Madame Bovary: Leinen mit Goldprägung
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Triggerwarnungen: Selbstmord, Fremdgehen.
Ich kann dieses Buch nicht nach Sympathie bewerten, sonst würde ich nicht einmal einen Stern vergeben - ich bewerte dieses Buch als Außenstehende, die die Kritik des Autors an der Gesellschaft und dem Frauenbild der damaligen Zeit auseinander nimmt. Es ist ein recht interessantes Werk über eine Frau, die auf der Suche nach ihren Träumen ihr Leben völlig zerstört. Sie hat ihre eigenen romantischen Ideale und glaubt, dass sie für etwas Höheres geboren wurde und eine himmlische Liebe auf sie wartet. Doch die Realität um sie herum enttäuscht sie, sie hasst ihre Tochter und ihren Ehemann und beginnt, sich mit verschiedenen Liebhabern zu treffen, die sie ebenso wenig erfüllen. Am Ende nimmt sie sich das Leben und lässt ihren Mann und ihre Tochter allein zurück. Für mich ist das die Definition von Egoismus, Narzissmus und Realitätsverlust. Auf jeden Fall ein Buch zum Nachdenken und zur Feststellung, dass man dankbar sein sollte für das, was man hat und nicht ständig nach unerfüllten Idealen streben sollte. 3/5 ⭐

Richtiger Klassiker
Philosophisch, religionskritisch & seiner Zeit voraus
Madame Bovary hat mir erstaunlich gut gefallen. Trotz altertümlicher Sprache lässt es sich gut lesen und man findet sich schnell in die Welt der Bovarys ein. Auch wenn Emma sich oft nicht so verhält, wie man es (gesellschaftlich) von ihr erwarten würde, fühlt man mit ihr mit und verurteilt sie nur selten - das ist Flaubert außerordentlich gut gelungen! Die Religionskritik und die Kritik am Frauenbild sind gemessen am Erscheinungsjahr (1856) erstaunlich fortschrittlich. Einen Stern Abzug gibt es dafür, dass es zu viele Charaktere gab und manche Stellen meiner Meinung nach einfach überflüssig/uninteressant waren (und getrost übersprungen werden konnten). Zudem war das Ende (letzten 2 Seiten) etwas „zu viel“.
Spannender als erwartet
Da es sich hier um ein Werk aus dem 19. Jahrhundert handelt, habe ich nicht erwartet, dass es so spannend sein konnte. Es wurden auch Themen behandelt, die auch heute noch aktuell sind, wie z.B der ständige Konflikt mit sich selbst.
Gustave Flaubert hat einen fast schon modern zu nennenden flüssigen Schreibstil. Mir hat die Geschichte von Madame Bovary sehr gut gefallen! Besonders hervorzuheben ist hierbei ihre zunehmende Verzweiflung und auch die Details ihres Endes setzt entweder ein sehr gutes Fachwissen des Autors oder seine sehr gute Recherche voraus. Obwohl sich der Roman nicht der Ich-Perspektive bedient und der Autor sich um eine objektive Schilderung der Geschichte bemüht hat, hat man trotzdem das Gefühl sehr nah an Emma Bovary dran zu sein. Für mich eine sehr runde Geschichte mit sehr viel Atmosphäre, besonders im letzten Drittel. Auch wenn sich der Autor wegen der damals empfunden Unsittlichkeit und der angeblichen Verherrlichung des Ehebruchs sogar vor Gericht verantworten musste, sehe ich genau das Gegenteil: Dieser Roman zeigt doch sehr deutlich, wie Emma durch ihr Verhalten sich und ihre ganze Familie in den Abgrund reisst!
Melancholisch, tragisch und ergreifend. Ich habe dieses Buch so sehr geliebt, beim ersten wie beim zweiten Lesen. Gäbe es "Sturmhöhe" nicht, wäre dieses Buch vermutlich mein liebster Klassiker, das Potenzial dazu ist definitiv vorhanden. Die Geschichte hat mich bereits nach wenigen Seiten in ihren Bann gezogen und von da an nicht mehr losgelassen. Das Buch hatte auf mich eine regelrechte Sogwirkung - Ich konnte nicht aufhören zu lesen, was mir bei Klassikern so gut wie nie passiert und damit meine ich eigentlich wirklich nie. Die Geschichte ging mir unter die Haut, fraß sich tief in mich hinein, ließ mein Herz bluten und meine Seele brennen. Was hier passiert, ist unheimlich tragisch, beklemmend und ergreifend, insbesondere weil es sich beim Lesen so real und wahrhaftig anfühlt. Ich konnte es glauben, musste es glauben. Gustave Flaubert erzählt diese Geschichte so authentisch und nahbar, dass man sie trotz der Erzählperspektive in der dritten Person Singular beim Lesen geradezu am eigenen Leibe spüren kann. Sie ist von einer tiefen Melancholie und tausend negativen Emotionen geprägt, die an mancher Stelle kaum zu ertragen sind, die Geschichte im gleichen Zuge aber auch maßgeblich ausmachen. Ich habe mich Emma beim Lesen so nahe gefühlt wie ich es bei Klassikern gar nicht mehr erwarte. Umso überraschter bin ich, wenn mich ein Charakter dann doch wirklich erreicht, mich vollends durchdringt und ich ihn und genau das war hier der Fall. Ich konnte Emma viel zu gut verstehen, ihre Einsamkeit nachempfinden, die Verzweiflung schmecken und den Schmerz spüren. Ich habe all das so überdeutlich gefühlt als wäre es mein eigenes Leben. Emma hat mich nicht mehr losgelassen und wird mich jetzt sicherlich auch noch lange Zeit begleiten. Die Innensicht ist dem Autor durch den personalen Erzähler unheimlich gut gelungen, wobei mir natürlich insbesondere Emma's Innenleben die Luft zum Atmen nahm. Es scheint als hätte er ein so tiefes Verständnis für seine Figuren wie es nur wenige Autor:innen besitzen. Zwischen den Zeilen wird fassbar, was niemals ausgesprochen und geschrieben wurde. Es ermöglicht eine Charaktertiefe, die ich nicht in Worte zu fassen vermag, aber so, so sehr zu schätzen weiß. Gustave Flaubert schreibt eindringlich, ehrlich und anrührend. Sprachlich ist dieses Buch ebenfalls gut verständlich - Zumindest in genau dieser Übersetzung. Ich habe vor Jahren das französische Original gelesen und kann auch das sehr empfehlen. Die eingestreuten Illustrationen sind wunderschön und die Beigaben in Form von Postkarten, Stadtplänen etc. unterstützen die Atmosphäre der Geschichte sehr schön. Die Geschichte endet schließlich wie sie enden musste. Man sieht den Ausgang kommen und doch hat es mich zerrissen. Ich kann euch diesen Klassiker nur empfehlen, wenn ihr tragische Geschichten zu schätzen wisst! ♥️ 5/ 5 Sterne ⭐️

Einen Meilenstein der Literaturgeschichte wie dieser Roman weckte schon bestimmte Erwartungen in mir. Mit welcher Art Roman ist es vergleichbar? Kann Emma Bovary Neues bieten, wenn man schon an der Ehebrecherin Effi Briest Gefallen gefunden hat. Flauberts Werk ist immerhin 40 Jahre früher geschrieben worden: gleicht es dann nicht etwa den romantischen Sturmhöhen? Meine Erwartungen wird nicht erfüllt, denn das Buch ist einzigartig und ein Vergleich mit anderen Werken nur bedingt möglich. Während ich bei Fontane das Gefühl hatte, er liebt seine Figuren und hat auch ein Herz für Effi („nicht so stürmisch, nicht so wild, Effi“), filetiert Flaubert geradezu sein Personal mit seiner sachlichen Schreibweise, die wenig wertet, aber die Provinziellen aus der Normandie auch nahezu allesamt als Trottel, Wichtigtuer, Schwätzer und Träumer darstellt. Emma Bovary, ein Kind des Mittelstandes, die sich nach einem Prinzen sehnt, wie ihn Sir W. Scott beschreibt, findet bei Flaubert keine Gnade. Erst trifft sie die falsche Entscheidung bezüglich der Wahl des Ehemanns, dann läßt er sie nicht nur einmal die Ehe brechen, sondern steuert sie in eine dauerhafte Affärenphase, in der sie sich durch Lügen und Geldschulden immer weiter verstrickt. Das Einzige, was sie mit Effi Briest verbindet, ist das schlimme Ende, welches beide Frauen in jungen Jahren finden. Bei der Recherche zum Buch las ich, dass Flaubert es wichtig war, nicht zu werten. Im ersten Moment kommt einem das wie eine Lüge vor, aber tatsächlich beschreibt er nur, wie z.B. Emma kopflos nach dem Gefühl hechelt, von einem schönen Mann begehrt zu werden. Das Prinzip „Show, don’t tell“ ist hier wirklich in Perfektion getrieben. Ich hatte das Gefühl, dass da hier jeder Satz sitzt, vielleicht auch weil die Neuübersetzung von Elisabeth Edl so gut ist. Die Übersetzerin erklärt in einem Nachwort ihr Vorgehen und wie sie sich von anderen Übersetzungen unterscheidet. Das klingt schon sehr selbstbewusst, ist aber letztlich nachvollziehbar. Ich habe keine Übersetzungen parallel gelesen, mich aber immer gewundert, wie modern dieses Buch aus den 1850ern klingt. Das war so ein ganz anderes Leseerlebnis wie bei Balzac oder Zola, bei denen ich immer wieder (bis auf Germinal) Längen und Wiederholungen gespürt habe. Alles ist hier wohl konzipiert und ausgearbeitet. An keiner Stelle spürte ich einen Durchhänger. Es liest sich wie ein perfekter Roman. Achtung Spoiler: Besonders eindrucksvoll fand ich das Ende, wenn Charles Bovary um das Leben seiner Frau kämpft, den Kampf verliert und er sich dann an die Erinnerungen klammert, sie am liebsten konservieren möchte, sie in das Brautkleid hüllt und dreifach versargt sie vor dem Verwesen schützen möchte, um eine Haarlocke bittet, Kräuter der Toten beilegt. Dieses Klammern ist so eindringlich geschildert, dass man mit ihm leidet als Leser. Das zelebriert Flaubert geradezu, wie Charles Bovary da in seinen imaginäre Welt abtaucht mit allen Sinnen (fühlen, riechen, sehen). Doch Flaubert ist ein Sadist. So einfach gönnt er Bovary den Traum von der perfekten, ewig lebenden Frau nicht und so läßt er den Schleier heben und Bovary sieht die schmerzverzerrte Fratze Emmas und bricht zusammen. Was für eine Szene. Spoiler-Ende Das war eine wunderbare Lektüre. Wenn ich ein Leser wäre, der gerne Notizen und Markierungen im Buch macht, dann wäre meine Ausgabe vollgemalt. Aber ich bin ein bekennender Buchschoner beim Lesen. So kann ich es mit Freude irgendwann nochmal lesen und mich Sätzen erfreuen wie: „Eine Träne zitterte in ihrem Auge, wie eine Wasserperle nach einem Gewitter im Kelch einer blauen Blume.“ Das hat ja fast schon ein proustisches Niveau. Auf solche Beschreibungen muss man erstmal kommen, ohne das es kitschig wirkt. Wirklich ein Meilenstein für realistisches Schreiben.
Unaufgeregte, ungeschönte Realtitäten, die vielleicht gerade deshalb so mitreissen. Flaubert's Charaktere stecken voller Nuancen, seine Szenen voll interessanter Hintergründe. Großartig und herzzerreißend.
Das Buch war relativ interessant. Ich fand die Gedanken der Hauptperson recht interessant, da es oft gar nicht zur wahren Realität gepasst hat. ⭐️⭐️⭐️
Gustave Flaubert hat einen fast schon modern zu nennenden flüssigen Schreibstil. Mir hat die Geschichte von Madame Bovary sehr gut gefallen! Besonders hervorzuheben ist hierbei ihre zunehmende Verzweiflung und auch die Details ihres Endes setzt entweder ein sehr gutes Fachwissen des Autors oder seine sehr gute Recherche voraus. Obwohl sich der Roman nicht der Ich-Perspektive bedient und der Autor sich um eine objektive Schilderung der Geschichte bemüht hat, hat man trotzdem das Gefühl sehr nah an Emma Bovary dran zu sein. Für mich eine sehr runde Geschichte mit sehr viel Atmosphäre, besonders im letzten Drittel. Auch wenn sich der Autor wegen der damals empfunden Unsittlichkeit und der angeblichen Verherrlichung des Ehebruchs sogar vor Gericht verantworten musste, sehe ich genau das Gegenteil: Dieser Roman zeigt doch sehr deutlich, wie Emma durch ihr Verhalten sich und ihre ganze Familie in den Abgrund reisst!
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Triggerwarnungen: Selbstmord, Fremdgehen.
Ich kann dieses Buch nicht nach Sympathie bewerten, sonst würde ich nicht einmal einen Stern vergeben - ich bewerte dieses Buch als Außenstehende, die die Kritik des Autors an der Gesellschaft und dem Frauenbild der damaligen Zeit auseinander nimmt. Es ist ein recht interessantes Werk über eine Frau, die auf der Suche nach ihren Träumen ihr Leben völlig zerstört. Sie hat ihre eigenen romantischen Ideale und glaubt, dass sie für etwas Höheres geboren wurde und eine himmlische Liebe auf sie wartet. Doch die Realität um sie herum enttäuscht sie, sie hasst ihre Tochter und ihren Ehemann und beginnt, sich mit verschiedenen Liebhabern zu treffen, die sie ebenso wenig erfüllen. Am Ende nimmt sie sich das Leben und lässt ihren Mann und ihre Tochter allein zurück. Für mich ist das die Definition von Egoismus, Narzissmus und Realitätsverlust. Auf jeden Fall ein Buch zum Nachdenken und zur Feststellung, dass man dankbar sein sollte für das, was man hat und nicht ständig nach unerfüllten Idealen streben sollte. 3/5 ⭐

Richtiger Klassiker
Philosophisch, religionskritisch & seiner Zeit voraus
Madame Bovary hat mir erstaunlich gut gefallen. Trotz altertümlicher Sprache lässt es sich gut lesen und man findet sich schnell in die Welt der Bovarys ein. Auch wenn Emma sich oft nicht so verhält, wie man es (gesellschaftlich) von ihr erwarten würde, fühlt man mit ihr mit und verurteilt sie nur selten - das ist Flaubert außerordentlich gut gelungen! Die Religionskritik und die Kritik am Frauenbild sind gemessen am Erscheinungsjahr (1856) erstaunlich fortschrittlich. Einen Stern Abzug gibt es dafür, dass es zu viele Charaktere gab und manche Stellen meiner Meinung nach einfach überflüssig/uninteressant waren (und getrost übersprungen werden konnten). Zudem war das Ende (letzten 2 Seiten) etwas „zu viel“.
Spannender als erwartet
Da es sich hier um ein Werk aus dem 19. Jahrhundert handelt, habe ich nicht erwartet, dass es so spannend sein konnte. Es wurden auch Themen behandelt, die auch heute noch aktuell sind, wie z.B der ständige Konflikt mit sich selbst.
Gustave Flaubert hat einen fast schon modern zu nennenden flüssigen Schreibstil. Mir hat die Geschichte von Madame Bovary sehr gut gefallen! Besonders hervorzuheben ist hierbei ihre zunehmende Verzweiflung und auch die Details ihres Endes setzt entweder ein sehr gutes Fachwissen des Autors oder seine sehr gute Recherche voraus. Obwohl sich der Roman nicht der Ich-Perspektive bedient und der Autor sich um eine objektive Schilderung der Geschichte bemüht hat, hat man trotzdem das Gefühl sehr nah an Emma Bovary dran zu sein. Für mich eine sehr runde Geschichte mit sehr viel Atmosphäre, besonders im letzten Drittel. Auch wenn sich der Autor wegen der damals empfunden Unsittlichkeit und der angeblichen Verherrlichung des Ehebruchs sogar vor Gericht verantworten musste, sehe ich genau das Gegenteil: Dieser Roman zeigt doch sehr deutlich, wie Emma durch ihr Verhalten sich und ihre ganze Familie in den Abgrund reisst!
Melancholisch, tragisch und ergreifend. Ich habe dieses Buch so sehr geliebt, beim ersten wie beim zweiten Lesen. Gäbe es "Sturmhöhe" nicht, wäre dieses Buch vermutlich mein liebster Klassiker, das Potenzial dazu ist definitiv vorhanden. Die Geschichte hat mich bereits nach wenigen Seiten in ihren Bann gezogen und von da an nicht mehr losgelassen. Das Buch hatte auf mich eine regelrechte Sogwirkung - Ich konnte nicht aufhören zu lesen, was mir bei Klassikern so gut wie nie passiert und damit meine ich eigentlich wirklich nie. Die Geschichte ging mir unter die Haut, fraß sich tief in mich hinein, ließ mein Herz bluten und meine Seele brennen. Was hier passiert, ist unheimlich tragisch, beklemmend und ergreifend, insbesondere weil es sich beim Lesen so real und wahrhaftig anfühlt. Ich konnte es glauben, musste es glauben. Gustave Flaubert erzählt diese Geschichte so authentisch und nahbar, dass man sie trotz der Erzählperspektive in der dritten Person Singular beim Lesen geradezu am eigenen Leibe spüren kann. Sie ist von einer tiefen Melancholie und tausend negativen Emotionen geprägt, die an mancher Stelle kaum zu ertragen sind, die Geschichte im gleichen Zuge aber auch maßgeblich ausmachen. Ich habe mich Emma beim Lesen so nahe gefühlt wie ich es bei Klassikern gar nicht mehr erwarte. Umso überraschter bin ich, wenn mich ein Charakter dann doch wirklich erreicht, mich vollends durchdringt und ich ihn und genau das war hier der Fall. Ich konnte Emma viel zu gut verstehen, ihre Einsamkeit nachempfinden, die Verzweiflung schmecken und den Schmerz spüren. Ich habe all das so überdeutlich gefühlt als wäre es mein eigenes Leben. Emma hat mich nicht mehr losgelassen und wird mich jetzt sicherlich auch noch lange Zeit begleiten. Die Innensicht ist dem Autor durch den personalen Erzähler unheimlich gut gelungen, wobei mir natürlich insbesondere Emma's Innenleben die Luft zum Atmen nahm. Es scheint als hätte er ein so tiefes Verständnis für seine Figuren wie es nur wenige Autor:innen besitzen. Zwischen den Zeilen wird fassbar, was niemals ausgesprochen und geschrieben wurde. Es ermöglicht eine Charaktertiefe, die ich nicht in Worte zu fassen vermag, aber so, so sehr zu schätzen weiß. Gustave Flaubert schreibt eindringlich, ehrlich und anrührend. Sprachlich ist dieses Buch ebenfalls gut verständlich - Zumindest in genau dieser Übersetzung. Ich habe vor Jahren das französische Original gelesen und kann auch das sehr empfehlen. Die eingestreuten Illustrationen sind wunderschön und die Beigaben in Form von Postkarten, Stadtplänen etc. unterstützen die Atmosphäre der Geschichte sehr schön. Die Geschichte endet schließlich wie sie enden musste. Man sieht den Ausgang kommen und doch hat es mich zerrissen. Ich kann euch diesen Klassiker nur empfehlen, wenn ihr tragische Geschichten zu schätzen wisst! ♥️ 5/ 5 Sterne ⭐️

Einen Meilenstein der Literaturgeschichte wie dieser Roman weckte schon bestimmte Erwartungen in mir. Mit welcher Art Roman ist es vergleichbar? Kann Emma Bovary Neues bieten, wenn man schon an der Ehebrecherin Effi Briest Gefallen gefunden hat. Flauberts Werk ist immerhin 40 Jahre früher geschrieben worden: gleicht es dann nicht etwa den romantischen Sturmhöhen? Meine Erwartungen wird nicht erfüllt, denn das Buch ist einzigartig und ein Vergleich mit anderen Werken nur bedingt möglich. Während ich bei Fontane das Gefühl hatte, er liebt seine Figuren und hat auch ein Herz für Effi („nicht so stürmisch, nicht so wild, Effi“), filetiert Flaubert geradezu sein Personal mit seiner sachlichen Schreibweise, die wenig wertet, aber die Provinziellen aus der Normandie auch nahezu allesamt als Trottel, Wichtigtuer, Schwätzer und Träumer darstellt. Emma Bovary, ein Kind des Mittelstandes, die sich nach einem Prinzen sehnt, wie ihn Sir W. Scott beschreibt, findet bei Flaubert keine Gnade. Erst trifft sie die falsche Entscheidung bezüglich der Wahl des Ehemanns, dann läßt er sie nicht nur einmal die Ehe brechen, sondern steuert sie in eine dauerhafte Affärenphase, in der sie sich durch Lügen und Geldschulden immer weiter verstrickt. Das Einzige, was sie mit Effi Briest verbindet, ist das schlimme Ende, welches beide Frauen in jungen Jahren finden. Bei der Recherche zum Buch las ich, dass Flaubert es wichtig war, nicht zu werten. Im ersten Moment kommt einem das wie eine Lüge vor, aber tatsächlich beschreibt er nur, wie z.B. Emma kopflos nach dem Gefühl hechelt, von einem schönen Mann begehrt zu werden. Das Prinzip „Show, don’t tell“ ist hier wirklich in Perfektion getrieben. Ich hatte das Gefühl, dass da hier jeder Satz sitzt, vielleicht auch weil die Neuübersetzung von Elisabeth Edl so gut ist. Die Übersetzerin erklärt in einem Nachwort ihr Vorgehen und wie sie sich von anderen Übersetzungen unterscheidet. Das klingt schon sehr selbstbewusst, ist aber letztlich nachvollziehbar. Ich habe keine Übersetzungen parallel gelesen, mich aber immer gewundert, wie modern dieses Buch aus den 1850ern klingt. Das war so ein ganz anderes Leseerlebnis wie bei Balzac oder Zola, bei denen ich immer wieder (bis auf Germinal) Längen und Wiederholungen gespürt habe. Alles ist hier wohl konzipiert und ausgearbeitet. An keiner Stelle spürte ich einen Durchhänger. Es liest sich wie ein perfekter Roman. Achtung Spoiler: Besonders eindrucksvoll fand ich das Ende, wenn Charles Bovary um das Leben seiner Frau kämpft, den Kampf verliert und er sich dann an die Erinnerungen klammert, sie am liebsten konservieren möchte, sie in das Brautkleid hüllt und dreifach versargt sie vor dem Verwesen schützen möchte, um eine Haarlocke bittet, Kräuter der Toten beilegt. Dieses Klammern ist so eindringlich geschildert, dass man mit ihm leidet als Leser. Das zelebriert Flaubert geradezu, wie Charles Bovary da in seinen imaginäre Welt abtaucht mit allen Sinnen (fühlen, riechen, sehen). Doch Flaubert ist ein Sadist. So einfach gönnt er Bovary den Traum von der perfekten, ewig lebenden Frau nicht und so läßt er den Schleier heben und Bovary sieht die schmerzverzerrte Fratze Emmas und bricht zusammen. Was für eine Szene. Spoiler-Ende Das war eine wunderbare Lektüre. Wenn ich ein Leser wäre, der gerne Notizen und Markierungen im Buch macht, dann wäre meine Ausgabe vollgemalt. Aber ich bin ein bekennender Buchschoner beim Lesen. So kann ich es mit Freude irgendwann nochmal lesen und mich Sätzen erfreuen wie: „Eine Träne zitterte in ihrem Auge, wie eine Wasserperle nach einem Gewitter im Kelch einer blauen Blume.“ Das hat ja fast schon ein proustisches Niveau. Auf solche Beschreibungen muss man erstmal kommen, ohne das es kitschig wirkt. Wirklich ein Meilenstein für realistisches Schreiben.
Unaufgeregte, ungeschönte Realtitäten, die vielleicht gerade deshalb so mitreissen. Flaubert's Charaktere stecken voller Nuancen, seine Szenen voll interessanter Hintergründe. Großartig und herzzerreißend.
Das Buch war relativ interessant. Ich fand die Gedanken der Hauptperson recht interessant, da es oft gar nicht zur wahren Realität gepasst hat. ⭐️⭐️⭐️
Gustave Flaubert hat einen fast schon modern zu nennenden flüssigen Schreibstil. Mir hat die Geschichte von Madame Bovary sehr gut gefallen! Besonders hervorzuheben ist hierbei ihre zunehmende Verzweiflung und auch die Details ihres Endes setzt entweder ein sehr gutes Fachwissen des Autors oder seine sehr gute Recherche voraus. Obwohl sich der Roman nicht der Ich-Perspektive bedient und der Autor sich um eine objektive Schilderung der Geschichte bemüht hat, hat man trotzdem das Gefühl sehr nah an Emma Bovary dran zu sein. Für mich eine sehr runde Geschichte mit sehr viel Atmosphäre, besonders im letzten Drittel. Auch wenn sich der Autor wegen der damals empfunden Unsittlichkeit und der angeblichen Verherrlichung des Ehebruchs sogar vor Gericht verantworten musste, sehe ich genau das Gegenteil: Dieser Roman zeigt doch sehr deutlich, wie Emma durch ihr Verhalten sich und ihre ganze Familie in den Abgrund reisst!