Sag mir, wer ich bin
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Felicity Ward, geb. 1945, verbrachte die ersten zehn Jahre ihres Lebens in Montreal, wo sie noch heute Verwandtschaft hat. Sie lebte an vielen verschiedenen Orten der Welt, bevor sie sich endgültig in Frankreich niederließ. Bis heute kehrt sie in regelmäßigen Abständen in ihre Heimat Montreal zurück. Sie war zweimal verheiratet und hat Kinder aus beiden Ehen.
Beiträge
Ein Alptraum der Vergangenheit, der dich bis in die Gegenwart verfolgt Worum geht’s? Sally ist 16, als sie in Paris in einem Krankenhaus aufwacht. Brutal zusammengeschlagen mit nur bruchstückhaften Erinnerungen. Auch Jahre später noch wird sie von dem damaligen Erlebnis verfolgt. Sie traut niemandem über den Weg. Als sie auf eine Party geht, glaubt sie den Mann zu erkennen, der ihr damals alles angetan hat und der nun gekommen ist, um sie zu töten. Meine Meinung: Das Buch ist nicht nur ein Roman, sondern es beschreibt auch auf so anschauliche und erschreckende Weise wie sich die Psyche eines Menschen, sein Verhalten, entwickeln kann, der eine fast Vergewaltigung durchgemacht hat und beinahe an den Folgen der Gewalteinwirkung gestorben ist. Und am Ende haben wir es noch fast mit einem Psychothriller zu tun. Die Autorin hat m.E. wirklich sehr gut recherchiert, bis auf wenige Ungereimtheiten ist es komplett glaubhaft, authentisch und unheimlich schockierend! In dem Roman geht es hauptsächlich um Sally, die nicht nur in ihrer Jugendzeit, sondern auch bereits in der Kindheit Erlebnisse hatte, die sie geprägt haben. Die sie zu einem Opfertypen gemacht haben, wie sie selbst sagt. Das Kennenlernen der Protagonistin mit dem Aufwachen im Krankenhaus, als sie selbst nicht weiß, wer sie ist, ist grandios dargestellt, man ist richtig in Sally hineinversetzt. Dann ihre weitere Entwicklung, wie sie ihren Mann kennenlernt und später den Mann, von dem sie glaubt, dass er ihr das alles angetan hat. Wie sie versucht, zu funktionieren. Normal zu sein. Bis ihr am Ende alles über dem Kopf zusammenbricht. Am sympathischsten ist mir ihr Mann, Carson. Er ist so empathisch, gibt sich Mühe, ist rücksichtsvoll, zurückhalten, versucht immer zur rechten Zeit das Richtige zu tun. Hat eine Engelsgeduld. Und er tut mir auch am meisten leid. Und nicht nur er, auch Philippe; seine Entwicklung finde ich besonders erschreckend. Was das Verhalten von Menschen aus anderen Menschen machen kann. Wobei für mich hier auch die größten Widersprüche in der Geschichte liegen. Die plötzliche Offenheit und Ruhe, das kann ich mir hier nicht ganz erklären, aber lest selbst. Auch das Ende hat mich mitgerissen. Ein bisschen war ich, obwohl es vom Inhalt her schon anders ist, an den Film „Der Feind in meinem Bett“ erinnert. Anfangs habe ich mit Sally mitgefiebert, wollte ihr helfen, wollte, dass es ihr gut geht. Dass sie normal leben kann. Und am Ende war ich einfach gefesselt von der Wendung, die die Geschichte nimmt. Plötzlich ist alles rasant und erschreckend, ein wahrer Psychothriller. Jedes mögliche gute oder auch schreckliche Ende war denkbar! Ein wirklich gut recherchiertes Buch, das mich auf erschreckende Weise begeistert hat. Das hinter die Kulissen blickt und zeigt, wie Ereignisse Menschen verändern können. Fazit: Mich hat das Buch absolut begeistert. Von der Entwicklung von Sally über ihre Kindheit, ihre Jugend in Paris bis hin zu einer erwachsenen Frau hat die Autorin absolut glaubhaft und realistisch gezeigt, wie stark grauenhafte Ereignisse das Leben und Sein eines Menschen beeinflussen können. Es war erschreckend und dennoch packend. Ich konnte nicht aufhören zu Lesen. Und obwohl es ein Roman ist, hat es fast wie ein Psychothriller geendet und ich habe auf den letzten Seiten wirklich den Atem angehalten. Bis auf wenige Ungereimtheiten in Bezug auf Sallys Verhalten zu Philippe ein Buch, das mich gebannt hat und mitgerissen hat und einfach absolut genial ist! 4 Sterne von mir für diesen spannenden Einblick in die menschliche Psyche!
Sally ist 16, als sie während eines Paris-Aufenthalts entführt und schwer misshandelt wird. Sie kann einer Vergewaltigung knapp entgehen und entgeht gerade so dem Tod. Ein traumatisches Erlebnis, welches das restliche Leben der jungen Frau für immer verändert. So versucht sie, in ihrer Heimat Montreal ein normales Leben zu führen und ihre inneren Dämonen zu bekämpfen. Bis sie eines Tages einem Franzosen gegenüber steht, in dem sie ihren Peiniger wieder erkennt. Felicity Ward hat einen Roman über die „ungeheure Macht der Erinnerung“ geschrieben. Ein Thema, das viele Möglichkeiten bietet und sehr interessant klingt. Leider hat mich die Umsetzung nicht überzeugt. Der Anfang des Romans ist gut und interessant; wie Sally versucht, ihre Ängste in Griff zu bekommen, liest sich auch gut. Doch dann kommt ein Punkt ab dem die Handlung immer abstruser und unglaubwürdiger wird und man das Verhalten der Protagonisten, allen voran Sally, absolut nicht mehr nachvollziehen kann. Das ist sehr schade, den sprachlich liest sich das Buch wirklich gut. Und die schwelende Feindschaft zwischen den englisch-sprachigen Kanadiern und den Franco-Kanadiern ist ein sehr interessantes Thema, von dem bislang zu wenig zu lesen war und das sehr gut umgesetzt wurde. Mein Fazit: Kann man lesen.
TW: sexuelle Gewalt. Rezension mit Spoilern. Als junges Mädchen entkommt Sally nach einem sexuellen Übergriff nur knapp dem Tod. Jahre später entdeckt sie auf einer Party das Gesicht ihres Peinigers, eine Katz-und-Maus-Jagd beginnt. Soweit der Klappentext. Erwartet hatte ich einen Thriller, in dem schließlich der Täter zur Rechenschaft gezogen wird. Ja. Nichts dergleichen. Stattdessen findet eine eklige Verharmlosung des sexuellen Übergriffs statt, Männer dominieren den Roman und am Ende wird Sally, das Opfer, zur Täterin stilisiert. Hinzu kommt der Konflikt zwischen Englisch- und Französischsprechenden Einwohnern Québecs (das Buch spielt zwischen 1962 und 1983), der völlig konstruiert in die Handlung eingebaut wird. Sprachlich ist das Buch erstaunlich schlecht geschrieben – platte Dialoge, die Sätze wirken teils wie von unmotivierten Schüler:innen aneinandergereihte Erlebnisgeschichten. Inhaltlich jagt ein Tiefpunkt den nächsten. Tatsächlich hat mich bereits das Vorwort irritiert. Hier versucht die Autorin (*1945), die MeToo Bewegung, die sie zu dem Roman inspirierte, als teilweise zu radikal zu bezeichnen, weil kleine Dinge zu kriminellen Handlungen aufgebauscht werden und ja nicht alle Männer so seien. Cringe. Noch mehr Cringe: Sallys Leben ist nach dem Übergriff geprägt von Angst. Statt zu zeigen, was das mit ihr macht, wird aufgezählt, was ihr schwerfällt; die Schlussfolgerung ist nicht, dass Sally dauerhaft angespannt leben muss, sondern dass sie als notorische Zuspätkommerin abgetan wird, weil ihre Kontrollmechanismen viel Zeit brauchen. Umso mehr taucht man ein in die Gedanken ihres Patenonkels Carson, den sie erst als Erwachsene kennenlernt. Natürlich vertraut sie sich ihm sofort an, berichtet detailliert, was der Mann damals mit ihr machte, zieht bei ihm ein und nachdem er sich 6 Monate lang “zurückgehalten” hat, schläft sie mit ihm. Weil, so die Überzeugung vieler Figuren, wenn Sally erst mal Sex hat, kann sie mit der versuchten Vergewaltigung abschließen. Es wird immer davon gesprochen, dass sie ja “nicht richtig vergewaltigt” worden sei (keine Penetration). Sallys Eltern sind mehr damit beschäftigt, dass ihre Tochter mit Mitte 20 noch keine sexuellen Erfahrungen hat, als mit allem anderen. Der Mann, den Sally schließlich auf der Party für ihren Vergewaltiger hält, war es nicht, was sie nicht glaubt. Sie fängt eine Affäre mit ihm an; es wird suggeriert, dass die Erinnerung an ihren Peiniger sie sexuell erregt, dass sie ihn liebt. Gleichzeitig ist sie überzeugt, dass er sie töten will. Daraufhin verlässt Carson sie, weil sie ihm zu anstrengend wird. Das große Finale: der Affären-Mann fühlt sich von Sally “vergewaltigt” und lässt sie nachts allein im Nirgendwo zurück. Warum im Jahr 2021 so was veröffentlicht wird, erschließt sich mir nicht. (Über die Autorin, Felicity Ward ist außer dem kurzen Text des deutschen Verlags nichts zu finden, auch nicht über das Buch im englischen Original, nicht mal ein Titel ist zu finden.)
>>...Über dem verzweifelten Drang, eins zu werden und mit dem Geliebten zu verschmelzen, hängt stets das Damoklesschwert der Trostlosigkeit und des Verlustes,...<< „Sag mir, wer ich bin“ von Felicity Ward hat mich thematisch sehr neugierig gemacht. Wir lernen hier zum einen Sally kennen, die schwer verletzt im Krankenhaus erwacht und zunächst fehlt ihr jede Erinnerung an das, was passiert ist. Doch nach und nach quälen sie die Erinnerungen an das, was geschehen ist mehr und mehr. Sie kommt nicht nur den Geschehnissen auf die Spur, sondern manövriert sich Jahre später auch geradewegs in eine ziemlich gefährliche, man könnte auch sagen toxische Beziehung. Zudem erfahren wir als Leser hier die Problematik zwischen französischen und englischen Kanadiern, die sich um 1962 doch noch sehr zugespitzt hat teilweise. Ein ganz wichtiger Aspekt hier innerhalb dieser Geschichte ist, dass es sich um ein Gewaltverbrechen handelt und darauf macht die Autorin selbst im Vorwort sehr deutlich aufmerksam und macht den Leser zudem ein Stück weit vertraut mit den Problematiken in Kanada. Sie gibt vorab einen sehr eindringlichen Einblick, was Gewalt mit Menschen machen kann und es wird deutlich, dass Felicity Ward umfangreich recherchiert hat um diesen Roman zu schreiben. Das Vorwort hat mir sehr gefallen, es war eine gute Einleitung in diese doch schwere Thematik der Geschichte. Sally kam mir als Protagonistin sehr nah und es war nicht immer emotional leicht ihre Gedanken zu verarbeiten, da ihre Verzweiflung und ihre Ängste sehr spürbar wurden. Leider drehte sie sich auch sehr viel im Kreis und für mein Empfinden ist hier die Kombination aus Gewaltverbrechen und der Problematik unter den kanadischen Bevölkerungsgruppen nicht so gut geglückt, da beides letztlich völlig für sich stand und sich nicht zu einem gemeinsamen Strang zusammen finden konnte. Auch die toxische Beziehung, die Sally später eingeht, die sich wirklich massiv zuspitzt ist mir eher negativ aufgestoßen, macht aber eben auch deutlich, wie gefährlich es ist, sich keine professionelle Hilfe zu holen und wie sehr die Verzweiflung und die Ängste, die Abhängigkeit einen in den Abgrund stürzen können. ✒Fazit: Eine eindringliche Geschichte mit interessanten Ansätzen, die für mich aber nicht in Gänze zusammengefunden haben und für meinen Geschmack nicht ganz auserzählt waren. Insgesamt aber ein lesenswertes Buch, wenn man sich ein bisschen mit den Bevölkerungsgruppen in Kanada und Gewaltverbrechen und der Verarbeitung der Opfer in fiktiver Form ein bisschen beschäftigen möchte.
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Felicity Ward, geb. 1945, verbrachte die ersten zehn Jahre ihres Lebens in Montreal, wo sie noch heute Verwandtschaft hat. Sie lebte an vielen verschiedenen Orten der Welt, bevor sie sich endgültig in Frankreich niederließ. Bis heute kehrt sie in regelmäßigen Abständen in ihre Heimat Montreal zurück. Sie war zweimal verheiratet und hat Kinder aus beiden Ehen.
Beiträge
Ein Alptraum der Vergangenheit, der dich bis in die Gegenwart verfolgt Worum geht’s? Sally ist 16, als sie in Paris in einem Krankenhaus aufwacht. Brutal zusammengeschlagen mit nur bruchstückhaften Erinnerungen. Auch Jahre später noch wird sie von dem damaligen Erlebnis verfolgt. Sie traut niemandem über den Weg. Als sie auf eine Party geht, glaubt sie den Mann zu erkennen, der ihr damals alles angetan hat und der nun gekommen ist, um sie zu töten. Meine Meinung: Das Buch ist nicht nur ein Roman, sondern es beschreibt auch auf so anschauliche und erschreckende Weise wie sich die Psyche eines Menschen, sein Verhalten, entwickeln kann, der eine fast Vergewaltigung durchgemacht hat und beinahe an den Folgen der Gewalteinwirkung gestorben ist. Und am Ende haben wir es noch fast mit einem Psychothriller zu tun. Die Autorin hat m.E. wirklich sehr gut recherchiert, bis auf wenige Ungereimtheiten ist es komplett glaubhaft, authentisch und unheimlich schockierend! In dem Roman geht es hauptsächlich um Sally, die nicht nur in ihrer Jugendzeit, sondern auch bereits in der Kindheit Erlebnisse hatte, die sie geprägt haben. Die sie zu einem Opfertypen gemacht haben, wie sie selbst sagt. Das Kennenlernen der Protagonistin mit dem Aufwachen im Krankenhaus, als sie selbst nicht weiß, wer sie ist, ist grandios dargestellt, man ist richtig in Sally hineinversetzt. Dann ihre weitere Entwicklung, wie sie ihren Mann kennenlernt und später den Mann, von dem sie glaubt, dass er ihr das alles angetan hat. Wie sie versucht, zu funktionieren. Normal zu sein. Bis ihr am Ende alles über dem Kopf zusammenbricht. Am sympathischsten ist mir ihr Mann, Carson. Er ist so empathisch, gibt sich Mühe, ist rücksichtsvoll, zurückhalten, versucht immer zur rechten Zeit das Richtige zu tun. Hat eine Engelsgeduld. Und er tut mir auch am meisten leid. Und nicht nur er, auch Philippe; seine Entwicklung finde ich besonders erschreckend. Was das Verhalten von Menschen aus anderen Menschen machen kann. Wobei für mich hier auch die größten Widersprüche in der Geschichte liegen. Die plötzliche Offenheit und Ruhe, das kann ich mir hier nicht ganz erklären, aber lest selbst. Auch das Ende hat mich mitgerissen. Ein bisschen war ich, obwohl es vom Inhalt her schon anders ist, an den Film „Der Feind in meinem Bett“ erinnert. Anfangs habe ich mit Sally mitgefiebert, wollte ihr helfen, wollte, dass es ihr gut geht. Dass sie normal leben kann. Und am Ende war ich einfach gefesselt von der Wendung, die die Geschichte nimmt. Plötzlich ist alles rasant und erschreckend, ein wahrer Psychothriller. Jedes mögliche gute oder auch schreckliche Ende war denkbar! Ein wirklich gut recherchiertes Buch, das mich auf erschreckende Weise begeistert hat. Das hinter die Kulissen blickt und zeigt, wie Ereignisse Menschen verändern können. Fazit: Mich hat das Buch absolut begeistert. Von der Entwicklung von Sally über ihre Kindheit, ihre Jugend in Paris bis hin zu einer erwachsenen Frau hat die Autorin absolut glaubhaft und realistisch gezeigt, wie stark grauenhafte Ereignisse das Leben und Sein eines Menschen beeinflussen können. Es war erschreckend und dennoch packend. Ich konnte nicht aufhören zu Lesen. Und obwohl es ein Roman ist, hat es fast wie ein Psychothriller geendet und ich habe auf den letzten Seiten wirklich den Atem angehalten. Bis auf wenige Ungereimtheiten in Bezug auf Sallys Verhalten zu Philippe ein Buch, das mich gebannt hat und mitgerissen hat und einfach absolut genial ist! 4 Sterne von mir für diesen spannenden Einblick in die menschliche Psyche!
Sally ist 16, als sie während eines Paris-Aufenthalts entführt und schwer misshandelt wird. Sie kann einer Vergewaltigung knapp entgehen und entgeht gerade so dem Tod. Ein traumatisches Erlebnis, welches das restliche Leben der jungen Frau für immer verändert. So versucht sie, in ihrer Heimat Montreal ein normales Leben zu führen und ihre inneren Dämonen zu bekämpfen. Bis sie eines Tages einem Franzosen gegenüber steht, in dem sie ihren Peiniger wieder erkennt. Felicity Ward hat einen Roman über die „ungeheure Macht der Erinnerung“ geschrieben. Ein Thema, das viele Möglichkeiten bietet und sehr interessant klingt. Leider hat mich die Umsetzung nicht überzeugt. Der Anfang des Romans ist gut und interessant; wie Sally versucht, ihre Ängste in Griff zu bekommen, liest sich auch gut. Doch dann kommt ein Punkt ab dem die Handlung immer abstruser und unglaubwürdiger wird und man das Verhalten der Protagonisten, allen voran Sally, absolut nicht mehr nachvollziehen kann. Das ist sehr schade, den sprachlich liest sich das Buch wirklich gut. Und die schwelende Feindschaft zwischen den englisch-sprachigen Kanadiern und den Franco-Kanadiern ist ein sehr interessantes Thema, von dem bislang zu wenig zu lesen war und das sehr gut umgesetzt wurde. Mein Fazit: Kann man lesen.
TW: sexuelle Gewalt. Rezension mit Spoilern. Als junges Mädchen entkommt Sally nach einem sexuellen Übergriff nur knapp dem Tod. Jahre später entdeckt sie auf einer Party das Gesicht ihres Peinigers, eine Katz-und-Maus-Jagd beginnt. Soweit der Klappentext. Erwartet hatte ich einen Thriller, in dem schließlich der Täter zur Rechenschaft gezogen wird. Ja. Nichts dergleichen. Stattdessen findet eine eklige Verharmlosung des sexuellen Übergriffs statt, Männer dominieren den Roman und am Ende wird Sally, das Opfer, zur Täterin stilisiert. Hinzu kommt der Konflikt zwischen Englisch- und Französischsprechenden Einwohnern Québecs (das Buch spielt zwischen 1962 und 1983), der völlig konstruiert in die Handlung eingebaut wird. Sprachlich ist das Buch erstaunlich schlecht geschrieben – platte Dialoge, die Sätze wirken teils wie von unmotivierten Schüler:innen aneinandergereihte Erlebnisgeschichten. Inhaltlich jagt ein Tiefpunkt den nächsten. Tatsächlich hat mich bereits das Vorwort irritiert. Hier versucht die Autorin (*1945), die MeToo Bewegung, die sie zu dem Roman inspirierte, als teilweise zu radikal zu bezeichnen, weil kleine Dinge zu kriminellen Handlungen aufgebauscht werden und ja nicht alle Männer so seien. Cringe. Noch mehr Cringe: Sallys Leben ist nach dem Übergriff geprägt von Angst. Statt zu zeigen, was das mit ihr macht, wird aufgezählt, was ihr schwerfällt; die Schlussfolgerung ist nicht, dass Sally dauerhaft angespannt leben muss, sondern dass sie als notorische Zuspätkommerin abgetan wird, weil ihre Kontrollmechanismen viel Zeit brauchen. Umso mehr taucht man ein in die Gedanken ihres Patenonkels Carson, den sie erst als Erwachsene kennenlernt. Natürlich vertraut sie sich ihm sofort an, berichtet detailliert, was der Mann damals mit ihr machte, zieht bei ihm ein und nachdem er sich 6 Monate lang “zurückgehalten” hat, schläft sie mit ihm. Weil, so die Überzeugung vieler Figuren, wenn Sally erst mal Sex hat, kann sie mit der versuchten Vergewaltigung abschließen. Es wird immer davon gesprochen, dass sie ja “nicht richtig vergewaltigt” worden sei (keine Penetration). Sallys Eltern sind mehr damit beschäftigt, dass ihre Tochter mit Mitte 20 noch keine sexuellen Erfahrungen hat, als mit allem anderen. Der Mann, den Sally schließlich auf der Party für ihren Vergewaltiger hält, war es nicht, was sie nicht glaubt. Sie fängt eine Affäre mit ihm an; es wird suggeriert, dass die Erinnerung an ihren Peiniger sie sexuell erregt, dass sie ihn liebt. Gleichzeitig ist sie überzeugt, dass er sie töten will. Daraufhin verlässt Carson sie, weil sie ihm zu anstrengend wird. Das große Finale: der Affären-Mann fühlt sich von Sally “vergewaltigt” und lässt sie nachts allein im Nirgendwo zurück. Warum im Jahr 2021 so was veröffentlicht wird, erschließt sich mir nicht. (Über die Autorin, Felicity Ward ist außer dem kurzen Text des deutschen Verlags nichts zu finden, auch nicht über das Buch im englischen Original, nicht mal ein Titel ist zu finden.)
>>...Über dem verzweifelten Drang, eins zu werden und mit dem Geliebten zu verschmelzen, hängt stets das Damoklesschwert der Trostlosigkeit und des Verlustes,...<< „Sag mir, wer ich bin“ von Felicity Ward hat mich thematisch sehr neugierig gemacht. Wir lernen hier zum einen Sally kennen, die schwer verletzt im Krankenhaus erwacht und zunächst fehlt ihr jede Erinnerung an das, was passiert ist. Doch nach und nach quälen sie die Erinnerungen an das, was geschehen ist mehr und mehr. Sie kommt nicht nur den Geschehnissen auf die Spur, sondern manövriert sich Jahre später auch geradewegs in eine ziemlich gefährliche, man könnte auch sagen toxische Beziehung. Zudem erfahren wir als Leser hier die Problematik zwischen französischen und englischen Kanadiern, die sich um 1962 doch noch sehr zugespitzt hat teilweise. Ein ganz wichtiger Aspekt hier innerhalb dieser Geschichte ist, dass es sich um ein Gewaltverbrechen handelt und darauf macht die Autorin selbst im Vorwort sehr deutlich aufmerksam und macht den Leser zudem ein Stück weit vertraut mit den Problematiken in Kanada. Sie gibt vorab einen sehr eindringlichen Einblick, was Gewalt mit Menschen machen kann und es wird deutlich, dass Felicity Ward umfangreich recherchiert hat um diesen Roman zu schreiben. Das Vorwort hat mir sehr gefallen, es war eine gute Einleitung in diese doch schwere Thematik der Geschichte. Sally kam mir als Protagonistin sehr nah und es war nicht immer emotional leicht ihre Gedanken zu verarbeiten, da ihre Verzweiflung und ihre Ängste sehr spürbar wurden. Leider drehte sie sich auch sehr viel im Kreis und für mein Empfinden ist hier die Kombination aus Gewaltverbrechen und der Problematik unter den kanadischen Bevölkerungsgruppen nicht so gut geglückt, da beides letztlich völlig für sich stand und sich nicht zu einem gemeinsamen Strang zusammen finden konnte. Auch die toxische Beziehung, die Sally später eingeht, die sich wirklich massiv zuspitzt ist mir eher negativ aufgestoßen, macht aber eben auch deutlich, wie gefährlich es ist, sich keine professionelle Hilfe zu holen und wie sehr die Verzweiflung und die Ängste, die Abhängigkeit einen in den Abgrund stürzen können. ✒Fazit: Eine eindringliche Geschichte mit interessanten Ansätzen, die für mich aber nicht in Gänze zusammengefunden haben und für meinen Geschmack nicht ganz auserzählt waren. Insgesamt aber ein lesenswertes Buch, wenn man sich ein bisschen mit den Bevölkerungsgruppen in Kanada und Gewaltverbrechen und der Verarbeitung der Opfer in fiktiver Form ein bisschen beschäftigen möchte.