Romeo oder Julia
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Gerhard Falkner, geboren 1951, zählt zu den bedeutendsten Dichtern der Gegenwart. Er veröffentlichte zahlreiche Lyrikbände, u.a. »Hölderlin Reparatur«, für den er 2009 den Peter-Huchel-Preis erhielt, und zuletzt »Ignatien« (2014). Für seine Novelle »Bruno« wurde ihm 2008 der Kranichsteiner Literaturpreis verliehen. Nach Aufenthalten in der Villa Massimo/Casa Baldi und der Akademie Schloss Solitude war er 2013 der erste Fellow für Literatur in der neugegründeten Kulturakademie Tarabya in Istanbul und 2014 Stipendiat in der Villa Aurora in Los Angeles. Seine Romane »Apollokalypse« (2016) und »Romeo oder Julia« (2017) standen auf der Long- bzw. Shortlist des Deutschen Buchpreises und wurden von der Kritik gefeiert. Gerhard Falkner lebt in Berlin und Bayern. Bio 2: für Übersetzungen:Gerhard Falkner, einer der vielseitigsten und wichtigsten zeitgenössischen Autoren Deutschlands, übersetzt seit vielen Jahren gemeinsam mit der freischaffenden Künstlerin Nora Matocza aus dem Englischen, u.a. Werke von Anne Michaels, Tom Drury und Mark Z. Danielewski.
Beiträge
Romeo oder Julia ist der dritte Kandidat der Shortlist für den Deutschen Buchpreis, den ich dieses Jahr gelesen habe. Nachdem mir die beiden anderen Bücher ([b:Die Kieferninseln|36044439|Die Kieferninseln|Marion Poschmann|https://images.gr-assets.com/books/1502786747s/36044439.jpg|57618994] und [b:Das Floß der Medusa|34076800|Das Floß der Medusa|Franzobel|https://images.gr-assets.com/books/1485813188s/34076800.jpg|55087547]) beide sehr gut gefallen hatten, waren meine Erwartungen natürlich recht hoch, vor allem, da sich die Zusammenfassung nach einem literarischen Krimi anhörte und dafür bin ich immer zu haben. Das Buch ist schön geschrieben, es gibt einige sehr witzige Wortspiele. Ich hatte aber mit zwei Dingen ein Problem: Zum einen ist der Erzähler ziemlicher Chauvinist, was mich nach einer Weile ziemlich aufgeregt hat. Und zum anderen ist die Auflösung des Ganzen sehr simpel und auch eine unmittelbare Folge des Chauvinismus. Ich bin doch etwas enttäuscht von diesem Buch und kann auch die Nominierung für die Shortlist nicht ganz nachvollziehen. (Vielen Dank an Netgalley/den Verlag für die Bereitstellung eines kostenlosen digitalen Leseexemplars!)
Zum Zeitpunkt, da ich diese Rezension schreibe, ist "Romeo oder Julia" für den Deutschen Buchpreis nominiert und hat es bereits auf die Shortlist geschafft, ist also eines von sechs Büchern, die in die engere Auswahl aufgenommen wurden. Obwohl ich normalerweise nicht davor zurückscheue, meine Meinung ehrlich zu äußern und gegebenenfalls auch negative Rezensionen zu schreiben, fällt mir das bei Büchern, die Preisträger oder zumindest Preisanwärter sind, schwer. Menschen, die ohne Zweifel belesener sind als ich, die mehr von Literatur und vom Literaturbetrieb verstehen, haben das Buch für auszeichnungswürdig befunden. Wer bin ich also, dem zu widersprechen? Die einfachste Antwort: ich bin eine Buchbloggerin, vor allem aber bin ich eine Leserin, die sich von diesem Buch herb enttäuscht fühlt. Die Prämisse klingt originell und vielversprechend, eine Mischung aus Krimi, Einblicken in den Literaturbetrieb und möglicherweise einem Hauch Drama. Tatsächlich verrät der Klappentext jedoch schon fast alles, was in diesem Buch passiert – die Handlung erschien mir etwas dürftig für 272 Seiten. Natürlich gibt es Bücher, die nicht durch ihre Handlung bestechen, sondern durch andere Eigenschaften, wie unvergessliche Charaktere, atemberaubende Sprachgewalt oder die Art und Weise, wie sie den Leser aus seiner Komfortzone zerren und ihn zwingen, die Welt oder sich selbst in einem neuen Licht zu sehen. Von "Romeo oder Julia" fühlte ich mich indes selten bestochen, sondern über lange Passagen sogar gelangweilt. Das Krimi-Element der Geschichte, das für Spannung hätte sorgen können, läuft in meinen Augen halbherzig nebenher und stößt auch kein sonderliches Charakterwachstum an. Ab und zu passiert etwas, das sich Protagonist Kurt nicht erklären kann, was ihn zunehmend beunruhigt, aber richtig dramatisch ist das alles nicht – jedenfalls bis zum Schluss, wenn sich das Rätsel rasant aufklärt und auch schon wieder vorbei ist, bevor Kurt und der Leser Zeit haben, daraus mehr zu ziehen als vage Bestürzung. Einen Teil der Auflösung hatte ich mir tatsächlich schon gedacht, denn der wird nach etwa einem Drittel des Buches angedeutet. "Obwohl ich Kurt heiße, bin ich Schriftsteller. Allerdings bin ich weit davon entfernt, mir auf dieses Tatsache etwas einzubilden." (Zitat) Kurt Prinzhorn ist einer, der in seinen jungen, 'selig vernebelten' Jahren aus einem literarischen Rausch heraus schrieb, das Schreiben inzwischen aber als eine 'Art von gehobenem Selbstmord' empfindet. Dementsprechend lesen sich die Geschehnisse, durch seine Augen gesehen, oft wie eine Satire auf den Literaturbetrieb: selbstverliebte Schriftsteller unterhalten sich wodkatrunken über Nichtigkeiten und würzen diese Belanglosigkeit mit einer Vielzahl von (meist offensichtlichen) Anspielungen auf Literatur, Film und Kunst. "Ich öffnete den Wein. Der Kork seufzte wie meine aus dem nassen Lehm gezogenen Arbeitsschuhe auf der Baustelle im Ort ohne Eigenschaften." (Zitat) Mal ist das clever und unterhaltsam, mit wunderbar verunglückten Metaphern und schwülstigen Sätzen seitens Kurt, der vielleicht doch nicht so weit davon entfernt ist, sich auf seinen Genius etwas einzubilden. Auch gibt es durchaus einige Passagen, in denen ihm dann doch Momente der Sprachpoesie glücken – und manchmal fand ich es schwer, zu unterscheiden, wo das eine aufhörte und das andere anfing. Dann wiederum fühlte ich mich, als würde Kurt mir, der Leserin, ausführlich von den Freuden einer bereits vergangenen Party erzählen, zu der ohnehin nur Schriftsteller eingeladen waren. Manchmal ist das so mit Literatur über Literatur. »Hab ich dir eigentlich gesagt, dass mich deine schnittlauchgrünen Augen jedes Mal begeistern, wenn ich dich ansehe?« »Meine wasgrünen?« »Sie sind wirklich sehr schön«, sagte ich, »wie ein tiefer Blick in den Dschungel.« (Zitat) Keiner der Charaktere ging mir wirklich nahe, sogar Kurt blieb mir bis zum bitteren Ende fremd. Denn der steht in steter Distanz zu sich selbst – als würde er, der sich über seinen Status als Schriftsteller definiert, seine Gedanken dem eigenen Lektorat unterwerfen. Als Leser sieht man daher weniger sein wahres Ich als sein konstruiertes Selbstbild. Fazit: "Romeo oder Julia" hat es auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft, dementsprechend hoch waren meine Erwartungen – wurden jedoch bitter enttäuscht. Die Handlung erschien mir blutarm und unnötig aufgebauscht, und auch zahlreiche literarische Anspielungen und ein augenzwinkernder Blick auf die Banalitäten des Literaturbetriebs konnten mich nicht für das Buch erwärmen. Ich habe nicht das Gefühl, dass es mich zum Nachdenken angeregt oder in irgendeiner Form bewegt hat. Da es aber von einer Jury ausgewählt wurde, deren Mitglieder unumstritten Experten für Literatur sind, muss ich mich fragen: Habe ich das Buch einfach nicht verstanden? Oder ist es womöglich Literatur nur für Literaten?
So, jetzt soll ich also etwas zu Falkners Buch schreiben. Dieses Exemplar war in diesem Jahr sogar auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Der Klappentext klang vielversprechend und auch die Leseprobe aus dem Shortlist-Leseprobenheftchen hat mir sehr zugesagt. Zack, Tina muss auch mal etwas von dieser „richtigen“ Literatur lesen, die hochgelobt ist und Preise gewinnt (vielleicht). Beim Zuklappen des Buches geraume Zeit später war mir jedoch nicht so richtig klar, was ich da gerade gelesen habe. Und ob ich überhaupt etwas vom Inhalt wiedergeben könnte, da alles so konfus war. Kurzgefasst geht es um den Autor Kurt Prinzhorn und den mysteriösen Kriminalfall, der sich um ihn zu entspinnen scheint. So sind merkwürdigerweise eine ganze Menge fremder, langer Haare an seiner Seife und sein Schlüsselbund fehlt auch. Nicht zu vergessen seine Notizbücher mit lauter wichtigen.. nun ja, Notizen. Jedoch finden weder er noch die Polizei Spuren eines Einbruchs. Kurt wird Verwirrtheit zur Last gelegt, hätte er doch die Schlüssel bestimmt anderweitig verloren. Dem ist jedoch nicht so, und als Kurz weiter nach Moskau reist, scheint ihn seine Stalkerin weiter zu verfolgen, er fühlt sich beobachtet und vielleicht auch ein wenig paranoid. Als die ominöse Frau ihn jedoch selbst nach Madrid zu verfolgt haben scheint, reißt Kurts Geduldsfaden und er nimmt die Verfolgung auf. Neben der eigentlich ganz interessanten Hauptstory gibt es auch in „Romeo oder Julia“ jede Menge Füllwerk. So jagt Kurt mit seinen Autorenfreunden von einem Schauplatz oder Hotel zum Nächsten, führt mehr oder weniger intelligente Gespräche und lernt selbstverständlich auch die eine oder andere Frau kennen. Das „Füllwerk“ ist jedoch nicht halb so interessant wie die Geschichte um das Stalking: Plattitüden häufen sich, der Erzählung fehlt es an Schwung und Schmackes, und die Charaktere (selbst Kurz!) wirken platt. So findet man mitunter einen Satz wie Folgenden mitten im Text, ohne dass er sich schämt: Ich ergriff ihre Hand und fühlte mich ergriffen. Um meine Gefühle während der Lektüre dieser Sätze zu beschreiben, muss ich leider zum Slang greifen: cringe! Und nicht nur der oben genannte Satz ist cringe-worthy, um es in Worte zu fassen, sondern immer wieder tauchen komische Wortgebilde und Wortgeschwulste auf. Der Text macht den Eindruck, als wäre er hoch prätentiös und kommt ein wenig schnöselig daher. Ob das Ganze mit dieser hippen Ironie geschrieben wurde oder nicht, kann ich leider nicht nachvollziehen. Die Handlung erschien mir leider ebenso schwammig, obwohl ich nicht sagen könnte, dass ich unaufmerksam gelesen hätte oder dergleichen. Ich habe nur nicht den Zusammenhang zwischen all diesen Leuten, diesen Partys und unserem Herrn Protagonisten gesehen, alles schien belanglos hingekleckst, manchmal auch zum Schmunzeln, meistens aber zum Kopfschütteln. Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: http://killmonotony.de
Als die Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2017 veröffentlicht wurde, hörte ich mir die dazugehörigen Hörproben der Titel an. Der einzige, der mich wirklich interessierte, war Gerhard Falkners "Romeo oder Julia". Während alle anderen Bücher nach den eher typischen Geschichten der Höheren Literatur klangen, war dieses hier mal etwas Anderes und stach erfrischend aus der Masse heraus. Dass Falkner den Preis nicht gewinnen kann, ist mir während des Lesens klar geworden, was aber nicht heisst, dass es kein gutes Buch ist. "Romeo oder Julia" beginnt verrückt und wird auch immer seltsamer. Falkner nimmt sich eines bekannten Themas an (nein, ich verrate nicht welches, da das den Spass am Buch nehmen würde!) und verarbeitet es auf eine neue Art und Weise. Das Ende selber war dann, wenn man das Buch als Ganzes betrachtet, leider eher etwas mau. Doch wodurch sich dieser Titel wirklich auszeichnet, ist Falkners Humor. Viele Werke, die sich im literarischen Bereich bewegen, sind meistens eher düster, traurig, nachdenklich... aber auf keinen Fall lustig. Sowas gehört sich nicht für das gehobene Milieu. Damit, dass Gerhard Falkner es auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft hat, zeigt er aber, dass dem nicht so sein muss. Zusammen mit Kurt Prinzhorn reisen wir durch Europa, treffen jede Menge Leute und erleben merkwürdige Dinge. Die Haare in der Badewanne sind da nur der Anfang. Genauso wie Kurt tappt der Leser eher im Dunkeln, was diese mysteriösen Zwischenfälle betrifft. Dafür gibt es immer mal wieder kleinere und grössere Hinweise auf die Lösung. Trotz der wirren Ereignisse geht die Handlung eher ruhig vonstatten. Gespräche sind ein wichtiger Teil davon, aber auch Kurts Gedankengänge. Oftmals wusste ich gar nicht so genau, wohin die Geschichte uns bringen oder ob es überhaupt eine Lösung geben wird. Das störte mich persönlich jedoch nicht im Geringsten, ich genoss einfach die Lektüre um der Lektüre willen.
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Gerhard Falkner, geboren 1951, zählt zu den bedeutendsten Dichtern der Gegenwart. Er veröffentlichte zahlreiche Lyrikbände, u.a. »Hölderlin Reparatur«, für den er 2009 den Peter-Huchel-Preis erhielt, und zuletzt »Ignatien« (2014). Für seine Novelle »Bruno« wurde ihm 2008 der Kranichsteiner Literaturpreis verliehen. Nach Aufenthalten in der Villa Massimo/Casa Baldi und der Akademie Schloss Solitude war er 2013 der erste Fellow für Literatur in der neugegründeten Kulturakademie Tarabya in Istanbul und 2014 Stipendiat in der Villa Aurora in Los Angeles. Seine Romane »Apollokalypse« (2016) und »Romeo oder Julia« (2017) standen auf der Long- bzw. Shortlist des Deutschen Buchpreises und wurden von der Kritik gefeiert. Gerhard Falkner lebt in Berlin und Bayern. Bio 2: für Übersetzungen:Gerhard Falkner, einer der vielseitigsten und wichtigsten zeitgenössischen Autoren Deutschlands, übersetzt seit vielen Jahren gemeinsam mit der freischaffenden Künstlerin Nora Matocza aus dem Englischen, u.a. Werke von Anne Michaels, Tom Drury und Mark Z. Danielewski.
Beiträge
Romeo oder Julia ist der dritte Kandidat der Shortlist für den Deutschen Buchpreis, den ich dieses Jahr gelesen habe. Nachdem mir die beiden anderen Bücher ([b:Die Kieferninseln|36044439|Die Kieferninseln|Marion Poschmann|https://images.gr-assets.com/books/1502786747s/36044439.jpg|57618994] und [b:Das Floß der Medusa|34076800|Das Floß der Medusa|Franzobel|https://images.gr-assets.com/books/1485813188s/34076800.jpg|55087547]) beide sehr gut gefallen hatten, waren meine Erwartungen natürlich recht hoch, vor allem, da sich die Zusammenfassung nach einem literarischen Krimi anhörte und dafür bin ich immer zu haben. Das Buch ist schön geschrieben, es gibt einige sehr witzige Wortspiele. Ich hatte aber mit zwei Dingen ein Problem: Zum einen ist der Erzähler ziemlicher Chauvinist, was mich nach einer Weile ziemlich aufgeregt hat. Und zum anderen ist die Auflösung des Ganzen sehr simpel und auch eine unmittelbare Folge des Chauvinismus. Ich bin doch etwas enttäuscht von diesem Buch und kann auch die Nominierung für die Shortlist nicht ganz nachvollziehen. (Vielen Dank an Netgalley/den Verlag für die Bereitstellung eines kostenlosen digitalen Leseexemplars!)
Zum Zeitpunkt, da ich diese Rezension schreibe, ist "Romeo oder Julia" für den Deutschen Buchpreis nominiert und hat es bereits auf die Shortlist geschafft, ist also eines von sechs Büchern, die in die engere Auswahl aufgenommen wurden. Obwohl ich normalerweise nicht davor zurückscheue, meine Meinung ehrlich zu äußern und gegebenenfalls auch negative Rezensionen zu schreiben, fällt mir das bei Büchern, die Preisträger oder zumindest Preisanwärter sind, schwer. Menschen, die ohne Zweifel belesener sind als ich, die mehr von Literatur und vom Literaturbetrieb verstehen, haben das Buch für auszeichnungswürdig befunden. Wer bin ich also, dem zu widersprechen? Die einfachste Antwort: ich bin eine Buchbloggerin, vor allem aber bin ich eine Leserin, die sich von diesem Buch herb enttäuscht fühlt. Die Prämisse klingt originell und vielversprechend, eine Mischung aus Krimi, Einblicken in den Literaturbetrieb und möglicherweise einem Hauch Drama. Tatsächlich verrät der Klappentext jedoch schon fast alles, was in diesem Buch passiert – die Handlung erschien mir etwas dürftig für 272 Seiten. Natürlich gibt es Bücher, die nicht durch ihre Handlung bestechen, sondern durch andere Eigenschaften, wie unvergessliche Charaktere, atemberaubende Sprachgewalt oder die Art und Weise, wie sie den Leser aus seiner Komfortzone zerren und ihn zwingen, die Welt oder sich selbst in einem neuen Licht zu sehen. Von "Romeo oder Julia" fühlte ich mich indes selten bestochen, sondern über lange Passagen sogar gelangweilt. Das Krimi-Element der Geschichte, das für Spannung hätte sorgen können, läuft in meinen Augen halbherzig nebenher und stößt auch kein sonderliches Charakterwachstum an. Ab und zu passiert etwas, das sich Protagonist Kurt nicht erklären kann, was ihn zunehmend beunruhigt, aber richtig dramatisch ist das alles nicht – jedenfalls bis zum Schluss, wenn sich das Rätsel rasant aufklärt und auch schon wieder vorbei ist, bevor Kurt und der Leser Zeit haben, daraus mehr zu ziehen als vage Bestürzung. Einen Teil der Auflösung hatte ich mir tatsächlich schon gedacht, denn der wird nach etwa einem Drittel des Buches angedeutet. "Obwohl ich Kurt heiße, bin ich Schriftsteller. Allerdings bin ich weit davon entfernt, mir auf dieses Tatsache etwas einzubilden." (Zitat) Kurt Prinzhorn ist einer, der in seinen jungen, 'selig vernebelten' Jahren aus einem literarischen Rausch heraus schrieb, das Schreiben inzwischen aber als eine 'Art von gehobenem Selbstmord' empfindet. Dementsprechend lesen sich die Geschehnisse, durch seine Augen gesehen, oft wie eine Satire auf den Literaturbetrieb: selbstverliebte Schriftsteller unterhalten sich wodkatrunken über Nichtigkeiten und würzen diese Belanglosigkeit mit einer Vielzahl von (meist offensichtlichen) Anspielungen auf Literatur, Film und Kunst. "Ich öffnete den Wein. Der Kork seufzte wie meine aus dem nassen Lehm gezogenen Arbeitsschuhe auf der Baustelle im Ort ohne Eigenschaften." (Zitat) Mal ist das clever und unterhaltsam, mit wunderbar verunglückten Metaphern und schwülstigen Sätzen seitens Kurt, der vielleicht doch nicht so weit davon entfernt ist, sich auf seinen Genius etwas einzubilden. Auch gibt es durchaus einige Passagen, in denen ihm dann doch Momente der Sprachpoesie glücken – und manchmal fand ich es schwer, zu unterscheiden, wo das eine aufhörte und das andere anfing. Dann wiederum fühlte ich mich, als würde Kurt mir, der Leserin, ausführlich von den Freuden einer bereits vergangenen Party erzählen, zu der ohnehin nur Schriftsteller eingeladen waren. Manchmal ist das so mit Literatur über Literatur. »Hab ich dir eigentlich gesagt, dass mich deine schnittlauchgrünen Augen jedes Mal begeistern, wenn ich dich ansehe?« »Meine wasgrünen?« »Sie sind wirklich sehr schön«, sagte ich, »wie ein tiefer Blick in den Dschungel.« (Zitat) Keiner der Charaktere ging mir wirklich nahe, sogar Kurt blieb mir bis zum bitteren Ende fremd. Denn der steht in steter Distanz zu sich selbst – als würde er, der sich über seinen Status als Schriftsteller definiert, seine Gedanken dem eigenen Lektorat unterwerfen. Als Leser sieht man daher weniger sein wahres Ich als sein konstruiertes Selbstbild. Fazit: "Romeo oder Julia" hat es auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft, dementsprechend hoch waren meine Erwartungen – wurden jedoch bitter enttäuscht. Die Handlung erschien mir blutarm und unnötig aufgebauscht, und auch zahlreiche literarische Anspielungen und ein augenzwinkernder Blick auf die Banalitäten des Literaturbetriebs konnten mich nicht für das Buch erwärmen. Ich habe nicht das Gefühl, dass es mich zum Nachdenken angeregt oder in irgendeiner Form bewegt hat. Da es aber von einer Jury ausgewählt wurde, deren Mitglieder unumstritten Experten für Literatur sind, muss ich mich fragen: Habe ich das Buch einfach nicht verstanden? Oder ist es womöglich Literatur nur für Literaten?
So, jetzt soll ich also etwas zu Falkners Buch schreiben. Dieses Exemplar war in diesem Jahr sogar auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Der Klappentext klang vielversprechend und auch die Leseprobe aus dem Shortlist-Leseprobenheftchen hat mir sehr zugesagt. Zack, Tina muss auch mal etwas von dieser „richtigen“ Literatur lesen, die hochgelobt ist und Preise gewinnt (vielleicht). Beim Zuklappen des Buches geraume Zeit später war mir jedoch nicht so richtig klar, was ich da gerade gelesen habe. Und ob ich überhaupt etwas vom Inhalt wiedergeben könnte, da alles so konfus war. Kurzgefasst geht es um den Autor Kurt Prinzhorn und den mysteriösen Kriminalfall, der sich um ihn zu entspinnen scheint. So sind merkwürdigerweise eine ganze Menge fremder, langer Haare an seiner Seife und sein Schlüsselbund fehlt auch. Nicht zu vergessen seine Notizbücher mit lauter wichtigen.. nun ja, Notizen. Jedoch finden weder er noch die Polizei Spuren eines Einbruchs. Kurt wird Verwirrtheit zur Last gelegt, hätte er doch die Schlüssel bestimmt anderweitig verloren. Dem ist jedoch nicht so, und als Kurz weiter nach Moskau reist, scheint ihn seine Stalkerin weiter zu verfolgen, er fühlt sich beobachtet und vielleicht auch ein wenig paranoid. Als die ominöse Frau ihn jedoch selbst nach Madrid zu verfolgt haben scheint, reißt Kurts Geduldsfaden und er nimmt die Verfolgung auf. Neben der eigentlich ganz interessanten Hauptstory gibt es auch in „Romeo oder Julia“ jede Menge Füllwerk. So jagt Kurt mit seinen Autorenfreunden von einem Schauplatz oder Hotel zum Nächsten, führt mehr oder weniger intelligente Gespräche und lernt selbstverständlich auch die eine oder andere Frau kennen. Das „Füllwerk“ ist jedoch nicht halb so interessant wie die Geschichte um das Stalking: Plattitüden häufen sich, der Erzählung fehlt es an Schwung und Schmackes, und die Charaktere (selbst Kurz!) wirken platt. So findet man mitunter einen Satz wie Folgenden mitten im Text, ohne dass er sich schämt: Ich ergriff ihre Hand und fühlte mich ergriffen. Um meine Gefühle während der Lektüre dieser Sätze zu beschreiben, muss ich leider zum Slang greifen: cringe! Und nicht nur der oben genannte Satz ist cringe-worthy, um es in Worte zu fassen, sondern immer wieder tauchen komische Wortgebilde und Wortgeschwulste auf. Der Text macht den Eindruck, als wäre er hoch prätentiös und kommt ein wenig schnöselig daher. Ob das Ganze mit dieser hippen Ironie geschrieben wurde oder nicht, kann ich leider nicht nachvollziehen. Die Handlung erschien mir leider ebenso schwammig, obwohl ich nicht sagen könnte, dass ich unaufmerksam gelesen hätte oder dergleichen. Ich habe nur nicht den Zusammenhang zwischen all diesen Leuten, diesen Partys und unserem Herrn Protagonisten gesehen, alles schien belanglos hingekleckst, manchmal auch zum Schmunzeln, meistens aber zum Kopfschütteln. Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: http://killmonotony.de
Als die Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2017 veröffentlicht wurde, hörte ich mir die dazugehörigen Hörproben der Titel an. Der einzige, der mich wirklich interessierte, war Gerhard Falkners "Romeo oder Julia". Während alle anderen Bücher nach den eher typischen Geschichten der Höheren Literatur klangen, war dieses hier mal etwas Anderes und stach erfrischend aus der Masse heraus. Dass Falkner den Preis nicht gewinnen kann, ist mir während des Lesens klar geworden, was aber nicht heisst, dass es kein gutes Buch ist. "Romeo oder Julia" beginnt verrückt und wird auch immer seltsamer. Falkner nimmt sich eines bekannten Themas an (nein, ich verrate nicht welches, da das den Spass am Buch nehmen würde!) und verarbeitet es auf eine neue Art und Weise. Das Ende selber war dann, wenn man das Buch als Ganzes betrachtet, leider eher etwas mau. Doch wodurch sich dieser Titel wirklich auszeichnet, ist Falkners Humor. Viele Werke, die sich im literarischen Bereich bewegen, sind meistens eher düster, traurig, nachdenklich... aber auf keinen Fall lustig. Sowas gehört sich nicht für das gehobene Milieu. Damit, dass Gerhard Falkner es auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft hat, zeigt er aber, dass dem nicht so sein muss. Zusammen mit Kurt Prinzhorn reisen wir durch Europa, treffen jede Menge Leute und erleben merkwürdige Dinge. Die Haare in der Badewanne sind da nur der Anfang. Genauso wie Kurt tappt der Leser eher im Dunkeln, was diese mysteriösen Zwischenfälle betrifft. Dafür gibt es immer mal wieder kleinere und grössere Hinweise auf die Lösung. Trotz der wirren Ereignisse geht die Handlung eher ruhig vonstatten. Gespräche sind ein wichtiger Teil davon, aber auch Kurts Gedankengänge. Oftmals wusste ich gar nicht so genau, wohin die Geschichte uns bringen oder ob es überhaupt eine Lösung geben wird. Das störte mich persönlich jedoch nicht im Geringsten, ich genoss einfach die Lektüre um der Lektüre willen.