Es gibt kein Zurück
Jetzt kaufen
Durch das Verwenden dieser Links unterstützt du READO. Wir erhalten eine Vermittlungsprovision, ohne dass dir zusätzliche Kosten entstehen.
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Ulf Erdmann Ziegler, Jahrgang 1959, studierte zunächst Fotografie in Dortmund, später Literatur und Psychologie in Berlin. In seinem ersten Roman, »Hamburger Hochbahn«, wurde das Metier der Architektur ausgeleuchtet, in »Nichts Weißes« die Typographie, in »Und jetzt du, Orlando!« das Kino. »Nichts Weißes« stand auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis. Für seine ersten beiden Bücher bei Wallstein bekam er den Hebbelpreis. Neben der Literatur schreibt Ziegler Essays, Kunstkritik und gelegentlich Nachrufe für die taz, den Deutschlandfunk und Monopol. »Es gibt kein Zurück« ist sein fünfter Roman.
Beiträge
Rezensionsexemplar / Erscheinungsdatum: 19.02.2025
Zunächst einmal möchte ich mich beim Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken. Es gibt kein Zurück erscheint offiziell am 19.02.2025 – doch leider konnte mich dieses Buch in keiner Weise überzeugen. Der Autor hat einen sehr speziellen Schreibstil, mit dem ich überhaupt nicht warm geworden bin. Die Gedankengänge waren für mich schwer nachvollziehbar, und ich hatte große Mühe, dem roten Faden der Geschichte zu folgen. Vieles wirkte zusammenhangslos, die Erzählstruktur war verworren, und insgesamt ergab das Ganze für mich schlichtweg keinen Sinn. Statt einer packenden Geschichte wurde ich mit wirren, sprunghaften Passagen konfrontiert, die mich eher frustrierten als fesselten. Vielleicht ist dieser Stil Geschmackssache – für mich persönlich war es jedoch eine sehr anstrengende Leseerfahrung, die keinerlei Mehrwert bot. Leider eine Enttäuschung.

Verwirrung mit goldenen Stellen
Es gibt Bücher, die überraschen einen, weil sie so anders sind. Und es gibt Bücher, mit denen muss man kämpfen, weil sie so anders sind . Und dann gibt es Bücher die vereinen das Erste mit dem Zweiten. Es war kein leichtes Unterfangen dieses hier zu Ende zu bringen. Der Anfang war sehr packend, ich war sofort drin in der Geschichte von A. W. Mumme, einem bekannten Radioessayisten, denn wir steigen ein in das Metier des Radiosprechers, der Unterschiedlichkeit von Stimme und deren Wirkung und überhaupt den ganzen Strukturen und Formaten, die seinen Sender ausmachen. Mumme wirft Blicke zurück in seine Anfänge. Er steht kurz vor der Rente und merkt nun, dass er nicht nur technisch aus der Zeit gefallen ist (da gibt es durchaus gute wenn auch rückwärtsgewandte Gedanken zu Videokonferenzen), sondern auch als Essayist bei aktuellen Themen wie entkoppelt wirkt. Er ist ein alter, weißer Mann und damit wird er von einem großen Teil der Menschen, die ins Berufsleben streben, als Bedrohung angesehen. Das das kompensiert er nicht mit Parolen von rechts außen, sondern mit seiner notorischen Lamoryanz und einem neuen Motorrad. Das soll ihm helfen, den Schock zu überwinden, den er bekam, als ihm die Verrentung angeboten wurde. Mit dem bisschen Geld nach so langen Jahren würde sein Leben noch unbedeutender sein. Eswinkt aber ein Vorschuss von 25.000 € für seine Autobiografie. Und so schwingt er sich auf die neu erstandene Bonneville und reist über Umwege in den Süden Frankreichs. Was sich wie ein Roadtrip anhört, entwickelt sich zu einer philosophisch, experimentellen Gedankenreise die weder linear noch abenteuerlich geschrieben ist. Erdmann Ziegler lässt uns an den Gedankengängen seines Protagonisten teilhaben und die hüpfen durch Zeit und Raum wie ein aus der Bahn geschleuderter Asteroid. Wir sind mal in seinen Anfängen dann wieder beschäftigen wir uns mit der Pandemie und deren Veränderungen. Anekdoten aus seiner Kindheit wechseln sich mit Geschichten, die er geschrieben hat und immer wieder spüre ich eine Trauer in der Reflektionen über das Älterwerden und die Veränderungen, die das sowohl körperlich, als auch gesellschaftlich mit sich bringt. Wir nehmen teil an Träumen oder Telefonaten des A. W. Mumme und ein paar Eindrücke der Stadt Paris werden auch noch untergebracht. Eine Überforderung meinerseits beim Lesen blieb dabei nicht aus, und ab und an war ich sogar ziemlich genervt von dem hin und her und dem Gejammere, wenn ich auch das Talent des Autor nicht infrage stellen möchte. So wie der Protagonist sich selbst im Weg steht und eigentlich sein größtes Problem er selbst ist, so bin auch ich beim Lesen die Ursache für den fehlenden Lesegenuss. Es ist einfach nicht meine Art von Text! Dass ich trotzdem durchgehalten habe, spricht für das Buch. Immer wieder war ich auf der Suche nach Ankern, die mir etwas geben. Ich wurde auch fündig, denn es gibt keine geringe Anzahl an kleinen Absätze, wo man jubeln möchte, weil sie so gut geschrieben sind. „Hinter dem elaborierten Affentheater des öffentlichen Vortrags, hörte er den Jungen, der er gewesen war, ein Kind, ohne Vater, das Schmusekind seiner Mutter, den gehänseltrn Intelligenzler in der Schule.“ Wir haben es hier auf keinen Fall mit einem feministischen Manifest zu tun, sondern mit einem Mann, der sich als Opfer dessen empfindet, das Ganze aber mit dem Abstand einer herabfallenden Libido betrachtet: „Gleichzeitig gab es die feministische Bewegung, die sich darauf festgelegt hatte, an Männern das Repressive und Gewalttätige herauszukehren und sie kollektiv zu belehren: ’Wenn eine Frau nein sagt, meint sie nein.‘ Und es geht weiter: „Dem Zwanzigjährigen konnte das relativ egal sein, sie hatten längst gelernt, bestimmte Frauen zu meiden, um mit den anderen durchzubrennen, aber für einen Sechzehnjährigen hörte sich das so an, als wäre seine Erektion eine Bedrohung der Zivilisation.“ Solche Sätze begeistern mich, natürlich nicht wegen des Realitätsbezugs, sondern weil sie das offensichtliche Gefühl einer Gruppierung von Jammerlappen eloquent in Worte fassen. Ein kleines „Hihi“ ist mir da schon entschlüpft. Dann aber folgen wieder ellenlange Sätze mit vielen Kommata, die sich labyrinthartig verzetteln und ich verliere den Faden und bin raus. Man muss auch schon einiges an Wissen mit sich bringen, um die ganzen Querbezüge zu verstehen. Ein relativ anspruchsvoll geschriebener Text, der auch durch mir nicht bekannte Fremdwörtern meinen Horizont erweitert hat, obwohl ich mir nicht sicher bin, dass ich das alles behalten werde (wisst ihr, was ein Solipist ist?) Das Ende war eine Überraschung, und die Schlussszene hatte etwas von Charlie Brown und Snoopy am Teich! Wenn ihr also eine Herausforderung sucht, dann greift zu diesem Buch. Eine bestimmte Gruppe Leser wird es vielleicht sogar feiern. Ich hingegen bin mir nicht sicher, wie viel davon bei mir hängen bleiben wird außer das alternde Männer dazu neigen, sich selbst zu bemitleiden.
Mehr von Ulf Erdmann Ziegler
AlleBeschreibung
Autorenbeschreibung
Ulf Erdmann Ziegler, Jahrgang 1959, studierte zunächst Fotografie in Dortmund, später Literatur und Psychologie in Berlin. In seinem ersten Roman, »Hamburger Hochbahn«, wurde das Metier der Architektur ausgeleuchtet, in »Nichts Weißes« die Typographie, in »Und jetzt du, Orlando!« das Kino. »Nichts Weißes« stand auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis. Für seine ersten beiden Bücher bei Wallstein bekam er den Hebbelpreis. Neben der Literatur schreibt Ziegler Essays, Kunstkritik und gelegentlich Nachrufe für die taz, den Deutschlandfunk und Monopol. »Es gibt kein Zurück« ist sein fünfter Roman.
Beiträge
Rezensionsexemplar / Erscheinungsdatum: 19.02.2025
Zunächst einmal möchte ich mich beim Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken. Es gibt kein Zurück erscheint offiziell am 19.02.2025 – doch leider konnte mich dieses Buch in keiner Weise überzeugen. Der Autor hat einen sehr speziellen Schreibstil, mit dem ich überhaupt nicht warm geworden bin. Die Gedankengänge waren für mich schwer nachvollziehbar, und ich hatte große Mühe, dem roten Faden der Geschichte zu folgen. Vieles wirkte zusammenhangslos, die Erzählstruktur war verworren, und insgesamt ergab das Ganze für mich schlichtweg keinen Sinn. Statt einer packenden Geschichte wurde ich mit wirren, sprunghaften Passagen konfrontiert, die mich eher frustrierten als fesselten. Vielleicht ist dieser Stil Geschmackssache – für mich persönlich war es jedoch eine sehr anstrengende Leseerfahrung, die keinerlei Mehrwert bot. Leider eine Enttäuschung.

Verwirrung mit goldenen Stellen
Es gibt Bücher, die überraschen einen, weil sie so anders sind. Und es gibt Bücher, mit denen muss man kämpfen, weil sie so anders sind . Und dann gibt es Bücher die vereinen das Erste mit dem Zweiten. Es war kein leichtes Unterfangen dieses hier zu Ende zu bringen. Der Anfang war sehr packend, ich war sofort drin in der Geschichte von A. W. Mumme, einem bekannten Radioessayisten, denn wir steigen ein in das Metier des Radiosprechers, der Unterschiedlichkeit von Stimme und deren Wirkung und überhaupt den ganzen Strukturen und Formaten, die seinen Sender ausmachen. Mumme wirft Blicke zurück in seine Anfänge. Er steht kurz vor der Rente und merkt nun, dass er nicht nur technisch aus der Zeit gefallen ist (da gibt es durchaus gute wenn auch rückwärtsgewandte Gedanken zu Videokonferenzen), sondern auch als Essayist bei aktuellen Themen wie entkoppelt wirkt. Er ist ein alter, weißer Mann und damit wird er von einem großen Teil der Menschen, die ins Berufsleben streben, als Bedrohung angesehen. Das das kompensiert er nicht mit Parolen von rechts außen, sondern mit seiner notorischen Lamoryanz und einem neuen Motorrad. Das soll ihm helfen, den Schock zu überwinden, den er bekam, als ihm die Verrentung angeboten wurde. Mit dem bisschen Geld nach so langen Jahren würde sein Leben noch unbedeutender sein. Eswinkt aber ein Vorschuss von 25.000 € für seine Autobiografie. Und so schwingt er sich auf die neu erstandene Bonneville und reist über Umwege in den Süden Frankreichs. Was sich wie ein Roadtrip anhört, entwickelt sich zu einer philosophisch, experimentellen Gedankenreise die weder linear noch abenteuerlich geschrieben ist. Erdmann Ziegler lässt uns an den Gedankengängen seines Protagonisten teilhaben und die hüpfen durch Zeit und Raum wie ein aus der Bahn geschleuderter Asteroid. Wir sind mal in seinen Anfängen dann wieder beschäftigen wir uns mit der Pandemie und deren Veränderungen. Anekdoten aus seiner Kindheit wechseln sich mit Geschichten, die er geschrieben hat und immer wieder spüre ich eine Trauer in der Reflektionen über das Älterwerden und die Veränderungen, die das sowohl körperlich, als auch gesellschaftlich mit sich bringt. Wir nehmen teil an Träumen oder Telefonaten des A. W. Mumme und ein paar Eindrücke der Stadt Paris werden auch noch untergebracht. Eine Überforderung meinerseits beim Lesen blieb dabei nicht aus, und ab und an war ich sogar ziemlich genervt von dem hin und her und dem Gejammere, wenn ich auch das Talent des Autor nicht infrage stellen möchte. So wie der Protagonist sich selbst im Weg steht und eigentlich sein größtes Problem er selbst ist, so bin auch ich beim Lesen die Ursache für den fehlenden Lesegenuss. Es ist einfach nicht meine Art von Text! Dass ich trotzdem durchgehalten habe, spricht für das Buch. Immer wieder war ich auf der Suche nach Ankern, die mir etwas geben. Ich wurde auch fündig, denn es gibt keine geringe Anzahl an kleinen Absätze, wo man jubeln möchte, weil sie so gut geschrieben sind. „Hinter dem elaborierten Affentheater des öffentlichen Vortrags, hörte er den Jungen, der er gewesen war, ein Kind, ohne Vater, das Schmusekind seiner Mutter, den gehänseltrn Intelligenzler in der Schule.“ Wir haben es hier auf keinen Fall mit einem feministischen Manifest zu tun, sondern mit einem Mann, der sich als Opfer dessen empfindet, das Ganze aber mit dem Abstand einer herabfallenden Libido betrachtet: „Gleichzeitig gab es die feministische Bewegung, die sich darauf festgelegt hatte, an Männern das Repressive und Gewalttätige herauszukehren und sie kollektiv zu belehren: ’Wenn eine Frau nein sagt, meint sie nein.‘ Und es geht weiter: „Dem Zwanzigjährigen konnte das relativ egal sein, sie hatten längst gelernt, bestimmte Frauen zu meiden, um mit den anderen durchzubrennen, aber für einen Sechzehnjährigen hörte sich das so an, als wäre seine Erektion eine Bedrohung der Zivilisation.“ Solche Sätze begeistern mich, natürlich nicht wegen des Realitätsbezugs, sondern weil sie das offensichtliche Gefühl einer Gruppierung von Jammerlappen eloquent in Worte fassen. Ein kleines „Hihi“ ist mir da schon entschlüpft. Dann aber folgen wieder ellenlange Sätze mit vielen Kommata, die sich labyrinthartig verzetteln und ich verliere den Faden und bin raus. Man muss auch schon einiges an Wissen mit sich bringen, um die ganzen Querbezüge zu verstehen. Ein relativ anspruchsvoll geschriebener Text, der auch durch mir nicht bekannte Fremdwörtern meinen Horizont erweitert hat, obwohl ich mir nicht sicher bin, dass ich das alles behalten werde (wisst ihr, was ein Solipist ist?) Das Ende war eine Überraschung, und die Schlussszene hatte etwas von Charlie Brown und Snoopy am Teich! Wenn ihr also eine Herausforderung sucht, dann greift zu diesem Buch. Eine bestimmte Gruppe Leser wird es vielleicht sogar feiern. Ich hingegen bin mir nicht sicher, wie viel davon bei mir hängen bleiben wird außer das alternde Männer dazu neigen, sich selbst zu bemitleiden.