Ikarien
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Uwe Timm wurde 1940 in Hamburg geboren. Geschichten faszinierten Uwe Timm von klein auf: Er lauschte dem »Seemannsgarn« seines Großvaters, einem Kapitän, schlich immer wieder zu seiner Tante ins Hafenviertel, in deren Küche sich Leute aus dem Rotlichtmilieu trafen, und schrieb schon als Schuljunge eigene Geschichten. Nach dem Tod des Vaters leitete er drei Jahre lang das Kürschnergeschäft, machte dann am Braunschweig-Kolleg sein Abitur und studierte in München und Paris Philosophie und Germanistik. Er promovierte mit einer Arbeit über Albert Camus. Anschließend studierte er Soziologie und Volkswirtschaftslehre.Den Aufbruch Ende der sechziger Jahre erlebte Uwe Timm als Student aktiv mit. Er zählt zu den wichtigsten Vertretern der 68er-Generation; die Aufarbeitung dieser Zeit zieht sich durch sein gesamtes Werk.Der Vater von vier Kindern verfasste auch vier Kinder- und Jugendbücher. Außerdem arbeitete er als Drehbuchautor. Für seine Romane und Erzählungen erhielt Uwe Timm zahlreiche Auszeichnungen und Preise: 2001 den Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und den Tukanpreis der Landeshauptstadt München, 2002 den Literaturpreis der Landeshauptstadt München, 2003 den Schubart-Literaturpreis und den Erik-Reger-Preis der Zukunftsinitiative des Landes Rheinland-Pfalz. 2006 wurde Uwe Timm mit dem Premio Napoli sowie dem Premio Mondello ausgezeichnet, 2009 erhielt er den Heinrich-Böll-Preis und 2012 die Carl-Zuckmayer-Medaille. 2013 wurde Uwe Timm der Kulturelle Ehrenpreis der Landeshauptstadt München verliehen, 2018 der Schillerpreis und das Bundesverdienstkreuz.Uwe Timm lebt in München und Berlin.
Beiträge
Deutschland kurz nach dem Ende des 2. Weltkriegs in Europa. Der in Deutschland geborene amerikanische Militärangehörige Michael Hansen erhält den Auftrag, den Dissidenten Wagner zu befragen, der in der Vergangenheit mit dem Rassenhygieniker Alfred Ploetz befreundet war und viel über dessen Leben und Wirken weitergeben kann. Die Besatzungsmacht will mehr über den Mann erfahren, der den Begriff der „Rassenhygiene“ geprägt und die Eugenik-Strategie der Nazis stark beeinflusst hat. Timm hat den Protagonisten seines neuesten Romans klug gewählt: Ein Amerikaner, ein Offizier, der einen Teil seiner Kindheit noch in Deutschland verbracht, der amerikanisch eingestellt ist, aber in beiden Welten zu Hause ist. Ich sagte „Protagonist seines Romans“, das stimmt nicht ganz, denn er ist lediglich der Protagonist der Rahmenhandlung. Nachdem wir Michael Hansen noch in Amerika kennengelernt und von seiner Affäre mit einer bereits verlobten Frau erfahren haben, setzt die Binnenerzählung ein, als Hansen Wagner kennenlernt und dieser beginnt, von seiner Freundschaft mit Alfred Ploetz zu erzählen. Von nun an wechselt Timm zwischen Binnen- und Rahmenhandlung hin und her. Insbesondere erfahren wir von Wagner, dass Ploetz wie er selbst zunächst aus dem sozialistischen Milieu kam und insbesondere einer utopische Gesellschaftsform nach Étienne Cabet anhing. Die Befürworter einer solchen Gesellschaft nannten sich „Ikarier“ und strebten die Gleichheit aller nach einem kommunistischen Modell an. In Amerika wurde versucht, dieses Modell in einer kleinen Kolonie umzusetzen, und Ploetz und Wagner reisen nach „Ikarien“, um an der dortigen Gemeinschaft teilzuhaben. Bald müssen sie jedoch feststellen, dass diese weit davon entfernt ist, dem Idealbild zu entsprechen. Im Fall von Ploetz bedeutet dies vor allem, dass die Menschen nicht seiner Vorstellung eines schönen und klugen Ideals entsprachen. Und so kommen wir zur Rassenhygiene – Ploetz war überzeugt, der Mensch, heißt die überlegene nordische Rasse, müsse durch gezielte Zucht optimiert werden. Ein gefundenes Fressen für die Nationalsozialisten, die sich Ploetz‘ Vorstellung einer überlegenen Menschenrasse der Arier zueigen machten und im Namen der Eugenik unzählige Menschen mit unerwünschten Eigenschaften, körperlichen oder geistigen Erkrankungen und letztendlich Millionen Juden ermordeten. Wir erfahren, wie ein zunächst dem Volk der Juden gegenüber positiv eingestellter Wissenschaftler sich im Namen einer Ideologie instrumentalisieren lassen konnte und wie gefährlich die Fehlinterpretation einer wissenschaftlichen Theorie, in diesem Fall der Evolutionstheorie, sein kann. Versinnbildlicht wird Ploetz‘ fehlgeleitetes Lebenswerk durch das Scheitern seines größten Projekts, des Nachweises, dass der Genuss von Alkohol zu minderwertigem Nachwuchs führt. So begleiten wir Ploetz bis an sein Lebensende. Mit „Ikarien“ hat Uwe Timm sich eines Themas angenommen, dass im ganzen Genre der Weltkriegsliteratur bisher nicht allzu oft besprochen wurde. Eine in jedem Fall lohnende und gut lesbare Lektüre.
Interessante Vermischung von Zeitgeschichte und Utopischen Lebensformen, leider teilweise sehr zäh
Ein emigrierter Deutscher kehrt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Auftrag der US Army nach Deutschland zurück. Er ist u.a. für die Aufarbeitung und Aufklärung der Arbeit des Eugenikers Alfred Ploetz zuständig. Dazu befragt er Antiquitar, ehemaliger Weggefährte von Ploetz. Dieser taucht dabei tief in die Geschichte und Ursprünge der Eugenik ein und spannt einen Bogen zu Modellversuchen utopischen Kommunen in den USA. Zwischen den Interviews lernen wir den deutschamerikanischen Offizier Hansen besser kennen und sein Zurechtfinden zurück auf deutschem Boden. Die geschichtlichen Aspekte sowie Hansens Erlebnisse sind durchaus Interviews leider ziehen sich gerade die Interviews sehr in die Länge, so dass ich öfter mit meinen Gedanken beim Lesen abschweifte und dann teilweise wieder raus aus dem Erzählstrang war. Es bleiben einige interessante Aspekte und symphatische Protagonisten, aber ansonsten vermutlich nicht die richtige Lektüre für mich.

Sehr langatmig. Ich habe nicht verstanden, was der Autor damit erreichen wollte, dass bei den Interviews die Fragen häufig fehlten (..unverständlich.. - und dann wieder eine ewig lange Antwort).
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Autorenbeschreibung
Uwe Timm wurde 1940 in Hamburg geboren. Geschichten faszinierten Uwe Timm von klein auf: Er lauschte dem »Seemannsgarn« seines Großvaters, einem Kapitän, schlich immer wieder zu seiner Tante ins Hafenviertel, in deren Küche sich Leute aus dem Rotlichtmilieu trafen, und schrieb schon als Schuljunge eigene Geschichten. Nach dem Tod des Vaters leitete er drei Jahre lang das Kürschnergeschäft, machte dann am Braunschweig-Kolleg sein Abitur und studierte in München und Paris Philosophie und Germanistik. Er promovierte mit einer Arbeit über Albert Camus. Anschließend studierte er Soziologie und Volkswirtschaftslehre.Den Aufbruch Ende der sechziger Jahre erlebte Uwe Timm als Student aktiv mit. Er zählt zu den wichtigsten Vertretern der 68er-Generation; die Aufarbeitung dieser Zeit zieht sich durch sein gesamtes Werk.Der Vater von vier Kindern verfasste auch vier Kinder- und Jugendbücher. Außerdem arbeitete er als Drehbuchautor. Für seine Romane und Erzählungen erhielt Uwe Timm zahlreiche Auszeichnungen und Preise: 2001 den Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und den Tukanpreis der Landeshauptstadt München, 2002 den Literaturpreis der Landeshauptstadt München, 2003 den Schubart-Literaturpreis und den Erik-Reger-Preis der Zukunftsinitiative des Landes Rheinland-Pfalz. 2006 wurde Uwe Timm mit dem Premio Napoli sowie dem Premio Mondello ausgezeichnet, 2009 erhielt er den Heinrich-Böll-Preis und 2012 die Carl-Zuckmayer-Medaille. 2013 wurde Uwe Timm der Kulturelle Ehrenpreis der Landeshauptstadt München verliehen, 2018 der Schillerpreis und das Bundesverdienstkreuz.Uwe Timm lebt in München und Berlin.
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Deutschland kurz nach dem Ende des 2. Weltkriegs in Europa. Der in Deutschland geborene amerikanische Militärangehörige Michael Hansen erhält den Auftrag, den Dissidenten Wagner zu befragen, der in der Vergangenheit mit dem Rassenhygieniker Alfred Ploetz befreundet war und viel über dessen Leben und Wirken weitergeben kann. Die Besatzungsmacht will mehr über den Mann erfahren, der den Begriff der „Rassenhygiene“ geprägt und die Eugenik-Strategie der Nazis stark beeinflusst hat. Timm hat den Protagonisten seines neuesten Romans klug gewählt: Ein Amerikaner, ein Offizier, der einen Teil seiner Kindheit noch in Deutschland verbracht, der amerikanisch eingestellt ist, aber in beiden Welten zu Hause ist. Ich sagte „Protagonist seines Romans“, das stimmt nicht ganz, denn er ist lediglich der Protagonist der Rahmenhandlung. Nachdem wir Michael Hansen noch in Amerika kennengelernt und von seiner Affäre mit einer bereits verlobten Frau erfahren haben, setzt die Binnenerzählung ein, als Hansen Wagner kennenlernt und dieser beginnt, von seiner Freundschaft mit Alfred Ploetz zu erzählen. Von nun an wechselt Timm zwischen Binnen- und Rahmenhandlung hin und her. Insbesondere erfahren wir von Wagner, dass Ploetz wie er selbst zunächst aus dem sozialistischen Milieu kam und insbesondere einer utopische Gesellschaftsform nach Étienne Cabet anhing. Die Befürworter einer solchen Gesellschaft nannten sich „Ikarier“ und strebten die Gleichheit aller nach einem kommunistischen Modell an. In Amerika wurde versucht, dieses Modell in einer kleinen Kolonie umzusetzen, und Ploetz und Wagner reisen nach „Ikarien“, um an der dortigen Gemeinschaft teilzuhaben. Bald müssen sie jedoch feststellen, dass diese weit davon entfernt ist, dem Idealbild zu entsprechen. Im Fall von Ploetz bedeutet dies vor allem, dass die Menschen nicht seiner Vorstellung eines schönen und klugen Ideals entsprachen. Und so kommen wir zur Rassenhygiene – Ploetz war überzeugt, der Mensch, heißt die überlegene nordische Rasse, müsse durch gezielte Zucht optimiert werden. Ein gefundenes Fressen für die Nationalsozialisten, die sich Ploetz‘ Vorstellung einer überlegenen Menschenrasse der Arier zueigen machten und im Namen der Eugenik unzählige Menschen mit unerwünschten Eigenschaften, körperlichen oder geistigen Erkrankungen und letztendlich Millionen Juden ermordeten. Wir erfahren, wie ein zunächst dem Volk der Juden gegenüber positiv eingestellter Wissenschaftler sich im Namen einer Ideologie instrumentalisieren lassen konnte und wie gefährlich die Fehlinterpretation einer wissenschaftlichen Theorie, in diesem Fall der Evolutionstheorie, sein kann. Versinnbildlicht wird Ploetz‘ fehlgeleitetes Lebenswerk durch das Scheitern seines größten Projekts, des Nachweises, dass der Genuss von Alkohol zu minderwertigem Nachwuchs führt. So begleiten wir Ploetz bis an sein Lebensende. Mit „Ikarien“ hat Uwe Timm sich eines Themas angenommen, dass im ganzen Genre der Weltkriegsliteratur bisher nicht allzu oft besprochen wurde. Eine in jedem Fall lohnende und gut lesbare Lektüre.
Interessante Vermischung von Zeitgeschichte und Utopischen Lebensformen, leider teilweise sehr zäh
Ein emigrierter Deutscher kehrt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Auftrag der US Army nach Deutschland zurück. Er ist u.a. für die Aufarbeitung und Aufklärung der Arbeit des Eugenikers Alfred Ploetz zuständig. Dazu befragt er Antiquitar, ehemaliger Weggefährte von Ploetz. Dieser taucht dabei tief in die Geschichte und Ursprünge der Eugenik ein und spannt einen Bogen zu Modellversuchen utopischen Kommunen in den USA. Zwischen den Interviews lernen wir den deutschamerikanischen Offizier Hansen besser kennen und sein Zurechtfinden zurück auf deutschem Boden. Die geschichtlichen Aspekte sowie Hansens Erlebnisse sind durchaus Interviews leider ziehen sich gerade die Interviews sehr in die Länge, so dass ich öfter mit meinen Gedanken beim Lesen abschweifte und dann teilweise wieder raus aus dem Erzählstrang war. Es bleiben einige interessante Aspekte und symphatische Protagonisten, aber ansonsten vermutlich nicht die richtige Lektüre für mich.

Sehr langatmig. Ich habe nicht verstanden, was der Autor damit erreichen wollte, dass bei den Interviews die Fragen häufig fehlten (..unverständlich.. - und dann wieder eine ewig lange Antwort).