Konzert ohne Dichter
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Klaus Modick, geboren 1951, studierte in Hamburg Germanistik, Geschichte und Pädagogik, promovierte mit einer Arbeit über Lion Feuchtwanger. Seit 1984 ist er freier Schriftsteller und Übersetzer und lebt nach diversen Auslandsaufenthalten und Dozenturen wieder in seiner Geburtsstadt Oldenburg. Für sein umfangreiches Werk wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Nicolas-Born-Preis, dem Bettina-von-Arnim-Preis, dem Rheingau Literatur Preis und zuletzt dem Hannelore-Greve-Preis. Zudem war er Stipendiat der Villa Massimo sowie der Villa Aurora. Zu seinen erfolgreichsten Romanen zählen »Der kretische Gast« (2003), »Sunset« (2011), »Konzert ohne Dichter« (2015) und »Keyserlings Geheimnis« (2018). Zuletzt erschien »Leonard Cohen« (2020) und der Roman »Fahrtwind« (2021) sowie (mit Bernd Eilert) »Nachlese. Hundert Bücher – Ein Jahrhundert« (2024).
Beiträge
Künstlerkolonie Worpswede
Konzert ohne Dichter - Drei Tage verfolgen wir Heinrich Vogeler, der für sein Gemälde Konzert oder auch Sommerabend genannt 1905 geehrt werden soll. Heinrich Vogeler ließ mit der Erbauung des Barkenhoffs die Künstlerkolonie Worpswede entstehen, ein Zusammenschluss mehrer Künstler und Künstlerinnen. Besonders interessant macht das Gemälde, dass der Dichter Rainer Maria Rilke im Gegensatz zu seiner Frau auf dem Bild fehlt, obwohl Vogeler und Rilke einst eine enge Freundschaft verband. In Rückblenden erfährt der Leser, wie sich beide kennengelernt haben, was sie verband aber auch wie sie in ihren Gedanken wieder auseinander drifteten. Der Roman von Klaus Modick hat mir sehr gefallen. Wie die Gewichtung von Realität und Fiktion ist, kann ich nicht nachvollziehen, da ich wenig Kentnisse über diese Künstlerkolonie und deren Bewohner habe. Rilke kommt dabei als Mensch nicht gerade positiv herüber. Vogeler, aus desen Sicht der Roman geschrieben ist mit seinen Gedanken und Zweifeln sehr detailliert beschrieben, was mir sehr gefallen hat. Das besondere, dass der Roman für mich ausgemacht hat, war die Sprache, die die Landschaft und das Leben auf dem Barkenhoff lebendig haben werden lassen und einen in eine längst vergangene Zeit hat abtauchen lassen.
Ein Künstlerroman par excellence - sprachlich herausragend, bereitet große Lesefreude!
"Konzert ohne Dichter‟ ist ein sehr ästhetisches Buch – das fängt beim Vorsatzpapier an, das auf den äußeren Seiten ein Gemälde Heinrich Vogelers zeigt, zeigt sich in den ersten Buchstaben der Kapitel, die wie ein kleines Bild aussehen, in den im Text verarbeiteten Rilke-Gedichten und vor allem auch in der schnörkeligen, wortschatzreichen und direkt ins geschilderte Milieu versetzenden Sprache des Romans. Gerade letztere hat mich immer wieder begeistert, so poetisch und einfallsreich führt Modick seinem Leser die geschilderten Szenen nicht nur vor Augen, sondern lässt sie ihn geradezu fühlen. „Im Stahlblau des Himmels zogen Sterne als glühende Nadelspitzen auf, während ein Leisewerden wie ein Strom über Gassen und Plätze floss.‟ (S.65) Durch seine Sprache schafft der Autor es auch, das Künstlermilieu zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebendig werden zu lassen. Die sich elegant gebärdende künstlerische Elite steht dabei den immer wieder in Erscheinung tretenden Plattdeutsch sprechenden Bewohnern Worpswedes gegenüber – und Vogeler, der für seinen über den Dingen schwebenden Freund Rilke als Übersetzer des Plattdeutschen fungiert, steht mittendrin. Während Rilke beinahe jede Äußerung poetisiert – ganz das Genie, für das er sich selbst hält – ist Vogeler sichtlich bemüht, sowohl der dörflichen als auch der künstlerischen Gemeinschaft (auch sprachlich) gerecht zu werden. „‛Man serviert hier einen erstklassigen Kräuterliqueur‛, sagte Vogeler, um auch einmal etwas zu sagen, bemühte sich, das Wort Liquer französisch klingen zu lassen, merkte jedoch, dass es lediglich als schnöder Likör über seine norddeutsche Zunge rollte.‟ (S. 75) Da die erzählte Zeit lediglich drei Tage umfasst, steht das Innenleben Vogelers und sein von Seelenverwandtschaft zu Fremdheit wechselndes Verhältnis zu Rilke im Vordergrund des Erzählten. Modick greift hierbei auf Tagebücher der beiden Künstler zurück, geht aber davon aus, dass auch diese bereits einer gewissen Inszenierung unterliegen, sodass der Roman als eine „Fiktion zweiten Grades‟ zu sehen ist. Neben der Schilderung von Vogelers Hadern mit sich und seiner Kunst steht unter anderem auch die Frage im Raum, was Kunst soll bzw. was Malerei und Dichtung vermögen. „Besteht das Geheimnis der Dichtung vielleicht darin, etwas zur Sprache zu bringen, was sich sonst im stummen Dasein verliert? Und macht Malerei nicht etwas zum Bild, was sich eigentlich gar nicht zeigen lässt?‟ (S.120) Ein hochphilosophisches, schweres Buch also? Keineswegs, denn immer wieder blitzt auch ein angenehmer Humor durch – etwa, wenn die Herrschaften sich auf große Fahrt mit dem neuen Mercedes-Simplex begeben, mit 35km/h Richtung Oldenburg brettern und dabei alles ringsum aufscheuchen. „Weidende Kühe nehmen großäugig glotzend Reißaus. Hühner, Enten, Gänse und die sie hütenden barfüßigen Buben und Mädchen retten sich gackernd, schnatternd, kreischend in Straßengräben und staunen dem lärmenden Ungetüm hinterher.‟ (S.136) Fazit: Ein Künstlerroman par excellence, der einen vor allem sprachlich in seinen Bann schlägt. Wirklich großartig!
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts leben im Künstlerdorf Worpswede mehrere Maler und auch der Dichter Rainer Maria Rilke. Das Herz der Siedlung bildet der Barkenhoff, den der Maler Heinrich Vogeler einige Jahre zuvor gekauft und nach eigenen Plänen renoviert hat. Gerade hat Vogeler ein Gemälde fertiggestellt, er weiß nicht recht, wie er es nennen soll: “Das Konzert” oder “Sommerabend”. Zu sehen sind darauf die im Dorf ansässigen Künstler, doch einer fehlt: Rilke. Die Abwesenheit Rilke auf Vogelers Bild ist im Grunde das Leitmotiv des ganzen Romans, ist es doch ein Symbol für die schwierige Beziehung zwischen beiden Künstlern. Vogeler ist erfolgreich, wohlhabend und, vor allem, bodenständig. Er hadert sogar damit, im Grunde bereits alles erreicht zu haben. Rilke hingegen ist vergeistigt, hat stets Geldsorgen, scheint nur für seine Dichtung zu leben, heute würde man vielleicht sagen “er ist verhuscht”. Der arme Rilke kommt bei Klaus Modick nicht besonders gut weg, zunächst musste ich häufig über ihn schmunzeln, bei manchen geschilderten Gedankengängen Vogelers dann sogar laut lachen. Es ist aber keine bösartige Häme gegen Rilke, ich mag Rilkes Dichtung und daran hat sich durch die Lektüre des Romans auch nichts geändert. Modick geht bei seiner Schilderung der Beziehungen zwischen den verschiedenen Künstlern von Worpswede nicht linear vor, er springt zwischen verschiedenen Zeitebenen, was gelegentlich verwirrend ist, mir war nicht immer gleich klar, von welcher Zeit gerade die Rede ist. Ankerpunkt ist jedoch der Zeitpunkt der Fertigstellung des berühmten Gemäldes “Das Konzert”. Modicks Sprache ist ein purer Genuss, es macht richtig Spaß, zuzuhören. Natürlich trägt auch Christian Brückner seinen Teil dazu bei. Ich hatte mich bisher nicht viel mit der Künstlerkolonie beschäftigt, doch dieses Buch macht Lust, sich eingehender damit zu beschäfigen. Ich habe mir im Internet ein paar Werke von Vogeler angesehen und festgestellt, dass sie genau meinem Geschmack entsprechen. Natürlich wird in diesem Roman keine große Spannung aufgebaut und mitunter ist die Erzählung auch etwas behäbig. Das Buch bietet jedoch vor allem in sprachlicher Hinsicht höchsten Lesegenuss und bietet uns tiefgründige Einblicke in das Leben im Künstlerdorf Worpswede.
Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, ich hätte dieses Buch nie angefasst, wenn es mir nicht geschenkt worden wäre. Doch darum lasse ich mir auch so gerne Bücher schenken, da sie des öfteren andere Perspektiven, Wortschätze und Geschichte aufweisen, als meine "normale" Buchsammlung. Ich kannte weder Vogeler noch Rilke vor diesem Buch. Beide schienen wohl "vor ein paar Jahren" Teil des Curriculums fast jeder Schule gewesen zu sein. Einer meiner Chefs kann "Der Panther" nach 30 Jahren immer noch auswendig aufsagen. Gerade deshalb habe ich deshalb auch manchmal das Gefühl gehabt, als würde ich Anmerkungen verpassen, als würde mir Hintergrundwissen fehlen, wenn Zitate eingeworfen wurden. Auf der anderen Seite empfand ich die Geschichte jedoch auch als einen guten Einstieg in die Epoche. So habe ich mir das ein oder andere Gedicht oder Bild "der Familie" während des Lesens parallel ergoogelt und habe auch nach dem Ende Lust bekommen, mich noch ein bisschen damit zu beschäftigen. Würde das mein Schuldirektor, der mir das Buch zum Abitur geschenkt hat, erfahren, würde er das wohl als Erfolgserlebnis empfinden. Zum Glück wird er das wohl nie ;)
Ein absolut fabelhafter Künstlerroman über den Jugendstil-Maler Heinrich Vogeler, der Teil der Worpsweder Künstlerkolonie war. Klaus Modick erzählt hier nicht sein Leben, sondern pickt sich sein bekanntestes Bild heraus und stellt die Geschichte dar, die hinter dem Gemälde steckt. Auf dem großflächigen Bild „Sommerabend oder das Konzert“ sind alle wichtigen Personen seine Lebens auf der Terrasse seines Anwesen Barkenhoff in Worpswede abgebildet, u.a. seine Frau, sein Bruder, der Schwager und Paula Modersohn-Becker. Doch einer fehlt, den er zunächst auch hinzugemalt, doch dann wieder herausgemalt hat: Rainer Maria Rilke. Und so ist das Bild Konzert ohne Dichter dargestellt. Doch was sich zunächst als vermeintliche Rache gegen einen Widersacher aufdrängt, ist in Wahrheit mehr. Es ist der Verlust eines Freundes, der Verlust seines Selbstbewusstseins, der Verlust an den Glauben an seine Kunstfertigkeit. Der gefeierte Maler, der in der ersten Zeitebene des Buchs im Juni 1905 eine Ehrung für sein Bild von der Stadt Oldenburg erhalten soll, muss immer wieder zurück denken an die schönen Tage auf dem Barkenhoff, die Tage voller Inspiration und Poesie. Doch irgendwann bröckelte die Fassade und es wurde klar, dass alle Künstler narzistisch veranlagt sind, allen voran der junge Rilke, eigentlich noch ein unbekannter Dichter, der aber mit sehr viel Überzeugung in die Idylle im Bremer Moor einbricht. Die beiden Männer begegnen sich zunächst als Freunde, doch Neid, Missgunst und Eifersucht triebt alle am Ende auseinander. Klaus Modick hat bestimmt sehr viel recherchiert, um aus den Memoiren und Briefen der Künstler einen zusammenhängenden, spannendenden Roman zu schreiben. Er trifft mit seiner wunderbaren Sprachkunst genau den Ton, der zur damaligen Zeit gesprochen wurde ohne ihn billig zu kopieren und mischt das ganze gekonnt und sehr humorvoll mit moderner Sprache. Er erzeugte Bilder und Gefühle dabei in mir, als wenn ich Teil dieser Künstlergemeinschaft vor 120 Jahren war. Ein besseres Lob kann man einem Buch kaum machen. Er hat dabei das Interesse bei mir an der Künstlerkolonie geweckt, die ich vor vielen Jahren zwar mal selbst besuchte hatte. Dabei war mir aber nicht bewusst, welche Berühmtheiten in dem Dorf ein- und ausgingen. Rilke kommt in der Beschreibung und Erinnerung Vogelers sehr schlecht weg als äußerst kaltherziger Mensch, der noch nicht einmal zu Frau und Kind eine normale Beziehung aufbauen konnte. Die Tochter wurde sogar zur Oma weggegeben und nur an Weihnachten besucht. Und dieser Egomane schreibt gefühlvolle Poesie zum Dahinschmelzen. Was für ein Typ. Einer der schönsten Künstlerromane, die ich je gelesen habe und ein neues Buch in meinem Favoriten-Ordner. Sehr lesenswert.
Ein absolut fabelhafter Künstlerroman über den Jugendstil-Maler Heinrich Vogeler, der Teil der Worpsweder Künstlerkolonie war. Klaus Modick erzählt hier nicht sein Leben, sondern pickt sich sein bekanntestes Bild heraus und stellt die Geschichte dar, die hinter dem Gemälde steckt. Auf dem großflächigen Bild „Sommerabend oder das Konzert“ sind alle wichtigen Personen seine Lebens auf der Terrasse seines Anwesen Barkenhoff in Worpswede abgebildet, u.a. seine Frau, sein Bruder, der Schwager und Paula Modersohn-Becker. Doch einer fehlt, den er zunächst auch hinzugemalt, doch dann wieder herausgemalt hat: Rainer Maria Rilke. Und so ist das Bild Konzert ohne Dichter dargestellt. Doch was sich zunächst als vermeintliche Rache gegen einen Widersacher aufdrängt, ist in Wahrheit mehr. Es ist der Verlust eines Freundes, der Verlust seines Selbstbewusstseins, der Verlust an den Glauben an seine Kunstfertigkeit. Der gefeierte Maler, der in der ersten Zeitebene des Buchs im Juni 1905 eine Ehrung für sein Bild von der Stadt Oldenburg erhalten soll, muss immer wieder zurück denken an die schönen Tage auf dem Barkenhoff, die Tage voller Inspiration und Poesie. Doch irgendwann bröckelte die Fassade und es wurde klar, dass alle Künstler narzistisch veranlagt sind, allen voran der junge Rilke, eigentlich noch ein unbekannter Dichter, der aber mit sehr viel Überzeugung in die Idylle im Bremer Moor einbricht. Die beiden Männer begegnen sich zunächst als Freunde, doch Neid, Missgunst und Eifersucht triebt alle am Ende auseinander. Klaus Modick hat bestimmt sehr viel recherchiert, um aus den Memoiren und Briefen der Künstler einen zusammenhängenden, spannendenden Roman zu schreiben. Er trifft mit seiner wunderbaren Sprachkunst genau den Ton, der zur damaligen Zeit gesprochen wurde ohne ihn billig zu kopieren und mischt das ganze gekonnt und sehr humorvoll mit moderner Sprache. Er erzeugte Bilder und Gefühle dabei in mir, als wenn ich Teil dieser Künstlergemeinschaft vor 120 Jahren war. Ein besseres Lob kann man einem Buch kaum machen. Er hat dabei das Interesse bei mir an der Künstlerkolonie geweckt, die ich vor vielen Jahren zwar mal selbst besuchte hatte. Dabei war mir aber nicht bewusst, welche Berühmtheiten in dem Dorf ein- und ausgingen. Rilke kommt in der Beschreibung und Erinnerung Vogelers sehr schlecht weg als äußerst kaltherziger Mensch, der noch nicht einmal zu Frau und Kind eine normale Beziehung aufbauen konnte. Die Tochter wurde sogar zur Oma weggegeben und nur an Weihnachten besucht. Und dieser Egomane schreibt gefühlvolle Poesie zum Dahinschmelzen. Was für ein Typ. Einer der schönsten Künstlerromane, die ich je gelesen habe und ein neues Buch in meinem Favoriten-Ordner. Sehr lesenswert.
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Autorenbeschreibung
Klaus Modick, geboren 1951, studierte in Hamburg Germanistik, Geschichte und Pädagogik, promovierte mit einer Arbeit über Lion Feuchtwanger. Seit 1984 ist er freier Schriftsteller und Übersetzer und lebt nach diversen Auslandsaufenthalten und Dozenturen wieder in seiner Geburtsstadt Oldenburg. Für sein umfangreiches Werk wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Nicolas-Born-Preis, dem Bettina-von-Arnim-Preis, dem Rheingau Literatur Preis und zuletzt dem Hannelore-Greve-Preis. Zudem war er Stipendiat der Villa Massimo sowie der Villa Aurora. Zu seinen erfolgreichsten Romanen zählen »Der kretische Gast« (2003), »Sunset« (2011), »Konzert ohne Dichter« (2015) und »Keyserlings Geheimnis« (2018). Zuletzt erschien »Leonard Cohen« (2020) und der Roman »Fahrtwind« (2021) sowie (mit Bernd Eilert) »Nachlese. Hundert Bücher – Ein Jahrhundert« (2024).
Beiträge
Künstlerkolonie Worpswede
Konzert ohne Dichter - Drei Tage verfolgen wir Heinrich Vogeler, der für sein Gemälde Konzert oder auch Sommerabend genannt 1905 geehrt werden soll. Heinrich Vogeler ließ mit der Erbauung des Barkenhoffs die Künstlerkolonie Worpswede entstehen, ein Zusammenschluss mehrer Künstler und Künstlerinnen. Besonders interessant macht das Gemälde, dass der Dichter Rainer Maria Rilke im Gegensatz zu seiner Frau auf dem Bild fehlt, obwohl Vogeler und Rilke einst eine enge Freundschaft verband. In Rückblenden erfährt der Leser, wie sich beide kennengelernt haben, was sie verband aber auch wie sie in ihren Gedanken wieder auseinander drifteten. Der Roman von Klaus Modick hat mir sehr gefallen. Wie die Gewichtung von Realität und Fiktion ist, kann ich nicht nachvollziehen, da ich wenig Kentnisse über diese Künstlerkolonie und deren Bewohner habe. Rilke kommt dabei als Mensch nicht gerade positiv herüber. Vogeler, aus desen Sicht der Roman geschrieben ist mit seinen Gedanken und Zweifeln sehr detailliert beschrieben, was mir sehr gefallen hat. Das besondere, dass der Roman für mich ausgemacht hat, war die Sprache, die die Landschaft und das Leben auf dem Barkenhoff lebendig haben werden lassen und einen in eine längst vergangene Zeit hat abtauchen lassen.
Ein Künstlerroman par excellence - sprachlich herausragend, bereitet große Lesefreude!
"Konzert ohne Dichter‟ ist ein sehr ästhetisches Buch – das fängt beim Vorsatzpapier an, das auf den äußeren Seiten ein Gemälde Heinrich Vogelers zeigt, zeigt sich in den ersten Buchstaben der Kapitel, die wie ein kleines Bild aussehen, in den im Text verarbeiteten Rilke-Gedichten und vor allem auch in der schnörkeligen, wortschatzreichen und direkt ins geschilderte Milieu versetzenden Sprache des Romans. Gerade letztere hat mich immer wieder begeistert, so poetisch und einfallsreich führt Modick seinem Leser die geschilderten Szenen nicht nur vor Augen, sondern lässt sie ihn geradezu fühlen. „Im Stahlblau des Himmels zogen Sterne als glühende Nadelspitzen auf, während ein Leisewerden wie ein Strom über Gassen und Plätze floss.‟ (S.65) Durch seine Sprache schafft der Autor es auch, das Künstlermilieu zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebendig werden zu lassen. Die sich elegant gebärdende künstlerische Elite steht dabei den immer wieder in Erscheinung tretenden Plattdeutsch sprechenden Bewohnern Worpswedes gegenüber – und Vogeler, der für seinen über den Dingen schwebenden Freund Rilke als Übersetzer des Plattdeutschen fungiert, steht mittendrin. Während Rilke beinahe jede Äußerung poetisiert – ganz das Genie, für das er sich selbst hält – ist Vogeler sichtlich bemüht, sowohl der dörflichen als auch der künstlerischen Gemeinschaft (auch sprachlich) gerecht zu werden. „‛Man serviert hier einen erstklassigen Kräuterliqueur‛, sagte Vogeler, um auch einmal etwas zu sagen, bemühte sich, das Wort Liquer französisch klingen zu lassen, merkte jedoch, dass es lediglich als schnöder Likör über seine norddeutsche Zunge rollte.‟ (S. 75) Da die erzählte Zeit lediglich drei Tage umfasst, steht das Innenleben Vogelers und sein von Seelenverwandtschaft zu Fremdheit wechselndes Verhältnis zu Rilke im Vordergrund des Erzählten. Modick greift hierbei auf Tagebücher der beiden Künstler zurück, geht aber davon aus, dass auch diese bereits einer gewissen Inszenierung unterliegen, sodass der Roman als eine „Fiktion zweiten Grades‟ zu sehen ist. Neben der Schilderung von Vogelers Hadern mit sich und seiner Kunst steht unter anderem auch die Frage im Raum, was Kunst soll bzw. was Malerei und Dichtung vermögen. „Besteht das Geheimnis der Dichtung vielleicht darin, etwas zur Sprache zu bringen, was sich sonst im stummen Dasein verliert? Und macht Malerei nicht etwas zum Bild, was sich eigentlich gar nicht zeigen lässt?‟ (S.120) Ein hochphilosophisches, schweres Buch also? Keineswegs, denn immer wieder blitzt auch ein angenehmer Humor durch – etwa, wenn die Herrschaften sich auf große Fahrt mit dem neuen Mercedes-Simplex begeben, mit 35km/h Richtung Oldenburg brettern und dabei alles ringsum aufscheuchen. „Weidende Kühe nehmen großäugig glotzend Reißaus. Hühner, Enten, Gänse und die sie hütenden barfüßigen Buben und Mädchen retten sich gackernd, schnatternd, kreischend in Straßengräben und staunen dem lärmenden Ungetüm hinterher.‟ (S.136) Fazit: Ein Künstlerroman par excellence, der einen vor allem sprachlich in seinen Bann schlägt. Wirklich großartig!
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts leben im Künstlerdorf Worpswede mehrere Maler und auch der Dichter Rainer Maria Rilke. Das Herz der Siedlung bildet der Barkenhoff, den der Maler Heinrich Vogeler einige Jahre zuvor gekauft und nach eigenen Plänen renoviert hat. Gerade hat Vogeler ein Gemälde fertiggestellt, er weiß nicht recht, wie er es nennen soll: “Das Konzert” oder “Sommerabend”. Zu sehen sind darauf die im Dorf ansässigen Künstler, doch einer fehlt: Rilke. Die Abwesenheit Rilke auf Vogelers Bild ist im Grunde das Leitmotiv des ganzen Romans, ist es doch ein Symbol für die schwierige Beziehung zwischen beiden Künstlern. Vogeler ist erfolgreich, wohlhabend und, vor allem, bodenständig. Er hadert sogar damit, im Grunde bereits alles erreicht zu haben. Rilke hingegen ist vergeistigt, hat stets Geldsorgen, scheint nur für seine Dichtung zu leben, heute würde man vielleicht sagen “er ist verhuscht”. Der arme Rilke kommt bei Klaus Modick nicht besonders gut weg, zunächst musste ich häufig über ihn schmunzeln, bei manchen geschilderten Gedankengängen Vogelers dann sogar laut lachen. Es ist aber keine bösartige Häme gegen Rilke, ich mag Rilkes Dichtung und daran hat sich durch die Lektüre des Romans auch nichts geändert. Modick geht bei seiner Schilderung der Beziehungen zwischen den verschiedenen Künstlern von Worpswede nicht linear vor, er springt zwischen verschiedenen Zeitebenen, was gelegentlich verwirrend ist, mir war nicht immer gleich klar, von welcher Zeit gerade die Rede ist. Ankerpunkt ist jedoch der Zeitpunkt der Fertigstellung des berühmten Gemäldes “Das Konzert”. Modicks Sprache ist ein purer Genuss, es macht richtig Spaß, zuzuhören. Natürlich trägt auch Christian Brückner seinen Teil dazu bei. Ich hatte mich bisher nicht viel mit der Künstlerkolonie beschäftigt, doch dieses Buch macht Lust, sich eingehender damit zu beschäfigen. Ich habe mir im Internet ein paar Werke von Vogeler angesehen und festgestellt, dass sie genau meinem Geschmack entsprechen. Natürlich wird in diesem Roman keine große Spannung aufgebaut und mitunter ist die Erzählung auch etwas behäbig. Das Buch bietet jedoch vor allem in sprachlicher Hinsicht höchsten Lesegenuss und bietet uns tiefgründige Einblicke in das Leben im Künstlerdorf Worpswede.
Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, ich hätte dieses Buch nie angefasst, wenn es mir nicht geschenkt worden wäre. Doch darum lasse ich mir auch so gerne Bücher schenken, da sie des öfteren andere Perspektiven, Wortschätze und Geschichte aufweisen, als meine "normale" Buchsammlung. Ich kannte weder Vogeler noch Rilke vor diesem Buch. Beide schienen wohl "vor ein paar Jahren" Teil des Curriculums fast jeder Schule gewesen zu sein. Einer meiner Chefs kann "Der Panther" nach 30 Jahren immer noch auswendig aufsagen. Gerade deshalb habe ich deshalb auch manchmal das Gefühl gehabt, als würde ich Anmerkungen verpassen, als würde mir Hintergrundwissen fehlen, wenn Zitate eingeworfen wurden. Auf der anderen Seite empfand ich die Geschichte jedoch auch als einen guten Einstieg in die Epoche. So habe ich mir das ein oder andere Gedicht oder Bild "der Familie" während des Lesens parallel ergoogelt und habe auch nach dem Ende Lust bekommen, mich noch ein bisschen damit zu beschäftigen. Würde das mein Schuldirektor, der mir das Buch zum Abitur geschenkt hat, erfahren, würde er das wohl als Erfolgserlebnis empfinden. Zum Glück wird er das wohl nie ;)
Ein absolut fabelhafter Künstlerroman über den Jugendstil-Maler Heinrich Vogeler, der Teil der Worpsweder Künstlerkolonie war. Klaus Modick erzählt hier nicht sein Leben, sondern pickt sich sein bekanntestes Bild heraus und stellt die Geschichte dar, die hinter dem Gemälde steckt. Auf dem großflächigen Bild „Sommerabend oder das Konzert“ sind alle wichtigen Personen seine Lebens auf der Terrasse seines Anwesen Barkenhoff in Worpswede abgebildet, u.a. seine Frau, sein Bruder, der Schwager und Paula Modersohn-Becker. Doch einer fehlt, den er zunächst auch hinzugemalt, doch dann wieder herausgemalt hat: Rainer Maria Rilke. Und so ist das Bild Konzert ohne Dichter dargestellt. Doch was sich zunächst als vermeintliche Rache gegen einen Widersacher aufdrängt, ist in Wahrheit mehr. Es ist der Verlust eines Freundes, der Verlust seines Selbstbewusstseins, der Verlust an den Glauben an seine Kunstfertigkeit. Der gefeierte Maler, der in der ersten Zeitebene des Buchs im Juni 1905 eine Ehrung für sein Bild von der Stadt Oldenburg erhalten soll, muss immer wieder zurück denken an die schönen Tage auf dem Barkenhoff, die Tage voller Inspiration und Poesie. Doch irgendwann bröckelte die Fassade und es wurde klar, dass alle Künstler narzistisch veranlagt sind, allen voran der junge Rilke, eigentlich noch ein unbekannter Dichter, der aber mit sehr viel Überzeugung in die Idylle im Bremer Moor einbricht. Die beiden Männer begegnen sich zunächst als Freunde, doch Neid, Missgunst und Eifersucht triebt alle am Ende auseinander. Klaus Modick hat bestimmt sehr viel recherchiert, um aus den Memoiren und Briefen der Künstler einen zusammenhängenden, spannendenden Roman zu schreiben. Er trifft mit seiner wunderbaren Sprachkunst genau den Ton, der zur damaligen Zeit gesprochen wurde ohne ihn billig zu kopieren und mischt das ganze gekonnt und sehr humorvoll mit moderner Sprache. Er erzeugte Bilder und Gefühle dabei in mir, als wenn ich Teil dieser Künstlergemeinschaft vor 120 Jahren war. Ein besseres Lob kann man einem Buch kaum machen. Er hat dabei das Interesse bei mir an der Künstlerkolonie geweckt, die ich vor vielen Jahren zwar mal selbst besuchte hatte. Dabei war mir aber nicht bewusst, welche Berühmtheiten in dem Dorf ein- und ausgingen. Rilke kommt in der Beschreibung und Erinnerung Vogelers sehr schlecht weg als äußerst kaltherziger Mensch, der noch nicht einmal zu Frau und Kind eine normale Beziehung aufbauen konnte. Die Tochter wurde sogar zur Oma weggegeben und nur an Weihnachten besucht. Und dieser Egomane schreibt gefühlvolle Poesie zum Dahinschmelzen. Was für ein Typ. Einer der schönsten Künstlerromane, die ich je gelesen habe und ein neues Buch in meinem Favoriten-Ordner. Sehr lesenswert.
Ein absolut fabelhafter Künstlerroman über den Jugendstil-Maler Heinrich Vogeler, der Teil der Worpsweder Künstlerkolonie war. Klaus Modick erzählt hier nicht sein Leben, sondern pickt sich sein bekanntestes Bild heraus und stellt die Geschichte dar, die hinter dem Gemälde steckt. Auf dem großflächigen Bild „Sommerabend oder das Konzert“ sind alle wichtigen Personen seine Lebens auf der Terrasse seines Anwesen Barkenhoff in Worpswede abgebildet, u.a. seine Frau, sein Bruder, der Schwager und Paula Modersohn-Becker. Doch einer fehlt, den er zunächst auch hinzugemalt, doch dann wieder herausgemalt hat: Rainer Maria Rilke. Und so ist das Bild Konzert ohne Dichter dargestellt. Doch was sich zunächst als vermeintliche Rache gegen einen Widersacher aufdrängt, ist in Wahrheit mehr. Es ist der Verlust eines Freundes, der Verlust seines Selbstbewusstseins, der Verlust an den Glauben an seine Kunstfertigkeit. Der gefeierte Maler, der in der ersten Zeitebene des Buchs im Juni 1905 eine Ehrung für sein Bild von der Stadt Oldenburg erhalten soll, muss immer wieder zurück denken an die schönen Tage auf dem Barkenhoff, die Tage voller Inspiration und Poesie. Doch irgendwann bröckelte die Fassade und es wurde klar, dass alle Künstler narzistisch veranlagt sind, allen voran der junge Rilke, eigentlich noch ein unbekannter Dichter, der aber mit sehr viel Überzeugung in die Idylle im Bremer Moor einbricht. Die beiden Männer begegnen sich zunächst als Freunde, doch Neid, Missgunst und Eifersucht triebt alle am Ende auseinander. Klaus Modick hat bestimmt sehr viel recherchiert, um aus den Memoiren und Briefen der Künstler einen zusammenhängenden, spannendenden Roman zu schreiben. Er trifft mit seiner wunderbaren Sprachkunst genau den Ton, der zur damaligen Zeit gesprochen wurde ohne ihn billig zu kopieren und mischt das ganze gekonnt und sehr humorvoll mit moderner Sprache. Er erzeugte Bilder und Gefühle dabei in mir, als wenn ich Teil dieser Künstlergemeinschaft vor 120 Jahren war. Ein besseres Lob kann man einem Buch kaum machen. Er hat dabei das Interesse bei mir an der Künstlerkolonie geweckt, die ich vor vielen Jahren zwar mal selbst besuchte hatte. Dabei war mir aber nicht bewusst, welche Berühmtheiten in dem Dorf ein- und ausgingen. Rilke kommt in der Beschreibung und Erinnerung Vogelers sehr schlecht weg als äußerst kaltherziger Mensch, der noch nicht einmal zu Frau und Kind eine normale Beziehung aufbauen konnte. Die Tochter wurde sogar zur Oma weggegeben und nur an Weihnachten besucht. Und dieser Egomane schreibt gefühlvolle Poesie zum Dahinschmelzen. Was für ein Typ. Einer der schönsten Künstlerromane, die ich je gelesen habe und ein neues Buch in meinem Favoriten-Ordner. Sehr lesenswert.