Skippy stirbt
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Paul Murray, geboren 1975, studierte Englische Literatur und Creative Writing an der University of East Anglia. Danach arbeitete er als Buchhändler. Nach An Evening of Long Goodbyes (2005) und dem Bestseller Skippy stirbt (2011) ist dies sein dritter Roman. Er lebt in Dublin und gilt als eine der bedeutendsten Stimmen der irischen Literatur.
Beiträge
Skippy stirbt
von Paul Murray
Als ich Skippy stirbt im Buchladen gesichtet und mir den Klappentext durchgelesen habe, hätt ich niemals damit gerechnet, dass mich das Buch so umhaut. Ich hab eigentlich ein „normales“ Jugendbuch erwartet, doch allein der Schreibstil von Paul Murray verrät, dass es sich bei diesem Roman um einen kleinen Schatz handelt. Kapitel werden meist nur durch Absätze getrennt und man findet sich oft in einem Szene- und Personenwechsel. Auch die Sätze sind nicht unbedingt einfach und zusammenhängend geschrieben und manche Kapitel ergeben ein riesiges Chaos, da die Person, aus dessen Sicht dieses Kapitel erzählt, unter Drogeneinfluss steht. Alles in allem war das Buch nicht unbedingt leicht und flüßig zu lesen und ich habe einige Kapitel gebraucht, bis ich mich an den Stil gewöhnt habe. Die Worte allerdings sind absolut schön gewählt und mich hat Paul Murray sehr oft angesprochen, deswegen baue ich mal wieder einige Zitate in die Rezension ein. "Dann kommt man in die höhere Schule, und plötzlich fragen einen alle nach beruflichen Plänen und langfristigen Zielen, und mit Zielen meinen sie nicht die die man dereinst im FA-Cup zu erreichen hofft. Nach und nach dämmert einem die schreckliche Wahrheit – dass die Zukunft nicht die Achterbahnfahrt sein wird, die man sich vorgestellt hat, dass die Welt der Eltern, die Welt, in der man abwaschen, zum Zahnarzt gehen und am Wochenende im Baumarkt Bodenfliesen kaufen muss, weitgehend das ist, was die Leute meinen, wenn sie „Leben“ sagen." Die Inhalte von Skippy stirbt sind ziemlich vielfältig. Auf der einen Seite erfahren wir typische Jugendprobleme, es geht ums Erwachsen werden, um die Liebe, die Freundschaft, Drogen, Übergewicht, der Druck im Sportteam und die Familie. Auf der anderen Seite erfahren wir auch einiges über die Probleme der Erwachsenen, der Lehrer. Wie fühlt es sich an, vor einer Klasse zu stehen, die einen nicht akzeptiert? Wie ist es, in einer langweiligen Ehe eingesperrt zu sein? Neben der Ladung an Gefühlen werden auch der Urknall und die Stringtheorie, sowie die katholische Kirche und der leider oft damit assoziierte Missbrauch an Jungen thematisiert. "Er denkt über Asymmetrie nach. Wir leben in einer Welt, denkt er, in der man im Bett liegen und einen Song hören und dabei von jemandem träumen kann, den man liebt, und die eigenen Gefühle und die Musik entfalten eine solche Kraft, dass es unmöglich scheint, dass der oder die Geliebte, wer immer er oder sie sein mag, nichts davon merkt und das pulsierende Signal nicht empfängt, das vom eigenen Herzen ausgesendet wird, als seien man selbst und die Musik und die Liebe und das ganze Universum zu einer einzigen Energie verschmolzen, die ins Dunkel hinaus kanalisiert werden kann, und ihm oder ihr die Botschaft zu überbringen. Aber in Wirklichkeit wird er oder sie nicht nur nichts davon merken, es wird ihn oder sie auch nicht daran hindern, genau im selben Augenblick im Bett zu liegen, genau denselben Song zu hören und dabei an jemand anderen zu denken […]." Um diese Fülle an Themen abdecken zu können, braucht es natürlich auch viele Charakter. Die werden allerdings nicht Schritt für Schritt eingeführt, sondern einfach in den Raum geworfen, wenn sie gebraucht werden. Im Laufe der Geschichte hat man sie immer besser kennen gelernt, je mehr sie in die Geschichte verwickelt wurden. Wir haben zum Beispiel die Schüler Skippy, Ruprecht, Carl, Barry, Dennis, Mario und Geoff, die allesamt zusammen zur Schule gehen. An dieser Jungenschule lehren Howard Fallon (selbst Absolvent des Seabrook Colleges) und einige andere Lehrer, welche Howard alle aus eigener Schulzeit kennt, seien es sehr alte Lehrer beziehungsweise Pater oder Schulkameraden von ihm. Neben dem neuen Schuldirektor gibt es dann noch Tom, den Trainer des Schwimmteams, einige Eltern, das Personal im Donutladen, einige Drogendealer und zu guter Letzt die Mädchen Lori und Janine von der Mädchenschule. Wie man merkt ist dieses Buch alles andere als einfach. Besonders am Anfang sind die ganzen Namen verwirrend und man hat Mühe den Namen einen Charakter zuzuordnen. Je mehr man liest, desto besser wird es aber. Die Charakter haben alle etwas eigenes und Wiedererkennungswert. Manchmal tauchen ein paar Klischees auf (das übergewichtige Genie oder die unnahbare Schönheit), allerdings lässt sich das nicht vermeiden. Ich habe darüber nachgedacht, ob ich daraus einen Kritikpunkt machen will, aber solche Klischees laufen einem im wirklichen Leben tatsächlich immer wieder über den Weg – und darum geht es hier: Um das richtige Leben. Außerdem werden die Charakter nicht nur auf Klischees reduziert, es gibt nur wenige und dafür umso mehr „neue und unverbrauchte“ Charakter. "Das Leben hält uns früher oder später alle zum Narren. Aber wenn man sich seinen Humor bewahrt, kann man die Demütigungen zumindest mit einem gewissen Maß an Anstand hinnehmen. Letztendlich sind es ja doch unsere eigenen Erwartungen, an denen wir zugrunde gehen." Der Hauptteil der Geschichte beschäftigt sich mit Skippy, welcher sich in ein fremdes Mädchen verliebt ohne je mit ihr geredet zu haben. Carl, der neuerdings mit Drogen Geschäfte macht, hat jedoch auch ein Auge auf Lori geworfen und ohne es zu wissen, löst Skippy damit einige ziemlich krasse Ereignisse aus. Nach ungefähr der Hälfte des Romanes wird es dann meiner Meinung nach auch ziemlich psychotisch, was an den großen Mengen Drogen liegen könnte, die die Jugend konsumiert. Insgesamt sind einige Handlungen und auch Gedanken relativ krass und grenzwertig, also wer da sehr empfindlich mit Kraftausdrücken ist, der sollte etwas aufpassen. "Es geht darum, dass […] die Menschen immer irgendwohin gehen. Dass alle immer nicht da sein wollen, wo sie sind. In Stanford oder in der Toskana oder im Himmel oder in einem größeren Haus an einer schöneren Straße. Oder dass sie anders sein wollen […]. Sie sind so damit beschäftigt, irgendwo anders hinzukommen, dass sie gar nicht die Welt sehen, in der sie sind. […] Statt nach Wegen aus unserem Leben heraus zu suchen, sollten wir lieber nach Wegen in das Leben hinein suchen." Das einzige, was ich etwas bemängeln kann, sind einzelne Spannungsabfälle. Ab und zu war ich kurz davor Passagen zu überspringen, da mir manche Themen einfach zu lang gezogen wurden. Howard redet besonders gerne vom Ersten Weltkrieg, was ich anfangs spannend fand, am Ende dann nicht mehr so. Natürlich stellt der Krieg hier ein wichtiges Symbol für den jungen Lehrer dar, aber da ich mich mit ihm echt nicht so ganz anfreunden konnte, hat mich sein Fanatismus am Ende gestört. Anders erging es mir bei Ruprecht, der manchmal seitenlang von seinen wissenschaftlichen Theorien faselte, was ich aber irgendwie faszinierend fand (wenn auch manchmal an den Haaren herbei gezogen :D) Fazit Insgesamt ein sehr bemerkenswertes Buch. Auch wenn mir einige Kapitel als zu lang erschienen, habe ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen können. Der Leser wird hier definitiv nicht mit Samthandschuhen angefasst, sondern er kriegt das echte Leben mit Verlusten, Glücksmomenten, Sehnsucht und vor allem der Suche nach dem Platz in der Welt geboten. Was ich besonders krass fand, waren die psychischen Verfassungen der Jugendlichen. Auch wenn die Beschreibungen teilweise etwas überzogen waren, hat es Paul Murray meiner Meinung nach geschafft die Unsicherheit der jüngeren Generationen zu beschreiben, denn diese sich häufende Labilität fällt mir immer wieder auf. Von mir eine klare Leseempfehlung, denn Skippy stirbt hat mich nachhaltig beeindruckt und bietet ein Portrait der aktuellen Gesellschaft. Und nun Schluss mit der Begeisterungswelle, lest es selbst! :) (März 2013)
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Autorenbeschreibung
Paul Murray, geboren 1975, studierte Englische Literatur und Creative Writing an der University of East Anglia. Danach arbeitete er als Buchhändler. Nach An Evening of Long Goodbyes (2005) und dem Bestseller Skippy stirbt (2011) ist dies sein dritter Roman. Er lebt in Dublin und gilt als eine der bedeutendsten Stimmen der irischen Literatur.
Beiträge
Skippy stirbt
von Paul Murray
Als ich Skippy stirbt im Buchladen gesichtet und mir den Klappentext durchgelesen habe, hätt ich niemals damit gerechnet, dass mich das Buch so umhaut. Ich hab eigentlich ein „normales“ Jugendbuch erwartet, doch allein der Schreibstil von Paul Murray verrät, dass es sich bei diesem Roman um einen kleinen Schatz handelt. Kapitel werden meist nur durch Absätze getrennt und man findet sich oft in einem Szene- und Personenwechsel. Auch die Sätze sind nicht unbedingt einfach und zusammenhängend geschrieben und manche Kapitel ergeben ein riesiges Chaos, da die Person, aus dessen Sicht dieses Kapitel erzählt, unter Drogeneinfluss steht. Alles in allem war das Buch nicht unbedingt leicht und flüßig zu lesen und ich habe einige Kapitel gebraucht, bis ich mich an den Stil gewöhnt habe. Die Worte allerdings sind absolut schön gewählt und mich hat Paul Murray sehr oft angesprochen, deswegen baue ich mal wieder einige Zitate in die Rezension ein. "Dann kommt man in die höhere Schule, und plötzlich fragen einen alle nach beruflichen Plänen und langfristigen Zielen, und mit Zielen meinen sie nicht die die man dereinst im FA-Cup zu erreichen hofft. Nach und nach dämmert einem die schreckliche Wahrheit – dass die Zukunft nicht die Achterbahnfahrt sein wird, die man sich vorgestellt hat, dass die Welt der Eltern, die Welt, in der man abwaschen, zum Zahnarzt gehen und am Wochenende im Baumarkt Bodenfliesen kaufen muss, weitgehend das ist, was die Leute meinen, wenn sie „Leben“ sagen." Die Inhalte von Skippy stirbt sind ziemlich vielfältig. Auf der einen Seite erfahren wir typische Jugendprobleme, es geht ums Erwachsen werden, um die Liebe, die Freundschaft, Drogen, Übergewicht, der Druck im Sportteam und die Familie. Auf der anderen Seite erfahren wir auch einiges über die Probleme der Erwachsenen, der Lehrer. Wie fühlt es sich an, vor einer Klasse zu stehen, die einen nicht akzeptiert? Wie ist es, in einer langweiligen Ehe eingesperrt zu sein? Neben der Ladung an Gefühlen werden auch der Urknall und die Stringtheorie, sowie die katholische Kirche und der leider oft damit assoziierte Missbrauch an Jungen thematisiert. "Er denkt über Asymmetrie nach. Wir leben in einer Welt, denkt er, in der man im Bett liegen und einen Song hören und dabei von jemandem träumen kann, den man liebt, und die eigenen Gefühle und die Musik entfalten eine solche Kraft, dass es unmöglich scheint, dass der oder die Geliebte, wer immer er oder sie sein mag, nichts davon merkt und das pulsierende Signal nicht empfängt, das vom eigenen Herzen ausgesendet wird, als seien man selbst und die Musik und die Liebe und das ganze Universum zu einer einzigen Energie verschmolzen, die ins Dunkel hinaus kanalisiert werden kann, und ihm oder ihr die Botschaft zu überbringen. Aber in Wirklichkeit wird er oder sie nicht nur nichts davon merken, es wird ihn oder sie auch nicht daran hindern, genau im selben Augenblick im Bett zu liegen, genau denselben Song zu hören und dabei an jemand anderen zu denken […]." Um diese Fülle an Themen abdecken zu können, braucht es natürlich auch viele Charakter. Die werden allerdings nicht Schritt für Schritt eingeführt, sondern einfach in den Raum geworfen, wenn sie gebraucht werden. Im Laufe der Geschichte hat man sie immer besser kennen gelernt, je mehr sie in die Geschichte verwickelt wurden. Wir haben zum Beispiel die Schüler Skippy, Ruprecht, Carl, Barry, Dennis, Mario und Geoff, die allesamt zusammen zur Schule gehen. An dieser Jungenschule lehren Howard Fallon (selbst Absolvent des Seabrook Colleges) und einige andere Lehrer, welche Howard alle aus eigener Schulzeit kennt, seien es sehr alte Lehrer beziehungsweise Pater oder Schulkameraden von ihm. Neben dem neuen Schuldirektor gibt es dann noch Tom, den Trainer des Schwimmteams, einige Eltern, das Personal im Donutladen, einige Drogendealer und zu guter Letzt die Mädchen Lori und Janine von der Mädchenschule. Wie man merkt ist dieses Buch alles andere als einfach. Besonders am Anfang sind die ganzen Namen verwirrend und man hat Mühe den Namen einen Charakter zuzuordnen. Je mehr man liest, desto besser wird es aber. Die Charakter haben alle etwas eigenes und Wiedererkennungswert. Manchmal tauchen ein paar Klischees auf (das übergewichtige Genie oder die unnahbare Schönheit), allerdings lässt sich das nicht vermeiden. Ich habe darüber nachgedacht, ob ich daraus einen Kritikpunkt machen will, aber solche Klischees laufen einem im wirklichen Leben tatsächlich immer wieder über den Weg – und darum geht es hier: Um das richtige Leben. Außerdem werden die Charakter nicht nur auf Klischees reduziert, es gibt nur wenige und dafür umso mehr „neue und unverbrauchte“ Charakter. "Das Leben hält uns früher oder später alle zum Narren. Aber wenn man sich seinen Humor bewahrt, kann man die Demütigungen zumindest mit einem gewissen Maß an Anstand hinnehmen. Letztendlich sind es ja doch unsere eigenen Erwartungen, an denen wir zugrunde gehen." Der Hauptteil der Geschichte beschäftigt sich mit Skippy, welcher sich in ein fremdes Mädchen verliebt ohne je mit ihr geredet zu haben. Carl, der neuerdings mit Drogen Geschäfte macht, hat jedoch auch ein Auge auf Lori geworfen und ohne es zu wissen, löst Skippy damit einige ziemlich krasse Ereignisse aus. Nach ungefähr der Hälfte des Romanes wird es dann meiner Meinung nach auch ziemlich psychotisch, was an den großen Mengen Drogen liegen könnte, die die Jugend konsumiert. Insgesamt sind einige Handlungen und auch Gedanken relativ krass und grenzwertig, also wer da sehr empfindlich mit Kraftausdrücken ist, der sollte etwas aufpassen. "Es geht darum, dass […] die Menschen immer irgendwohin gehen. Dass alle immer nicht da sein wollen, wo sie sind. In Stanford oder in der Toskana oder im Himmel oder in einem größeren Haus an einer schöneren Straße. Oder dass sie anders sein wollen […]. Sie sind so damit beschäftigt, irgendwo anders hinzukommen, dass sie gar nicht die Welt sehen, in der sie sind. […] Statt nach Wegen aus unserem Leben heraus zu suchen, sollten wir lieber nach Wegen in das Leben hinein suchen." Das einzige, was ich etwas bemängeln kann, sind einzelne Spannungsabfälle. Ab und zu war ich kurz davor Passagen zu überspringen, da mir manche Themen einfach zu lang gezogen wurden. Howard redet besonders gerne vom Ersten Weltkrieg, was ich anfangs spannend fand, am Ende dann nicht mehr so. Natürlich stellt der Krieg hier ein wichtiges Symbol für den jungen Lehrer dar, aber da ich mich mit ihm echt nicht so ganz anfreunden konnte, hat mich sein Fanatismus am Ende gestört. Anders erging es mir bei Ruprecht, der manchmal seitenlang von seinen wissenschaftlichen Theorien faselte, was ich aber irgendwie faszinierend fand (wenn auch manchmal an den Haaren herbei gezogen :D) Fazit Insgesamt ein sehr bemerkenswertes Buch. Auch wenn mir einige Kapitel als zu lang erschienen, habe ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen können. Der Leser wird hier definitiv nicht mit Samthandschuhen angefasst, sondern er kriegt das echte Leben mit Verlusten, Glücksmomenten, Sehnsucht und vor allem der Suche nach dem Platz in der Welt geboten. Was ich besonders krass fand, waren die psychischen Verfassungen der Jugendlichen. Auch wenn die Beschreibungen teilweise etwas überzogen waren, hat es Paul Murray meiner Meinung nach geschafft die Unsicherheit der jüngeren Generationen zu beschreiben, denn diese sich häufende Labilität fällt mir immer wieder auf. Von mir eine klare Leseempfehlung, denn Skippy stirbt hat mich nachhaltig beeindruckt und bietet ein Portrait der aktuellen Gesellschaft. Und nun Schluss mit der Begeisterungswelle, lest es selbst! :) (März 2013)