Sonderbare Dinge

Unter Odyssee steht im Duden: altgriechisches Heldengedicht, übertrieben für Irrfahrt. Ob Ilja Hübners Helden griechisch können, weiß ich nicht. Auf alle Fälle befinden sie sich allesamt auf einer gnadenlos tragikomischen Irrfahrt. Es sind nicht die Wellen und Winde des Mittelmeers, die sie immer wieder vom Kurs abbringen, sondern die alltäglichen Wirrnisse unserer modernen Supermarktgesellschaft. Hatte sich der König von Ithaka noch mit mordgierigen Riesen, Seeungeheuern, mit Götterfluch und verschlagenen Königinnen auseinander zu setzen, so sind es bei Hübner lüsterne Hundertjährige, geistesgestörte Nervenärztinnen oder böswillige Schwiegereltern, die alles geben, seinen Heroen des Alltags das Leben zur Hölle zu machen. Wie sie das tun und wie Hübners Helden – Detektive, Polizisten, Schriftsteller, Kriminelle und andere Verrückte – ihnen immer wieder trotzen, klingt zuweilen absurd, übertrieben oder – wie Hübner wahrscheinlich sagen würde – sonderbar. Mindestens ebenso sonderbar wie unsere ganz normalen Tagesabläufe sind sie allemal – seine modernen, ungereimten Heldengedichte.