Lolita

Lolita

Hardcover
3.952
LiteraturklassikerDrehbuchNympheStanley Kubrick

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Beschreibung

Daß sich nach dem unverhofften Welterfolg des «Lolita»-Romans 1958/59 die Filmindustrie für den Stoff interessieren würde, war unvermeidlich. Daß sich schon 1958 kein Geringerer als der Regisseur Stanley Kubrick die Filmrechte gesichert hatte, war ein Glücksfall. Daß Kubrick Nabokov aufforderte, das Drehbuch selbst zu schreiben, war ein Akt des Respekts für Autor und Werk. Kubrick nannte es das beste Drehbuch, das je in Hollywood entstanden sei und verwendete dann doch nur dessen dramaturgische Grundlinie und ein paar seiner Szenen.
Seinerseits sah Nabokov Kubricks Film mit höchst gemischten Gefühlen, obwohl er sich stets höflich über ihn äußerte, und tröstete sich damit, daß das Drehbuch als solches ja erhalten und intakt geblieben sei. Erst 1973 jedoch konnte es in Amerika als Buch erscheinen, ein Jahr nachdem es Nabokov endlich gelungen war, sich den Text zur Veröffentlichung freigeben zu lassen. Dieser Band der Werkausgabe präsentiert jenes publizierte Drehbuch erstmals in deutscher Sprache und darüber hinaus, rekonstruiert aus dem Typoskript, zum ersten Mal überhaupt alle jene Passagen, die Nabokov seinerzeit unter dem Druck Kubricks widerstrebend gestrichen hatte.

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Hardcover
Seitenzahl
344
Preis
24.70 €

Autorenbeschreibung

Vladimir Nabokov wird am 22. April 1899 in St. Petersburg geboren. Nach der Oktoberrevolution flieht die Familie 1919 nach Westeuropa. 1919-1922 in Cambridge Studium der russischen und französischen Literatur. 1922-1937 in Berlin, erste Veröffentlichungen, meist unter dem Pseudonym W. Sirin. 1937-1940 nach der Flucht aus Nazideutschland in Südfrankreich und in Paris, seit 1940 in den USA. 1961-1977 wohnt Nabokov im Palace Hotel in Montreux. Er stirbt am 2. Juli 1977.

Beiträge

51
Alle
3

Lolita sollte für uns alle - Eltern, Sozialarbeiter, Erzieher - Anlass sein, uns mit noch größerer Wachsamkeit und Hellsicht der Aufgabe zu widmen, eine gesündere Generation in einer weniger unsicheren Welt großzuziehen. 🪻🌸🪻🌸🪻🌸🪻🌸🪻🌸🪻🌸🪻🌸

Lolita stand schon sehr lange auf meiner Liste der Bücher die ich unbedingt lesen wollte. Bücher die so verschieden wahrgenommen werden und gefühlt von der Hälfte gehasst wird, wärend der Rest es verehrt interessieren mich sehr. Einfach weil ich es spannend finde, wo ich mich nach dem Lesen wieder finden werde. Lolita ist keine einfache Kost in vielerlei Hinsicht. Da die meisten wissen worum es sich bei der Geschichte handelt, verwundert das nicht. Aber ich möchte hier auf etwas anderes eingehen und hervorheben: Nabokov hat einen unfassbar schönen Schreibstil den ich mir in der modernen Literatur mehr wünschen würde. Die Eleganz mit der er unfassbare Dinge beschreibt ist faszinierend. Ich sass mehr als einmal vor dem Buch, angewiedert von der Szene, aber entzückt von der Kunst des Schreibens. Das meine Bewertung nicht höher ausfällt liegt daran das ich viele Stellen im Buch, obwohl ich die Wortgewandtheit geliebt habe, als sehr zäh und etwas langweilig empfand. Aber genug davon: hier zwei Vorgeschmäcker der Schreibkunst die euch in Lolita erwartet: "Er riet mir, Golf zu spielen, war aber schließlich bereit, mir etwas zu geben, das angeblich «wirklich wirken» würde; er ging an seinen Medizinschrank und nahm eine Phiole voll violettblauer Kapseln mit einem Purpurstreifen an einem Ende heraus; nach seinen Worten handelte es sich um ein neues Mittel, gerade erst auf den Markt gekommen und nicht für Neurotiker bestimmt, welche schon ein geschickt verabfolgter Schluck Wasser beruhigen könne, sondern nur für schlaflose große Künstler, die jede Nacht ein paar Stunden lang sterben müssten, um Jahrhunderte zu leben." Und zum Abschluss: "Moral ist für den Sterblichen der Preis, Dass er von sterblich Schönem weiß."

Lolita sollte für uns alle - Eltern, Sozialarbeiter, Erzieher - Anlass sein, uns mit noch größerer Wachsamkeit und Hellsicht der Aufgabe zu widmen, eine gesündere Generation in einer weniger unsicheren Welt großzuziehen. 

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5

Nicht zu beschreiben, noch schwieriger zu bewerten

Ein Schreibstil der einen gefangen nimmt, in Kombination mit einem derart grenzwertigen Thema, man möchte die Augen von den Seiten reißen. Ich verstehe alle 1 Sterne, sowie alle alle 5-Sterne Bewertungen.

Nicht zu beschreiben, noch schwieriger zu bewerten
5

Nabokovs Meisterwerk eines Psychogramms

Nabokov hat mit "Lolita" im Jahr 1955 ein Meisterwerk erschaffen, dass vermutlich auch in 100 weiteren Jahren noch gelesen wird. Es ist zeitlos geschrieben - aber auf hohem Niveau. Bildgewaltig, spannend, lyrisch. Der Literaturwissenschaftler Humbert verliebt sich in die junge Dolores Haze. Er nennt sie Lolita. Er fühlt sich zu ihr hingezogen, sucht ihre Nähe, ist fast schon besessen von ihr. Dabei blendet er aus, dass es sich bei Dolores um ein minderjähriges Mädchen handelt. Das Buch ist in zwei Teile aufgeteilt. Im ersten Teil geht es um Humberts Jugend, die Entstehung seiner Obsession für "Nymphetten" und warum er gegenüber volljährigen/älteren Frauen keine Liebe entgegenbringen kann. Aber um seiner "Lolita" nah zu sein, muss er "Opfer" bringen und geht eine Ehe mit Dolores Mutter ein. Im zweiten Teil verfolgt der Leser die zweijährige Reise von Humbert und Dolores quer durch die USA. Wer hier eine pornographische Erzählung erwartet, der wird auf jeden Fall enttäuscht! Und das ist gut so. Nabokov schafft es, Dolores - wenn man so will - eine Form von Würde zu bewahren. Die "Szenen" sind nur vage beschrieben. Der Leser soll nur erahnen, was Dolores über die Jahre widerfahren ist. Das Buch wirkt nach. Die Taten des Charakters Humbert sind abscheulich und abstoßend - trotz der milden Ausdrucksweise von Nabokov. Dieses Psychogram gewährt auf fesselnde und eindrucksvolle Weise, Einblicke in die Gedanken von Humbert. Der Leser hat den Eindruck, eine tatsächlich existierende Biographie zu lesen. Nabokov hat stets dementiert, dass er eigene Empfindungen/Neigungen im Buch verarbeitet hat. Es ist rein fiktiv. Leider ist das Buch ausschließlich aus Sicht von Humbert geschrieben, so dass man über die tief verletzte Gefühlswelt von Dolores leider wenig erfährt. Das wäre noch das i-Tüpfelchen gewesen. Das Buch ist nicht für Jedermann, insbesondere wenn man selbst vielleicht sexuelle Gewalt erlebt hat. Der unfassbar ausgefeilte Schreibstil von Nabokov ist große Kunst. Ein kleines Beispiel sei hier noch zitiert: "Und am nächsten Tag dann wieder schmolz ein dünn besiedelter Himmel über uns, verlor sein Blau an die Hitze, und Lo jammerte nach einem Getränk, und ihre Wangen höhlten sich kräftig über dem Strohhalm, und wenn wir wieder in den Wagen stiegen, war es darin heiß wie in einem Backofen, und die Straße vor uns schimmerte, ein Auto in der Ferne veränderte im Flimmern über dem Erdboden seine Umrisse wie eine Luftspiegelung und schwebte sekundenlang, altmodisch viereckig und hoch, im heißen Dunst."

3.5

Die Perspektive eines kranken Mannes 🚮

Ich habe dieses Buch nur aus einem einzigen Grund gelesen: My dark Vanessa Immer wieder wurde dieses Buch zitiert und auch immer als Bespiel angeführt. Ich verstehe jetzt auch, warum.😣 Humbert Humbert sitzt im Gefängnis und denkt noch einmal an sein vergangenes Leben zurück. Er versucht den Grund für seine pädophilen Neigungen zu finden. Genau diese haben ihn aber nicht ins Gefängnis gebracht. Lange Zeit vor seiner Festnahme, hat er sich in die junge Dolores, die er in seinen Träumen LOLITA nennt verliebt. Dolores und ihre Mutter Charlotte nehmen Humbert Humbert bei sich zuhause auf, nachdem seine eigentliche Unterkunft abgebrannt war. Während des Zusammenlebens projiziert er all seine Phantasien auf Dolores und durch viele aufeinanderfolgende Umstände sind die beiden plötzlich nur mehr zu zweit. Dieses Schicksal nimmt Humbert Humbert zum Anlass, um all das mit Dolores zu tun, wonach er sich schon jahrelang gesehnt hat. Wird Dolores, auch Lo genannt, das noch lange mit sich machen lassen? Es fiel mir schwer dieses Buch zu beenden, nicht, weil es schlecht geschrieben war oder schwer zu lesen ist. Es ist einfach das Thema, das einen zum Nachdenken anregt. Das Buch ist zu vielseitig, um es in irgendeine Schublade zu stecken. Die Innenansicht eines Pädophilen war einerseits verstörend andererseits irgendwie interessant. Was ich damit sagen möchte, das Buch ist definitiv nicht für jedermann geeignet. Bitte beachtet vor dem Lesen die Triggerwarnungen⚠️ ( Was hier noch zu erwähnen ist: von all den Covern, die man so im Internet finden kann, ist das eines der wenigen, das wirklich den Wünschen des Autors entspricht. Vladimir Nabokov hat ausdrücklich gesagt, dass er KEINE jungen Mädchen oder Frauen auf dem Cover möchte. Wieso das manche Verlage ignorieren bleibt mir ein Rätsel und macht mich ehrlich gesagt ein wenig wütend)

Die Perspektive eines kranken Mannes 🚮
4

"Lolita, Licht meines Lebens, Feuer meiner Lenden. Meine Sünde, meine Seele. Lo-li-ta." Wahnsinniger Schreibstil. Ich war die ganze Zeit zwischen abartig angeekelt und voller Bewunderung für die Geschichte. Krasse Thematik. Es ist zu keiner Zeit pornographisch und nur angedeutet. Worüber ich froh bin. Humbert beschreibt dem Leser seine Jugend und wie er sich zu minderjährigen Mädchen hingezogen fühlt. 9-12/13 sind sie ihm gerade recht. Er erklärt im ersten Teil der Geschichte warum das so ist und bezieht den Leser mit ein. Das war schwer ertragbar. Aber dennoch so gut geschrieben!! Er verliebt sich in Dolores. Seine Lolita. Um ihr nahe sein zu können, heiratet er ihre Mutter. So kann er Dolores berühren.. wenn auch nur väterlich. Doch die kleine vorlaute Dolores merkt die sexuelle Spannung dabei. Im Prinzip ist das eine pausenlose Vergewaltigung. Auch wenn es nicht zum Akt kommt. Der Leser kann nur erahnen was Dolores die ganze Zeit angetan wurde. Im zweiten Teil geht es um die Reise durch die USA von Humbert und Dolores. Er ist ihr Stiefvater und den spielt er auch gut. Wie gesagt, der Schreibstil ist so fesselnd. Man glaubt hier ein Geständnis zu lesen und ist im Kopf von Humbert. Seine Gedanken und Ansichten sind „verständlich“ aufgedröselt. Man liest auch nur seine Gedanken. Ein Wechsel der POV wäre noch beeindruckender gewesen. Deshalb werde ich mir direkt das Buch „Bye bye Lolita“ holen.

4.5

Ich hasse Humbert über alles, ich wünschte er wäre auf Seite 1 verreckt

Der Erzähler wickelt den Leser um seinen kleinen Finger während er darüber sinniert wie sehr er Dolores liebt aber eigentlich tut er einem kleinen Mädchen weh, nicht nur indem er sie völlig isoliert , sondern täglich misshandelt. Die verwendete Sprache im Buch ist lyrisch, schön und sensibel aber hinter jedem Wort verbergen sich boshafte Intentionen, die der Leser entschlüsseln muss. Nabokov ist ein großartiger Schriftsteller und Lolita ist eines seiner am meisten missverstandenen Werke

4

ich will nie wieder das wort nymphette lesen, uff.

ok. das war eines der krankesten, faszinierendsten und abgründigsten bücher, die ich je gelesen habe. unser protagonist war zudem der schrecklichste und manipulativste mensch, dessen gedanken ich je begleiten "durfte". das war teilweise auch unerträglich, und ich wusste echt oft nicht, ob ich wirklich weiterlesen will. dafür war es dann aber doch zu spannend. der schreibstil nabokovs war auch echt einzigartig, gerade wenn die vierte wand durchbrochen und wir lesenden direkt angesprochen werden. das ende war für mich irgendwie erwartbar (und wird anfangs ja auch so angedeutet), keine ahnung, wie zufrieden ich damit bin. und ich weiß auch nicht, ob ich es je nochmal lesen oder empfehlen würde.

5

Back when it was published in 1955, the story of Lolita convulsed its readers and revealed a completely new portray of a paedophile's life. The character of Humbert Humbert has become a well-known and much-interpreted part of 20th century literature, and ever since its publication, Nabokov's novel has been banned for certain periods of time in France, England, Argentina, New Zealand and South Africa due to its difficult contents. Focusing on the life of highly intelligent and incalculable Humbert Humbert and his delusional sexual fascination with Dolores "Lolita" Haze, aged 12 at the beginning of this novel, Nabokov will take you on a journey you will not forget about. Even in spite of all the controversy surrounding its contents, Lolita has turned into one of the most influencial books from the last century, often referred to as a book everyone has to read once in their lifetime. Apparently, according to various internet sources, Nabokov was so disgusted by the character of Humbert himself that he almost burned the manuscript - which is understandable, as the nature of our protagonist's thoughts and deeds are difficult to understand and sometimes even painful to think about. First, let's take a look at Jeremy Irons as Humbert Humbert from the 1997 movie adaption: <img src="http://images5.fanpop.com/image/photos/30800000/Jeremy-Ions-as-Humbert-Humbert-humbert-humbert-30886915-627-350.gif" This is the man I have imagined Humbert to look like throughout the entire course of the novel. Because even though Humbert is a paedophile on the inside, he appears to be a friendly, charming and interesting man on the outside. Humbert is a man whose lies people easily fall for, whose intricate net of self-invented stories it is difficult to elude without having the ability to look inside his head, as Vladimir Nabokov allowed us to. As disgusting and repulsive as Humbert's deeds were, they were always confided inside his soul. He is a man who visits prostitutes and imagines them to be 13 or 14 years old in order to gain sexual pleasure from his visit, a man who tricks people into not realizing the real nature of his character, a man who marries Charlotte Haze only in order to be close to her daughter Lolita who he feels sexually attracted to. Humbert is a man who tricks even himself into thinking that no matter how severe the crime he committed, its performance has been inevitable as a result of his personality. Humbert pleads with the reader to understand his feelings of guilt and remorse, yet he never truly considers the possibility of accepting responsibility for the sickness of his behaviour. Nabokov masterfully explores the themes embedded in this novel, using word plays, elements of humor and beautiful descriptions to pull the reader into the story. Nabokov's prose is likely going to surprise you with its beauty, juxtaposing the ugliness of Humbert's character. Moreover, the author loves to play with language, sometimes even makes up new words; you will frequently see the narrator drifting off into the usage of French vocabulary. My French was good enough to understand the meaning of those parts, yet I can imagine how distracting and confusing they might be for a reader without knowledge of the French language. Ultimately, Humbert doesn't only seduce Lolita, he also seduces the reader with his words and thoughts. And yet, can the book really be described as a story about a guilty perpetrator and an innocent victim? In 1958, American writer Dorothy Parker wrote a review for this book, calling Lolita "a dreadful little creature, selfish, hard, vulgar, and foul-tempered" - and nobody could judge her for this characterization. Even now, after having finished the book and thought about it for more than a month, I don't know what to make of Lolita's character. I can only encourage everyone to read this novel and create an own image of Lolita, a girl who perhaps couldn't even tell you who she is herself. Interestingly, Nabokov wrote the novel while on butterfly-collection trips in the western United States, mirroring the cross-country journey of Lolita and Humbert which took place in the novel. Nabokov succeeded in painting an intriguing and stunning picture of the American 40's and early 50's, turning his novel not only into the journey through a human being's mind, but also into an epic trip across the United States. It should also be noted that Nabokov himself disagreed with all the different editions featuring a young girl on the cover as those images cause the general idea of Lolita being an erotica novel. Maybe I should be glad about owning a simple hardcover edition with a purely plain-coloured binding. The book made me extremely uncomfortable during parts of the story, but it has been written to do so. I don't believe any reader could be comfortable during the lecture of this novel, and thus I will recommend it only to people who are completely convinced of reading about the troubled and controversial life of Humbert Humbert. But if you can appreciate complex and intelligent stories, layered writing and beautiful prose, you should give it a chance to find out for yourself what this novel is actually about.

4

Lolita stand seit meiner Kindheit im elterlichen Bücherregal, wobei meine prüden Eltern es bestimmt nie gelesen haben. Lolita wurde für mich zum Synonym für frühreife Mädchen und der entsprechende Effekt für die sabbernde Lust älterer Männer nach reizenden Kindfrauen. Lolita wollte ich daher nie lesen, weil mich das Thema der sexuellen Übergriffe an Minderjährigen schon immer so arg beschäftigt hat, dass ich nicht auch noch meine entspannende Lesezeit damit verbringen wollte. Lolita wird aber hier auf Goodreads überdurchschnittlich gut bewertet und vor allem junge Frauen lesen es mit Begeisterung. Das hat mich gewundert und daher sprang ich über meine Vorurteile und las in einer Leserunde Lolita, ein Buch, dass mich so arg beschäftigte, wie schon lange kein Buch mehr. Ich habe viel gelernt dabei, vor allem was meine Person angeht. Wie empfänglich ich trotz des vielen Lesens bin, mich durch meine Vorurteile leiten zu lassen, mich durch die Schreibfertigkeit eines hervorragenden Autors an der Nase herumführen zu lassen, Inhalt und Sprache nicht ausreichend voneinander zu trennen, um einen objektiven Blick auf ein Werk zu erhalten. Zunächst mal war ich nach den ersten Kapiteln überrascht, dass es nicht um die reine platonische Liebe gegenüber jungen Mädchen geht. Da träumt der Protagonist Humbert nicht im Schatten junger Mädchenblüte vom Körper der geliebten Tochter der Vermieterin. Es geht um knallharte Begierde, Wollust, Obsession und später dann über Petting hin zur Vergewaltigung einer wehrlosen Schutzbefohlenen. Der Grad der Pädophilie erschreckte mich, auch wenn er in zauberhafte Worte gefasst wurde. Aber wenn sich Lolita zu Beginn der sexuellen Annäherung am „Zepter“ ihres Stiefvaters „verzweifelt“ zu schaffen macht, dann ist das zwar eloquent umschrieben, aber bleibt doch bezüglich des Inhalts abstoßend und ekelhaft. Ich war kurz davor, das Buch vorzeitig zu beenden, denn die Handlung war auch zu viel für mich. Dies besserte sich im Verlauf der Lektüre, denn während man vielleicht noch eine gewisse Anerkennung des Stiefvaters für seine Gerissenheit, Schlagfertigkeit und Ausdrucksstärke zollt, so wird mit zunehmenden Wahnsinn seiner Person, die Distanz zwischen Leser und Hauptfigur immer größer. Humbert versucht immer wieder sich als Opfer der Umstände darzustellen, berichtet von seiner Kindheit und seiner Hilflosigkeit, seine Wünsche und Sehnsüchte zu unterdrücken. Er lullt einen fast ein mit seiner Prosa, verneint aber nie, dass es sich um Straftaten bei seinen Handlungen handelt. Und so wird nach dem Tod der Vermieterin und dem anschließenden Roadtrip des Vierzigjährigen mit der Zwölfjährigen durch die USA die Beklemmung immer größer und letztlich herrscht nur noch am Ende Erleichterung, dass der Pädophile seiner Strafe nicht entgeht und Lolita sich aus seinen Fängen befreien kann. Doch geht es in diesem Buch wirklich um die Handlung? Was will der Autor damit sagen? Diese Frage hasst Nabokov nach seinen Nachworten. Er wollte die Geschichte loswerden, darum hat er sie heruntergeschrieben. Muss man immer einen Grund haben, ein Kunstwerk zu erstellen. Erst als ich mir bewusst machte, dass das Buch ein Kunstwerk ist, Kunst grundsätzlich alles darf, vor allem in erster Linie eine Wirkung bei mir zu erzielen, konnte ich das Werk genießen. Warum reagiere ich relativ gelassen, wenn Massenmörder aus der Ich-Perspektive in unzähligen Thriller ihre Gräueltaten darlegen? Warum soll die Gewaltpornographie eines Fitzek oder Nesbo unterhaltsam sein, die ebenso abstoßende Pornographie mit Jugendlichen, in einer Hochsprache zelebriert, aber ein Skandal? Warum kann ich das Buch nicht als Psychogramm eines Besessenen lesen, nur weil Inhalt und Sprache so genial auseinandertriften in diesem Buch? Warum merke ich zu spät, dass Humbert mich blendet mit seinen Aussagen und ich nie weiß, was Lolita wirklich denkt? Im Grunde kann alles eine Lüge sein und jede Beschreibung nur die verfälschte Sichtweise eines kranken Menschen. Das ist wirklich Fiktion vom Feinsten. Gegen Ende, als das Buch etwas langatmiger wurde, gefiel es mir dann auf einmal besser, denn alle die genannten Fragen konnten sich Dank der Leserunden und der Diskussionen mit anderen Usern in meinem Status für mich klären. Ich widerspreche aber allen Kritikern, die dieses Buch als einen großen Roman über die Liebe stilisieren, allen voran MRR. Das hat nach meinem Empfinden nichts mit Liebe zu tun, sondern mit krankhafter Begierde. Vielleicht waren solche Äußerungen zu Beginn der Lektüre auch der Grund, warum ich mir beim Lesen zunächst so schwertat. Jetzt würde ich es fast nochmal lesen, aber mit einer anderen Einstellung zum Teil 1. Ein ekelhaft großartiges Meisterwerk, dem ich aufgrund der zeitweisen Längen im Teil 2 aber dann nur 4 Sterne gebe. „Lolita, Licht meines Lebens, Feuer meiner Lenden. Meine Sünde, meine Seele. Lo-li-ta: die Zungenspitze macht drei Sprünge den Gaumen hinab und tippt bei Drei gegen die Zähne. Lo.li.Ta.“ Was für ein Buch.

4

Sehr erschreckend. Aber guter Schreibstil von Nabokov.

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