Im Licht der Zauberlaterne

Unsere Reihe „Gezeichnete Kunst“ ist inzwischen auf 20 Bände angewachsen und auch der neue Katalog mit dem Titel „Im Licht der Zauberlaterne“ vereint wieder eine Vielzahl romantischer Blätter, die das vielfältige Spektrum des 19. Jahrhunderts beleuchten. Der Titel ist einem Ausspruch Goethes entnom-men: „Das antike ist plastisch, wahr und reell; das romantische täuschend wie die Bilder einer Zauberla-terne, wie ein prismatisches Farbenbild, wie die athmosphärischen Farben. Nämlich eine ganz gemeine Unterlage erhält durch die romantische Behandlung einen seltsamen wunderbaren Anstrich, wo der An-stich eben alles ist und die Unterlage nichts.“ Wie so oft bei Goethe trifft auch diese Aussage, die eigentlich seine ablehnende Haltung gegen das Ro-mantische dokumentieren soll, einen Kerngedanken der Romantik, greift er damit doch Novalis‘ einige Jahre zuvor in den Athenäum-Fragmenten niedergeschriebenen berühmten Satz auf: „Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehn, dem Bekannten die Wür-de des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es.“ Somit ist die romantische Welt eine Welt, die der realen verhaftet bleibt, sich an sie bindet und sie doch übersteigt und erweitert. Anders als utopische oder surreale Gegenwelten ist das Romantische Teil der Welt und auf das Engste mit ihr verbunden. Die Zeichnungen und Aquarelle der deutschen Romantik dokumentieren diese Rückbindung in dem vertieften Studium der Natur, das aber nicht als skalvische Ab-bildnerei betrieben wird, sondern als Ausgangspunkt und Forschungsmethode. Es ist die Empfindung, die zählt und die das Kunstwerk beseelt. Wenn Friedrich Overbeck bekennt: „Lieber will ich weniger richtig zeichnen, als gewisse Empfindungen einbüßen, die des Künstlers größter Schatz sind“, dann ist genau dies der Kern einer romantischen, im Licht der Zauberlaterne glänzenden Kunst.