Franziska Linkerhand
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„Das ist ein Abenteuer, ein Wagnis, von dem die großen Architekten geträumt haben: eine neue Stadt bauen, ein paar hundert Hektar Land, auf denen man eine städtebauliche Idee verwirklichen kann - und wem hat man je eine solche Chance geboten? Niemeyer mit seinem Brasilia, Corbusier, den Kiruna-Leuten ... Und Schafheutlin mit Neustadt“ (B. Reimann - Franziska Linkerhand - S. 195 f.) Brigitte Reimanns Romanfragment handelt von der jungen, ambitionierten Architektin Franziska Linkerhand, die nach einer gescheiterten Ehe einen Neuanfang in Neustadt wagt. Doch schnell muss sie erfahren, dass ihre von (kollektivistischen) Idealen und Theorien geprägten Vorstellungen von Städtebau in der DDR-Planungspraxis kaum Anwendung finden können. Zu gering sind die Einflussmöglichkeiten der Stadtplaner vor Ort und zu groß der Einfluss der höheren Ebenen. Es gilt, schnell und ökonomisch Wohnungen zu bauen, um die Arbeiter und Bergleute zu versorgen. Ein Stadtzentrum - ein Ort für Begegnungen und Freizeitvergnügen, ein Herz und Identifikationspunkt - gilt da als nachrangig. Linkerhand, die aus einem bürgerlich-intellektuellen Elternhaus stammt, hadert damit. Immer wieder vermisst sie kulturelle Angebote und Orte, an denen man allein, aber in Gesellschaft sein kann. Sie lebt und arbeitet in der neuen Stadt, ohne wirklich anzukommen. Sie kämpft für einen Jugendclub, ein Theater, ein Zentrum und nimmt in Kauf, sich damit auch unbeliebt zu machen. In Neustadt, dieser geschichts- und gesichtlosen Stadt in der Lausitz, gibt es nur Kneipen sowie gelegentliche Tanz- und Kinoabende, die Zerstreuung bieten und die sie zuweilen mit ihren Arbeitskollegen oder (ausnahmsweise) Mitbewohnern ihres Wohnblocks besucht. Dort entdeckt sie irgendwann einen Mann, der ihren Träumen entsprungen scheint und den sie Ben tauft… und trotzdem dieser eigentlich liiert ist, entwickelt sich eine Liebesgeschichte. Brigitte Reimanns Roman ist nicht ganz leicht zu lesen. Die Erzählweise ist diskontinuierlich und die Erzählperspektive wechselt manchmal inmitten eines Satzes. Es gibt zahlreiche Personen, Nebenschauplätze, Einschübe, Rückblenden, Vorgriffe, Kommentare und kulturelle Zitate, die es erschweren, den roten Faden nicht zu verlieren. Gleichzeitig haben insbesondere die langen Assoziationsketten und poetischen Beschreibungen der Innen- und Außenwelt der Protagonistin eine besondere Anziehungskraft. Abschnittsweise hatte der Roman für mich etwas hypnotisches und vermutlich habe ich ihn nicht zum letzten Mal gelesen… Für mich war er trotz der langen Lesezeit (November 2023 bis Anfang Januar 2024) ein Highlight und ich empfehle ihn gerne weiter.
Sehr prägnante Roman von Brigitte Reimannn über eine junge Architektin, die in die Provinz der DDR geht um dort in einer klein Stadt zu arbeiten.
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„Das ist ein Abenteuer, ein Wagnis, von dem die großen Architekten geträumt haben: eine neue Stadt bauen, ein paar hundert Hektar Land, auf denen man eine städtebauliche Idee verwirklichen kann - und wem hat man je eine solche Chance geboten? Niemeyer mit seinem Brasilia, Corbusier, den Kiruna-Leuten ... Und Schafheutlin mit Neustadt“ (B. Reimann - Franziska Linkerhand - S. 195 f.) Brigitte Reimanns Romanfragment handelt von der jungen, ambitionierten Architektin Franziska Linkerhand, die nach einer gescheiterten Ehe einen Neuanfang in Neustadt wagt. Doch schnell muss sie erfahren, dass ihre von (kollektivistischen) Idealen und Theorien geprägten Vorstellungen von Städtebau in der DDR-Planungspraxis kaum Anwendung finden können. Zu gering sind die Einflussmöglichkeiten der Stadtplaner vor Ort und zu groß der Einfluss der höheren Ebenen. Es gilt, schnell und ökonomisch Wohnungen zu bauen, um die Arbeiter und Bergleute zu versorgen. Ein Stadtzentrum - ein Ort für Begegnungen und Freizeitvergnügen, ein Herz und Identifikationspunkt - gilt da als nachrangig. Linkerhand, die aus einem bürgerlich-intellektuellen Elternhaus stammt, hadert damit. Immer wieder vermisst sie kulturelle Angebote und Orte, an denen man allein, aber in Gesellschaft sein kann. Sie lebt und arbeitet in der neuen Stadt, ohne wirklich anzukommen. Sie kämpft für einen Jugendclub, ein Theater, ein Zentrum und nimmt in Kauf, sich damit auch unbeliebt zu machen. In Neustadt, dieser geschichts- und gesichtlosen Stadt in der Lausitz, gibt es nur Kneipen sowie gelegentliche Tanz- und Kinoabende, die Zerstreuung bieten und die sie zuweilen mit ihren Arbeitskollegen oder (ausnahmsweise) Mitbewohnern ihres Wohnblocks besucht. Dort entdeckt sie irgendwann einen Mann, der ihren Träumen entsprungen scheint und den sie Ben tauft… und trotzdem dieser eigentlich liiert ist, entwickelt sich eine Liebesgeschichte. Brigitte Reimanns Roman ist nicht ganz leicht zu lesen. Die Erzählweise ist diskontinuierlich und die Erzählperspektive wechselt manchmal inmitten eines Satzes. Es gibt zahlreiche Personen, Nebenschauplätze, Einschübe, Rückblenden, Vorgriffe, Kommentare und kulturelle Zitate, die es erschweren, den roten Faden nicht zu verlieren. Gleichzeitig haben insbesondere die langen Assoziationsketten und poetischen Beschreibungen der Innen- und Außenwelt der Protagonistin eine besondere Anziehungskraft. Abschnittsweise hatte der Roman für mich etwas hypnotisches und vermutlich habe ich ihn nicht zum letzten Mal gelesen… Für mich war er trotz der langen Lesezeit (November 2023 bis Anfang Januar 2024) ein Highlight und ich empfehle ihn gerne weiter.