Prinzessinnenjungs

Prinzessinnenjungs

Taschenbuch
4.39
Freiheit Von GeschlechterrollenKleinkindErziehungElternratgeber Für Jungen

Durch das Verwenden dieser Links unterstützt du READO. Wir erhalten eine Vermittlungsprovision, ohne dass dir zusätzliche Kosten entstehen.

Beschreibung

Wir haben feste Erwartungen an die Geschlechterrollen, die Jungen zu erfüllen haben. Noch immer sollen sie stark sein, ab einem gewissen Alter lieber nicht mehr weinen und keine Röcke tragen. Der Feminist, Journalist und Vater Nils Pickert hat ein leidenschaftliches, gedanklich präzises und berührendes Plädoyer für die Freiheit von Geschlechterrollen in der Erziehung unserer Söhne geschrieben. Er beschreibt, wo diese Männlichkeits-Normierung beim Spielzeugkauf, auf dem Schulhof oder im Gefühlsleben stattfindet und wie sehr sie Jungen in ihrer Entfaltung schadet. Der Autor zeigt, wie sehr viele Jungen Fürsorglichkeit und Puppen lieben – und brauchen. Es gibt eine unendliche Vielfalt an Wegen, vom Jungen zum Mann zu werden. Wie Eltern ihre Söhne dabei unterstützen können, schildert Nils Pickert mit vielen Hinweisen und Beispielen. Aus der Einleitung: „Jungen verdienen so viel mehr als das, was ihnen momentan angeboten wird. Sie verdienen Körperkontakt, Mitgefühl, Trost und Einhornglitzer. Sie verdienen es, Prinzessinnenjungs sein zu dürfen. Diesen Titel trägt das Buch nicht zufällig. In jedem Jungen steckt ein Prinzessinnenjunge. In jedem Jungen stecken Träume, Hoffnungen und Eigenschaften, die als unmännlich, schwach und mädchenhaft bezeichnet und als falsch markiert werden. Der Platz, den Jungen heute haben, um ihr Rollenverständnis zu entwickeln und ihre Identität zu finden, wird auf die Größe eines DINA4-Blatts beschnitten. Dabei ist die Frage nicht, ob Jungen heutzutage noch Jungen sein dürfen. Die Frage lautet vielmehr, ob jeder Junge er selbst sein darf? Dieser Frage möchte ich mit Ihnen nachgehen. Dafür werden wir uns anschauen, wie Jungen heutzutage aufwachsen. Welche Versionen von Männlichkeit unterstützen wir, bewundern wir, leben wir offen vor? Wann gelten Jungen wirklich als Jungen und warum werden sie »als Mädchen« abgewertet, wenn sie nicht den gängigen Männlichkeitsnormen entsprechen? Und vor allem: Was können wir tun, um Jungen aus der Geschlechterfalle herauszuhelfen? Jungen verdienen, gesehen zu werden, so wie sie sind. Sie sind jede Mühe wert, die wir auf uns nehmen können.“
Haupt-Genre
Ratgeber & Sachbücher
Sub-Genre
Familie & Gesundheit
Format
Taschenbuch
Seitenzahl
254
Preis
19.50 €

Autorenbeschreibung

Nils Pickert, 1979 in Ostberlin geboren, hat Literatur und Politik studiert und schreibt seither als freier Journalist in Die Zeit, taz, Schweizer Tagesanzeiger und im österreichischen Standard, wo er eine monatliche feministische Kolumne hat. 2012 hat er sich aus Solidarität für seinen fünfjährigen Sohn einen Rock angezogen und damit weltweit für Aufsehen gesorgt. Seit 2013 engagiert er sich in Wort und Tat für den Verein Pinkstinks gegen Sexismus und Homophobie. Mit seiner Lebenskomplizin und den gemeinsamen vier Kindern lebt er in Münster.

Beiträge

3
Alle
3

Fast alle von uns kannten oder kennen doch wenigstens einen Prinzessinnenjungen. Prinzessinnenjungs, das sind die, die Glitzer mögen, sich die Kleider ihrer Schwestern anziehen und bunte Nägel toll finden. Ich behaupte: Prinzessinnenjungs, das sind so gut wie alle Jungs. Denn eigentlich mögen doch alle Kinder Glitzer, flatternde Kleider und bunte Farben. Allerdings bremsen wir diese Interessen bei Jungs in der Regel aus, sobald sie aufkommen. Nils Pickert ärgert dieser Umstand so sehr, dass er ein ganzes Buch dazu geschrieben hat. Und dabei geht es eben nicht nur um Jungs, die auf pinke Schleifen stehen (und warum das eben nicht "schwul macht"), sondern auch um die Auswirkungen unseres aktuellen Bildes von Männlichkeit. Dieser kritische Blick ist dringend notwendig. Viel zu oft habe ich in Supermärkten mitbekommen, wie einem Jungen das rosa "Mädchen-Ü-Ei" von einem entsetzten Vater aus der Hand gerissen wird. Viel zu oft höre ich auf Spielplätzen und an Stränden ein "wirf nicht wie ein Mädchen". Pickert beginnt ganz vorn, nämlich dort, wo eigentlich noch überhaupt kein Mensch geboren wurde, sondern jemand schwanger ist. Denn schon zu diesem Zeitpunkt geht es hauptsächlich um das eine: welches Geschlecht wird das zukünftige Kind haben? Sobald das klar ist, fangen wir im Kopf schon mal mit den Zuschreibungen an, Freunde und Verwandte richten ihre Geschenke danach aus, alles wird entweder rosa oder hellblau. Wenn man mal genauer drüber nachdenkt eigentlich vollkommen absurd. Alle Farben sind für alle da! Und nichts ist so einfach und binär, wie wir es gern hätten, schon gar nicht so etwas Kompliziertes wie die geschlechtliche Identität. Dem Autor ist es bei seinen Ausführungen wichtig, sich nicht gegen Eltern zu stellen. Er betont immer wieder, dass Vorurteile und Unbehagen ein Stück weit normal sind und eben einfach nur mal genauer betrachtet werden müssen. Das war mir anfangs ein wenig zu vorsichtig, aber im Nachhinein verstehe ich es als Versuch, diese Themen auch einer breiteren Masse zugänglich zu machen. Sehr gut gefallen hat mir der kompromisslose Umgang mit Homosexualität, die hier als nicht verhandelbar gilt. Pickert schildert eine Situation mit seinem Sohn und dessen Freunde im Auto. Einer benutzt "schwul" als Schimpfwort, Pickert hadert mit sich und überlegt, ob er nun was sagen soll oder nicht. Denn er will seinem Sohn den Tag nicht verderben. Am Ende ist das Thema aber eben doch zu wichtig und er erklärt, warum das nicht in Ordnung ist. Leider kommt die Bisexualität wie so oft zu kurz und wird nur mal am Rande erwähnt. Dabei haben grade bi Männer immer das Problem, für "heimlich doch schwul" gehalten zu werden. Lesbische und bisexuelle Frauen kommen gar nicht vor. Das erscheint in einem Buch über Jungs auch erstmal logisch. Allerdings geht es hier eben auch um bestimmte Männlichkeitsbilder und den Blick der hetero Männer. Da wäre ein kleiner Satz über die Sexualisierung queerer Frauen schon angebracht gewesen. Das Thema Gewalt bekommt viel Raum. Es geht darum, wie normal wir gewaltätige Jungs und Männer finden, um die Gewalt, die Männer Frauen antun, um die, die Männer Männern antun und natürlich auch um die, die Frauen Männern antun. Dem meisten kann ich wirklich zustimmen und ja, natürlich ist die Ohrfeige einer Frau auch Gewalt und nicht in Ordnung. Allerdings schreibt Pickert davon, dass wir im Glauben aufwachsen, Frauen wären eh nicht so stark und naja, zumindest durchschnittlich stimmt das nun mal auch. Das heißt aber natürlich trotzdem nicht, dass Frauen nie Gewalt ausüben und Männer nie Opfer sein können. Immerhin, bei all diesen Themen behält der Autor die Zahlen und Machtgefälle im Blick und versucht nicht, Gewalt gegen Frauen klein zu reden (tatsächlich hat er eine sehr starke Abneigung gegen den typischen Whataboutismus der Männerfraktion, die immer dann mit Gewalt gegen Männern kommen, wenn es eigentlich grade um Frauen geht), bzw. bringt alles irgendwie mit unseren Männlichkeitsvorstellungen zusammen. Es wird sogar privat und Pickert nennt immer mal wieder Beispiele aus seiner eigenen Sozialisation und Erziehung. Er spricht offen darüber, was das mit ihm gemacht hat und welche Probleme er bis heute hat. Dadurch wird so manches ein wenig verständlicher und greifbarer. Wir werden gebeten, Weiblichkeit nicht abwertend zu benutzen und einzugreifen, wenn unsere Jungs das tun. Hier hat mir allerdings ein kleiner Exkurs gefehlt. Warum ist weiblich sein das Schlimmste, was sich viele Jungs und Männer vorstellen können? Woher kommt das? Warum ist "du Mädchen" eine Beleidigung, "du Junge" aber nicht? Tatsächlich gelten als weiblich konotierte Dinge ja oft als oberflächlich, albern und dumm und das Ganze ist so schlimm, dass sich selbst manche Frauen gezwungen sehen, sich von ihrem eigenen Geschlecht abzugrenzen (man denke nur mal an die "Ich bin halt nicht so wie die anderen/typischen Frauen/Mädchen" Fraktion... auch Männer sagen "wow, du bist echt nicht wie andere Frauen" und meinen das auch noch als Kompliment). Vermutlich hätte das den Rahmen des Buches gesprengt, aber ich glaube, dass man durch solche Informationen ein größeres Aha-Erlebnis bei den Leser:innen rauskitzeln kann. Es gibt viele weitere Themen, wie Aufklärung, Sex und Pornokonsum, Einvernehmlichkeit, Haushalt und Mental Load, Freundschaft und und und. Für mich war da zwar nicht ganz so viel Neues dabei, insgesamt ist vieles aber wirklich gut erklärt und grade auch für Neueinsteiger:innen in Sachen Feminismus sicher interessant. Drei Kritikpunkte habe ich aber noch, für die ich einen Stern abziehe: Zum einen ist nicht ein mal die Rede von trans Jungs bzw. generell trans Identität. Wenn es schon darum geht, dass Homosexualität nicht abgewertet werden soll, muss es auch ums Transsein gehen und dass auch das legitim und nicht verhandelbar ist. Außerdem kam mir die Eigenverantwortung der Männer zu kurz (die von Frauen ja immer so vehement verlangt wird). Ich habe immer noch zu häufig den Eindruck, dass einige Männer eben doch irgendwie von der aktuellen Situation (oder gar von vergangen Zeiten, die sie sich zurückwünschen) profitieren und gar keine Veränderung möchten. Sie sind eben nicht nur Opfer eines engen Korsetts an Männlichkeitsvorstellungen, sondern auch so oft Täter und Aufrechterhalter und Reproduzierer. Das wird zwar sehr zaghaft angerissen, war mir aber nicht deutlich genug. Da ja auch immer wieder betont wird, dass es im Buch nicht darum gehen soll, Jungs und Männer schlecht zu machen (was ich auch richtig und wichtig finde), wurde sich um manches ein wenig drum herum geschrieben. Und dann gab es noch ein paar Wiederholungen, die mich ein bisschen gestört haben. Ich weiß ja, sowas kann helfen, Dinge zu verinnerlichen. Ich finde es auch in Ordnung, wenn der Autor einmal öfter darum bittet, dass Eltern ihrem Jungen bitte nicht das Lächeln aus dem Gesicht wischen sollen, wenn er ein "Mädchenspielzeug" haben möchte. Aber ich glaube, man kann der Leser:innenschaft hier schon zutrauen, dass sie es nach ein oder zwei mal verstanden hat. Trotzdem ein sehr lesenswertes Buch, das mich immer mal wieder zum Nachdenken gebracht hat!

4.5

Augenöffnend, informierend, regt zum Nachdenken und zum Bessermachen an. Es ist mir nun viel verständlicher worauf toxische Männlichkeit beruht, was sie anrichtet und wie wir Eltern sie ausmerzen können.

Teilweise fand ich einige Sätze zu verkopft und kompliziert geschrieben, sodass ich den Abschnitt immer wieder lesen musste. Zusammenfassend eine absolute Empfehlung für alle JungsEltern

4

Ich stimme zwar nicht in allen Punkten Herrn Pickert 100% über ein, dennoch hat er mir viele Denkanstöße gegeben. Und ich denke, genau das ist sein Ziel!

Beitrag erstellen