Fünf Leben
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Jenny Tinghui Zhang ist eine chinesisch-amerikanische Autorin. Sie hat an der University of Wyoming studiert, in mehreren Zeitschriften veröffentlicht und für ihr Schreiben mehrere Stipendien erhalten. Sie wurde in Changchun, China, geboren und ist in Austin, Texas, aufgewachsen, wo sie auch heute lebt. Fünf Leben ist ihr Debütroman.
Beiträge
Erschreckender Roman über Rassismus in den USA Ende ees 19. Jahrhunderts
Gleich vorab: dieser Roman hat bei mir Suchtwirkung ausgelöst. Eine spannende Geschichte, poetisch und brutal, ausdrucksstark geschrieben und eine Protagonistin, die dem Leser einiges an Emotionen abverlangt! Daiyu lebt in den 1880ern in China, als sie entführt, verschleppt und an ein Bordell in San Francisco verkauft wird. Getarnt als Wäscherei müssen die Mädchen hier tagsüber die Wäsche in kochend heißem Wasser waschen und anschließend bügeln. Nachts jedoch verkaufen sie ihren Körper an Weiße. Wagt eine aufzubegegren, wird sie geschlagen oder entsorgt. Dort gelingt Daiyu nach Monaten die Flucht und sie gelangt nach Idaho, wo sie in einem chinesischen Gemischtwarenladen arbeitet. Ihren Traum, zurück zu ihrer Familie nach China zu gelangen, gibt sie nie auf. Ein weiterer Punkt findet in diesem Roman Aufmerksamkeit: der Chinese Exclusion Act, ein Bundesgesetz der Vereinigten Staaten, das vom US-Kongress am 6. Mai 1882 verabschiedet wurde. Zuvor kam es in vielen Teilen des Landes zu Hasskampagnen und Lynchmorden gegen Chinesen. Diesen Teil der amerikanischen Geschichte kannte ich bisher nicht. Vorangegangen war eine große Migrationswelle von chinesischen Einwanderern Mitte des 19. Jahrhunderts, einer darauf folgenden Wirtschaftskrise und massivem antichinesischem Rassismus. Durch das Gesetz wurde die Migration limitiert. Der Roman von Jenny Tinghui Zhang ist für mich absolut lesenswert. Toll beschrieben fand ich, wie sich die Protagonistin während der Verschleppung und der Zeit im Bordell selbst entfremdet und einen Teil ihrer Persönlichkeit abspaltet. Anonymität, Entwurzelung und fehlende Identität sind wichtige Kernpunkte dieses Romans. Ich habe auch viel über chinesische Schriftzeichen und Kalligraphie gelernt. Anders als in der westlichen Sprache kann ein chinesisches Zeichen ein ganzes Wort bedeuten und die Haltung desjenigen widerspiegeln in der Art und Weise, wie das Schriftzeichen getuscht wurde. Das Buch war erschreckend und ich musste beim Lesen manchmal wirklich schlucken. Trotzdem große Leseempfehlung!
"Auf der Liste von Dingen, die ich verloren habe, füge ich mich selbst hinzu."
Großartig. Ein absolut mitreißendes Buch. Schrecklich und trotzdem unglaublich berührend. Der Schreibstil ist bemerkenswert. Er zieht einen sofort in die Geschichte und trägt mit scheinbarer Leichtigkeit durch die Seiten. Man merkt gar nicht, wie beim Lesen die Zeit vergeht. Dennoch musste ich auch immer mal innehalten und das gelesene sacken lassen. Denn Daiyus Schicksal ist auch furchrtbar mitzuverfolgen. Gerade wenn man sich ins Gedächtnis ruft, dass dieses, in eine semi-fiktionale Geschichte eingewobene Leben, stellvertretend steht für das tatsächliche reale Leben so vieler anderer. "Ich befand mich in einer Tonne, die mit Kohle und meinem eigenen Urin gefüllt war, und in meinem Magen war nichts, in meinem Kopf war nichts, in meinem Herzen war nichts. Es war nicht der glorreiche Anfang, den ich spürte, wenn ich am Meer stand, sondern eine Leere, die keine Chance hatte, gefüllt zu werden." Und dass soll nur der Anfang sein. Doch die Autorin zeigt dem Leser auch immer wieder die beeindruckende innere Stärke von Daiyu, die es schafft trotz allem (Entführung, Verlust der Familie und der eigenen Identität, Gewalt, Erniedrigung...) bis zum Schluss nicht an ihrem Schicksal zu zerbrechen. "Ich kenne Geschichten von Unsterblichen, die vom Himmel herabsteigen, von Drachen, die sich in Wärter verwandeln und menschliche Gestalt annehmen. Von jenen, die Leute wie mich, wie uns alle beschützen. So jemand will ich jetzt sein." Große Empfehlung!
Ein ganz starker und einnehmender historischer Roman über den amerikanischen Chinese Exclusion Act. Dazu fasziniert die Autorin mit einem bildlichen Schreibstil und der Kunst der Kalligraphie in Worte gefasst. Wunderbar!
„Fünf Leben“ ist mein 4. der 5 Frühjahrsbücher des Programms vom Eccoverlag. Vielen Dank für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Jenny Tinghui Zhang hat mit dieser Geschichte total in mein Herz getroffen. Dieses Buch entwickelte eine solche Sogwirkung, dass ich es beinahe nicht mehr aus der Hand legen konnte. Wir begleiten die junge Daiyu im China der 1880er Jahre. Ihr wird die Heimat und auch die Zukunft genommen, ihre Eltern und ihre Großmutter. Wir begleiten sie bei ihrer Neufindung über die kommenden Jahre hinweg. „Fünf Leben“ ist ein unfassbar gutes, sehr begabt geschriebenes Buch. Welches sehr viele Themen, Probleme behandelt und welches ich mit vollstem Herzen weiterempfehlen möchte. Ich habe jede Seite so genossen. Besonders dass es auf einer wahren Begebenheit beruht macht das Buch lesenswert. Es wird eine wenig beleuchtete Seite der amerikanischen Geschichte behandelt. Von mir gibt es eine Leseempfehlung. Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Brigitte Jakobeit.
Dieses Buch wurde mir ganz zufällig vorgeschlagen, ein glücklicher Fund inmitten vieler Geschichten.
Ein Buch, dass nicht nur gelesen, sondern durchlebt wird. Dabei begleitet man Lin Daiyu, einer chinesischen jungen Frau, die über fünf verschiedene Leben hinweg mit der Geschichte von Verschleppung, Verlust und Identität ringt. Die Erzählung spielt sich zwischen der kolonialen Geschichte Amerikas und den kulturellen Wurzeln der Protagonistin, deren Schicksale von Kolonialismus und Gewalt geprägt ist, ab. Ich war gefesselt von der Spannung, die nicht durch laute, dramatische Wendungen, sondern durch kaum wahrnehmbare Wendepunkte, mich in den Bann gezogen haben. Besonders berührten mich die historischen Aspekte, mit der die Autorin das kolonialisierte Amerika zeichnet. Zum einen die erschütternden Themen wie die Verschleppung von asiatischen Mädchen. Zum andere die Beschreibung eines Landes dass sich selbst als Verheißung ausgab, während es andere Völker ausradierte oder sich einverleibte. Wieder einmal sind es die Weißen, die nehmen, was nicht ihnen gehört, während die Stimmen der anderen nur leise im Hintergrund klagen dürfen. Doch diese Geschichte gibt diesen Minderheiten eine Stimme, Raum und Respekt. Faszinierend hat mich auch, wie Lin Daiyu die chinesischen Zeichen erklärt. Sie führte mich nicht nur in ihre Formen ein, sondern zeigte die tiefere Bedeutung jedes Zeichens. Jedes Zeichen wurde zu einem lebendigen Ausdruck der Kultur, das weit mehr ist als nur eine visuelle Darstellung. Wenngleich mich das Buch in vielerlei Hinsicht tief berührte, hätte ich mir von manchen Nebenfiguren noch mehr Tiefe gewünscht . Denn es war zu spüren, dass sie Geschichten in sich tragen, die zu erzählen sich gelohnt hätten. Das Ende — ach, das Ende 🥲. Ohne zu viel zu verraten: unfassbar tragisch, ja, aber auch voller Würde. Eine Geschichte, die zu Unrecht noch viel zu wenig beachtet wird. Ich hoffe, dass noch viele diese wunderbare, erschütternde Erzählung entdecken✨.
Rassismus in Amerika ist grenzenlos. Aktueller denn je.
Fünf Leben ist ein intensiver Roman, der ein dramatisches Leben und ein wichtiges Thema der Geschichte miteinander verwebt. Die Erzählung der jungen Daiyu, die aus ihrer Heimat China entführt und in die USA verschleppt wird, ist sowohl spannend als auch zutiefst berührend. Für mich, die schon einige Romane gelesen hat aus Ostasien, war das eine Überraschung. Denn Fünf Leben ist nicht nur eine packende Erzählung, sondern auch ein wichtiges historisches Zeugnis, das auf realen Begebenheiten beruht, insbesondere auf den Auswirkungen des Chinese Exclusion Act, einem der dunkelsten Kapitel der amerikanischen Einwanderungsgeschichte. Die junge Daiyu muss sich in einer Welt, die von Gewalt, Rassismus und Misogynie geprägt ist, immer wieder neu erfinden, um zu überleben. Ihre Reise führt sie durch verschiedene Identitäten – von einer Schülerin in China über das Leben in einem Bordell in San Francisco bis hin zu einem zurückgezogenen Leben in den Bergen Idahos. Ein für sich schwieriges Leben nach dem anderen. Dabei verfolgt sie nicht nur die Tragödie ihrer Entführung, sondern auch die systematische Diskriminierung, die chinesische Einwanderer im Amerika des 19. Jahrhunderts erlebten. Die Themen , die Autorin Zhang aufgreift – Rassismus, Gewalt, Entführung und der Verlust von Identität – sind schwer.. Der Roman konfrontiert den Leser mit der brutalen Realität der chinesischen Einwanderer, deren Leben oft von Vorurteilen und Gewalt geprägt war. Besonders die Darstellung der Lynchmorde und die expliziten Formen des Rassismus machen deutlich, wie tief verwurzelt diese Vorurteile in der Gesellschaft waren. Teilweise war es echt schwer zu lesen. Dennoch gelingt es Zhang, diese Grausamkeiten mit einem tiefen Sinn für Menschlichkeit zu erzählen, ohne den Leser bloß schockieren zu wollen. Was diesen Roman besonders auszeichnet, ist die innere Stärke der Protagonistin. Trotz der ständigen Notwendigkeit, sich den Umständen anzupassen, behält sie den tiefen Wunsch, ihren eigenen Namen und ihre Geschichte zurückzuerobern. Ihre Entwicklung im Laufe des Romans ist unaufhaltsam. Zhangs Schreibstil ist eindringlich und atmosphärisch. Sie schafft es, sowohl die düstere Zeit in Amerika als auch die Schönheit von Daiyus innerer Welt lebendig zu beschreiben. Die Sprache ist poetisch und detailreich, was den Leser in die Welt von Daiyu zieht. Zum Schluss lässt sich sagen, dass Fünf Leben ein wichtiger, bewegender Roman ist, der als historische Erinnerung überzeugt. Er beleuchtet ein übersehenes Kapitel der Geschichte und gibt einer jungen Frau eine Stimme. Der Roman ist spannend und berührend, doch sollte er auch mit Vorsicht genossen werden, da schwierige Themen, wie vorhin angesprochen, behandelt werden.
TW: Gewalt, Misogynie, Entführung, Mord, Rassismus „Die Arbeit im Garten hinterließ Schwielen in meinen Handflächen, aber meine Mutter schmirgelte sie mit einem Stein, bis sie wieder für feine Arbeiten zu gebrauchen waren. Egal wie rau die Hände, sagte sie, deine Gutmütigkeit macht dich weich.“ (S. 20) Daiyu lebt mit ihren Eltern und ihrer Großmutter. Doch eines Tages müssen sie fliehen, weg aus der geliebten Heimat. Als ihre Eltern eines Tages nicht mehr da sind, packt ihre Großmutter sie kurzerhand auf den Karren eines Nachbars, und verschifft sie zu einem eigenen Schutz zurück in die alte Heimat. Niemand will ihr dort aber helfen, oder Arbeit geben. So ist sie gezwungen, auch zu stehlen. Als sie sich in einer brenzligen Situation am Fischmarkt befindet, kommt ihr jemand Fremdes zu Hilfe. Als sie entführt wird ist sie 13 Jahre jung und denkt, dass sie am Fischmarkt gerettet wurde. Mitten am Tag, niemandem fällt es auf. Sie wird lange Zeit gefangen gehalten und findet sich nach Monaten wieder, auf einem fremden Kontinent, zwischen fremden Menschen, jungen Frauen, in einer fremden Stadt: in einem Bordell in San Francisco. Daiyu versucht fortan nur eines, nämlich am Leben zu bleiben. Als sich die Möglichkeit bietet, flieht sie aus dem Bordell und landet schließlich in Idaho. Sie möchte nur eines, wieder zurück in ihre Heimat und beginnt zu arbeiten und zu sparen. Doch dann werden sie und ihre Freunde von einer Welle von Gewalt getroffen. Anti-Chinesischer-Rassismus hält offen Einzug in Amerika und es kommt zu Ausschreitungen, Morden und vielen anderen grausamen Dingen. Der Chinese Exclusion Act kam zu tragen (mit der Einwanderung durch Menschen aus China, verbanden die Amerikaner das Wegnehmen von Arbeitsplätzen und das Lohndumping). Es scheint, dass sie niemandem mehr vertrauen kann und dass die Heimreise in weite Ferne rutscht … „Auf der Liste von Dingen, die ich verloren habe, füge ich mich selbst hinzu.“ (S. 341) Grauenhaft, brutal, perfide, grausam, … was Menschen anderen Menschen antun!! Dennoch schafft es Jenny Tinghui Zhang mit ihrem Debüt eine mitreißende Erzählung auf Papier zu bringen. Gepaart mit historischen Begebenheiten, über die ich in der Schule niemals was gehört hatte. Lehrreich und soghaft verwebt Zhang die Einzelteile zu einer Geschichte, die am Ende noch trauriger macht. Ein Teil amerikanischer Geschichte, der genau so verwerflich ist, wie viele Gräueltaten, die auf diesem Erdboden begangen wurden. In all diesem Grauen zeichnet die Autorin eine Protagonistin, die trotz allem was ihr angetan wird, niemals die Hoffnung verliert oder den Glauben an das Gute in Menschen. Das Buch hat mich tief berührt und mich an vielen Stellen atemlos lesen lassen. Fette Leseempfehlung und definitiv ein Highlight!
Warum ist das Buch so underrated?:(
Ich dachte nicht, dass ein Schreibstil so schön sein kann und jede Emotion tiefgreifend ausdrücken kann.🥹 Dieses Buch hat mir ein Teil der amerikanischen Geschichte gezeigt, von welchem ich vorher Nichts gehört hatte und ich finde es gut, dass so viele Menschen davon erfahren können😃
Großartig. Vom Anfang bis zum Ende gefüllt mit Spannung. Definitiv ein Highlight.
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Jenny Tinghui Zhang ist eine chinesisch-amerikanische Autorin. Sie hat an der University of Wyoming studiert, in mehreren Zeitschriften veröffentlicht und für ihr Schreiben mehrere Stipendien erhalten. Sie wurde in Changchun, China, geboren und ist in Austin, Texas, aufgewachsen, wo sie auch heute lebt. Fünf Leben ist ihr Debütroman.
Beiträge
Erschreckender Roman über Rassismus in den USA Ende ees 19. Jahrhunderts
Gleich vorab: dieser Roman hat bei mir Suchtwirkung ausgelöst. Eine spannende Geschichte, poetisch und brutal, ausdrucksstark geschrieben und eine Protagonistin, die dem Leser einiges an Emotionen abverlangt! Daiyu lebt in den 1880ern in China, als sie entführt, verschleppt und an ein Bordell in San Francisco verkauft wird. Getarnt als Wäscherei müssen die Mädchen hier tagsüber die Wäsche in kochend heißem Wasser waschen und anschließend bügeln. Nachts jedoch verkaufen sie ihren Körper an Weiße. Wagt eine aufzubegegren, wird sie geschlagen oder entsorgt. Dort gelingt Daiyu nach Monaten die Flucht und sie gelangt nach Idaho, wo sie in einem chinesischen Gemischtwarenladen arbeitet. Ihren Traum, zurück zu ihrer Familie nach China zu gelangen, gibt sie nie auf. Ein weiterer Punkt findet in diesem Roman Aufmerksamkeit: der Chinese Exclusion Act, ein Bundesgesetz der Vereinigten Staaten, das vom US-Kongress am 6. Mai 1882 verabschiedet wurde. Zuvor kam es in vielen Teilen des Landes zu Hasskampagnen und Lynchmorden gegen Chinesen. Diesen Teil der amerikanischen Geschichte kannte ich bisher nicht. Vorangegangen war eine große Migrationswelle von chinesischen Einwanderern Mitte des 19. Jahrhunderts, einer darauf folgenden Wirtschaftskrise und massivem antichinesischem Rassismus. Durch das Gesetz wurde die Migration limitiert. Der Roman von Jenny Tinghui Zhang ist für mich absolut lesenswert. Toll beschrieben fand ich, wie sich die Protagonistin während der Verschleppung und der Zeit im Bordell selbst entfremdet und einen Teil ihrer Persönlichkeit abspaltet. Anonymität, Entwurzelung und fehlende Identität sind wichtige Kernpunkte dieses Romans. Ich habe auch viel über chinesische Schriftzeichen und Kalligraphie gelernt. Anders als in der westlichen Sprache kann ein chinesisches Zeichen ein ganzes Wort bedeuten und die Haltung desjenigen widerspiegeln in der Art und Weise, wie das Schriftzeichen getuscht wurde. Das Buch war erschreckend und ich musste beim Lesen manchmal wirklich schlucken. Trotzdem große Leseempfehlung!
"Auf der Liste von Dingen, die ich verloren habe, füge ich mich selbst hinzu."
Großartig. Ein absolut mitreißendes Buch. Schrecklich und trotzdem unglaublich berührend. Der Schreibstil ist bemerkenswert. Er zieht einen sofort in die Geschichte und trägt mit scheinbarer Leichtigkeit durch die Seiten. Man merkt gar nicht, wie beim Lesen die Zeit vergeht. Dennoch musste ich auch immer mal innehalten und das gelesene sacken lassen. Denn Daiyus Schicksal ist auch furchrtbar mitzuverfolgen. Gerade wenn man sich ins Gedächtnis ruft, dass dieses, in eine semi-fiktionale Geschichte eingewobene Leben, stellvertretend steht für das tatsächliche reale Leben so vieler anderer. "Ich befand mich in einer Tonne, die mit Kohle und meinem eigenen Urin gefüllt war, und in meinem Magen war nichts, in meinem Kopf war nichts, in meinem Herzen war nichts. Es war nicht der glorreiche Anfang, den ich spürte, wenn ich am Meer stand, sondern eine Leere, die keine Chance hatte, gefüllt zu werden." Und dass soll nur der Anfang sein. Doch die Autorin zeigt dem Leser auch immer wieder die beeindruckende innere Stärke von Daiyu, die es schafft trotz allem (Entführung, Verlust der Familie und der eigenen Identität, Gewalt, Erniedrigung...) bis zum Schluss nicht an ihrem Schicksal zu zerbrechen. "Ich kenne Geschichten von Unsterblichen, die vom Himmel herabsteigen, von Drachen, die sich in Wärter verwandeln und menschliche Gestalt annehmen. Von jenen, die Leute wie mich, wie uns alle beschützen. So jemand will ich jetzt sein." Große Empfehlung!
Ein ganz starker und einnehmender historischer Roman über den amerikanischen Chinese Exclusion Act. Dazu fasziniert die Autorin mit einem bildlichen Schreibstil und der Kunst der Kalligraphie in Worte gefasst. Wunderbar!
„Fünf Leben“ ist mein 4. der 5 Frühjahrsbücher des Programms vom Eccoverlag. Vielen Dank für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Jenny Tinghui Zhang hat mit dieser Geschichte total in mein Herz getroffen. Dieses Buch entwickelte eine solche Sogwirkung, dass ich es beinahe nicht mehr aus der Hand legen konnte. Wir begleiten die junge Daiyu im China der 1880er Jahre. Ihr wird die Heimat und auch die Zukunft genommen, ihre Eltern und ihre Großmutter. Wir begleiten sie bei ihrer Neufindung über die kommenden Jahre hinweg. „Fünf Leben“ ist ein unfassbar gutes, sehr begabt geschriebenes Buch. Welches sehr viele Themen, Probleme behandelt und welches ich mit vollstem Herzen weiterempfehlen möchte. Ich habe jede Seite so genossen. Besonders dass es auf einer wahren Begebenheit beruht macht das Buch lesenswert. Es wird eine wenig beleuchtete Seite der amerikanischen Geschichte behandelt. Von mir gibt es eine Leseempfehlung. Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Brigitte Jakobeit.
Dieses Buch wurde mir ganz zufällig vorgeschlagen, ein glücklicher Fund inmitten vieler Geschichten.
Ein Buch, dass nicht nur gelesen, sondern durchlebt wird. Dabei begleitet man Lin Daiyu, einer chinesischen jungen Frau, die über fünf verschiedene Leben hinweg mit der Geschichte von Verschleppung, Verlust und Identität ringt. Die Erzählung spielt sich zwischen der kolonialen Geschichte Amerikas und den kulturellen Wurzeln der Protagonistin, deren Schicksale von Kolonialismus und Gewalt geprägt ist, ab. Ich war gefesselt von der Spannung, die nicht durch laute, dramatische Wendungen, sondern durch kaum wahrnehmbare Wendepunkte, mich in den Bann gezogen haben. Besonders berührten mich die historischen Aspekte, mit der die Autorin das kolonialisierte Amerika zeichnet. Zum einen die erschütternden Themen wie die Verschleppung von asiatischen Mädchen. Zum andere die Beschreibung eines Landes dass sich selbst als Verheißung ausgab, während es andere Völker ausradierte oder sich einverleibte. Wieder einmal sind es die Weißen, die nehmen, was nicht ihnen gehört, während die Stimmen der anderen nur leise im Hintergrund klagen dürfen. Doch diese Geschichte gibt diesen Minderheiten eine Stimme, Raum und Respekt. Faszinierend hat mich auch, wie Lin Daiyu die chinesischen Zeichen erklärt. Sie führte mich nicht nur in ihre Formen ein, sondern zeigte die tiefere Bedeutung jedes Zeichens. Jedes Zeichen wurde zu einem lebendigen Ausdruck der Kultur, das weit mehr ist als nur eine visuelle Darstellung. Wenngleich mich das Buch in vielerlei Hinsicht tief berührte, hätte ich mir von manchen Nebenfiguren noch mehr Tiefe gewünscht . Denn es war zu spüren, dass sie Geschichten in sich tragen, die zu erzählen sich gelohnt hätten. Das Ende — ach, das Ende 🥲. Ohne zu viel zu verraten: unfassbar tragisch, ja, aber auch voller Würde. Eine Geschichte, die zu Unrecht noch viel zu wenig beachtet wird. Ich hoffe, dass noch viele diese wunderbare, erschütternde Erzählung entdecken✨.
Rassismus in Amerika ist grenzenlos. Aktueller denn je.
Fünf Leben ist ein intensiver Roman, der ein dramatisches Leben und ein wichtiges Thema der Geschichte miteinander verwebt. Die Erzählung der jungen Daiyu, die aus ihrer Heimat China entführt und in die USA verschleppt wird, ist sowohl spannend als auch zutiefst berührend. Für mich, die schon einige Romane gelesen hat aus Ostasien, war das eine Überraschung. Denn Fünf Leben ist nicht nur eine packende Erzählung, sondern auch ein wichtiges historisches Zeugnis, das auf realen Begebenheiten beruht, insbesondere auf den Auswirkungen des Chinese Exclusion Act, einem der dunkelsten Kapitel der amerikanischen Einwanderungsgeschichte. Die junge Daiyu muss sich in einer Welt, die von Gewalt, Rassismus und Misogynie geprägt ist, immer wieder neu erfinden, um zu überleben. Ihre Reise führt sie durch verschiedene Identitäten – von einer Schülerin in China über das Leben in einem Bordell in San Francisco bis hin zu einem zurückgezogenen Leben in den Bergen Idahos. Ein für sich schwieriges Leben nach dem anderen. Dabei verfolgt sie nicht nur die Tragödie ihrer Entführung, sondern auch die systematische Diskriminierung, die chinesische Einwanderer im Amerika des 19. Jahrhunderts erlebten. Die Themen , die Autorin Zhang aufgreift – Rassismus, Gewalt, Entführung und der Verlust von Identität – sind schwer.. Der Roman konfrontiert den Leser mit der brutalen Realität der chinesischen Einwanderer, deren Leben oft von Vorurteilen und Gewalt geprägt war. Besonders die Darstellung der Lynchmorde und die expliziten Formen des Rassismus machen deutlich, wie tief verwurzelt diese Vorurteile in der Gesellschaft waren. Teilweise war es echt schwer zu lesen. Dennoch gelingt es Zhang, diese Grausamkeiten mit einem tiefen Sinn für Menschlichkeit zu erzählen, ohne den Leser bloß schockieren zu wollen. Was diesen Roman besonders auszeichnet, ist die innere Stärke der Protagonistin. Trotz der ständigen Notwendigkeit, sich den Umständen anzupassen, behält sie den tiefen Wunsch, ihren eigenen Namen und ihre Geschichte zurückzuerobern. Ihre Entwicklung im Laufe des Romans ist unaufhaltsam. Zhangs Schreibstil ist eindringlich und atmosphärisch. Sie schafft es, sowohl die düstere Zeit in Amerika als auch die Schönheit von Daiyus innerer Welt lebendig zu beschreiben. Die Sprache ist poetisch und detailreich, was den Leser in die Welt von Daiyu zieht. Zum Schluss lässt sich sagen, dass Fünf Leben ein wichtiger, bewegender Roman ist, der als historische Erinnerung überzeugt. Er beleuchtet ein übersehenes Kapitel der Geschichte und gibt einer jungen Frau eine Stimme. Der Roman ist spannend und berührend, doch sollte er auch mit Vorsicht genossen werden, da schwierige Themen, wie vorhin angesprochen, behandelt werden.
TW: Gewalt, Misogynie, Entführung, Mord, Rassismus „Die Arbeit im Garten hinterließ Schwielen in meinen Handflächen, aber meine Mutter schmirgelte sie mit einem Stein, bis sie wieder für feine Arbeiten zu gebrauchen waren. Egal wie rau die Hände, sagte sie, deine Gutmütigkeit macht dich weich.“ (S. 20) Daiyu lebt mit ihren Eltern und ihrer Großmutter. Doch eines Tages müssen sie fliehen, weg aus der geliebten Heimat. Als ihre Eltern eines Tages nicht mehr da sind, packt ihre Großmutter sie kurzerhand auf den Karren eines Nachbars, und verschifft sie zu einem eigenen Schutz zurück in die alte Heimat. Niemand will ihr dort aber helfen, oder Arbeit geben. So ist sie gezwungen, auch zu stehlen. Als sie sich in einer brenzligen Situation am Fischmarkt befindet, kommt ihr jemand Fremdes zu Hilfe. Als sie entführt wird ist sie 13 Jahre jung und denkt, dass sie am Fischmarkt gerettet wurde. Mitten am Tag, niemandem fällt es auf. Sie wird lange Zeit gefangen gehalten und findet sich nach Monaten wieder, auf einem fremden Kontinent, zwischen fremden Menschen, jungen Frauen, in einer fremden Stadt: in einem Bordell in San Francisco. Daiyu versucht fortan nur eines, nämlich am Leben zu bleiben. Als sich die Möglichkeit bietet, flieht sie aus dem Bordell und landet schließlich in Idaho. Sie möchte nur eines, wieder zurück in ihre Heimat und beginnt zu arbeiten und zu sparen. Doch dann werden sie und ihre Freunde von einer Welle von Gewalt getroffen. Anti-Chinesischer-Rassismus hält offen Einzug in Amerika und es kommt zu Ausschreitungen, Morden und vielen anderen grausamen Dingen. Der Chinese Exclusion Act kam zu tragen (mit der Einwanderung durch Menschen aus China, verbanden die Amerikaner das Wegnehmen von Arbeitsplätzen und das Lohndumping). Es scheint, dass sie niemandem mehr vertrauen kann und dass die Heimreise in weite Ferne rutscht … „Auf der Liste von Dingen, die ich verloren habe, füge ich mich selbst hinzu.“ (S. 341) Grauenhaft, brutal, perfide, grausam, … was Menschen anderen Menschen antun!! Dennoch schafft es Jenny Tinghui Zhang mit ihrem Debüt eine mitreißende Erzählung auf Papier zu bringen. Gepaart mit historischen Begebenheiten, über die ich in der Schule niemals was gehört hatte. Lehrreich und soghaft verwebt Zhang die Einzelteile zu einer Geschichte, die am Ende noch trauriger macht. Ein Teil amerikanischer Geschichte, der genau so verwerflich ist, wie viele Gräueltaten, die auf diesem Erdboden begangen wurden. In all diesem Grauen zeichnet die Autorin eine Protagonistin, die trotz allem was ihr angetan wird, niemals die Hoffnung verliert oder den Glauben an das Gute in Menschen. Das Buch hat mich tief berührt und mich an vielen Stellen atemlos lesen lassen. Fette Leseempfehlung und definitiv ein Highlight!
Warum ist das Buch so underrated?:(
Ich dachte nicht, dass ein Schreibstil so schön sein kann und jede Emotion tiefgreifend ausdrücken kann.🥹 Dieses Buch hat mir ein Teil der amerikanischen Geschichte gezeigt, von welchem ich vorher Nichts gehört hatte und ich finde es gut, dass so viele Menschen davon erfahren können😃