Karolinas Töchter: Roman (Liam Taggart und Catherine Lockhart 2)
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Beiträge
Emotionale Geschichte aus dem 2.Weltkrieg
Die 89jährige gebürtige Polin Lena Woodward sucht die Anwältin Cathrine Lockhart und dessen Ehemann Detektive Liam Taggart auf. Sie hat ihrer Freundin Karolina versprochen, deren während dem 2.Weltkrieg geborenen Zwillinge nach dem Krieg wieder zu finden. Nach längerem Zögern nehmen sich Cat und Liam Zeit sich die Geschichte anzuhören und Nachforschung anzustellen. Jedoch rechneten sie nicht mit Lenas Sohn Arthur. Dieser stellt Lenas Zurechnungsfähigkeit in Frage. Es ist das zweite Buch mit Catherine Lockhart und Liam Taggart. Ausser dass sich das private Verhältnis des beiden verändert, sind es zwei in sich abgeschlossene Geschichten. Mich hat die Geschichte sehr gefesselt und einmal mehr die Grausamkeit des 2. Weltkrieges vor Augen geführt.
Wie immer bei diesem Autor, hat mich zwischen den Seiten dieses Buches eine ergreifende, bedrückende und aufrüttelnde Geschichte erwartet. In Lenas Leben in Polen während des 2. Weltkrieges einzutauchen hat mich sehr berührt und erschreckt. Mit Catherine diese Lebensgeschichte zu entdecken und aufzudecken hat mich gefesselt. Alles in allem eine wirklich gelungene Fortsetzung der Reihe, welche ich mit Freude weiterverfolgen werde. Einige wenige Stellen wirkten auf mich allerdings etwas drüber. Spoiler frei kann ich leider nicht mehr verraten aber die ein oder andere Kombination im Gegenwartserzählstrang hatte die Story in meinen Augen nicht nötig.
Das Buch hat mir besser gefallen als Teil 1 der Reihe „Hannah und ihre Brüder“. Lena war mir dabei wesentlich sympathischer als Ben im ersten Teil. Für Leser, die sich viel mit dem Holocaust und dem 2. Weltkrieg beschäftigt haben ist es interessant, die Sicht und Erlebnisse einer polnischen Jüdin zu lesen. Trotzdem zeichnet dieses Buch kein Schwarz und Weiß, alle Deutschen waren urböse und die Juden gut, sondern zeigt auch auf deutscher Seite, dass es menschliches Handeln gab. Das Buch ist eindeutig eher für den Amerikanischen Raum gemacht, da in Deutschland wohl bei interessierten Menschen vieles bekannt sein dürfte, was hier noch erklärt wird. Wer zum Beispiel Graf von Stauffenberg ist usw. Das macht das Buch aber auch für junge Leser lesenswert, die sich mit diesem dunklen Teil der Geschichte befassen möchten. Gerade in den aktuellen Zeiten mit dem immer größeren Druck von Rechts ein wichtiges Buch!
Sehr detailliert beschrieben und ich konnte mir vieles bildlich vorstellen
4,5
Chicago 2013: 68 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs möchte Lena Woodward, geborene Scheinmann endlich ein Versprechen einlösen. Sie will Karolinas Zwillinge finden. Dazu sucht sie sich Hilfe beim Ermittler Liam Taggart und seiner Frau, der Anwältin Cathrine Lockhart. Stück für Stück erzählt Lena ihre Geschichte, die in Polen in den 30iger Jahren beginnt. Sie berichtet, wie Deutschland Polen überrollt und unter seine Kontrolle bringt. Da die Familie dem jüdischen Glauben angehört, gelten für sie auch alle Gesetze, die gegen jüdische Menschen erlassen werden. Als die Familie aus ihrem Haus vertrieben und auseinander gerissen wird, muss Lena jeden Tag aufs Neue Entscheidungen treffen. Eine Jugendliche, die bisher behütet aufgewachsen ist und nun alleine in den Wirren des Krieges gefangen ist. Die Bedingungen verschärfen sich und gemeinsam mit Karolina, ihrer Freundin aus Kindheitstagen kämpft sie ums Überleben. Als Karolina schwanger wird und Zwillinge zur Welt bringt, wissen beide, dass den zwei Mädchen wahrscheinlich kein langes Leben beschert sein wird. Wie hat es mir gefallen? Mir fehlen die richtigen Worte. Ich befürchte, ich kann niemals genau beschreiben, warum ich diese Geschichte so beeindruckend fand. Ein kleiner Exkurs: Ich bin 1971 in Österreich geboren und 1988 war das Gedenkjahr „50 Jahre Einmarsch Hitlers in Österreich“ ein großes Thema. Meine Generation, ist die erste, die über den 2. WK unterrichtet wurde. Das Land begann damals seine Rolle neu zu überdenken. Neue Informationen über Mitläufer und Täter kamen ans Licht. Da meine Mama aus Frankreich stammt, durfte ich noch eine andere Sichtweise kennenlernen. Gleichzeitig unterrichtete sie Geschichte und somit waren meinem Wissensdurst keine Grenzen gesetzt. Ich wollte unbedingt wissen, warum es soweit kommen konnte, dass normale Menschen zu Monstern wurden und warum, die Bevölkerung sich nicht gegen dieses Regime auflehnte. Ich las unzählige Tatsachenberichte und auch Romane. Ich ging sogar soweit, in den Tiroler Archiven zu forschen, um Überlebende des Holocaust zu finden. Ich durfte ein paar persönlich kennenlernen und habe Geschichten gehört, die mich entsetzt, berührt und betroffen gemacht haben. In dieser Zeit gab es auch jede Menge Dokumentationen! Was Schilderungen und Beschreibungen nicht erfassen konnten, ergänzten Bilder. Das war eine ganz neue Dimension der Grausamkeit. Damals glaubte ich noch daran, dass die Menschheit aus ihrer Geschichte lernen kann, als es dann während des Jugoslawien-Kriegs wieder Konzentrationslager gab, schloss ich vorübergehend dieses Kapitel ab. Erst langsam traute ich mich wieder an dieses emotionale Thema heran. Nach dem Roman „Die Bücherdiebin“ von Markus Zusak begann ich mit „Sarahs Schlüssel“ von Tatjana de Rosnay wieder über diese Zeit zu lesen. Als ich in Paris war, musste ich mich auf die Spuren von „Rafle du Vélodrome d’Hiver“ begeben. Am 16. Und 17. Juli 1942 wurden die Juden Paris in dem Velodrom zusammen gepfercht und mussten dort tagelang ohne Versorgung aushalten, bevor sie in Vernichtungslager im Osten verfrachtet wurden. Unverhältnismäßig viele Frauen und Kinder fielen der Razzia zum Opfer. Die französische Polizei half tatkräftig mit. Ein Kapitel in der Geschichte Frankreichs, das niemand gerne erwähnt. Ihr seht, ich befasse mich schon recht lange mit dem Holocaust und dem 2. WK, jedoch nur mehr in geringen Dosen, denn es erschüttert mich auch heute, über diese Zeit zu lesen. Mit „Karolinas Töchter“ fand ich ein Buch, das ein wahrer Schatz in meinem SuB war. Das Augenmerk liegt natürlich auf Lena und ihrer Geschichte rund um ihre Freundin Karolina. Ich weiß nicht, ob es an der Übersetzung liegt oder die Sprache auch im Original eher einfach ist. Damit meine ich, dass es keine, unendlich langen, in einander verschachtelte Sätze gibt. Diese direkte Schreibweise unterstreicht die Erzählung und die Eindringlichkeit der Ereignisse. Jeder überlebte Tag ist ein Erfolg und Widerstand gegen die Nazis. Doch in der Grausamkeit des Alltags gibt es auch winzig kleine Lichter der Hoffnung. Ein Gebet mitten in der Hölle, ein Stück Obst von einem jungen Mann oder ein angebotener Schlafplatz in einer kleinen Nische. Die Suche nach Karolinas Töchter nimmt auch den größten Teil der Geschichte ein. Liam und Cathrine werden schnell von Lenas Erzählungen in den Bann gezogen. Zwar ist die Dame bereits 89 Jahre alt, aber ihr Gedächtnis scheint völlig in Ordnung zu sein. Ihr Sohn Arthur zweifelt ihre geistige Gesundheit jedoch stark an und glaubt, sie leide an Altersdemenz. Auf seine eigene Art und Weise möchte er seine Mutter beschützen, aber manchmal hätte ich ihm liebend gerne eine Kopfnuss verpasst. So beginnt auch noch ein Wettlauf gegen die Zeit, um die Entmündigung Lenas zu verhindern. Mit diesen zwei Handlungssträngen, die sich abwechseln, hält Ronald H. Balson die Spannung ständig aufrecht. Denn Liam und Cathrine fühlen sich für Lena verantwortlich. Sie versuchen alles, dass sie ihr Versprechen halten kann. Aber die Zeit drängt gnadenlos. So viele Jahre nach Ende des Kriegs wird es fast unmöglich, Beweise und Hinweise zu finden. In seiner Widmung bedankt sich der Autor bei Fay Scharf Waldman, deren Geschichte er in diesem Roman erzählt. Einzig die Ereignisse in Chicago sind erfunden und haben mit Fay überhaupt nichts zu tun. Wer „Die Nachtigall“ von Kristin Hannah mochte, wird dieses Buch genauso gerne lesen. Wobei „gerne“ nicht das passende Wort ist. Ich lege es euch ans Herz. Lasst euch auf Lena und Karolinas Geschichte ein. www.mariessalondulivre.at
Ronald H. Balson habe ich das erste Mal durch das Buch „Hannah und ihre Brüder“ kennengelernt. Auch wenn die Geschichte mitnichten leicht zu lesen war, so denke ich noch viel an das Buch zurück und es stand für mich fest, dass es nicht mein letztes Buch aus der Feder dieses Autors sein sollte. So las ich letztes Wochenende „Karolinas Töchter“ und hatte das Buch innerhalb von zwei Tagen beendet. Teilweise mit einem dicken Kloß im Hals und mit vielen Momenten des Innehaltens. Die Geschichte besteht aus zwei Handlungssträngen, dem Heute und der Vergangenheit. Anfangs störte es mich etwas. Nicht, weil ich generell die zwei Handlungsstränge uninteressant fand, sondern weil der „Erzählton“ im Heute doch einen starken Kontrast zu den Erzählungen Lenas bildete und fast ein wenig plump wirkte. Doch ich kann mir vorstellen, dass der Autor bewusst diesen Kontrast einarbeitete, um es dem Leser nicht zu schwer zu machen. Zudem gibt es erneut einen kleinen „Kriminalfall“, der durch die Anwältin Catherine und Liam gelöst werden muss. Dieser ist für mich jedoch eher ein Zusatz, ohne den das Buch durchaus auskommen könnte. Auch dieses Mal tauchte ich in die Welt der Protagonistin Lena ein und war mir stets bewusst: Diese fiktive Geschichte war für viele Menschen Wirklichkeit und noch heute leiden Familien unter dieser Vergangenheit. Es wird unter anderem auf das Thema „Traumavererbung“ eingegangen, die auch die heutigen Generationen noch betrifft. Meine Großmutter hat bis zu ihrem Tod nicht über die Erlebnisse im Krieg gesprochen, verließ stets bei Kriegsszenen das Zimmer und erwähnte verlorene Verwandte nie (und sie war keine Betroffene des Holocausts, sondern „nur“ Zeitzeugin und Betroffene des Krieges in Polen). Belastend war auch die schiere Ausweglosigkeit, der fehlende Lichtblick. Auf der anderen Seite gab es die kleinen Momente des Glücks und ich merkte, wie ich mich selbst schalt, dass ich doch vieles als selbstverständlich sehe, was nicht selbstverständlich ist. Es zeigt mir auch immer wieder, wie wichtig es ist, gegen jeglichen Extremismus anzugehen, denn am Ende trifft es dann doch Minderheiten, Andersdenkende, Anderslebende oder schlichtweg Gruppen, die aufgrund von beliebig definierten Merkmalen ausgeschlossen werden. Nach der Lektüre habe ich meine „beiden Jungs“ zu Hause dann noch einmal besonders doll gedrückt.
Spannend geschrieben, aber etwas langatmig.
Fazit: Ein wirklich wundervolles, spannendes und interessantes Buch, das ich in drei Tagen ausgelesen und ausgehört habe! Je näher es zum Ende kam und je mehr man mit der Auflösung des Geheimnisses rechnen konnte, desto interessanter und historischer wurde es. Der Autor hat zum Ende hin über die Protagonistin Lena, die vielen schrecklichen, traurigen und grausamen Fakten über die verschiedenen Konzentrationslager wie z.B. Auschwitz, in der Geschichte platziert. Es ist ihm gelungen, dies gekonnt und stimmig in seinen Roman einzubinden. Lena, ein zu Beginn noch junges, 17-jähriges Mädchen, sucht als alte Frau ein Zwillingspärchen, das sie vor 70 Jahren versprochen hat zu finden. Lena hat mir sehr gut gefallen. Ich konnte sie mir als junge Frau, wie auch als alte Dame vorstellen. Die Rechtsanwälting Catherine als auch der Detektiv Liam runden das Buch sehr gut ab. Ich empfand die Dialoge und die Handlung als gelungen miteinander verwoben. Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt. Mir gefielen beide. Oftmals bevorzuge ich den historischen Teil, doch hier war ich auch auf den Teil in der Gegenwart sehr gespannt. Einzig mehr erwartet hatte ich vom Schluss. Er war sehr rasch gekommen und auch sehr rasch abgehakt. Zudem für meinen Geschmack etwas zu amerikanisch positiv. Wer “Die Nachtigall” von Kristin Hannah mochte, dem wird auch dieses Buch hier gefallen. Hannahs Buch jedoch ist im Vergleich einen Ticken grausamer, schwerer. Am 17. Mai 2019 wird ein neues Buch des Autors mit dem Ermittlerteam Catherine Lockhart und Liam Taggart herauskommen. Ich bin schon sehr gespannt auf “Hannah und ihre Brüder”. Es wird wieder ein #GegenDasVergessen-Buch, in Polen spielend, sein.
Was für ein tolles Buch. Spannend, berührend und richtig richtig toll.
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Die 89jährige gebürtige Polin Lena Woodward sucht die Anwältin Cathrine Lockhart und dessen Ehemann Detektive Liam Taggart auf. Sie hat ihrer Freundin Karolina versprochen, deren während dem 2.Weltkrieg geborenen Zwillinge nach dem Krieg wieder zu finden. Nach längerem Zögern nehmen sich Cat und Liam Zeit sich die Geschichte anzuhören und Nachforschung anzustellen. Jedoch rechneten sie nicht mit Lenas Sohn Arthur. Dieser stellt Lenas Zurechnungsfähigkeit in Frage. Es ist das zweite Buch mit Catherine Lockhart und Liam Taggart. Ausser dass sich das private Verhältnis des beiden verändert, sind es zwei in sich abgeschlossene Geschichten. Mich hat die Geschichte sehr gefesselt und einmal mehr die Grausamkeit des 2. Weltkrieges vor Augen geführt.
Wie immer bei diesem Autor, hat mich zwischen den Seiten dieses Buches eine ergreifende, bedrückende und aufrüttelnde Geschichte erwartet. In Lenas Leben in Polen während des 2. Weltkrieges einzutauchen hat mich sehr berührt und erschreckt. Mit Catherine diese Lebensgeschichte zu entdecken und aufzudecken hat mich gefesselt. Alles in allem eine wirklich gelungene Fortsetzung der Reihe, welche ich mit Freude weiterverfolgen werde. Einige wenige Stellen wirkten auf mich allerdings etwas drüber. Spoiler frei kann ich leider nicht mehr verraten aber die ein oder andere Kombination im Gegenwartserzählstrang hatte die Story in meinen Augen nicht nötig.
Das Buch hat mir besser gefallen als Teil 1 der Reihe „Hannah und ihre Brüder“. Lena war mir dabei wesentlich sympathischer als Ben im ersten Teil. Für Leser, die sich viel mit dem Holocaust und dem 2. Weltkrieg beschäftigt haben ist es interessant, die Sicht und Erlebnisse einer polnischen Jüdin zu lesen. Trotzdem zeichnet dieses Buch kein Schwarz und Weiß, alle Deutschen waren urböse und die Juden gut, sondern zeigt auch auf deutscher Seite, dass es menschliches Handeln gab. Das Buch ist eindeutig eher für den Amerikanischen Raum gemacht, da in Deutschland wohl bei interessierten Menschen vieles bekannt sein dürfte, was hier noch erklärt wird. Wer zum Beispiel Graf von Stauffenberg ist usw. Das macht das Buch aber auch für junge Leser lesenswert, die sich mit diesem dunklen Teil der Geschichte befassen möchten. Gerade in den aktuellen Zeiten mit dem immer größeren Druck von Rechts ein wichtiges Buch!
Sehr detailliert beschrieben und ich konnte mir vieles bildlich vorstellen
4,5
Chicago 2013: 68 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs möchte Lena Woodward, geborene Scheinmann endlich ein Versprechen einlösen. Sie will Karolinas Zwillinge finden. Dazu sucht sie sich Hilfe beim Ermittler Liam Taggart und seiner Frau, der Anwältin Cathrine Lockhart. Stück für Stück erzählt Lena ihre Geschichte, die in Polen in den 30iger Jahren beginnt. Sie berichtet, wie Deutschland Polen überrollt und unter seine Kontrolle bringt. Da die Familie dem jüdischen Glauben angehört, gelten für sie auch alle Gesetze, die gegen jüdische Menschen erlassen werden. Als die Familie aus ihrem Haus vertrieben und auseinander gerissen wird, muss Lena jeden Tag aufs Neue Entscheidungen treffen. Eine Jugendliche, die bisher behütet aufgewachsen ist und nun alleine in den Wirren des Krieges gefangen ist. Die Bedingungen verschärfen sich und gemeinsam mit Karolina, ihrer Freundin aus Kindheitstagen kämpft sie ums Überleben. Als Karolina schwanger wird und Zwillinge zur Welt bringt, wissen beide, dass den zwei Mädchen wahrscheinlich kein langes Leben beschert sein wird. Wie hat es mir gefallen? Mir fehlen die richtigen Worte. Ich befürchte, ich kann niemals genau beschreiben, warum ich diese Geschichte so beeindruckend fand. Ein kleiner Exkurs: Ich bin 1971 in Österreich geboren und 1988 war das Gedenkjahr „50 Jahre Einmarsch Hitlers in Österreich“ ein großes Thema. Meine Generation, ist die erste, die über den 2. WK unterrichtet wurde. Das Land begann damals seine Rolle neu zu überdenken. Neue Informationen über Mitläufer und Täter kamen ans Licht. Da meine Mama aus Frankreich stammt, durfte ich noch eine andere Sichtweise kennenlernen. Gleichzeitig unterrichtete sie Geschichte und somit waren meinem Wissensdurst keine Grenzen gesetzt. Ich wollte unbedingt wissen, warum es soweit kommen konnte, dass normale Menschen zu Monstern wurden und warum, die Bevölkerung sich nicht gegen dieses Regime auflehnte. Ich las unzählige Tatsachenberichte und auch Romane. Ich ging sogar soweit, in den Tiroler Archiven zu forschen, um Überlebende des Holocaust zu finden. Ich durfte ein paar persönlich kennenlernen und habe Geschichten gehört, die mich entsetzt, berührt und betroffen gemacht haben. In dieser Zeit gab es auch jede Menge Dokumentationen! Was Schilderungen und Beschreibungen nicht erfassen konnten, ergänzten Bilder. Das war eine ganz neue Dimension der Grausamkeit. Damals glaubte ich noch daran, dass die Menschheit aus ihrer Geschichte lernen kann, als es dann während des Jugoslawien-Kriegs wieder Konzentrationslager gab, schloss ich vorübergehend dieses Kapitel ab. Erst langsam traute ich mich wieder an dieses emotionale Thema heran. Nach dem Roman „Die Bücherdiebin“ von Markus Zusak begann ich mit „Sarahs Schlüssel“ von Tatjana de Rosnay wieder über diese Zeit zu lesen. Als ich in Paris war, musste ich mich auf die Spuren von „Rafle du Vélodrome d’Hiver“ begeben. Am 16. Und 17. Juli 1942 wurden die Juden Paris in dem Velodrom zusammen gepfercht und mussten dort tagelang ohne Versorgung aushalten, bevor sie in Vernichtungslager im Osten verfrachtet wurden. Unverhältnismäßig viele Frauen und Kinder fielen der Razzia zum Opfer. Die französische Polizei half tatkräftig mit. Ein Kapitel in der Geschichte Frankreichs, das niemand gerne erwähnt. Ihr seht, ich befasse mich schon recht lange mit dem Holocaust und dem 2. WK, jedoch nur mehr in geringen Dosen, denn es erschüttert mich auch heute, über diese Zeit zu lesen. Mit „Karolinas Töchter“ fand ich ein Buch, das ein wahrer Schatz in meinem SuB war. Das Augenmerk liegt natürlich auf Lena und ihrer Geschichte rund um ihre Freundin Karolina. Ich weiß nicht, ob es an der Übersetzung liegt oder die Sprache auch im Original eher einfach ist. Damit meine ich, dass es keine, unendlich langen, in einander verschachtelte Sätze gibt. Diese direkte Schreibweise unterstreicht die Erzählung und die Eindringlichkeit der Ereignisse. Jeder überlebte Tag ist ein Erfolg und Widerstand gegen die Nazis. Doch in der Grausamkeit des Alltags gibt es auch winzig kleine Lichter der Hoffnung. Ein Gebet mitten in der Hölle, ein Stück Obst von einem jungen Mann oder ein angebotener Schlafplatz in einer kleinen Nische. Die Suche nach Karolinas Töchter nimmt auch den größten Teil der Geschichte ein. Liam und Cathrine werden schnell von Lenas Erzählungen in den Bann gezogen. Zwar ist die Dame bereits 89 Jahre alt, aber ihr Gedächtnis scheint völlig in Ordnung zu sein. Ihr Sohn Arthur zweifelt ihre geistige Gesundheit jedoch stark an und glaubt, sie leide an Altersdemenz. Auf seine eigene Art und Weise möchte er seine Mutter beschützen, aber manchmal hätte ich ihm liebend gerne eine Kopfnuss verpasst. So beginnt auch noch ein Wettlauf gegen die Zeit, um die Entmündigung Lenas zu verhindern. Mit diesen zwei Handlungssträngen, die sich abwechseln, hält Ronald H. Balson die Spannung ständig aufrecht. Denn Liam und Cathrine fühlen sich für Lena verantwortlich. Sie versuchen alles, dass sie ihr Versprechen halten kann. Aber die Zeit drängt gnadenlos. So viele Jahre nach Ende des Kriegs wird es fast unmöglich, Beweise und Hinweise zu finden. In seiner Widmung bedankt sich der Autor bei Fay Scharf Waldman, deren Geschichte er in diesem Roman erzählt. Einzig die Ereignisse in Chicago sind erfunden und haben mit Fay überhaupt nichts zu tun. Wer „Die Nachtigall“ von Kristin Hannah mochte, wird dieses Buch genauso gerne lesen. Wobei „gerne“ nicht das passende Wort ist. Ich lege es euch ans Herz. Lasst euch auf Lena und Karolinas Geschichte ein. www.mariessalondulivre.at
Ronald H. Balson habe ich das erste Mal durch das Buch „Hannah und ihre Brüder“ kennengelernt. Auch wenn die Geschichte mitnichten leicht zu lesen war, so denke ich noch viel an das Buch zurück und es stand für mich fest, dass es nicht mein letztes Buch aus der Feder dieses Autors sein sollte. So las ich letztes Wochenende „Karolinas Töchter“ und hatte das Buch innerhalb von zwei Tagen beendet. Teilweise mit einem dicken Kloß im Hals und mit vielen Momenten des Innehaltens. Die Geschichte besteht aus zwei Handlungssträngen, dem Heute und der Vergangenheit. Anfangs störte es mich etwas. Nicht, weil ich generell die zwei Handlungsstränge uninteressant fand, sondern weil der „Erzählton“ im Heute doch einen starken Kontrast zu den Erzählungen Lenas bildete und fast ein wenig plump wirkte. Doch ich kann mir vorstellen, dass der Autor bewusst diesen Kontrast einarbeitete, um es dem Leser nicht zu schwer zu machen. Zudem gibt es erneut einen kleinen „Kriminalfall“, der durch die Anwältin Catherine und Liam gelöst werden muss. Dieser ist für mich jedoch eher ein Zusatz, ohne den das Buch durchaus auskommen könnte. Auch dieses Mal tauchte ich in die Welt der Protagonistin Lena ein und war mir stets bewusst: Diese fiktive Geschichte war für viele Menschen Wirklichkeit und noch heute leiden Familien unter dieser Vergangenheit. Es wird unter anderem auf das Thema „Traumavererbung“ eingegangen, die auch die heutigen Generationen noch betrifft. Meine Großmutter hat bis zu ihrem Tod nicht über die Erlebnisse im Krieg gesprochen, verließ stets bei Kriegsszenen das Zimmer und erwähnte verlorene Verwandte nie (und sie war keine Betroffene des Holocausts, sondern „nur“ Zeitzeugin und Betroffene des Krieges in Polen). Belastend war auch die schiere Ausweglosigkeit, der fehlende Lichtblick. Auf der anderen Seite gab es die kleinen Momente des Glücks und ich merkte, wie ich mich selbst schalt, dass ich doch vieles als selbstverständlich sehe, was nicht selbstverständlich ist. Es zeigt mir auch immer wieder, wie wichtig es ist, gegen jeglichen Extremismus anzugehen, denn am Ende trifft es dann doch Minderheiten, Andersdenkende, Anderslebende oder schlichtweg Gruppen, die aufgrund von beliebig definierten Merkmalen ausgeschlossen werden. Nach der Lektüre habe ich meine „beiden Jungs“ zu Hause dann noch einmal besonders doll gedrückt.
Spannend geschrieben, aber etwas langatmig.
Fazit: Ein wirklich wundervolles, spannendes und interessantes Buch, das ich in drei Tagen ausgelesen und ausgehört habe! Je näher es zum Ende kam und je mehr man mit der Auflösung des Geheimnisses rechnen konnte, desto interessanter und historischer wurde es. Der Autor hat zum Ende hin über die Protagonistin Lena, die vielen schrecklichen, traurigen und grausamen Fakten über die verschiedenen Konzentrationslager wie z.B. Auschwitz, in der Geschichte platziert. Es ist ihm gelungen, dies gekonnt und stimmig in seinen Roman einzubinden. Lena, ein zu Beginn noch junges, 17-jähriges Mädchen, sucht als alte Frau ein Zwillingspärchen, das sie vor 70 Jahren versprochen hat zu finden. Lena hat mir sehr gut gefallen. Ich konnte sie mir als junge Frau, wie auch als alte Dame vorstellen. Die Rechtsanwälting Catherine als auch der Detektiv Liam runden das Buch sehr gut ab. Ich empfand die Dialoge und die Handlung als gelungen miteinander verwoben. Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt. Mir gefielen beide. Oftmals bevorzuge ich den historischen Teil, doch hier war ich auch auf den Teil in der Gegenwart sehr gespannt. Einzig mehr erwartet hatte ich vom Schluss. Er war sehr rasch gekommen und auch sehr rasch abgehakt. Zudem für meinen Geschmack etwas zu amerikanisch positiv. Wer “Die Nachtigall” von Kristin Hannah mochte, dem wird auch dieses Buch hier gefallen. Hannahs Buch jedoch ist im Vergleich einen Ticken grausamer, schwerer. Am 17. Mai 2019 wird ein neues Buch des Autors mit dem Ermittlerteam Catherine Lockhart und Liam Taggart herauskommen. Ich bin schon sehr gespannt auf “Hannah und ihre Brüder”. Es wird wieder ein #GegenDasVergessen-Buch, in Polen spielend, sein.
Was für ein tolles Buch. Spannend, berührend und richtig richtig toll.