Krass

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Beschreibung

Ralph Krass – so heisst ein verschwenderisch grosszügiger Geschäftsmann, der Menschen mit kannibalischem Appetit verbraucht. Ist er unendlich reich oder nur ein Hochstapler, kalt berechnend, oder träumt er hemmungslos? Er will sich seine Gesellschaft kaufen, immer nur selbst der Schenkende sein. Als in Neapel Lidewine in seinen Kreis tritt – eben noch die Assistentin eines Zauberers, eine junge Abenteurerin -, verfällt er darauf, ihr einen ungewöhnlichen Pakt anzubieten. Beobachtet wird das Ganze von seinem Sekretär, dem Pechvogel Dr. Jüngel, mit einem Blick voll Neid und Eifersucht. Aber erst nachdem die Gesellschaft von Herrn Krass durch einen Eklat auseinandergeflogen ist, gelingt es ihm an seinem Zufluchtsort in der französischen Provinz, die Mosaiksteine des Geschehenen zu einem Bild zu ordnen – während Menschen wie der stumme Kuhhirte Toussaint, der Schuster Desfosses und Madame Lemoine mit ihren Wellensittichen ihm eine Ahnung davon vermitteln, wie alles mit allem rätselhaft zusammenhängt. «Krass», dieser atmosphärische, bildstarke Roman über das, was das Verstreichen von Zeit mit Menschen tut, ist zugleich Liebesroman und Mephisto-Geschichte – manchmal aufgehellt durch leisen Humor, aber vor allem dunkel und in dieser Dunkelheit ergreifend schön.
Haupt-Genre
N/A
Sub-Genre
N/A
Format
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Seitenzahl
N/A
Preis
21.80 €

Autorenbeschreibung

geboren 1951 in Frankfurt am Main, war zunächst Jurist, dann wandte er sich dem Schreiben zu. Seit 1983 veröffentlicht er Romane, dazu Erzählungen, Gedichte, Libretti und Essays über Kunst und Literatur, über Reisen, über religiöse, historische und politische Themen. Über die Jahre erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und Preise, etwa den Heinrich-von-Kleist-Preis, den Grossen Literaturpreis deer Bayerischen Akademie der Schönen Künste, den Georg-Büchner-Preis und die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt. Er ist Mitglied der Akademie für Sprache und Dichtung, der Deutschen Akademie der Künste in Berlin-Brandenburg, sowie der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Er lebt in Frankfurt am Main.

Beiträge

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Konsequent, ironisch, symbolbeladen, konservativ leichtfüßig, steuert Mosebach durch den Sumpf der Opferrituale des Status- und Machtstrebens. Auf dem Weg sich die Realität zu unterwerfen, thront Ralf Krass als Alpha und Weltenverschlinger ganz oben im gesellschaftlichen Gefüge. Wo sind die wichtigen Leute? Wo gehts die Leiter hinauf? Fresse halten, Modediktate befolgen, Unterordnung zu jedem Preis. Endlich einer der enge Grenzen zieht, ein Zukunftsweisender, der Erleichterung schafft, nicht zu viel persönliche Freiheit nutzen zu müssen. Bei Krass verstehen sich die Dinge von selbst. Mosebach spielt mit Abhängigkeiten. Lässt das ganze Personal zu einer Verlierertruppe verkommen. Untote Zombies, an denen der goldene Sand der Zeit vorbeifließt. Passiv, unbestimmt, ohne Positionierung zerfließen sie im Geschehen. Das Buch beschreibt das Nichts. Eine der bemerkenswertesten Szenen erlebt Jüngel, der Lakai von Krass, auf einer Lichtung stehend, voller rosa Blütenblätter. Die Schönheit der Natur. Aber nein, er steht in einer Blutlache. Blütenblätter waren im antiken Griechenland mit dem Blut von Helden verbunden. Welch emotionale Ambivalenz. Die Brutalität der Welt in vollkommener Schönheit zu erblicken. Heroisch ist heute niemand mehr. Die Suppe wird nicht ausgelöffelt. In dieser Demontage platziert Mosebach Lidewine. Den Antagonisten. Dynamisch, fließend, unangepasst, nur im Moment lebend, unbefangen. Sie findet überall den Ausgang. Diese Figur bildet keine harmonische Einheit und treibt insbesondere Jüngel vor sich her. Auch Krass ist durch dieses Störelement irritiert. An was glaub sie? Lässt Mosebach sie in seiner konservativ katholischen Weltanschauung, „ohne Gott ist der Mensch nichts“, Gelingen und Glück finden? Was ist denn eigentlich mit Gott? Der kommt bis jetzt nur in Persona Ralf Krass’s vor. Im letzten Drittel wird er in Kairo ausgepackt. Hier kommt der Anwalt und Moslem Mohamed ins Spiel. „Restaurieren heißt zerstören“ – die Memnonstatue war danach stumm. Das mystische ist tot. Mosebach betreibt beinharte Kritik an der Institution Kirche. Glaube wird im Buch durch Regeln und Ordnungen bestimmt. Wo ist die spirituelle Erfahrung? Wo die traditionellen Wurzeln? Wo die tiefe Verbundenheit? Erst mal die dicke Staubschicht abkratzen. Vielleicht findet sich was.

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