Effingers
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Gabriele Tergit (1894–1982), Journalistin und Schriftstellerin, schrieb drei Romane, zahlreiche Feuilletons und Reportagen sowie posthum veröffentlichte Erinnerungen. 1933 emigrierte sie nach Palästina, 1938 zog sie nach London. Ihr literarisches Werk wurde erst spät in Deutschland wiederentdeckt. Heute gilt sie, vor allem aufgrund ihres Erfolgsromans Effingers, als bedeutende Autorin der Zwischen- und Nachkriegszeit.
Beiträge
Dieses Buch steht in seiner schlauen Betrachtung politischer Umstände und persönlicher Befindlichkeiten im sich wandelnden Deutschland von 1890 bis 1945 den Buddenbrooks in nichts nach. Eine wundervolle Entdeckung, die ich nicht missen möchte.
Interessante Geschichte, die aber unter der für meine Begriffe zerstückelten Erzählweise leidet.
Viel mehr als „ nur“ eine Familiensaga
Als das Buch bei eat.READ.sleep vorgestellt wurde, faszinierte mich schon die Geschichte. Und dann wurde es auch noch in unserem Lesekreis gezogen. 900 Seiten sind aber eine Hausnummer, zumal es sich nicht so schnell wegliest wie andere Romane. Und so brauchte ich 6 Wochen für das Buch. Einige verglichen es mit den Buddenbrooks, meinten, es sei eine ähnliche Familiensaga, nur auf jüdisch. An die Buddenbrooks habe ich mich noch nicht herangetraut, werde es aber zeitnah versuchen. Es dauerte etwas, bis ich in das Buch richtig reinfand. Es lag an der damaligen Sprache, denn schließlich erzählt Gabriele Tergat die Geschichte der Familien Goldschmidt/ Oppner und Effinger über den Zeitraum von 70 Jahren. Aus einer Familiengeschichte wurde spätestens nach der Hälfte des Romans ein politisches Buch. Und so wie die Zeit voranschritt, änderte sich auch die Sprache. Es ist alles andere als eine leichte Kost, habe es aber dennoch sehr gerne gelesen. Stark beschrieben sind neben den zahlreichen Beschreibungen, wie damals gewohnt und gelebt wurde, die Beschreibungen des 1. Weltkrieges, das Aufkommen des Nationalsozialismus bis hin zur Apokalypse. Besonders gut gefiel mir auch das Nachwort von Nicole Henneberg. Vielen Dank dafür. Für mich ein gelungener Start ins neue Lesejahr mit einem Buch, das lange nachwirken wird. Ähnlich war es schon letztes Jahr mit „Das mangelnde Licht“. Beide Bücher lese ich dieses Jahr noch einmal, da sie einfach viel zu komplex sind. Und dazu die Buddenbrooks.
Wie soll ich dieses Buch bewerten? Es ist wahrlich ein großer Roman und eine noch viel größere Geschichte. Die Geschichte ist zeitgenössisch und sehr wahrheitsgetreu. Die geschichtlichen Ereignisse sind passiert und lassen sich nicht schön reden. Die Autorin nimmt fiktive Figuren und lässt sie das erleiden was so viele Menschen tatsächlich erdulden mussten. Und irgendwie hofft und bangt man mit ihnen, dass es eben nicht passiert und es ist erschreckend realistisch erzählt und das trägt den Leser durch die vielen Seiten. Und das ist das faszinierende und so gute an diesem Buch. So einen richtigen Sog hatte das Buch nicht auf mich und manche Kapitel waren langatmig und sehr zäh. Aber im Großen und Ganzen ist es ein Buch, dass man gelesen haben sollte, denn es ist groß und eben geschichtlich sehr gut fundiert. Die Autorin ist eine Zeitzeugin und das spürt man in jeden Wort. 4 Sterne.
Der Roman Effingers beschreibt das Leben einer jüdischen Familie in Berlin über vier Generationen. Es beginnt mit einem Brief aus dem Jahr 1878 und endet mit einem Brief aus dem Jahr 1942. Wir erleben eine gut situierte und gebildete Familie, deren Weltbild sich im Laufe der Zeit und mit jeder neuen Generation verändert. Es handelt sich aber nicht „bloß" um einen Familienroman, sondern um einen Einblick in eine Zeit, die bereits ein Jahrhundert zurück liegt: Man taucht ein in die Industrialisierung mit all dem Durst nach Fortschritt. Man erlebt die politischen Wirren nach der Jahrhundertwende und begleitet die Familie in den ersten Weltkrieg. Die spanische Grippe folgt, die Inflation und letztlich der Aufstieg des Nationalsozialismus. Dabei gelingt es der Autorin, verschiedene Themen in den Fokus zu rücken, die auch heute noch aktuell sind. Zum einen der Konflikt zwischen den Generationen, der sich stets wiederholt. Die, die heute noch nach einer neuen Art des Fortschritts und der Gesellschaftskonzepte streben und sich gegen die Traditionen der Vorgängergenerationen auflehnen, sind morgen schon die, die die Konzepte und Ideen der Nachfolgegeneration nicht mehr verstehen. Auch gelingt es der Autorin, zu zeigen, wie sich das Bild der Frau (und Ehe) verändert. Während es anfangs noch darum geht, zu Gesellschaften eingeladen zu werden und möglichst schnell (zum Vorteil der Familie) zu heiraten, streben die Frauen in den späteren Jahren des Romans nach Bildung und Unabhängigkeit. Mit dem Antisemitismus ist die Familie immer wieder konfrontiert. Anfangs eher latent, aber doch erschreckend. Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus erreicht der Antisemitismus schliesslich seinen Höhepunkt und wird nun offen ausgelebt - was die Familie zum Teil weder wahrhaben noch ganz verstehen kann.
3,5
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Autorenbeschreibung
Gabriele Tergit (1894–1982), Journalistin und Schriftstellerin, schrieb drei Romane, zahlreiche Feuilletons und Reportagen sowie posthum veröffentlichte Erinnerungen. 1933 emigrierte sie nach Palästina, 1938 zog sie nach London. Ihr literarisches Werk wurde erst spät in Deutschland wiederentdeckt. Heute gilt sie, vor allem aufgrund ihres Erfolgsromans Effingers, als bedeutende Autorin der Zwischen- und Nachkriegszeit.
Beiträge
Dieses Buch steht in seiner schlauen Betrachtung politischer Umstände und persönlicher Befindlichkeiten im sich wandelnden Deutschland von 1890 bis 1945 den Buddenbrooks in nichts nach. Eine wundervolle Entdeckung, die ich nicht missen möchte.
Interessante Geschichte, die aber unter der für meine Begriffe zerstückelten Erzählweise leidet.
Viel mehr als „ nur“ eine Familiensaga
Als das Buch bei eat.READ.sleep vorgestellt wurde, faszinierte mich schon die Geschichte. Und dann wurde es auch noch in unserem Lesekreis gezogen. 900 Seiten sind aber eine Hausnummer, zumal es sich nicht so schnell wegliest wie andere Romane. Und so brauchte ich 6 Wochen für das Buch. Einige verglichen es mit den Buddenbrooks, meinten, es sei eine ähnliche Familiensaga, nur auf jüdisch. An die Buddenbrooks habe ich mich noch nicht herangetraut, werde es aber zeitnah versuchen. Es dauerte etwas, bis ich in das Buch richtig reinfand. Es lag an der damaligen Sprache, denn schließlich erzählt Gabriele Tergat die Geschichte der Familien Goldschmidt/ Oppner und Effinger über den Zeitraum von 70 Jahren. Aus einer Familiengeschichte wurde spätestens nach der Hälfte des Romans ein politisches Buch. Und so wie die Zeit voranschritt, änderte sich auch die Sprache. Es ist alles andere als eine leichte Kost, habe es aber dennoch sehr gerne gelesen. Stark beschrieben sind neben den zahlreichen Beschreibungen, wie damals gewohnt und gelebt wurde, die Beschreibungen des 1. Weltkrieges, das Aufkommen des Nationalsozialismus bis hin zur Apokalypse. Besonders gut gefiel mir auch das Nachwort von Nicole Henneberg. Vielen Dank dafür. Für mich ein gelungener Start ins neue Lesejahr mit einem Buch, das lange nachwirken wird. Ähnlich war es schon letztes Jahr mit „Das mangelnde Licht“. Beide Bücher lese ich dieses Jahr noch einmal, da sie einfach viel zu komplex sind. Und dazu die Buddenbrooks.
Wie soll ich dieses Buch bewerten? Es ist wahrlich ein großer Roman und eine noch viel größere Geschichte. Die Geschichte ist zeitgenössisch und sehr wahrheitsgetreu. Die geschichtlichen Ereignisse sind passiert und lassen sich nicht schön reden. Die Autorin nimmt fiktive Figuren und lässt sie das erleiden was so viele Menschen tatsächlich erdulden mussten. Und irgendwie hofft und bangt man mit ihnen, dass es eben nicht passiert und es ist erschreckend realistisch erzählt und das trägt den Leser durch die vielen Seiten. Und das ist das faszinierende und so gute an diesem Buch. So einen richtigen Sog hatte das Buch nicht auf mich und manche Kapitel waren langatmig und sehr zäh. Aber im Großen und Ganzen ist es ein Buch, dass man gelesen haben sollte, denn es ist groß und eben geschichtlich sehr gut fundiert. Die Autorin ist eine Zeitzeugin und das spürt man in jeden Wort. 4 Sterne.
Der Roman Effingers beschreibt das Leben einer jüdischen Familie in Berlin über vier Generationen. Es beginnt mit einem Brief aus dem Jahr 1878 und endet mit einem Brief aus dem Jahr 1942. Wir erleben eine gut situierte und gebildete Familie, deren Weltbild sich im Laufe der Zeit und mit jeder neuen Generation verändert. Es handelt sich aber nicht „bloß" um einen Familienroman, sondern um einen Einblick in eine Zeit, die bereits ein Jahrhundert zurück liegt: Man taucht ein in die Industrialisierung mit all dem Durst nach Fortschritt. Man erlebt die politischen Wirren nach der Jahrhundertwende und begleitet die Familie in den ersten Weltkrieg. Die spanische Grippe folgt, die Inflation und letztlich der Aufstieg des Nationalsozialismus. Dabei gelingt es der Autorin, verschiedene Themen in den Fokus zu rücken, die auch heute noch aktuell sind. Zum einen der Konflikt zwischen den Generationen, der sich stets wiederholt. Die, die heute noch nach einer neuen Art des Fortschritts und der Gesellschaftskonzepte streben und sich gegen die Traditionen der Vorgängergenerationen auflehnen, sind morgen schon die, die die Konzepte und Ideen der Nachfolgegeneration nicht mehr verstehen. Auch gelingt es der Autorin, zu zeigen, wie sich das Bild der Frau (und Ehe) verändert. Während es anfangs noch darum geht, zu Gesellschaften eingeladen zu werden und möglichst schnell (zum Vorteil der Familie) zu heiraten, streben die Frauen in den späteren Jahren des Romans nach Bildung und Unabhängigkeit. Mit dem Antisemitismus ist die Familie immer wieder konfrontiert. Anfangs eher latent, aber doch erschreckend. Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus erreicht der Antisemitismus schliesslich seinen Höhepunkt und wird nun offen ausgelebt - was die Familie zum Teil weder wahrhaben noch ganz verstehen kann.
3,5