Im Netz des Lemming

Im Netz des Lemming

E-Book
4.02
Dirty CampaigningTrollSuizidPolivka

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Beschreibung

Ein tragischer Suizid und ein Nachtwächter in Bedrängnis Der Lemming versteht sie nicht mehr, die Welt. Und noch weniger versteht er das Kauderwelsch aus Internet-Sprache und Englisch, das sein Sohn Ben mit seinem Freund Mario spricht. Als der Lemming sich mit ebendiesem Mario durch Zufall eine Straßenbahn teilt, passiert das Unfassbare: Auf Marios Handy-Display erscheint eine offenbar schockierende Nachricht, der Bub rennt unvermittelt aus der Bahn und springt von einer Brücke in den Tod. Der Lemming ist fassungslos. Noch mehr, als plötzlich ein Shitstorm auf ihn einprasselt: Die Medien haben aus dem Mann, der mit dem unglücklichen Burschen vor dessen Suizid gesprochen hat, einen pädophilen Triebtäter gemacht. Und plötzlich sind sein Foto und sein Name überall. Auch Chefinspektor Polivka, der dem Lemming vertraut und mit ihm herausfinden will, was wirklich hinter Marios Tod steckt, gerät ins Kreuzfeuer der Öffentlichkeit. Bald ranken sich auch wilde Spekulationen um Marios Familie – denn die engagiert sich in der Flüchtlingshilfe – während Wien im Zeichen von dirty campaigning und politischer Hetze steht. Der Lemming indes droht sich in verschiedensten Netzen zu verwickeln: Im World Wide Web, mit dessen Gefahren er es zu tun bekommt, in den Verstrickungen korrupter Politiker, die nicht nur im Internet Fake News verbreiten, und in den feinen Fäden, die die Boulevardpresse spinnt, wenn sie mit haltlosen Behauptungen eine möglichst große Leserschaft einfangen möchte. Slupetzky legt den Finger in die Wunden der Gesellschaft Jeder Satz passt in diesem Kriminalroman, jedes Wort trifft – Stefan Slupetzky ist ein Sprachkünstler, der es versteht, mit viel Feinsinn Bilder entstehen zu lassen, die sich einprägen. Nichts ist schwarzweiß, jeder hat eine Geschichte, stets hat es einen Grund, warum einer da ist, wo er heute ist. Slupetzky schaut ganz genau hin, wenn er seine Figuren zeichnet, und so manche wird einem bekannt vorkommen. Da ist der kleine Bub, der es unter den Schulkollegen so schwer hat, dass ihn eine Aura der Traurigkeit umgibt, da ist der frühere Neonazi, der sich für seine Tätowierungen schämt. Da ist jener Lehrer, der einmal Idealist gewesen ist, bevor ihm die Realität den Antrieb genommen hat, und der ehemalige Polizist, der jetzt nachts im Tierpark arbeitet und erst mehrere rauschhafte Nächte braucht, bevor er seinem Freund Polivka das Du anbieten kann. Leopold "Lemming" Wallisch ist ein stiller, feinfühliger Charakter mit trockenem Humor und Gespür für seine Mitmenschen und deren Realitäten. Slupetzky lässt seinen Lemming durch die Wiener Nächte wandeln, mit Lust am Wortspiel – und ohne dabei jemals seine Leichtigkeit zu verlieren. "mit famosen Schnörkeln, fein absurd und schön böse, wo es sein muss" Stern, Helge Hopp (zu: Lemmings Zorn)
Haupt-Genre
Krimis
Sub-Genre
Klassisch
Format
E-Book
Seitenzahl
200
Preis
12.99 €

Beiträge

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Alle
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Im Netz des Lemming von Stefan Slupetzky Bewertet mit 3.5 Sternen Zum Buch: Leopold (Lemming) Walisch lebt mir Frau und Sohn in Ottakring/Wien als sein Sohn einen Freund mit nach Hause bringt. Und genau dieser Freund stürzt sich später vor Lemmings Augen eine Brücke hinab. Dem Selbstmord ging ein Post im Internet voran und Lemming versucht mir seinem speziellen Freund Chefinspektor Polivka hinter die Kulissen zu schauen und zu ermitteln, wer hinter dem Posting steckt. Ruckzuck sind die beiden in einen Shitstorm verwickelt und es öffnen sich Entwicklungen, mit denen keiner gerechnet hätte. Meine Meinung: Ich weiß gar nicht mehr so genau wie ich auf das Buch aufmerksam wurde, aber zu Beginn fand ich es noch ganz lustig. Der Lemming macht einen etwas einfältigen Eindruck, wie so ein Professor, für den dass Internet auch in Zeiten Jahrzehnt des einundzwanzigsten Jahrhunderts noch Neuland ist. Einen Kauz würden wir ihn wohl nennen. Dann kam die verhängnisvolle Zugfahrt und ich muss zugeben, ich war geschockt. Ein Elfjähriger, der schon so vom Schicksal gebeutelt wurde, dass er keinen anderen Ausweg mehr sah. Als Lemming und Polivka dann anfingen zu ermitteln, hatte ich kurzzeitig das Gefühl, ich lese ein Buch, in dem ein unzufriedener Mensch mit seinem Land abrechnet. Politik in einem Krimi, dann auch noch so ausführlich in einem Buch was gerade mal zweihundert Seiten umfasst, muss meiner Meinung nach nicht unbedingt sein und ich habe echt überlegt, abzubrechen. Zum Glück, oder eher meiner gesunden Neugierde zu Schulden, habe ich weitergelesen. Die letzten Kapitel hatten es dann echt in sich und es wurde nochmal spannend, aber alles in allem hat es mich jetzt nicht so geflasht wie manch anderen Leser.

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"Im Netz des Lemming" ist ein durch und durch aktueller und politischer Kriminalroman. Fast am Puls der Zeit könnte man sagen, denn er spielt im Wien des Jahres 2019. Im Roman wird durch die Figuren u.a. Kritik an der österreichischen Innenpolitik geäußert. Kaum verschleiert auch am momentanen bzw. Wieder-Bundeskanzler, der den rechtsnationalen Juniorpartner als Mehrheitsbeschaffer akzeptierte - bis zum Ibiza-Skandal um den Außenminister, der im Buch ebenfalls zur Sprache kommt. Auch das politische Klima in der Gesellschaft ist ein großes Thema. Rassistisch motivierte Hetzreden haben sich von den Stammtischen zunehmend ins Anonymität bietende Internet verlagert, wo jeder meint seinen Dampf ablassen zu können - sei dieser auch noch so dumm und fragwürdig. Überhaupt scheint ganz Österreich durchtränkt zu sein von einer schwelenden Unzufriedenheit mit den politischen und sozialen Begebenheiten. Überall wird gemobbt, sekkiert (wie man in Österreich sagt), verleumdet und angeprangert was das Zeug hält - auch und vor allem im Internet! Dementsprechend ist das Hauptthemen des Krimis Cybermobbing und die dadurch gefährdete geistige Gesundheit primär von Kindern und Jugendlichen, aber auch von allen anderen Betroffenen. Ein Freund von Lemmings Sohn Ben, Mario Reichersberg, begeht nach einem entsetzten Blick auf sein Smartphone Suizid. Der Lemming begibt sich mit seinem Kollegen Polivka auf eine gefährliche analoge "Schnitzeljagd" durch Wien, an deren Ende er den realen Verantwortlichen für den digital induzierten Suizid Marios zu stellen hofft. Die Verdächtigen werden vom Lemming und Polivka an ganz unterschiedlichen Orten der Stadt aufgesucht. Wir lernen dadurch ganz nebenbei noch etwas über die Geschichte Wiens. An manchen Stellen liest sich der Krimi sogar kurz wie das Manuskript einer Stadtführung, was der Spannung aber keinen Abbruch tut - im Gegenteil! Auch die kulinarischen Vorlieben der Wiener werden erwähnt. Der Lemming und Polivka sind ein skurriles Ermittlerduo, das den sehr düsteren Fall mit gesundem Menschenverstand, humanistischem Gedankengut und etwas Wiener Schmäh lösen kann. Ich bin positiv von der Qualität dieses Krimis überrascht und gleichzeitig von seiner Düsternis erschüttert. Ich hätte keine so deprimierende und akkurate Gesellschaftsstudie erwartet, die unsere Zeit und ihren schnellebigen Zeitgeist anprangert, in der jeder gefährdet ist seinem Frust im Internet Luft zu machen. Chapeau dass sich der Autor Stefan Slupetzky an dieses heikle und leider immer wichtiger werdende Sujet herangewagt hat!

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