Und alle so still
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Mareike Fallwickl debütierte 2018 mit Dunkelgrün fast schwarz, 2019 folgte Das Licht ist hier viel heller. Die Wut, die bleibt (2022) war ein großer Erfolg bei Presse und Publikum, kam bei den Salzburger Festspielen auf die Bühne und wird fürs Kino verfilmt. Und alle so still (2024) gelangte in die Top 10 der SPIEGEL-Bestsellerliste und wird ebenfalls an verschiedenen Theatern inszeniert. Mareike Fallwickl lebt im Salzburger Land und setzt sich online wie offline für Literaturvermittlung ein, mit Fokus auf weiblichen und diversen Erzählstimmen.
Merkmale
3 Bewertungen
Stimmung
Hauptfigur(en)
Handlungsgeschwindigkeit
Schreibstil
Beiträge
Mareike Fallwickl wagt in ihrem Roman „Und alle so still“ ein Gedankenexperiment. Was würde passieren, wenn Frauen nicht mehr das tun, was sie seit Jahrzehnten getan haben? Aus Sicht von Evi, einer Influencerin, Ruth, eine Pflegekraft Mitte Fünfzig und Nuri, einem neunzehnjährigen Schulabbrecher und Multijobber erzählt Fallwickl von einem Sommer in dem eine Revolte startet. Ich finde dieses Buch so wichtig. Es regt zum Nachdenken an und berührt durch die beschriebenen Einzelschicksale sehr. Eine absolute Leseempfehlung!
Vorneweg: Das zweite Jahreshighlight von Mareike Fallwickl für mich.
✨Rezension ✨ Wir beginnen hinten- in ihrem Nachwort zum Buch sagt Mareike Fallwickl, dass „und alle so still“ eine logische Fortsetzung zu „Die Wut, die bleibt“ ist, indem ein Ist-Zustand des Frauseins in unserer Gesellschaft thematisiert wird. In „Und alle so still“ geht sie einen Schritt weiter und umschreibt was passiert, wenn nun alle Frauen einfach von heute auf morgen aufhören würden Care-Arbeit zu machen, Mental Load zu stemmen, den Männern den Rücken frei zu halten,… "Die Frauen heben den Kopf, eine nach der anderen oder alle zugleich. Sie heben den Kopf und öffnen den Mund, kein Laut kommt aus ihren Kehlen, kein Geräusch dringt in die Luft, so viele Frauen, die Gesichter zum Himmel gereckt, die Augen geschlossen, und alle so still." Wie auch in „Die Wut, die bleibt“ finde ich nichts an dem Zustand der Frauen, der umschrieben wird neu oder überraschend oder spannend- es ist viel mehr ein Finger, der sich tief in die Haut bohrt und sichtbar macht, was man jeden Tag leistet. Was spannend und überraschend ist, sind die Charaktere. Sie sind vielschichtig und interessant und entwickeln sich auf wundervolle Art und Weise. Nicht zu gebaut. Nicht zu gewollt, sondern einfach natürlich. Alles passt. Ich liebe auch den Schreibstil von Mareike Fallwickl sehr, wie er poetisch aber ohne schwulstig zu sein, alltägliche Dinge beschreiben kann. Alles in allem ein ganz wundervolles Buch… ist es Utopie? Ist es Dystopie? Das entscheidet frau am besten selbst. 5 /5

Ganz klares Jahreshighlight und ein Re-read Kandidat. Die Charakatere waren vielfältig und genausowenig stereotyp und vorhersehbar wie die Story.
Ein kluges, aber radikales Buch, in dem sich Frauen auflehnen und wehren. Was passiert, wenn sich Frauen plötzlich verweigern, sich solidarisieren, sich weigern in unterbezahlten Jobs zu arbeiten und nebenher unsichtbare Care-Arbeit zu leisten, die nicht gewürdigt und wertgeschätzt wird. Innerhalb weniger Tage entsteht aus einem stillen Protest etwas, das die Gesellschaft zum Kollabieren bringt. Zeigt was Frauen leisten und wie sie, wie selbstverständlich, die Gesellschaft, das System und alltägliche Abläufe am Laufen halten. Ein Buch, das alles andere als still ist. Ein Buch, das aufzeigt, was schief läuft und dass es endlich an der Zeit ist, etwas zu ändern und Leistung bis zur totalen Aufopferung wertzuschätzen. Ein Buch, bei dem die Meinungen weit auseinander gehen werden, aber manchmal braucht es vielleicht eine gewisse Überspitzung. Mareike hat es geschafft, dass geredet und diskutiert wird. Für mich eine unumstrittene Leseempfehlung ⭐
Mareike Fallwickl ist einfach grandios. Bisher habe ich das Buch "nur" einmal gelesen, als eBook. Doch dieses Buch sollte man definitiv mehrfach lesen, also habe ich der Buch nun auch als Hardcover hier, um mir Notizen machen zu können.
Es führt fort, was auf "Die Wut, die bleibt" folgen könnte. Es startet als stiller Protest einiger Frauen, die entweder gar nicht oder schlecht bezahlt werden. Die verweigern die Arbeit komplett und legen sich still auf die Straße. Was darauf an Konsequenzen folgt und zu einer richtigen Bewegung anwächst, liest sich wie ein packender Thriller. Dabei ist es einfach so lebensnah. Vielleicht sollten wir das einfach mal tun, uns in den Weg legen. Auf jeden Fall sollten wir alle dieses Buch lesen.
Wow Ein im Gedächtnis bleibendes Buch. ⭐⭐⭐⭐⭐
Klappentext: Es ist der Beginn einer Revolte, bei der Frauen nicht mehr das tun, was sie immer getan haben. Plötzlich steht alles infrage, worauf unser System fußt. Ergreifen Elin, Nuri und Ruth die Chance auf Veränderung?
Ich bin die Gebärmutter, mich verbinden sie mit Weiblichkeit. Über alles, was mit mir geschieht, entscheiden Männer. Zitat S. 34
Was wäre, wenn sich Frauen verweigern, nicht mehr putzen, betreuen, pflegen...? Diesem Gedankenexperiment geht Mareike Fallwickl nach und skizziert eine Dystopie in dem die Welt ins Chaos stürzt, weil weiblich gelesene Personen nicht zur Verfügung stehen. Die Geschichte wird anhand der Hauptfiguren Ruth, Elin und Nuri erzählt. Alle drei haben im bisherigen Leben eine Menge erlebt. Ruth, die sich zunächst liebevoll um ihren behinderten Sohn Fritz kümmert und als er nicht mehr lebt aufopferungsvoll im Krankenhaus arbeitet, kein Nein kennt und bis zur absoluten Erschöpfung jede Schicht übernimmt, Überstunden macht. Elin Anfang 20 von Selbstzweifeln zerfressen, immer das Handy in der Hand auf Selbstdarstellung programmiert, Bestätigung bei x-beliebigen Männern suchend bis einer sie benutzt und entgegen der Absprache kein Kondom verwendet. Ein Wendepunkt. Nuri stammt aus prekären Verhältnissen, lebt in einer Hochhaussiedlung am Ende der Stadt. Die Eltern sprachlos, ist er von Beginn an auf sich gestellt muss jeden erdenklichen, schlecht bezahlten und unmenschlichen, gesundheitsgefährdeten Job annehmen. Er solidarisiert sich früh mit den Frauen, die die Care-Arbeit niederlegen. Die drei Figuren sind geschickt miteinander verbunden. Sie werden einander stützen, sich gegen die männliche Gewalt, die sich mehr und mehr Bahn bricht, auflehnen. Das Buch hat mich bewegt und wird mich noch eine Weile beschäftigen. Die Liebe, Freundschaft und Solidarität unter den Frauen, machte mir Hoffnung und hat dem Buch etwas an Schwere genommen. In der Danksagung erläutert Mareike Fallwickl die Idee zu Buch, die ihr schon beim Schreiben von "Die Wut die bleibt " gekommen ist. In diesem Buch wird die aktuelle gesellschaftliche Situation beschrieben. Im Buch "Und alle so still" schildert sie eune mögliche Zukunft. Erschreckend, aber nicht ganz unwahrscheinlich. Unbedingt lesen als Fortsetzung von "Die Wut die bleibt "!
Mit " Und alle so still" hat Mareike Fallwickl einen gesellschaftskritischen, feministischen und zeitgenössischen Roman geschrieben, der unter die Haut geht und zum Nachdenken anregt. Kernthema: Was passiert, wenn auf einmal alle Frauen einfach streiken - weder ihrer Care-Arbeit, noch ihrer regulären und zumeist schlecht bezahlter Arbeit nachkommen - und sich hinlegen – ganz leise, ohne großen Aufstand und ohne Gewalt? Genau dieser Frage ist die Autorin in ihrem aktuellen Roman nachgegangen. Dabei erzählt sie die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Elin (einer Influencerin, mit der ich einfach nicht warm geworden bin), Nuri (Sohn einer sri-lankischen Mutter und einem deutschen Vater, der in einer sehr prekären Lebenssituation steckt) und Ruth (einer bis ans Limit aufopferungsvollen Krankenschwester). Sehr authentisch weist die Autorin auf die wichtige Schwachstelle in unserem aktuellen System in der Pflege und dem restlichen sozialen Bereich hin: damit das System aufrechterhalten bleibt, wird gespart und auf den Rücken der vorrangig weiblichen Mitarbeitenden dennoch die Arbeitslast erhöht.
Wer ist zuständig für Care-Arbeit?
Was passiert wenn Frauen plötzlich aufhören sich um alles zu kümmern? Es wird als selbstverständlich erwartet dass sich Frauen rund um die Uhr aufopfern um es allen recht zu machen. Mareike Fallwickl beschreibt eindrucksvoll ein Szenario wie es sein könnte, wenn Frauen alles stehen und liegen lassen. Man liest angespannt von der ersten bis zur letzten Seite, es steckt leider so viel wahres drin. Wir begleiten Elin, Nuri und Ruth durch ihren Alltag, doch plötzlich ist alles anders, so still und reglos, ein Ereignis das alle überfordert, das absolute Chaos. Besteht eine Chance dies zu ändern? Dieses Ungleichgewicht für alle anzupassen? Besteht die Hoffnung dass einigen, oder besser noch vielen die Augen geöffnet werden auch mit anzupacken und die Care-Arbeit nicht nur den Frauen zu überlassen? Ein Buch das alle lesen sollten!
"Die Frauen heben den Kopf, eine nach der anderen oder alle zugleich. Sie heben den Kopf und öffnen den Mund, kein Laut kommt aus ihren Kehlen, kein Geräusch dringt in die Luft, so viele Frauen, die Gesichter zum Himmel gereckt, die Augen geschlossen, und alle so still." Das ist Ihnen unheimlich, den Polizisten, den Männern, denen, die ja eigentlich sogar wollen, dass die Frauen einfach nur still sind und die Arbeit verrichten, die ihnen aufgetragen wurde zu tun. Sind einige Szenen in diesem Roman überspitzt dargestellt? Ich hoffe es, ich hoffe es sehr, aber.... ich fürchte, genau das ist die Realität vieler Frauen in unserer Gesellschaft. Mareike Fallwickl hat richtig viel Gesellschaftskritik in diesen Roman gepackt. Nicht nur, daß Care-Arbeit nicht hinreichend gewürdigt wird, sondern auch Body-Shaming ist ein wichtiger Aspekt. Natürlich gab es schon immer Schönheitsideale, aber in Zeiten, in denen die sozialen Medien eine immer größere Rolle spielen, wird auch mehr kommentiert, bewertet und abgewertet. Wie sehr habe ich mich selbst in der Szene wiedergefunden, als es um das Kuchenbuffet ging! "Was schätzt du, wie viele Stunden Frauen und Mütter kuchenteigrührend in der Küche stehen, hm?" Ich kann nicht mehr nachvollziehen wie viele Kuchen ich für Kindergarten-, Schul-, und Sportfeste gebacken habe. Und dann die Identität...Und jetzt wird es persönlich... Ich fand es zum Teil schwierig, einfach nicht mehr Sabine zu sein, sondern nur noch "die Mutter von", "die Schwester von". Ich finde es, für mich persönlich, besser, es wird gesagt: ihre Tochter ist, ihr Sohn ist... Diesen Roman müssen nicht alle toll finden, aber alleine die Tatsache, dass er so viel diskutiert wird, weil er so viel zur Sprache bringt, wo anderen die Stimme fehlt, zeigt, wie außerordentlich wichtig dieses Buch ist! Absolute Leseempfehlung ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️💗
Mehr von Mareike Fallwickl
AlleMerkmale
3 Bewertungen
Stimmung
Hauptfigur(en)
Handlungsgeschwindigkeit
Schreibstil
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Mareike Fallwickl debütierte 2018 mit Dunkelgrün fast schwarz, 2019 folgte Das Licht ist hier viel heller. Die Wut, die bleibt (2022) war ein großer Erfolg bei Presse und Publikum, kam bei den Salzburger Festspielen auf die Bühne und wird fürs Kino verfilmt. Und alle so still (2024) gelangte in die Top 10 der SPIEGEL-Bestsellerliste und wird ebenfalls an verschiedenen Theatern inszeniert. Mareike Fallwickl lebt im Salzburger Land und setzt sich online wie offline für Literaturvermittlung ein, mit Fokus auf weiblichen und diversen Erzählstimmen.
Beiträge
Mareike Fallwickl wagt in ihrem Roman „Und alle so still“ ein Gedankenexperiment. Was würde passieren, wenn Frauen nicht mehr das tun, was sie seit Jahrzehnten getan haben? Aus Sicht von Evi, einer Influencerin, Ruth, eine Pflegekraft Mitte Fünfzig und Nuri, einem neunzehnjährigen Schulabbrecher und Multijobber erzählt Fallwickl von einem Sommer in dem eine Revolte startet. Ich finde dieses Buch so wichtig. Es regt zum Nachdenken an und berührt durch die beschriebenen Einzelschicksale sehr. Eine absolute Leseempfehlung!
Vorneweg: Das zweite Jahreshighlight von Mareike Fallwickl für mich.
✨Rezension ✨ Wir beginnen hinten- in ihrem Nachwort zum Buch sagt Mareike Fallwickl, dass „und alle so still“ eine logische Fortsetzung zu „Die Wut, die bleibt“ ist, indem ein Ist-Zustand des Frauseins in unserer Gesellschaft thematisiert wird. In „Und alle so still“ geht sie einen Schritt weiter und umschreibt was passiert, wenn nun alle Frauen einfach von heute auf morgen aufhören würden Care-Arbeit zu machen, Mental Load zu stemmen, den Männern den Rücken frei zu halten,… "Die Frauen heben den Kopf, eine nach der anderen oder alle zugleich. Sie heben den Kopf und öffnen den Mund, kein Laut kommt aus ihren Kehlen, kein Geräusch dringt in die Luft, so viele Frauen, die Gesichter zum Himmel gereckt, die Augen geschlossen, und alle so still." Wie auch in „Die Wut, die bleibt“ finde ich nichts an dem Zustand der Frauen, der umschrieben wird neu oder überraschend oder spannend- es ist viel mehr ein Finger, der sich tief in die Haut bohrt und sichtbar macht, was man jeden Tag leistet. Was spannend und überraschend ist, sind die Charaktere. Sie sind vielschichtig und interessant und entwickeln sich auf wundervolle Art und Weise. Nicht zu gebaut. Nicht zu gewollt, sondern einfach natürlich. Alles passt. Ich liebe auch den Schreibstil von Mareike Fallwickl sehr, wie er poetisch aber ohne schwulstig zu sein, alltägliche Dinge beschreiben kann. Alles in allem ein ganz wundervolles Buch… ist es Utopie? Ist es Dystopie? Das entscheidet frau am besten selbst. 5 /5

Ganz klares Jahreshighlight und ein Re-read Kandidat. Die Charakatere waren vielfältig und genausowenig stereotyp und vorhersehbar wie die Story.
Ein kluges, aber radikales Buch, in dem sich Frauen auflehnen und wehren. Was passiert, wenn sich Frauen plötzlich verweigern, sich solidarisieren, sich weigern in unterbezahlten Jobs zu arbeiten und nebenher unsichtbare Care-Arbeit zu leisten, die nicht gewürdigt und wertgeschätzt wird. Innerhalb weniger Tage entsteht aus einem stillen Protest etwas, das die Gesellschaft zum Kollabieren bringt. Zeigt was Frauen leisten und wie sie, wie selbstverständlich, die Gesellschaft, das System und alltägliche Abläufe am Laufen halten. Ein Buch, das alles andere als still ist. Ein Buch, das aufzeigt, was schief läuft und dass es endlich an der Zeit ist, etwas zu ändern und Leistung bis zur totalen Aufopferung wertzuschätzen. Ein Buch, bei dem die Meinungen weit auseinander gehen werden, aber manchmal braucht es vielleicht eine gewisse Überspitzung. Mareike hat es geschafft, dass geredet und diskutiert wird. Für mich eine unumstrittene Leseempfehlung ⭐
Mareike Fallwickl ist einfach grandios. Bisher habe ich das Buch "nur" einmal gelesen, als eBook. Doch dieses Buch sollte man definitiv mehrfach lesen, also habe ich der Buch nun auch als Hardcover hier, um mir Notizen machen zu können.
Es führt fort, was auf "Die Wut, die bleibt" folgen könnte. Es startet als stiller Protest einiger Frauen, die entweder gar nicht oder schlecht bezahlt werden. Die verweigern die Arbeit komplett und legen sich still auf die Straße. Was darauf an Konsequenzen folgt und zu einer richtigen Bewegung anwächst, liest sich wie ein packender Thriller. Dabei ist es einfach so lebensnah. Vielleicht sollten wir das einfach mal tun, uns in den Weg legen. Auf jeden Fall sollten wir alle dieses Buch lesen.
Wow Ein im Gedächtnis bleibendes Buch. ⭐⭐⭐⭐⭐
Klappentext: Es ist der Beginn einer Revolte, bei der Frauen nicht mehr das tun, was sie immer getan haben. Plötzlich steht alles infrage, worauf unser System fußt. Ergreifen Elin, Nuri und Ruth die Chance auf Veränderung?
Ich bin die Gebärmutter, mich verbinden sie mit Weiblichkeit. Über alles, was mit mir geschieht, entscheiden Männer. Zitat S. 34
Was wäre, wenn sich Frauen verweigern, nicht mehr putzen, betreuen, pflegen...? Diesem Gedankenexperiment geht Mareike Fallwickl nach und skizziert eine Dystopie in dem die Welt ins Chaos stürzt, weil weiblich gelesene Personen nicht zur Verfügung stehen. Die Geschichte wird anhand der Hauptfiguren Ruth, Elin und Nuri erzählt. Alle drei haben im bisherigen Leben eine Menge erlebt. Ruth, die sich zunächst liebevoll um ihren behinderten Sohn Fritz kümmert und als er nicht mehr lebt aufopferungsvoll im Krankenhaus arbeitet, kein Nein kennt und bis zur absoluten Erschöpfung jede Schicht übernimmt, Überstunden macht. Elin Anfang 20 von Selbstzweifeln zerfressen, immer das Handy in der Hand auf Selbstdarstellung programmiert, Bestätigung bei x-beliebigen Männern suchend bis einer sie benutzt und entgegen der Absprache kein Kondom verwendet. Ein Wendepunkt. Nuri stammt aus prekären Verhältnissen, lebt in einer Hochhaussiedlung am Ende der Stadt. Die Eltern sprachlos, ist er von Beginn an auf sich gestellt muss jeden erdenklichen, schlecht bezahlten und unmenschlichen, gesundheitsgefährdeten Job annehmen. Er solidarisiert sich früh mit den Frauen, die die Care-Arbeit niederlegen. Die drei Figuren sind geschickt miteinander verbunden. Sie werden einander stützen, sich gegen die männliche Gewalt, die sich mehr und mehr Bahn bricht, auflehnen. Das Buch hat mich bewegt und wird mich noch eine Weile beschäftigen. Die Liebe, Freundschaft und Solidarität unter den Frauen, machte mir Hoffnung und hat dem Buch etwas an Schwere genommen. In der Danksagung erläutert Mareike Fallwickl die Idee zu Buch, die ihr schon beim Schreiben von "Die Wut die bleibt " gekommen ist. In diesem Buch wird die aktuelle gesellschaftliche Situation beschrieben. Im Buch "Und alle so still" schildert sie eune mögliche Zukunft. Erschreckend, aber nicht ganz unwahrscheinlich. Unbedingt lesen als Fortsetzung von "Die Wut die bleibt "!
Mit " Und alle so still" hat Mareike Fallwickl einen gesellschaftskritischen, feministischen und zeitgenössischen Roman geschrieben, der unter die Haut geht und zum Nachdenken anregt. Kernthema: Was passiert, wenn auf einmal alle Frauen einfach streiken - weder ihrer Care-Arbeit, noch ihrer regulären und zumeist schlecht bezahlter Arbeit nachkommen - und sich hinlegen – ganz leise, ohne großen Aufstand und ohne Gewalt? Genau dieser Frage ist die Autorin in ihrem aktuellen Roman nachgegangen. Dabei erzählt sie die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Elin (einer Influencerin, mit der ich einfach nicht warm geworden bin), Nuri (Sohn einer sri-lankischen Mutter und einem deutschen Vater, der in einer sehr prekären Lebenssituation steckt) und Ruth (einer bis ans Limit aufopferungsvollen Krankenschwester). Sehr authentisch weist die Autorin auf die wichtige Schwachstelle in unserem aktuellen System in der Pflege und dem restlichen sozialen Bereich hin: damit das System aufrechterhalten bleibt, wird gespart und auf den Rücken der vorrangig weiblichen Mitarbeitenden dennoch die Arbeitslast erhöht.
Wer ist zuständig für Care-Arbeit?
Was passiert wenn Frauen plötzlich aufhören sich um alles zu kümmern? Es wird als selbstverständlich erwartet dass sich Frauen rund um die Uhr aufopfern um es allen recht zu machen. Mareike Fallwickl beschreibt eindrucksvoll ein Szenario wie es sein könnte, wenn Frauen alles stehen und liegen lassen. Man liest angespannt von der ersten bis zur letzten Seite, es steckt leider so viel wahres drin. Wir begleiten Elin, Nuri und Ruth durch ihren Alltag, doch plötzlich ist alles anders, so still und reglos, ein Ereignis das alle überfordert, das absolute Chaos. Besteht eine Chance dies zu ändern? Dieses Ungleichgewicht für alle anzupassen? Besteht die Hoffnung dass einigen, oder besser noch vielen die Augen geöffnet werden auch mit anzupacken und die Care-Arbeit nicht nur den Frauen zu überlassen? Ein Buch das alle lesen sollten!
"Die Frauen heben den Kopf, eine nach der anderen oder alle zugleich. Sie heben den Kopf und öffnen den Mund, kein Laut kommt aus ihren Kehlen, kein Geräusch dringt in die Luft, so viele Frauen, die Gesichter zum Himmel gereckt, die Augen geschlossen, und alle so still." Das ist Ihnen unheimlich, den Polizisten, den Männern, denen, die ja eigentlich sogar wollen, dass die Frauen einfach nur still sind und die Arbeit verrichten, die ihnen aufgetragen wurde zu tun. Sind einige Szenen in diesem Roman überspitzt dargestellt? Ich hoffe es, ich hoffe es sehr, aber.... ich fürchte, genau das ist die Realität vieler Frauen in unserer Gesellschaft. Mareike Fallwickl hat richtig viel Gesellschaftskritik in diesen Roman gepackt. Nicht nur, daß Care-Arbeit nicht hinreichend gewürdigt wird, sondern auch Body-Shaming ist ein wichtiger Aspekt. Natürlich gab es schon immer Schönheitsideale, aber in Zeiten, in denen die sozialen Medien eine immer größere Rolle spielen, wird auch mehr kommentiert, bewertet und abgewertet. Wie sehr habe ich mich selbst in der Szene wiedergefunden, als es um das Kuchenbuffet ging! "Was schätzt du, wie viele Stunden Frauen und Mütter kuchenteigrührend in der Küche stehen, hm?" Ich kann nicht mehr nachvollziehen wie viele Kuchen ich für Kindergarten-, Schul-, und Sportfeste gebacken habe. Und dann die Identität...Und jetzt wird es persönlich... Ich fand es zum Teil schwierig, einfach nicht mehr Sabine zu sein, sondern nur noch "die Mutter von", "die Schwester von". Ich finde es, für mich persönlich, besser, es wird gesagt: ihre Tochter ist, ihr Sohn ist... Diesen Roman müssen nicht alle toll finden, aber alleine die Tatsache, dass er so viel diskutiert wird, weil er so viel zur Sprache bringt, wo anderen die Stimme fehlt, zeigt, wie außerordentlich wichtig dieses Buch ist! Absolute Leseempfehlung ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️💗