Männer sterben bei uns nicht
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Annika Reich, 1973 in München geboren, lebt in Berlin, ist Schriftstellerin und Künstlerische Leiterin des Aktionsbündnisses WIR MACHEN DAS und WEITER SCHREIBEN, des preisgekrönten Portals für Autor:innen aus Kriegs- und Krisengebieten. Sie ist Teil der Zeit-Online-Kolumne »10 nach 8«. Bei Hanser erschienen die Romane Durch den Wind (2010), 34 Meter über dem Meer (2012), Die Nächte auf ihrer Seite (2015) und ihre Kinderbücher Lotto macht, was sie will! (2016) und Lotto will was werden (2018). Ihr neuester Roman Männer sterben bei uns nicht erschien 2023 bei Hanser Berlin.
Beiträge
Frauen zwischen Liebe und Verrat
Dieses wunderschöne Cover ist ein echtes Highlight für mich. Den Rosen kommt eine ganz besondere Bedeutung im Leben der alles beherrschenden Großmutter, die auch als Granddame, Patriachin oder Herrin über die Frauen der Familie bezeichnet wird. Die Töchter, Enkelinnen, Schwestern, Mütter, die wie die Goldfische in der Schale ihres Lebens schwimmen und ab und an nach Luft schnappend an die Oberfläche kommen. Doch wehe, wenn sie ausbrechen, um ihren eigenen Weg zu finden aus der Starre, den Regeln und der Kälte, dann werden sie ausgestoßen. Das Buch hat mich gleich in den Bann gezogen, mit der Geschichte von Luise, der 30-jährigen Enkelin und Ich-Erzählerin, die auf dem herrschaftlichen Anwesen, das irgendwie über allem thront, als Kind zwei tote Frauen am Seeufer findet. Die Großmutter, die Zeit ihres Lebens versucht, alles zu kontrollieren und alle Fäden zusammenzuhalten, dadurch sich aber auch ihrer Gefühle so stark verschließt, dass sie letztlich bis zu ihrem Tod viele Jahre später zwar mächtig und gefürchtet, aber auch einsam ist. Zitat S. 169: „Großmutter denkt, dass sie nur leben kann, wenn sie´s wie die Männer macht. Sie denkt, Macht wäre immer nur die Macht der Männer und dass sie sie nur behalten kann, wenn sie herrscht wie sie. Dass sich Macht auch teilen lässt, daran glaubt sie nicht.“ Der Mittelteil, in dem es viel um die Beerdigung der Großmutter und die Emotionen der Familienfrauen geht, hat sich für mich nicht so gut gelesen. Das war mir zu verworren, mit schnellen Sprüngen. Doch im letzten Teil war ich wieder voll dabei, ich fand es sehr gut, dass hier vieles verschwommen bleibt und ich mir meine eigenen Gedanken zu den verschiedenen Erzählsträngen machen konnte. Es lohnt sich sicherlich, dieses Buch ein zweites Mal zu lesen, um hinter die grandios eingebauten Andeutungen zu kommen. Alles in allem ein beeindruckendes Buch mit einer sehr schönen bildgewaltigen und emotionalen Sprache, die von vermeintlich starken Frauen, ihren Sehnsüchten und Ängsten, den Verlusten ihres Lebens, Misstrauen und Vertrauen erzählt. Männer sterben in diesem Buch nicht, Männer kommen gar nicht darin vor.
Frauen einer Familie -
Ein Roman, der mich leider ratlos und mit Fragezeichen im Kopf zurück gelassen hat.
»Ich war nur von klein auf dazu erzogen worden, mir und anderen Mädchen und Frauen nicht zu glauben, an meiner und der Geschichte jeder Einzelnen zu zweifeln, weil nur so die große Geschichte im Dunkeln blieb.« Luise ist umgeben von den Frauen ihrer Familie auf einem großen Anwesen aufgewachsen. Mehrere Häuser, ein See, der in ihrer Kindheit zwei tote Frauen angespült hat. Alles unter der strengen Hand von Luises Großmutter, der Matriarchin der Familie. Wer nicht folgen wollte, wurde verbannt. Die Männer der Familie spielen keine Rolle, sind schon lange weg. Nach dem Tod von Luises Großmutter treffen sie sich alle wieder, die Frauen der Familie. Die, die noch im Anwesen leben, wie Luise, der Augenstern und Erbin der Großmutter, und die, die verbannt wurden oder geflüchtet sind. Streit, Neid, Unverständnis dominieren das Wiedersehen. Und Luise taucht ein in die Vergangenheit ihrer dysfunktionalen, zerrütteten Familie, bis zu diesem Punkt. Ich habe dieses Buch schlichtweg nicht verstanden. Bis zum Ende habe ich mich gefragt, welche Geschichte hier erzählt werden soll. Ja, es ist eine Geschichte über die Frauen dieser Familie. Über Kontrollverlust und Kontrollzwang. Über weiblichen Zusammenhalt. Über Verdrängung. Nur Verdrängung wovon? Würde man mich fragen, würde ich sagen, es geht um die Frage danach, was Opfer von Täter*innen unterscheidet. Doch in Bezug worauf? In Bezug auf die körperliche und seelische Macht, mit der wir andere kontrollieren? In Bezug darauf, was es heißt, eine Frau zu sein im Vergleich dazu, was einen Mann ausmacht? Vielleicht geht es auch um eine Aufarbeitung des Zweiten Weltkriegs. Reicht es, wegzuschauen, um Täter*in zu werden? Es geht um eine kaputte Familie. Doch warum sie kaputt ist, das weiß ich nicht. »Männer sterben bei uns nicht« hat in meinem Kopf nur eine endlose Reihe an Fragen zurückgelassen. Wie im Zitat: Die große Geschichte blieb für mich im Dunkeln. Schade.

Wow...
"Ich war nur von klein auf erzogen worden, mir und anderen Mädchen und Frauen nicht zu glauben, an meiner und der Geschichte jeder einzelnen zu zweifeln, weil nur so die große Geschichte im Dunkeln blieb." Ich liebe dieses Zitat aus dem Buch. Auf einem Anwesen leben mehrere Frauen zusammen. Angeführt werden sie von der Großmutter, die in die Rolle eines männlichen Oberhauptes schlüpft. Kontrollierend, Dominant und Bewertend. "Großmutter denkt, sie kann nur leben, wenn sie es wie die Männer macht (...)." Die Großmutter übermächtig stark, die anderen Frauen Schwach, Abhängig und stellen nichts in Frage. Vermutlich auch froh, dass eine die Rolle der Anführerin übernahm... Alle Frauen sind aus der Familie, oder aus der Familie ihrer Schwiegertochter. Männer gibt es keine, daher auch der Buchtitel. Denn gemeinsam haben alle Frauen, dass die Väter, Ehemänner, Söhne und Großväter nicht anwesend sind. Alle waren Abwesend, Unbeteiligt, Verantwortungslos, Gewaltvoll oder Hallodris. Ob der Frieden unter den Frauen bleibt, als die Großmutter stirbt???? 😉
Ein recht kurzweiliger Roman, von dem ich mir allerdings trotzdem etwas mehr erhofft hatte. Die Konstellation der Figuren ist nicht schlecht, aber die Story plätscherte irgendwie dahin und mir hat noch etwas mehr Witz und das gewisse Etwas gefehlt.
Das war nichts….
Ein unglaublicher Roman! Selbst- und Fremdwahrnehmung in ihrem ambivalenten Verhältnis könnten nicht besser dargestellt werden.
„Meine Geburt hatte mich in die Nähe von Frauen geraten lassen, die mir nicht nahe waren.“ (S. 158) Worum geht es? Luise erzählt uns von ihrem erwachsen werden. Nein, eigentlich stimmt das nicht. Luise erzählt in diesem Buch von den Frauen in ihrem Leben, den toten sowie den lebendigen. Durch das destruktive Zusammenleben der Frauen in dieser Familie, die gnadenlos gewissermaßen in einem Patriarchat von der Großmutter geführt werden, leben die Frauen zwar miteinander, aber sind doch jede einzelne für sich. Weder die Protagonisten noch ich als Leserin kann erkennen, was wirklich die Wahrheit ist: welche Erinnerungen hat es wirklich gegeben, welche wurden verdrängt und welche wurden zu Erinnerungen gemacht? Annika Reich hat mich beeindruckt mit ihrem tollen Schreibstil. Es ist eine intelligente Geschichte, voll von kleinen Geschichten, die mir viel Gelegenheit zum Nachdenken gegeben hat. Lesenswert? Für mich auf jeden Fall, aber lest und entscheidet selbst.
Mit „Männer sterben bei uns nicht“ hat Annika Reich ein ganz besonderes Buch geschrieben, das einen nachdenklich, mit vielen offenen Fragen, aber auch mit Erkenntnissen, die nachwirken, zurücklässt. Die Frauen einer Familie - Mütter, Großmütter, Töchter, Tanten, Schwestern, Enkelinnen und Haushälterin - leben zusammen in einem erhabenen Anwesen an einem See. Die Männer sind nach und nach verschwunden und Familienoberhaupt ist die geheimnisvolle, tyrannische und zynische Großmutter. Als die Großmutter dann stirbt, soll ihre Lieblingsenkelin das Anwesen erben. Außerdem kommen alle Frauen der Familie, auch die die in der Vergangenheit von der Großmutter vom Anwesen verbannt wurden, wieder zusammen. Aufgrund dieses Zusammentreffens fängt Luise an sich an prägende Situationen und Ereignisse aus ihrer Kindheit und Jugend auf dem Anwesen zu erinnern. Doch bei vielen Erinnerungen bleibt für sie - und damit auch für die Lesenden - unklar, was tatsächlich passiert ist und wie die Situationen und Verhaltensweisen der Frauen einzuordnen sind. Vieles ist zutiefst schuld- und schambehaftet; über vieles wurde einfach nie gesprochen… Dieses Buch hat mich zugegebenermaßen zunächst etwas irritiert. Es beinhaltet viele Anspielungen, Handlungsstränge, die nicht weitergeführt werden und man wird vielfach mit Fragezeichen zurückgelassen. Doch nach und nach wird deutlich, dass genau das die Besonderheit der Geschichte ausmacht und die Metapher des Patriarchats, als die sich die Geschichte entfaltet, trägt. Vieles wurde mir erst nach Beenden des Buches deutlich. Es gab viele Aha-Momente und ich habe nun das Gefühl, dass ich vieles eigentlich noch einmal lesen müsste, um es im Gesamtzusammenhang des Inhalts und der Metapher reflektieren zu können. Und wenn Literatur nachwirkt, mich lange nach dem Lesen noch beschäftigt und mich zum Reflektieren anregt, hat sie m.E. einen ganz großen Wert, der deutlich über den des Unterhaltungswerts hinausgeht. Doch versteht mich nicht falsch, auch den gibt es in diesem Buch. Insbesondere die verschiedenen Charaktere der Frauen sind unterhaltsam und berührend. Die Frauen, die gleichzeitig verschroben, unsympathisch, liebenswert und faszinierend sind; die man manchmal in den Arm nehmen und manchmal schütteln möchte…
Männer sterben bei uns nicht.... .In diesem Familienkonstrukt voller Geheimnisse, Misstrauen und Missgunst, mit der alles beherrschenden Großmutter als Familienoberhaupt, hat kein Mann eine Chance dort zu sterben,denn er wurde schon vorher aussortiert. Anfänglich hatte ich ein paar Probleme in den Roman reinzukommen, aber dann ließ er mich nicht mehr los. Leider war es am Schluss aber dann doch wieder etwas zäh.
„Ich war nur von klein auf dazu erzogen worden, mir und anderen Mädchen und Frauen nicht zu glauben, an meiner Geschichte und der Geschichte jeder einzelnen zu zweifeln, weil nur so die große Geschichte im Dunkeln blieb.“
Und das blieb sie, im Dunkeln. Irgendwie hat mich das Buch unbefriedigt zurückgelassen. Ich hab wohl immer auf ein Ereignis, eine Erklärung, eine Auflösung gewartet für diese dysfunktionale Familie. Aber vielleicht geht es genau um dieses Unbehagen, das durch emotionale Kälte und hartnäckiges Schweigen ausgelöst wird. Das Buch ist nicht grundsätzlich schlecht, mir hat nur die ganze Zeit etwas gefehlt.
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Autorenbeschreibung
Annika Reich, 1973 in München geboren, lebt in Berlin, ist Schriftstellerin und Künstlerische Leiterin des Aktionsbündnisses WIR MACHEN DAS und WEITER SCHREIBEN, des preisgekrönten Portals für Autor:innen aus Kriegs- und Krisengebieten. Sie ist Teil der Zeit-Online-Kolumne »10 nach 8«. Bei Hanser erschienen die Romane Durch den Wind (2010), 34 Meter über dem Meer (2012), Die Nächte auf ihrer Seite (2015) und ihre Kinderbücher Lotto macht, was sie will! (2016) und Lotto will was werden (2018). Ihr neuester Roman Männer sterben bei uns nicht erschien 2023 bei Hanser Berlin.
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Frauen zwischen Liebe und Verrat
Dieses wunderschöne Cover ist ein echtes Highlight für mich. Den Rosen kommt eine ganz besondere Bedeutung im Leben der alles beherrschenden Großmutter, die auch als Granddame, Patriachin oder Herrin über die Frauen der Familie bezeichnet wird. Die Töchter, Enkelinnen, Schwestern, Mütter, die wie die Goldfische in der Schale ihres Lebens schwimmen und ab und an nach Luft schnappend an die Oberfläche kommen. Doch wehe, wenn sie ausbrechen, um ihren eigenen Weg zu finden aus der Starre, den Regeln und der Kälte, dann werden sie ausgestoßen. Das Buch hat mich gleich in den Bann gezogen, mit der Geschichte von Luise, der 30-jährigen Enkelin und Ich-Erzählerin, die auf dem herrschaftlichen Anwesen, das irgendwie über allem thront, als Kind zwei tote Frauen am Seeufer findet. Die Großmutter, die Zeit ihres Lebens versucht, alles zu kontrollieren und alle Fäden zusammenzuhalten, dadurch sich aber auch ihrer Gefühle so stark verschließt, dass sie letztlich bis zu ihrem Tod viele Jahre später zwar mächtig und gefürchtet, aber auch einsam ist. Zitat S. 169: „Großmutter denkt, dass sie nur leben kann, wenn sie´s wie die Männer macht. Sie denkt, Macht wäre immer nur die Macht der Männer und dass sie sie nur behalten kann, wenn sie herrscht wie sie. Dass sich Macht auch teilen lässt, daran glaubt sie nicht.“ Der Mittelteil, in dem es viel um die Beerdigung der Großmutter und die Emotionen der Familienfrauen geht, hat sich für mich nicht so gut gelesen. Das war mir zu verworren, mit schnellen Sprüngen. Doch im letzten Teil war ich wieder voll dabei, ich fand es sehr gut, dass hier vieles verschwommen bleibt und ich mir meine eigenen Gedanken zu den verschiedenen Erzählsträngen machen konnte. Es lohnt sich sicherlich, dieses Buch ein zweites Mal zu lesen, um hinter die grandios eingebauten Andeutungen zu kommen. Alles in allem ein beeindruckendes Buch mit einer sehr schönen bildgewaltigen und emotionalen Sprache, die von vermeintlich starken Frauen, ihren Sehnsüchten und Ängsten, den Verlusten ihres Lebens, Misstrauen und Vertrauen erzählt. Männer sterben in diesem Buch nicht, Männer kommen gar nicht darin vor.
Frauen einer Familie -
Ein Roman, der mich leider ratlos und mit Fragezeichen im Kopf zurück gelassen hat.
»Ich war nur von klein auf dazu erzogen worden, mir und anderen Mädchen und Frauen nicht zu glauben, an meiner und der Geschichte jeder Einzelnen zu zweifeln, weil nur so die große Geschichte im Dunkeln blieb.« Luise ist umgeben von den Frauen ihrer Familie auf einem großen Anwesen aufgewachsen. Mehrere Häuser, ein See, der in ihrer Kindheit zwei tote Frauen angespült hat. Alles unter der strengen Hand von Luises Großmutter, der Matriarchin der Familie. Wer nicht folgen wollte, wurde verbannt. Die Männer der Familie spielen keine Rolle, sind schon lange weg. Nach dem Tod von Luises Großmutter treffen sie sich alle wieder, die Frauen der Familie. Die, die noch im Anwesen leben, wie Luise, der Augenstern und Erbin der Großmutter, und die, die verbannt wurden oder geflüchtet sind. Streit, Neid, Unverständnis dominieren das Wiedersehen. Und Luise taucht ein in die Vergangenheit ihrer dysfunktionalen, zerrütteten Familie, bis zu diesem Punkt. Ich habe dieses Buch schlichtweg nicht verstanden. Bis zum Ende habe ich mich gefragt, welche Geschichte hier erzählt werden soll. Ja, es ist eine Geschichte über die Frauen dieser Familie. Über Kontrollverlust und Kontrollzwang. Über weiblichen Zusammenhalt. Über Verdrängung. Nur Verdrängung wovon? Würde man mich fragen, würde ich sagen, es geht um die Frage danach, was Opfer von Täter*innen unterscheidet. Doch in Bezug worauf? In Bezug auf die körperliche und seelische Macht, mit der wir andere kontrollieren? In Bezug darauf, was es heißt, eine Frau zu sein im Vergleich dazu, was einen Mann ausmacht? Vielleicht geht es auch um eine Aufarbeitung des Zweiten Weltkriegs. Reicht es, wegzuschauen, um Täter*in zu werden? Es geht um eine kaputte Familie. Doch warum sie kaputt ist, das weiß ich nicht. »Männer sterben bei uns nicht« hat in meinem Kopf nur eine endlose Reihe an Fragen zurückgelassen. Wie im Zitat: Die große Geschichte blieb für mich im Dunkeln. Schade.

Wow...
"Ich war nur von klein auf erzogen worden, mir und anderen Mädchen und Frauen nicht zu glauben, an meiner und der Geschichte jeder einzelnen zu zweifeln, weil nur so die große Geschichte im Dunkeln blieb." Ich liebe dieses Zitat aus dem Buch. Auf einem Anwesen leben mehrere Frauen zusammen. Angeführt werden sie von der Großmutter, die in die Rolle eines männlichen Oberhauptes schlüpft. Kontrollierend, Dominant und Bewertend. "Großmutter denkt, sie kann nur leben, wenn sie es wie die Männer macht (...)." Die Großmutter übermächtig stark, die anderen Frauen Schwach, Abhängig und stellen nichts in Frage. Vermutlich auch froh, dass eine die Rolle der Anführerin übernahm... Alle Frauen sind aus der Familie, oder aus der Familie ihrer Schwiegertochter. Männer gibt es keine, daher auch der Buchtitel. Denn gemeinsam haben alle Frauen, dass die Väter, Ehemänner, Söhne und Großväter nicht anwesend sind. Alle waren Abwesend, Unbeteiligt, Verantwortungslos, Gewaltvoll oder Hallodris. Ob der Frieden unter den Frauen bleibt, als die Großmutter stirbt???? 😉
Ein recht kurzweiliger Roman, von dem ich mir allerdings trotzdem etwas mehr erhofft hatte. Die Konstellation der Figuren ist nicht schlecht, aber die Story plätscherte irgendwie dahin und mir hat noch etwas mehr Witz und das gewisse Etwas gefehlt.
Das war nichts….
Ein unglaublicher Roman! Selbst- und Fremdwahrnehmung in ihrem ambivalenten Verhältnis könnten nicht besser dargestellt werden.
„Meine Geburt hatte mich in die Nähe von Frauen geraten lassen, die mir nicht nahe waren.“ (S. 158) Worum geht es? Luise erzählt uns von ihrem erwachsen werden. Nein, eigentlich stimmt das nicht. Luise erzählt in diesem Buch von den Frauen in ihrem Leben, den toten sowie den lebendigen. Durch das destruktive Zusammenleben der Frauen in dieser Familie, die gnadenlos gewissermaßen in einem Patriarchat von der Großmutter geführt werden, leben die Frauen zwar miteinander, aber sind doch jede einzelne für sich. Weder die Protagonisten noch ich als Leserin kann erkennen, was wirklich die Wahrheit ist: welche Erinnerungen hat es wirklich gegeben, welche wurden verdrängt und welche wurden zu Erinnerungen gemacht? Annika Reich hat mich beeindruckt mit ihrem tollen Schreibstil. Es ist eine intelligente Geschichte, voll von kleinen Geschichten, die mir viel Gelegenheit zum Nachdenken gegeben hat. Lesenswert? Für mich auf jeden Fall, aber lest und entscheidet selbst.
Mit „Männer sterben bei uns nicht“ hat Annika Reich ein ganz besonderes Buch geschrieben, das einen nachdenklich, mit vielen offenen Fragen, aber auch mit Erkenntnissen, die nachwirken, zurücklässt. Die Frauen einer Familie - Mütter, Großmütter, Töchter, Tanten, Schwestern, Enkelinnen und Haushälterin - leben zusammen in einem erhabenen Anwesen an einem See. Die Männer sind nach und nach verschwunden und Familienoberhaupt ist die geheimnisvolle, tyrannische und zynische Großmutter. Als die Großmutter dann stirbt, soll ihre Lieblingsenkelin das Anwesen erben. Außerdem kommen alle Frauen der Familie, auch die die in der Vergangenheit von der Großmutter vom Anwesen verbannt wurden, wieder zusammen. Aufgrund dieses Zusammentreffens fängt Luise an sich an prägende Situationen und Ereignisse aus ihrer Kindheit und Jugend auf dem Anwesen zu erinnern. Doch bei vielen Erinnerungen bleibt für sie - und damit auch für die Lesenden - unklar, was tatsächlich passiert ist und wie die Situationen und Verhaltensweisen der Frauen einzuordnen sind. Vieles ist zutiefst schuld- und schambehaftet; über vieles wurde einfach nie gesprochen… Dieses Buch hat mich zugegebenermaßen zunächst etwas irritiert. Es beinhaltet viele Anspielungen, Handlungsstränge, die nicht weitergeführt werden und man wird vielfach mit Fragezeichen zurückgelassen. Doch nach und nach wird deutlich, dass genau das die Besonderheit der Geschichte ausmacht und die Metapher des Patriarchats, als die sich die Geschichte entfaltet, trägt. Vieles wurde mir erst nach Beenden des Buches deutlich. Es gab viele Aha-Momente und ich habe nun das Gefühl, dass ich vieles eigentlich noch einmal lesen müsste, um es im Gesamtzusammenhang des Inhalts und der Metapher reflektieren zu können. Und wenn Literatur nachwirkt, mich lange nach dem Lesen noch beschäftigt und mich zum Reflektieren anregt, hat sie m.E. einen ganz großen Wert, der deutlich über den des Unterhaltungswerts hinausgeht. Doch versteht mich nicht falsch, auch den gibt es in diesem Buch. Insbesondere die verschiedenen Charaktere der Frauen sind unterhaltsam und berührend. Die Frauen, die gleichzeitig verschroben, unsympathisch, liebenswert und faszinierend sind; die man manchmal in den Arm nehmen und manchmal schütteln möchte…
Männer sterben bei uns nicht.... .In diesem Familienkonstrukt voller Geheimnisse, Misstrauen und Missgunst, mit der alles beherrschenden Großmutter als Familienoberhaupt, hat kein Mann eine Chance dort zu sterben,denn er wurde schon vorher aussortiert. Anfänglich hatte ich ein paar Probleme in den Roman reinzukommen, aber dann ließ er mich nicht mehr los. Leider war es am Schluss aber dann doch wieder etwas zäh.
„Ich war nur von klein auf dazu erzogen worden, mir und anderen Mädchen und Frauen nicht zu glauben, an meiner Geschichte und der Geschichte jeder einzelnen zu zweifeln, weil nur so die große Geschichte im Dunkeln blieb.“
Und das blieb sie, im Dunkeln. Irgendwie hat mich das Buch unbefriedigt zurückgelassen. Ich hab wohl immer auf ein Ereignis, eine Erklärung, eine Auflösung gewartet für diese dysfunktionale Familie. Aber vielleicht geht es genau um dieses Unbehagen, das durch emotionale Kälte und hartnäckiges Schweigen ausgelöst wird. Das Buch ist nicht grundsätzlich schlecht, mir hat nur die ganze Zeit etwas gefehlt.