Tesla oder die Vollendung der Kreise

Tesla oder die Vollendung der Kreise

E-Book
4.33

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Beschreibung

Nikola Tesla, Erfinder zwischen Genie und Wahnsinn, mit serbischen Wurzeln im heutigen Kroatien geboren, schillernde Figur im Gesellschaftsleben New Yorks um 1900, war schon zu Lebzeiten legendär. Einer seiner Bewunderer ist der junge Anton aus Zadar, der nach politischen Umtrieben gegen den österreichischen Kaiser von der Schule fliegt und mit zehn Dollar in der Tasche nach Amerika auswandert. Dort fasst er schnell Fuß, lernt Englisch, arbeitet als Dolmetscher im anatomischen Museum eines deutschen  Arztes am Broadway und studiert schließlich Medizin. Er trifft den alten, vereinsamten, wunderlich gewordenen Tesla, sein Idol, und wird ihm in langen Gesprächen über dessen Leben und Gott und die Welt zum Freund. Doch dann erreicht Anton eine Nachricht aus Europa: Er soll zurückkehren, um sich um seine alten Eltern zu kümmern. Also macht er sich wieder auf, mit Frau und Kindern, in die Armut verwahrloster Dörfer im Hinterland Dalmatiens kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Zum Abschied vertraut ihm Tesla die Pläne zu einer »Friedenswaffe« an, und er bittet ihn, nach einem verschollenen Porträt zu suchen, das erst 2006 wieder auftauchen wird.
Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
N/A
Format
E-Book
Seitenzahl
400
Preis
19.99 €

Autorenbeschreibung

Alida Bremer, geboren 1959 in Split, lebt seit 1986 in Deutschland. Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft, Romanistik, Slawistik und Germanistik in Belgrad, Rom, Münster und Saarbrücken. Autorin, Übersetzerin, Herausgeberin und Kulturvermittlerin zwischen Südosteuropa und dem deutschsprachigen Raum.

Beiträge

3
Alle
5

Plastisch geschrieben mit einer tollen Figur

Dalmatien ist ein Landstrich an der Küste Kroatiens, der historisch gesehen eine wechselhafte Vergangenheit hinter sich gebracht hat. Generell sind die Länder, die man dem Balkan zu ordnet, ein Spielball verschiedener Großmächte gewesen gleichzeitig in der allgemeinen globalen Wahrnehmung in Bedeutungslosigkeit versunken. Exemplarisch steht Nikola Tesla auch dafür, denn er ist der gefeierte Held, der Ex-Jugoslawen, aber in Europa kennen ihn nur wenige. Der in Kroatien geborene Serbe wird von allen Völkern des ehemaligen Staatenbündnisses als wissenschaftliches Idol verehrt, während man im Rest der Welt die Automarke vor Augen hat, wenn sein Name fällt. Tesla hat die meiste Zeit in New York gelebt, wo er zum Ende hin immer ärmer und verschobener, mehr (Lebens-) Künstler als Wissenschaftler war. Dort begegnet er Anton Matijaca, der mit 17 Jahren aus einem kleinen Ort bei Split nach Amerika emigrierte, nachdem er auf dem Gymnasium in Zadar in aufrührerische Machenschaften verwickelt war. Anton macht sein Glück in den USA, und wird zu einem angesehenen Arzt, der nach dem ersten Weltkrieg zurück in seine Heimat kehrt. Die Eltern sind alt, und er wird gebraucht. Mit seiner britischen Frau verbringt er dort den größten Teil seines Lebens. Der Aufenthalt in New York hat ihn aber grundlegend geprägt und ihn zu einem feinsinnigen und weltoffenen Philanthropen werden lassen Wir begleiten Anton im Hin und Her seiner Identität die ihn immer mehr zum Cosmopoliten mutieren lässt,. Migration, Wissenschaft, insbesondere der Medizin, weltweite politische Umwälzungen in der seine Heimat Dalmatien im Mittelpunkt steht und die Verbindung zu Nikola Tesla sind die Pfeiler, die die Handlung dieses Romans tragen. Vor uns breitet sich ein historischer Bilderbogen aus der spannend und facettenreich das Leben eines Menschen beleuchtet, der nicht genau weiß, wo er hingehört und seinen Platz in der Welt sucht. Es geht also nach New York, Großbritannien, Italien, Montenegro und natürlich Dalmatien. Dabei verschieben sich häufig Grenzen und Staatsangehörigkeiten ändern sich je nach Lust und Laune der jeweils Herrschenden. Anton landet als 17-jähriger Bauernjunge im großen Melting Pot New York und Menschen, die sich eigentlich feindlich gesonnen sein müssen, finden zueinander auf Basis der gemeinsamen Geschichte. Der Blick in die slawische Community, die eng an die italienische angebunden ist, war Neuland für mich. Jeden weiteren Ort, den wir gemeinsam mit Anton besucht haben, habe ich sehr genossen. Aufgrund der intensiven Schreibweise Alida Bremers wurde ich sofort in die Handlung hinein gezogen. Es ist eine Wohltat, in ihren literarischen Stil einzutauchen und neben der plastischen Darstellung des Plots, wie nebenbei die Geschichte Kroatiens vermittelt zu bekommen, ohne dass es aufdringlich oder zu sachlich wird. Anton ist mir als Figur sehr ans Herz gewachsen, ein feiner Mensch, dem man gerne begegnet und mit dem man sowohl über Politik und Geschichte, Wissenschaft und Gesellschaft reden kann, neben dem man aber auch im Café einen Aperitif nimmt und dabei schweigend aufs Meer schaut. Nikola Tesla ist hier nicht die Hauptfigur, taucht aber immer mal als tragische Gestalt auf, jemand, der an seine Heimat mit Melancholie denkt, die Verbindung zu ihr aber verloren hat. Ein Roman, in den man hinein fällt, drin lebt und am Ende daraus wieder auftaucht, mit den Augen blinzelt und sich erst mal wieder an die Realität gewöhnen muss. Große Lese- Empfehlung.

3

"Nie gehört, " sagte Ernesto. Das war ein schlechtes Zeichen, was die Bedeutung von Nikola Tesla betraf, denn Ernesto wusste immer alles. Hatte sich Antons Vater womöglich geirrt, als er ihm erzählte, dass Nikola Tesla, ein Landsmann, der berühmteste Mann in New York sei? Dem Glauben nach sei Tesla zwar orthodox und nicht katholisch, also eher Serbe als Kroate, aber dennoch ein Landsmann, ein Erfinder aus Kroatien, Anton solle sich den Namen merken, und als Nikola Tesla so alt wie Anton gewesen sei, habe er die Große Kaiserliche und Königliche Realschule in Karlovac besucht, eine erstklassige Schule der Monarchie, doch Tesla sei nicht der Schule verwiesen worden, da ihm das Lernen wichtiger gewesen sei als die Politik. - Zitat, Seite 31 Eine historische Persönlichkeit, nämlich den kroatischen Arzt Ante Matijaca (1888 - 1978), hat sich die Autorin Alida Bremer zum Vorbild für den Protagonisten ihres Romans ausgewählt. Auch wenn sie sich kleinere Freiheiten für die Gestaltung ihrer Geschichte herausnimmt, zeichnet sie dessen Leben im Roman nach und setzt einen Schwerpunkt in der Bekanntschaft des Arztes mit dem berühmten Landsmann seiner Tage, dem Erfinder Nikola Tesla. Im Jahre 1905 befinden sich zwei junge Männer mit großen Träumen auf dem Weg nach New York: der 17jährige Kroate Anton und sein neuer Freund, der Italiener Ernesto. Der Weg zu Ruhm und Ehre ist auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nur mit viel Energie und Einsatzwillen möglich. Anton findet durch eine Anstellung als Übersetzer in einem Anatomischen Museum schließlich den Weg zur Medizin, während Ernesto entschlossen ist, durch das geschriebene Wort zu erobern. In einer Zeit in der wahre Wissenschaft und Parawissenschaft scheinbar nicht voneinander getrennt werden können, beflügelt beide die Begegnung mit Nikola Tesla. Für Anton bedeutet diese Begegnung die Bestärkung in dem Beschluss, seiner Berufung zu folgen und Ernesto wird wenig später an einem Theaterstück schreiben, dem er den Titel Nikola Tesla oder die Vollendung der Kreise gibt. Doch auch die Welt bewegt sich weiter und da sich Anton zu dieser Zeit auf dem Kontinent befindet, holen ihn die zeitgeschichtlichen Ereignisse des frühen 20. Jahrhunderts direkt ein, ein Attentat stürzt erst Europa, dann die ganze Welt in einen Krieg. Und das ist erst ein Anfang ... Alina Bremer versteht es wunderbar, die Lebensumstände ihrer Protagonisten zu beschreiben. Wie die Wohnverhältnisse der kleinen Leute in New York zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren, wo und wie sie ihre Wäsche wuschen, wie sie ihre Mahlzeiten einnahmen und wer mit wem gesellschaftlich verbunden war, all dies wird detailliert geschildert. Auch die Entwicklung von Dalmatien als Teil der Österreich-Ungarischen Monarchie bis hin zum jugoslawischen Staat wird in die Handlung integriert. Vielleicht ist es dem großen Umfang an Sachwissen geschuldet, der in diesem Werk verbaut wird, dass die emotionale Bindung an die Geschichte oder die handelnden Personen eher schwierig ist. Und obwohl es an spannenden Ereignissen und entsprechenden Szenen nicht mangelt, kann man irgendwie nicht so richtig mitfiebern. Auch was die Person Nikola Tesla betrifft, bleibt er letztlich das, was er für den realen Dr. Maijaca war - nur ein Bekannter! FAZIT Am Anfang wurde ich mitgerissen von diesem eifrigen Protagonisten mit dem jugendlichen Enthusiasmus, und auch die geschilderten historischen Verhältnisse zwischen Slawen, Italienern und anderen Mittelmeervölkern hat mich fasziniert. Aber leider hielt der Zauber des Anfangs nicht an, immer öfter hatte ich das Gefühl von der Autorin auf Distanz zu gewissen Ereignissen oder Personen gehalten zu werden. Zu ärgerlich, immer wenn sie mich auf eine Sache neugierig gemacht hat, z.B. wollte ich unbedingt einen Blick in Ernestos Theaterskript werfen, verlegt sie die Handlung irgendwo anders hin. Na ja, als Romanbiografie mit interessanter historischer Kulisse lesbar. Aber es hätte meiner Meinung nach so viel mehr daraus werden können!

5

Ein Meisterwerk

Ein Blick in die Vergangenheit, mit viel Einfühlungsvermögen, historischen Tatsachen und etwas Spannung

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