Scheiß auf Selflove, gib mir Klassenkampf
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Jean-Philippe Kindler, geboren 1996 in Duisburg, ist Satiriker und Moderator. Für seine Bühnenprogramme erhielt Kindler viele Auszeichnungen, u. a. den Prix Pantheon und den Deutschen Kabarettpreis. Kaum jemand schafft es so wie er, das Politische scharf, humorvoll und zugleich berührend darzustellen. Der Autor sorgt auf Instagram unter @jeanphilippekindler immer wieder für erregte Gemüter. Aktuell tourt er mit seinem Bühnenprogramm «Klassentreffen» durch Deutschland.
Beiträge
Das gute Leben
Was bedeutet ein „gutes Leben“? Es sollte eigentlich nicht zu viel verlangt sein, die Grundbedürfnisse von Menschen zu stillen und damit die Grundmauern für eine Gesellschaft zu stützen, die ohne Existenzängste leben und altern kann. Dass das leider eine Traumvorstellung ist, die nur mit Mut in Realität verwandelt werden könnte, macht Jean-Philippe Kindler mehr als deutlich. Kindler kritisiert nicht nur die Mühlen des Kapitalismus, welche Ungerechtigkeiten verfestigen, sondern fokussiert sich vor allem auf das Problem des Individualismus. Denn in einer Welt, in der angeblich jede(r) für das eigene Glück sorgen kann, müssen schließlich doch erstaunlich viele über die Klinge springen. Ein Leben ohne Hunger, Wohnungsnot und Geldsorgen zu gewährleisten, ist daher nicht Aufgabe des Einzelnen, sondern der Politik. Diese konkrete Forderung fand ich sehr erfrischend - und dass das so ist, ist eigentlich erschreckend. Kindler hat eine genaue Idee davon, wie in ein gutes Leben für alle erreicht werden kann und ruft dazu auf, uns als Gesellschaft dafür einzusetzen. Denn das „gute Leben“ ist keine freche Utopie, sondern das Mindeste, was wir erwarten können.
Fühle mich nicht intelligent genug, um das Buch zu bewerten.
Viele interessante Ideen, Infos und Meinungsäußerungen. Ich kenne mich leider zu wenig mit Wirtschaft aus, als dass ich in der Lage bin dieses Buch zu rezensieren.
Muss man gelesen haben.
Solltest du dich in der Position wiederfinden, genüsslich ein Kaltgetränk zu schlürfen und dir am Nebentisch das dumme, armenverachtende Gelaber von Liberalen und Konservativen anhören zu müssen, dann bietet dir Kindlers Buch das richtige Werkzeug, dich dem Diskurs zu stellen und den table zu flippen. Als "neu" würde ich seine Kapitalismuskritik nicht einstufen, jedoch knüpft sie sehr gut an aktuelle Individualisierungstrends aller Lindner, Steinmeier und Selflove-Coaches an und versucht diese bemerkenswert einfach zu enttarnen. Ein sehr schönes Plädoyer für eine gesellschaftliche Linke sich zu repolitisieren und den bestehenden Verhältnissen den Kampf anzusagen.
Mir ist ehrlich gesagt schleierhaft, wieso so viele dieses Buch feiern. Es enthält unbestreitbar einige interessante und wichtige Aspekte, insgesamt liest es sich allerdings eher wie eine frustrierte Streitschrift eines privilegierten linken weißen Mannes.
Viele Aspekte fand ich persönlich sehr interessant und habe auch ganz stark nicken müssen; die linke Bewegung Deutschlands muss sich allemal wieder solidarisieren und auf gemeinsame Themen einigen, es ist schon fast peinlich, was in den vergangenen Jahren sich auf der politischen Bühne abgespielt hat (und immer noch abspielt). Wir müssen weg vom Individualismus (und auch dem Fingerzeigen auf individuelle Menschen; wenn es um Fehlerzuschreibungen geht) und Ja, wir müssen auch wieder lernen, „richtig“ zu debattieren. Auch ich habe das Gefühl, es gibt sehr schnell erhitzte Gemüter und Menschen werden auf einen Fehler oder eine Falschentscheidung reduziert. Zu argumentieren, man müsse sich von Gefühlen distanzieren, um objektiv diskutieren zu können, wie der Autor argumentiert, finde ich allerdings wieder höhnisch und erinnert mich doch sehr an Tonepolicing und man solle doch bitte politische Argumente im „richtigen Ton“ hervorbringen, um ernstgenommen zu werden. Während der Autor weiterhin um Inklusion aller aufruft, würde ich ihm gerne nahelegen, sein Buch auch inklusive und zugänglicher zu formulieren, da es so nicht jedem Menschen leicht verständlich ist (wenn er wirklich alle Menschen verschiedener Gruppen für den linken politischen Kampf solidarisieren will). Zudem finde ich ja schön, dass er sich entschieden hat, statt im generischen Maskulinum im generischen Femininum zu schreiben (auch wenn ich das nicht für mehr inklusiv halte)—so zitiert er dennoch zu 80% werke männlicher Autoren (manche davon eher fraglich, teils bekannt frauenfeindlich). Von der Kritik an alternativen Beziehungsmodellen und dem Infantilisieren von Frauen, sie sollen doch bitte weniger One-Night-Stands haben, weil Statistiken bla bla will ich garnicht erst anfangen. Insgesamt hört sich das ganze Buch eher herablassend formuliert an, es widerspricht sich teilweise (wenn der Autor bspw. nicht versteht, wieso so viele linke Amazon kritisieren und boykottieren wollen?!), es hört sich an wie ein „Ja, weiße cis Männer sind privilegiert, ABER…“, und allzu viele Handlungsempfehlungen ergeben sich auch nicht wirklich. Also höchstens 3 von 5 Sternen.
Konnte mich sehr überzeugen
Kurz und auf den Punkt. Wichtiger Beitrag für eine orientierungslose Linke.
Das Buch plädiert für eine stärkere Rückbesinnung der Linken auf die Klassenfrage und eine stärkere Bekämpfung der Entpolitisierung vieler Lebensbereiche durch neoliberale Ideologie. Dabei kann ich nur zustimmen. Besonders wichtig sind die Hinweise, dass Identitätspolitische Themen natürlich trotzdem wichtig sind und ein Weg, wie ihn Wagenknecht geht der Irrweg ist. Die Arbeiter*innenklasse kann mensch im Spätkapitalismus zwar schwerer greifen aber dennoch ist eine Rückbesinnung auf diese meiner Ansicht nach der beste Weg hin zu großen linken Mehrheiten und dem guten Leben. Das Buch liefert wichtige Argumente genau dafür.
Da sind gute Sätze drin, aber er sieht halt auch ganz viel nicht. Im letzten Kapitel habe ich mich gefragt, wer ihm das Hirn zerschossen hat. Er kritisiert Polyamorie als Auswuchs des Kapitalismus, obwohl es diese Lebensform schon so lange gibt, wie Menschen existieren. Dabei übersieht er, dass die heterosexuelle Kleinfamilie (aus der es im "besten" Fall kein Entkommen gibt) DIE Säule des Kapitalismus ist, denn Frauen leisten in dieser Konstellation meist unbezahlte Reproduktions-, Sorge- und Hausarbeit. Darauf fußt der Kapitalismus! Seinen paternalistischen Rat an Frauen, doch möglichst nicht so viele One-Night-Stands und Affären zu haben, tarnt er als Gutmütigkeit und begründet das Ganze mit der Orgasmus-Lücke. Frauen hätten ja gar nichts davon. Dass diese Lücke auch in festen, monogamen Konstellationen besteht, lässt er weg. Nach seiner Logik sollten Frauen also am besten gar nicht mehr mit Männern schlafen: es lohnt sich einfach nicht. (Wäre das wirklich seine Schlussfolgerung, würde ich ihm als Sapphic vielleicht sogar zustimmen.) Ich hab einfach die Nase voll von linken Männern, die denken, sie hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen, es dabei aber nicht über ihren eigenen Tellerrand hinaus schaffen und andere Lebensrealitäten nicht sehen.
Sehr ehrlich, sehr kritisch. Muss gelesen werden! Eins meiner Top-10-Bücher.
Ein kluger, gut verdaulicher und trotzdem recht umfassender Appell an die deutsche Linke.
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AlleBeschreibung
Autorenbeschreibung
Jean-Philippe Kindler, geboren 1996 in Duisburg, ist Satiriker und Moderator. Für seine Bühnenprogramme erhielt Kindler viele Auszeichnungen, u. a. den Prix Pantheon und den Deutschen Kabarettpreis. Kaum jemand schafft es so wie er, das Politische scharf, humorvoll und zugleich berührend darzustellen. Der Autor sorgt auf Instagram unter @jeanphilippekindler immer wieder für erregte Gemüter. Aktuell tourt er mit seinem Bühnenprogramm «Klassentreffen» durch Deutschland.
Beiträge
Das gute Leben
Was bedeutet ein „gutes Leben“? Es sollte eigentlich nicht zu viel verlangt sein, die Grundbedürfnisse von Menschen zu stillen und damit die Grundmauern für eine Gesellschaft zu stützen, die ohne Existenzängste leben und altern kann. Dass das leider eine Traumvorstellung ist, die nur mit Mut in Realität verwandelt werden könnte, macht Jean-Philippe Kindler mehr als deutlich. Kindler kritisiert nicht nur die Mühlen des Kapitalismus, welche Ungerechtigkeiten verfestigen, sondern fokussiert sich vor allem auf das Problem des Individualismus. Denn in einer Welt, in der angeblich jede(r) für das eigene Glück sorgen kann, müssen schließlich doch erstaunlich viele über die Klinge springen. Ein Leben ohne Hunger, Wohnungsnot und Geldsorgen zu gewährleisten, ist daher nicht Aufgabe des Einzelnen, sondern der Politik. Diese konkrete Forderung fand ich sehr erfrischend - und dass das so ist, ist eigentlich erschreckend. Kindler hat eine genaue Idee davon, wie in ein gutes Leben für alle erreicht werden kann und ruft dazu auf, uns als Gesellschaft dafür einzusetzen. Denn das „gute Leben“ ist keine freche Utopie, sondern das Mindeste, was wir erwarten können.
Fühle mich nicht intelligent genug, um das Buch zu bewerten.
Viele interessante Ideen, Infos und Meinungsäußerungen. Ich kenne mich leider zu wenig mit Wirtschaft aus, als dass ich in der Lage bin dieses Buch zu rezensieren.
Muss man gelesen haben.
Solltest du dich in der Position wiederfinden, genüsslich ein Kaltgetränk zu schlürfen und dir am Nebentisch das dumme, armenverachtende Gelaber von Liberalen und Konservativen anhören zu müssen, dann bietet dir Kindlers Buch das richtige Werkzeug, dich dem Diskurs zu stellen und den table zu flippen. Als "neu" würde ich seine Kapitalismuskritik nicht einstufen, jedoch knüpft sie sehr gut an aktuelle Individualisierungstrends aller Lindner, Steinmeier und Selflove-Coaches an und versucht diese bemerkenswert einfach zu enttarnen. Ein sehr schönes Plädoyer für eine gesellschaftliche Linke sich zu repolitisieren und den bestehenden Verhältnissen den Kampf anzusagen.
Mir ist ehrlich gesagt schleierhaft, wieso so viele dieses Buch feiern. Es enthält unbestreitbar einige interessante und wichtige Aspekte, insgesamt liest es sich allerdings eher wie eine frustrierte Streitschrift eines privilegierten linken weißen Mannes.
Viele Aspekte fand ich persönlich sehr interessant und habe auch ganz stark nicken müssen; die linke Bewegung Deutschlands muss sich allemal wieder solidarisieren und auf gemeinsame Themen einigen, es ist schon fast peinlich, was in den vergangenen Jahren sich auf der politischen Bühne abgespielt hat (und immer noch abspielt). Wir müssen weg vom Individualismus (und auch dem Fingerzeigen auf individuelle Menschen; wenn es um Fehlerzuschreibungen geht) und Ja, wir müssen auch wieder lernen, „richtig“ zu debattieren. Auch ich habe das Gefühl, es gibt sehr schnell erhitzte Gemüter und Menschen werden auf einen Fehler oder eine Falschentscheidung reduziert. Zu argumentieren, man müsse sich von Gefühlen distanzieren, um objektiv diskutieren zu können, wie der Autor argumentiert, finde ich allerdings wieder höhnisch und erinnert mich doch sehr an Tonepolicing und man solle doch bitte politische Argumente im „richtigen Ton“ hervorbringen, um ernstgenommen zu werden. Während der Autor weiterhin um Inklusion aller aufruft, würde ich ihm gerne nahelegen, sein Buch auch inklusive und zugänglicher zu formulieren, da es so nicht jedem Menschen leicht verständlich ist (wenn er wirklich alle Menschen verschiedener Gruppen für den linken politischen Kampf solidarisieren will). Zudem finde ich ja schön, dass er sich entschieden hat, statt im generischen Maskulinum im generischen Femininum zu schreiben (auch wenn ich das nicht für mehr inklusiv halte)—so zitiert er dennoch zu 80% werke männlicher Autoren (manche davon eher fraglich, teils bekannt frauenfeindlich). Von der Kritik an alternativen Beziehungsmodellen und dem Infantilisieren von Frauen, sie sollen doch bitte weniger One-Night-Stands haben, weil Statistiken bla bla will ich garnicht erst anfangen. Insgesamt hört sich das ganze Buch eher herablassend formuliert an, es widerspricht sich teilweise (wenn der Autor bspw. nicht versteht, wieso so viele linke Amazon kritisieren und boykottieren wollen?!), es hört sich an wie ein „Ja, weiße cis Männer sind privilegiert, ABER…“, und allzu viele Handlungsempfehlungen ergeben sich auch nicht wirklich. Also höchstens 3 von 5 Sternen.
Konnte mich sehr überzeugen
Kurz und auf den Punkt. Wichtiger Beitrag für eine orientierungslose Linke.
Das Buch plädiert für eine stärkere Rückbesinnung der Linken auf die Klassenfrage und eine stärkere Bekämpfung der Entpolitisierung vieler Lebensbereiche durch neoliberale Ideologie. Dabei kann ich nur zustimmen. Besonders wichtig sind die Hinweise, dass Identitätspolitische Themen natürlich trotzdem wichtig sind und ein Weg, wie ihn Wagenknecht geht der Irrweg ist. Die Arbeiter*innenklasse kann mensch im Spätkapitalismus zwar schwerer greifen aber dennoch ist eine Rückbesinnung auf diese meiner Ansicht nach der beste Weg hin zu großen linken Mehrheiten und dem guten Leben. Das Buch liefert wichtige Argumente genau dafür.
Da sind gute Sätze drin, aber er sieht halt auch ganz viel nicht. Im letzten Kapitel habe ich mich gefragt, wer ihm das Hirn zerschossen hat. Er kritisiert Polyamorie als Auswuchs des Kapitalismus, obwohl es diese Lebensform schon so lange gibt, wie Menschen existieren. Dabei übersieht er, dass die heterosexuelle Kleinfamilie (aus der es im "besten" Fall kein Entkommen gibt) DIE Säule des Kapitalismus ist, denn Frauen leisten in dieser Konstellation meist unbezahlte Reproduktions-, Sorge- und Hausarbeit. Darauf fußt der Kapitalismus! Seinen paternalistischen Rat an Frauen, doch möglichst nicht so viele One-Night-Stands und Affären zu haben, tarnt er als Gutmütigkeit und begründet das Ganze mit der Orgasmus-Lücke. Frauen hätten ja gar nichts davon. Dass diese Lücke auch in festen, monogamen Konstellationen besteht, lässt er weg. Nach seiner Logik sollten Frauen also am besten gar nicht mehr mit Männern schlafen: es lohnt sich einfach nicht. (Wäre das wirklich seine Schlussfolgerung, würde ich ihm als Sapphic vielleicht sogar zustimmen.) Ich hab einfach die Nase voll von linken Männern, die denken, sie hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen, es dabei aber nicht über ihren eigenen Tellerrand hinaus schaffen und andere Lebensrealitäten nicht sehen.