Ellbogen

Ellbogen

Taschenbuch
4.123

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Beschreibung

Hazal ist fast 18 und lebt mit ihrer türkischen Familie in Berlin. Sie und ihre Freundinnen fühlen sich dort nicht zu Hause. Nicht in Berlin, und nicht in ihren Familien. Die Mädchen jobben und hängen rum. Sie haben keine Ahnung, wie ihre Zukunft aussehen soll. Wir stolpern zurück zum S-Bahnhof. Gül schimpft die ganze Zeit laut vor sich hin. Elma und ich schweigen. Ich habe Wut im Bauch. Genau wie Elma. Ich kann ihre Wut spüren. Sie wächst und wächst. In dem Roman Ellbogen schreibt die junge Autorin über die Lage vieler junger Menschen in Deutschland mit ausländischen Wurzeln. Sie sind zerrissen zwischen dem, was ihre Familien von ihnen erwarten, und ihren eigenen Wünschen.
Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Taschenbuch
Seitenzahl
100
Preis
13.40 €

Beiträge

21
Alle
4.5

Krasse Story. Hat mir besser gefallen als "Dschinns".

📌 "Es geht darum, sich so zu bewegen wie alle anderen. So zu sprechen, sich so zu kleiden, so zu leben wie sie. Es geht darum, eine von vielen zu sein. Und dann in den paar Momenten, in denen keiner schaut, sein eigenes Ding zu machen." - S. 183 Vom Leben einer deutsch-türkischen Jugendlichen in Berlin. Zwischen beiden Kulturen hin-und hergerissen gehört Hazal nirgendwo so recht dazu. Aus Wut und Frustration begeht sie gemeinsam mit ihren Freundinnen eine schreckliche Tat und flieht danach in die Türkei. Doch auch dort ist und bleibt sie fremd. Die Erinnerung an ihr Vergehen (in Deutschland) im Rücken, die Ungewissheit (der aktuellen, persönlichen und politischen Situation) vor Augen. Wow. Das war krass. Schonungslos, roh. Hazals Geschichte wird mir auf jeden Fall im Gedächtnis bleiben.

Krasse Story.
Hat mir besser gefallen als "Dschinns".
4

"Ich habe Angst, dass ich für immer auf der Ersatzbank rumsitze und auf das richtige Leben warte und das richtige Leben einfach nicht passiert." Hazal wird endlich 18 Jahre alt und kann es kaum erwarten, mit ihren Freundinnen heimlich feiern zu gehen - die einzigen, bei denen sie sie selbst sein kann, die sie verstehen und immer für sie da sind. Doch auch vor ihnen hat sie Geheimnisse, z.B. dass sie seit Monaten mit Mehmet aus Istanbul bei Facebook schreibt, in den sie sich verliebt hat, ohne ihn wirklich zu kennen. Hazals führt auf der einen Seite ein typisches Teenagerleben, auf der anderen Seite erlebt sie täglich strukturellen Rassismus, erfährt, was Chancenlosigkeit bedeutet und wie einzig die Ausübung von Gewalt ihr und ihren Freundinnen aus der Ohnmacht heraushilft. Die Gewalt erlebt ihren Höhepunkt, als Hazal 18 wird. Ihre Geburtstagsnacht gerät außer Kontrolle, zieht folgenschwere Konsequenzen nach sich und führt dazu, dass Hazal Hals über Kopf nach Istanbul flüchtet, ohne irgendjemanden Bescheid zu geben - außer Mehmet. In Istanbul wird Hazal jedoch auch nicht glücklicher. Sie muss immerzu an die verhängnisvolle Nacht in Berlin denken, an ihre Freundinnen, die sie im Stich gelassen hat. Und dazu kommt noch Mehmets für sie neue Welt, die viel trister ist, als Hazal sich das vorgestellt hat. Wenn da nicht Mehmets Mitbewohner wäre, der sie in politische Themen einführt, von denen Hazal noch nie gehört hat. Es steckt super viel in diesem Roman, zu viel für eine Rezension, und meinem Eindruck nach hat Fatma Aydemir die Fäden der Geschichte sehr gut gewoben. Die Personen haben alle ihre eigenen Probleme und Sorgen und zeugen von Tiefe, selbst wenn sie nur kurz eingeführt werden. Hazals Emotionen sind sehr stark und greifbar, wenn auch (aus einer nahezu doppelt so alten Perspektive) nicht immer nachvollziehbar, dann aus ihrer Situation heraus aber doch wieder. Es ist definitiv keine leichte Kost und sehr empfehlenswert! CN: Abl3ismus, Ras$ismus, Fatsham1ng, T0d, Krebserkrankung, Dr0genkonsum, Transf3indlichkeit, G3walt, psychische Erkrankung, F3mizid, Tierleid, Su1zid, Z-Wort, M0rd, Verg3waltigung

5

Wie ein unwohles Gefühl das etwas schlimmes passieren wird was sich langsam aber stetig im Magen ausbreitet, lässt mich “Ellbogen” von Fatma Aydemir zurück. Ihr Debütroman hat ein Tempo, was einen fast mit Seitenstechen zurücklasst da auf der nächtlichen Straße zwischen den Lichtern. Ist das noch Berlin oder schon Istanbul? Die Sprache ist direkter als in “Dschinns”, der Hintergrund vor dem sich die Geschichte Hazals abspielt ein ähnlicher. Pochendes Herz zwischen den Rippen, schlägt immer weiter. Dem letzten Rest der Kippe beim Verglühen zuschauen. Die Bilder die Aydemir zeichnet sind überscharf, die Emotionen reißen einen mit und hat man das Hintergrundwissen nicht, schaut man fast wie naiv durch Hazals Augen, auf die politisch komplexen Themen welche ihr immer wieder begegnen. Sich während des Erwachsenwerdens nicht einordnen zu können und doch ständig eingeordnet zu werden ist vielleicht eben jenes was nur den Ausweg der Rebellion lässt. Zwei Tage lang konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen, bis ich es endlich fertig gelesen hatte. Die Gefühlswelt der Protagonistin hat mich aber noch eine Weile beschäftigt. Große Empfehlung!

5

Ziemlich genau vor einem Jahr habe das hoch gelobte „Dschinns" von Fatma Aydemir gelesen und mit wenigen Abstrichen gemocht. Dieses Buch, der Debütroman von Fatma Aydemir, hat mir noch so viel besser gefallen. Die Geschichte von Hazal, die gerade 18 geworden ist und etwas ziellos ihren Platz im Leben sucht, bis an ihrem 18. Geburtstag etwas richtig Schlimmes passiert und sie auf der Flucht vor der Polizei in Istanbul landet. Einer Stadt, in der sie ebenso wenig das Gefühl hat richtig dazu zu gehören wie in Berlin. Auf einer Flucht, die - wie zu erwarten war - auch keins ihrer Probleme löst. In einer Rezension habe ich irgendwo als Kritik gelesen, dass Hazal einem bis zum Ende fremd bleibt, man mit ihr keine Sympathie empfinden könne. Abgesehen davon, dass mich im Jahr 2024 der letztgenannte Vorwurf an eine weibliche Figur nur noch rasend wütend macht, kann ich das auch gar nicht nachempfinden. Nicht weil ich mich zwingend in Hazal wiederfinde, dafür sind unsere Leben und Ausgangsvoraussetzungen viel zu unterschiedlich. Ich bin von den Ellbogen weitgehend verschont geblieben, was ein großes Glück ist, wie mir zunehmend bewusst wird. Aber dieses Gefühl weder hier, noch dort richtig dazu zu gehören, das eine große Rolle für die eigene Identität spielt. Das kenne ich verdammt gut.

3.5

Kraftvoll erzählt, schonungslos ehrlich. Das fand ich richtig gut! Allerdings spielt Gewalt eine große Rolle. Viel Verantwortlichkeit wird im Dasein als türkischstämmiges Mädchen am Rande der Gesellschaft gesucht. Die Mädchen sind angepisst und derb, das ist definitiv kein Wohlfühlroman! Im zweiten Teil hat es mich aber etwas verloren, der Ton hat sich verändert, die Protagonistin ist so verloren in Istanbul, einige Charaktere verlaufen etwas im Sande.

5

ich gehe mit fragen raus, fragen was hazal jetzt macht. hazal hat mich mitgenommen, von berlin nach istanbul und hat mich dann an einem punkt stehen gelassen. aber ich liebs

4

Packende Geschichte, in moderner Sprache, teilweise Jugendsprache. Zeigt deutlich gesellschaftliche Klischees und Vorstellungen auf und ihre Folgen.

4

Lebensrealität einer 17jährigen Deutsch-Türkin

Das Buch ist sehr umgangssprachlich geschrieben, umfasst nur einen Zeitraum von wenigen Tagen, man taucht aber tief ein in die Lebensrealität der Antiheldin Hazal, deren Kindheit und Jugend geprägt sind von Gewalt, Rassismuserfahrungen und Suizidversuchen. Sie ist voller Wut, Hass und Frust und mäandert so vor sich hin in ihrem Leben, an der Schwelle zum Erwachsensein. Nach einer Straftat, für die sie keine Reue zeigen kann, flieht sie nach Istanbul und gerät mitten hinein in den Militärputsch 2016. Ein schonungsloses ehrliches Buch, das auf nur 272 Seiten eine ganze Lebenswelt verdichtet. Große Leseempfehlung!

4

Harte Story! Aber sehr sehr gut! Wie auch bei Dschinns - Fatma Aydemir schreibt unglaublich toll!

Harte Story! Aber sehr sehr gut! 
Wie auch bei Dschinns - Fatma Aydemir schreibt unglaublich toll!
4

Zwei Phänomene, die ich bisher nur aus den falsche Distanz, missverstehendes Vorurteil und abfertigende politische Bewertung erzeugenden Medien kannte, werden hier als Roman anhand der Protagonistin plausibilisiert und inszeniert: Eine "U-Bahn-Schlägerei" wird nicht nur begründet, sondern als Motiv gewendet; der dann scheiternde Militärputsch in der Türkei 2016 gegen Erdoğan (den ich sozusagen fast schon wieder vergessen hatte) passiert verfälscht wahrgenommen durch die Brille der Protagonistin. Durch die Brille der Protagonistin wird sowieso alles wahrgenommen, angerührt nimmt man an ihrem Leben Teil - aber auch manchmal etwas distanziert. Ich bin mir nicht sicher, ob ich da selbstkritisch meine eigene Prägung hinterfragen muss, wenn ich nicht immer mitfühlte, oder ob nicht auch die Autorin ihre Protagonistin (wie es, glaube ich, oft passiert) eine kleine Müh zu naiv darstellt (in Ich-Perspektive mit Präsens wirkt das dann eben nur gewollt unmittelbar und dadurch viel distanzierter). Durch die Brille der Protagonistin lernt man auch Alltagsbeobachtungen, die die eigene Erfahrung erweitern, und darin ist der Roman sehr stark. Der Titel erklärt sich auch im Buch selbst (wie gut, nichts ist schlimmer, als wenn man den Grund für einen Buchtitel nicht versteht!): "Ich stütze meine Ellbogen an den Oberschenkeln ab, vergrabe mein Gesicht in den Händen, starre zwischen ihnen an mir hinunter. Meine Ellbogen, diese trockenen, verschrumpelten, hässlichen Dinger. Der rechte, mit dem ich den Studentenkörper in den Magen getroffen habe, um danach einfach abzuhauen. Um Elmar zurückzulassen [...] Und die arme Gül [...] Wegen der Ellbogen, die uns das Leben reingerammt hat, immer wieder, und immer noch. Überall nur Ellbogen von denen, die stärker sind als wir."

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