseempfehlung!
Äh, nö. Abbruch auf Seite 157.
Ich hab den Sog vermisst, von dem alle so geschwärmt haben. Wann kommt denn der Horror und die Grausamkeiten? Auf den ersten 150 Seiten zieht sich die Handlung einfach nur so dahin. Sprachlich ganz ok zwar, inhaltlich kann ich damit leider nichts anfangen.

Brutal, mysteriös, streckenweise sehr spannend und am Ende dann irgendwie im Sande verlaufen
Ähnliche Bücher
AlleBeschreibung
Autorenbeschreibung
Mariana Enriquez, geboren 1973 in Buenos Aires, machte ihren Abschluss in Journalismus und sozialer Kommunikation. 2021 stand sie auf der Shortlist des International Booker Prize. Ihre Werke gewannen zahlreichen Preise und sind in viele Sprachen übersetzt. Für „Unser Teil der Nacht“ erhielt sie 2019 den Premio Herralde, den wichtigsten Preis für spanischsprachige Literatur.
Beiträge
Was für eine Geschichte. Krass. Eigentlich eine Familiengeschichte, die über Jahrzehnte gesponnen wird. Aber dann auch eine Geschichte voller Okkultismus und dem Horror, der dadurch entsteht. Von Menschen, die sich wegen ihres Reichtums alles erlauben können. Von der Hoffnung, die Liebsten schützen zu können. Die Geschichte eines Landes im Umbruch, von Toden, Opfern, Loyalität und Freundschaft. Intensiv, eindringlich, schrecklich. Richtig, richtig gut.
Puh, (endlich) geschafft. War zum Ende hin dann doch noch einmal ziemlich spannend, aber insgesamt hatte dieser Schinken für mich einfach zu viele Längen. Manche Abschnitte waren Pageturner, anderen wiederum fehlte es an Dichte. Insgesamt ein interessanter Epos, der aufgrund der Mischung aus Düsternheit und modernen Elementen durchaus heraussticht. Die Stärken liegen hierbei für mich tatsächlich in den Details - sei es der erzählerische Umgang mit Gender und Sexualität oder dem Einflechten von Klasse und Klassenkampf. 40 Jahre argentinische Geschichte auf über 800 Seiten, uff. Eher 3,5 Sterne als 4, aber man kann hier ja keine halben vergeben 😇
Mariana Enriquez ist als Horrorgenie mit Hang zum Okkultismus bekannt. Mit »Unser Teil der Nacht« legt sie einen Roman vor, der Dämonisches und Historisches zu einer neuen Realität verflicht. Diese Realität erinnert mit ihrer beinahe wissenschaftlich-nüchterne Ästhetik an Gedichte von Gottfried Benn: Morbid und faszinierend. Das Buch erzählt die Geschichte des verwitweten, schwerkranken Juan, der verzweifelt versucht, seinen Sohn Gaspard den Fängen eines Ordens zu entziehen. Der Kult möchte den Jungen wie schon den Vater als Medium benutzen – und damit dem Tod weihen. Hintergrund der Geschichte ist die grausame Militärdiktatur 1976–1983. Enriquez legt den Fokus ihrer Erzählung dabei nicht aufs Politische. Es geht darum, die Familien- und Ordensgeschichte zu erzählen und die beklemmende Atmosphäre der Militärdiktatur mit den Horrorelementen greifbar zu machen. Alltägliches, Heiliges, Dämonisches und Historisches begegnen sich in der Erzählung auf Augenhöhe – so verbinden sie sich zu einer eigenen Realität. Szenen, in denen das Dämonische sich Bahn bricht, sind drastisch in ihrer Darstellung – allerdings auch so in die Normalität der erzählten Welt eingebettet, dass sie eher faszinieren als verstören. Dazu kommt die plastische Sprache, mit der Enriquez die Szenen als filmreifes Spektakel formt: Selten sind blutige Rituale so ästhetisch. Der eigentliche Horror liegt nicht im Unbekannten, sondern darin, was Menschen sich anzutun imstande sind. Ich war immer wieder erstaunt, dass dieses komplexe Erzählkonstrukt funktioniert! Das tut es, aber um den Preis eines langsamen Erzähltempos. Ich lieb’s – andere könnte es abschrecken. Für mich war es eine großartige Lektüre, die ich allen mit Hang zum Hintergrund und magischen Realismus gern empfehle. Vollständige Rezension auf » atgilgamesch.de
Eine außergewöhnliche Geschichte
Nach dem Klappentext hatte ich eine Geschichte über eine Familien Saga aus Argentinien erwartet. Was ich bekommen habe, war eine sehr interessante Geschichte die mich mit starken Fantasy Elementen überraschte. Da ist Juan, der Vater, der Geister sieht, selbst die Dunkelheit heraufbeschwören kann und das Medium eines alten, reichen Ordens ist. Gaspar, sein Sohn spielt im Verlauf eine wichtige Rolle. Es ist eine langsame, detaillierte, düstere und teils brutale Geschichte die den Lesenden hier erzählt wird. Der Schreibstil war gut, aber nicht so wie ich ihn am liebsten habe. Die Geschichte die erst von Juan, später von Rosaria erzählt, einen kleineren Abschnitt von einer Journalistin erzählt um schließlich zu Gaspar zu kommen und mit ihm die Geschichte auch beendet. Kapitel gibt es keine. Die Geschichte geht über mehrere Jahrzehnte hinweg. Auch von Argentinien bekommt man nur teilweise was erzählt - im letzten Drittel etwas mehr und das ließ mich wieder mal bewusst werden, wie gut es uns geht und wie privilegiert wir hier leben. Insgesamt eine sehr interessante Geschichte die einen gewissen Sog entwickelt, aber nicht gänzlich zu brillieren weiß.
Erschütternd und faszinierend zu gleich! Ein paar Kleinigkeiten hätte ich mir anders gewünscht, ansonsten ein toller Roman!
Mariana Enriquez hat mit ihrem Roman ein preisgekröntes Epos geschrieben, das erschütternd und faszinierend zugleich ist. Ein Vater reist mit seinem Sohn durch das von Korruption geprägte Argentinien zum Familiensitz seiner verstorbenen Frau. Juan möchte Gaspar vor den grauenvollen Fängen seiner Großmutter Mercedes und deren Verbündeten schützen: Denn Juan gilt als mächtiges Medium eines okkulten Ordens, der die Dunkelheit anbetet und in deren Namen blutige Rituale durchführt. Doch diese Rituale fordern ihren Tribut und Gaspar soll als nächstes Medium dienen, sobald er das entsprechende Alter erreicht. Um seinem Sohn diese Tortur zu ersparen, sammelt Juan seine letzten Kräfte. Doch auch Schutz erfordert gewisses Leid. Das Buch hat mich an so vielen Stellen mit einer unverfrorenen Brutalität schockiert und doch war ich fasziniert von der Geschichte dieses okkulten Treibens, das selbst vor Kindern keinen Halt gemacht hat. Insbesondere die erste Hälfte des Buches war für mich pure Spannung. Verwoben mit der Geschichte Argentiniens , beschreibt Enriquez den Weg eines dynamischen Vater-Sohn Gespanns, das mich in einem Moment gerührt, im nächsten Moment schockiert und atemlos gelassen hat. Der Roman ist sicherlich von viel Gewalt geprägt, aber auch von verborgener Liebe, was durchaus irritierend sein kann. In mehreren Teilen erfahren wir aus unterschiedlichen Perspektiven von der Entstehung, sowie den Handlungen und Machenschaften des Ordens. Aber auch von Beziehungen aller Art, mystischen Kräften, politischen Gegebenheiten, Leid und Liebe. Die letzten 200 Seiten hat mir ein bisschen die Spannung in Bezug auf den Okkultismus gefehlt und das Ende wirkte auf mich persönlich sehr abrupt. Ich hätte auch gerne mehr zum Verbleib einiger Charaktere, die alle durchaus eine wichtige Rolle gespielt haben, gelesen. Aber, lasst euch von diesen Kritikpunkten nicht irritieren: Sie haben zumindest für mich nur wenig Einfluss auf den Gesamteindruck gemacht und der ist mehr als nur positiv. Ich bin noch immer geflasht von dieser intensiven Geschichte. Eventuell auch ein bisschen verstört. Ich glaube, so richtig in Worte verpacken kann ich das auch gar nicht: Lest es einfach selbst!
Ich bin immer noch ein wenig sprachlos, wenn ich ehrlich bin. Erst einmal möchte ich etwas zum „Horror“ des Buches sagen. Ich habe von Menschen gelesen, dass sie sich fragen, wo der Horror ist und wann die Geschichte dahingehend anfängt. Generell ist das Buch sehr ruhig – fast wie die Dokumentation dieser Leben und Ereignisse. Der Horror ist, meiner Meinung nach, oft zischen den Zeilen und in der Geschichte selbst. Der Horror lauert in der Ruhe und in dem, was man weiß. Er lauert in den Fetzen, die man bereits entschlüsselt hat und in den Ungewissheiten, was jetzt im Hintergrund passiert. Natürlich gibt es auch Momente, in denen der Horror sehr präsent und ein wenig graphisch ist, aber oft lauert er hinter der nächsten Ecke und beobachtet dich einfach nur. Der Horror ist da, auch wenn du ihn nicht sehen kannst. Der Horror ist die Geschichte selbst. Besonders hat mir gefallen, dass wir immer wieder verschiedene Sichtweisen (in großen Abständen, es ist nicht anstrengend und man kann gut folgen!) erleben und sich die Ereignisse nach und nach verknüpfen und man Dinge versteht, die man vorher nicht begriffen hat. All das macht es irgendwie sehr mysteriös und ich habe mich so gefreut, als ich zum Schluss so viele Dinge begriffen habe, haha. Die Charaktere waren stark ausgearbeitet und sie waren halt einfach STARK. Mariana Enríquez hat mit ihrem Cast wirklich abgeliefert, ich habe absolut nichts auszusetzen. Auch die Beziehungen zwischen den Charakteren waren unglaublich und habe all die Liebe, destruktive Art und Menschlichkeit genossen. Es war einfach unglaublich komplex! (Das gesamte Buch ist komplex!) Ich hätte noch stundenlang weiterlesen/hören können. Mariana Enríquez hat mich regelrecht gefangen genommen und in eine Welt entführt, die mir Gänsehaut beschert hat. Der Schreibstil / Erzählstil war wunderschön. Ich bin einfach nur verliebt, verliebt, verliebt!
Ich habe immer wieder versucht, ein Buch zu finden, das ich mit Unser Teil der Nacht von Mariana Enriquez vergleichen könnte. Es gibt zwar Bücher - Der Schatten des Windes- die ich teilweise atmosphärisch oder - Slade House von David Mitchell - teilweise inhaltlich ähnlich fand. Doch keines dieser Bücher ist annähernd so dieser Roman. In Unser Teil der Nacht geht es um einen Geheimbund, dessen Medium, Juan, die Dunkelheit heraufbeschworen kann. Es handelt sich aber keinesfalls um eine Verschwörungs- oder Fantasygeschichte. Das Ganze geht viel weiter und viel tiefer. Aus der Perspektive verschiedener Charaktere, darunter Juan, dessen verstorbene Frau Rosario und ihr gemeinsamer Sohn Gaspar, lassen langsam ein Bild entstehen, von dem ich gar nicht zuviel vorwegnehmen möchte. Das Buch ist Familiensaga, Vater-Sohn-Geschichte, Gesellschaftsepos und Fantasy zugleich. Ich fand es hervorragend geschrieben. Die Mischung der verschiedenen Genres ist sehr gelungen und trotz der über 800 Seiten habe ich es innerhalb sehr kurzer Zeit gelesen. Ich mochte auch sehr die verschiedenen Bezüge zwischen den einzelnen Abschnitten und wie die Autorin immer wieder eine Nebensächlichkeit neu aufgreift und plötzlich vieles einen oder einen neuen Sinn erhält. Auch die Entwicklung der einzelnen Charaktere war sehr gut gemacht: ich habe selten ein Buch gelesen, bei dem ich während des Lesens zu so vielen Figuren meine Meinung so grundlegend geändert habe. Auch wie am Ende alle Fäden zusammengeführt werden hat mir sehr gefallen. Von mir gibt es eine ganz große Leseempfehlung!
Äh, nö. Abbruch auf Seite 157.
Ich hab den Sog vermisst, von dem alle so geschwärmt haben. Wann kommt denn der Horror und die Grausamkeiten? Auf den ersten 150 Seiten zieht sich die Handlung einfach nur so dahin. Sprachlich ganz ok zwar, inhaltlich kann ich damit leider nichts anfangen.
