Die Yacht

Die Yacht

E-Book
3.67

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Beschreibung

Martha Oberons Sommernachtstraum soll mehr als eine Nacht währen: Drei Monate will die junge Zeichnerin aus London in der italienischen Stadt N. verbringen, um an der Akademie der Schönen Künste das Malen in Öl zu lernen. Eines Abends trifft sie auf Salvatore Spinelli, einen ungreifbaren Luftgeist und Nachkommen jener wunderbaren Familie der Taugenichtse, die zu leben verstehen und viel Zeit für das Lesen und Schauen haben. Er nimmt Martha mit auf eine Reise nach Sizilien, wo beide nahe Palermo in das Getriebe des mondänen Haushalts ihrer französischen Gastgeber Madame und Monsieur Tabarin geraten. Sie eine »Luxusasketin«, er ein Gentleman von gelassener Vornehmheit, der dunklen Geschäften nachgeht. Der Geist des Geldes umweht die Sommervilla, und unten in der Bucht ankert ihre Yacht, dieDevil’s Kiss, gehütet von dem Butler Balthasar – ein Mann von bösem Zauber, der Martha auf fatale Weise anzieht. Im Atelier von Mrs. Moore, nicht weit von den Tabarins, steht Martha Modell und erlernt das Malen mit Ölfarben. Es öffnen sich ihr die Türen zum Geheimnis einer Kunst, die abseits vom Zeitgeist in jenes Paradies zu führen scheint, in dem wir uns alle schon befinden, es aber nicht wissen wollen. Mit scharfem, dennoch liebevollem Blick und mit ihrer verschwenderischen und eleganten Erzähllust führt Anna Katharina Fröhlich uns nicht nur in die absurde Welt der Tabarins, sondern auch in das psychische Universum von Menschen, die Platon als »gefährliche Künstler« bezeichnet hätte.

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
N/A
Format
E-Book
Seitenzahl
164
Preis
17.50 €

Autorenbeschreibung

Anna Katharina Fröhlich, 1971 geboren, wuchs in Frankfurt a. M. und München auf. Sie veröffentlichte bisher die Romane Wilde Orangen, Kream Korner, Der schöne Gast und Rückkehr nach Samthar.  Zuletzt erschien ihr Roman Die Yacht in der Friedenauer Presse. Sie lebt als Gärtnerin und Vorstandsmitglied des italienischen Verlags Adelphi zwischen Mornaga am Gardasee und Mailand.

Beiträge

6
Alle
2

Tatsächlich ist das Interessanteste an 'Die Yacht' das Coverbild. Das, zusammen mit dem Untertitel 'Eine Sommernovelle', suggerierte mir einen vergnüglichen Sommer-Abstecher in einen Urlaubsort an der italienischen Riviera. Ich dachte an die mondänen Seebäder der 50er Jahre, die elitären Treffpunkte der feinen Gesellschaft mit Adeligen, Künstlern und pittoresken Klippendörfern. Was ich bekommen habe war ernüchternd. Eine ziemlich langweilige Geschichte ohne Zusammenhang, die mich etwas ratlos zurücklässt. Schwülstig, klischeehaft und irgendwie wichtigtuerisch formuliert, konnte ich keinen roten Faden in der Geschichte finden, der erklären würde, was mir die Autorin sagen möchte, außer dass es ihr allein um die Sprache an sich geht. Die hat mir stellenweise sogar sehr gut gefallen, doch so übertrieben blumig schwülstig, nutzt sie sich dann eben auch schnell ab und wirkt dann einfach nur nervig.

3.5

Sehr bildhaft beschreibt die Autorin Marthas Somner in Italien und auf Sizilien, ihre Bekanntschaften und das Leben. Ein wenig erinnert es an die Bohémes des 19.Jahrhunderts in seiner Verehrung von Kunst und Literatur. Dieses Buch lebt sehr von der feinen Sprache der Autorin wobei die Geschichte ein wenig blass bleibt.

5

Eine Sommernovelle, die einem literarischen Kurzurlaubs in Italien gleicht - grandios! 👏🤩🇮🇹

Gerade in der jetzigen Jahreszeit hat es mich gelüstet, dem Winter etwas zu entfliehen und da kam mir Anna Katharinas Sommernovelle „Die Yacht“ gerade recht. Martha, eine junge Dame aus London, eine Kunsthistorikerin, geht nach Italien um dort für einige Monate an einer Kunstakademie das Malen in Öl zu lernen und taucht in das Dolce Vita ein. „Martha lernte, welche Wirkungen die Farben aufeinander haben, wenn sie nebeneinander angelegt werden, erfuhr, wie das Nass-in-Nass Mischen, wie das Abmischen von Weiß mit Pigmenten vor sich ging, wie man Karmin in Purpur übergehen ließ, Blau in Grün. Auf der Suche nach den richtigen Farbtönen für ein Motiv, reihten sich Kobalt, Indisch Rot, Smaragdgrün, Neapelgelb, Terra di Siena, Kadmiumgelb, Karmin, Krappbraun oder Sepia als Tupfproben nebeneinander.“ Die Prämisse des Werks würde ich umkreisen mit der Frage: Wann ist das Leben lebenswert?! Ich würde sagen, unser Leben ist lebenswert, wenn wir es selbst wie ein Kunstwerk gestalten. Hilfreich dafür wäre natürlich die Welt durch die Augen eines Malers zu sehen, ein Mensch ist dann nicht einfach nur ein Mensch, sondern ein mögliches Motiv. Die Figur der Kunsthistorikerin Martha Oberon hat genau diesen Blick, diese Gabe, und entdeckt so einen besonderen Menschen: Salvatore. Er ist seines Zeichens Dandy, eigentlich ein Scharlatan, eine abgehalfterte Figur, die von Sozialhilfe lebt, aber regelrecht aufblüht, wenn er in den Genuss von Luxus jeglicher Art kommt. Man könnte von Salvatore Spinelli auch als Lebemann, als Freigeist sprechen, doch fehlt ihm für diesen Lebensstil eigentlich schlichtweg das nötige Kleingeld. Anmütig nimmt er Martha mit nach Sizilien, nahe Palermo. „Nach einer letzten Wendung lag das Meer vor ihnen. Vor seinem halluzinatorischen Blau hob sich auf einem Felsplateau ein weißes Haus ab. Seine Fensterläden öffneten sich als graue Flügel auf dem Wasser. Ein Vorhangsaum flatterte aus einer offenstehenden Balkontür, und ein Gärtner wässerte mit einem giftgrünen Schlauch einen Oleanderbaum. Wie ein Apollofalter schwebte sein mächtiger Körper in dem weißen T-Shirt nah über dem Kliff. Um das einsame Haus lag der Geist des Geldes.“ Sie treffen dort auf ein französisches, superreiches Paar (man könnte hier auch von Old-Money-Vibes sprechen), Madame und Monsieur Tabarin, die voller menschlicher Kälte sind und der vordergründige Gentleman auch dunklen Machenschaften nicht abgeneigt ist. „Madame Tabarin war weder schön noch exzentrisch, sondern eine bis ins Mark domestizierte Frau, unter deren dünner Haut das Magma einer erschreckenden Selbstliebe kochte.“ Sogar eine Yacht (=daher der Buchtitel) ankert unten in der Bucht, die Devil‘s Kiss, die wie ein Augapfel beschützt wird vom hauseigenen Butler Balthasar. Jener zieht unsere Figur Martha (leider!) magisch an. Soviel zur Story - mehr möchte ich nicht vorwegnehmen, aber Euch noch ein bisschen neugieriger machen auf die Lektüre mit den Fragen: Wo führen die Türen der Geheimnisse der Kunst hin?! Stecken wir vielleicht schon mittendrin im Paradies oder ist der Geist der Zeit längst verflogen?! Ein besseres Buch zum Start des #tiefstapeldienstag (an dem wir unseren Stapel ungelesener Bücher tiefer Stapeln durch die Lektüre eines Backlist-Titels) hätte ich nicht auswählen können, denn es war ein wahrer Leseschatz, der sich schon viel zu lange auf meinem SuB befunden hat, aber sowas von lesenswert ist und Euch hoffentlich auch zu seiner Lektüre inspiriert. Ich verspreche Euch: Ihr werdet die Sprache von Anna Katharina Fröhlich lieben, Ihr werdet die Figuren lieben und ihr werdet das Dolce Vita Italiens, dass die Sommernovelle versprüht, lieben! Ich hatte durch die Lektüre einen wundervollen italienischen Kurzurlaub, den ich auch dringend gebraucht habe (das Examen rückt näher..). „Die Yacht“ spielt in der Gegenwart, aber die Lektüre fühlt sich an, wie ein Gang durch die Kunstgeschichte.

3

Das Buch spielt in London und unsere Hauptfigur Martha Oberons ist eine junge Künstlerin, die plant, drei Monate an der Akademie der Schönen Künste in Italien zu verbringen. Später trifft sie auf den lebensfrohen Salvatore Spinelli und die beiden kommen sich sehr nahe. Das Buch wird auf spannende und sehr leicht verständliche Weise erzählt. Es ist nahezu unmöglich, keine Verbindung zu den Charakteren aufzubauen. Ich kann es definitiv empfehlen.

2

Ein Sommernachts(alb)traum

Die junge Martha will Zeichnen und Malen lernen und fliegt dafür für 3 Monate ins sommerheiße Italien. Dort lernt sie den Lebenskünstler Spinelli kennen, mit dem sie schließlich in einer sizilianischen Villa landet. Versnobte Gastgeber und Gäste sowie vermeintliche (Lebens)Künstler treffen dort aufeinander und schmeißen sich kluge Zitate an den Kopf, um von ihrem eigenen, ach so interessanten, aber dennoch banalem Leben abzulenken. Die Beschreibungen sind oppolent, man kann die Hitze spüren und die Zikaden hören, aber dennoch springt der Funke bei mir nicht über. Das Cover ist aber tatsächlich sehr schön.

5

„Schau hin! Schau genau hin!«, forderte er sie immer wieder auf, »hinsehen ist besser als denken, weil sehen auch erschaffen bedeutet. Unser Körper denkt für uns! Ich bin davon überzeugt, dass es keine anderen Wahrheiten als ein in einem bestimmten Licht wahrgenommener Apfel oder der Anblick einer in der Sonne liegenden Katze gibt. Wahrheit liegt nur im Augenblick der Betrachtung.“ Ein Buch über das Hinsehen. Die Protagonistin fällt an keiner Stelle Urteile. Sie beschreibt, nimmt wahr, teilt Assoziationen, Gedanken. Sprache und Stil sind opulent, fließend und sinnlich. Sie öffnet. Mich erinnert die Art der umfassenden Wahrnehmung von Menschen in ihren Besonderheiten und ihrer systemischen Gebundenheit, die in diesem Kontext ihr Verhalten versteht, an „[b:Middlemarch|19089|Middlemarch|George Eliot|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1568307771l/19089._SY75_.jpg|1461747]“. Insbesondere zum Ende, stellt es sich mir als Gegenstück zu „[b:Krass|56780687|Krass|Martin Mosebach|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1611302946l/56780687._SY75_.jpg|88753895]“ von Mosebach dar. Die Autorin arbeitet mit reichlich Bezügen auf die griechische Antike und literarische Werke. Es bleibt aber immer in erster Linie eine wundervolle Sommerlektüre mit Geist, der belebt und sich entfaltet. Es liest sich berauschend leicht. Obwohl es unter der Haube philosophische, soziologische und psychologische Verknüpfungspunkte bietet, die einem intellektuellen Genuss nicht im Wege stehen, drängen sich diese überhaupt nicht auf. Ein Buch, das ich nur an der Oberfläche gelesen, bereits so grandios finde und dessen Tiefe lediglich ein zusätzliches Sahnehäubchen darstellt. Ich hatte überhaupt keinen Drang irgendetwas zu interpretieren, analysieren. Genuss, Lust, riechen, sehen, schmecken, wahrnehmen, tragen lassen und der Freiheit entgegen strömen. Jahreshighlight der Gegenwartsliteratur, auch wenn das Ende zu hastig erzählt wurde, in seiner Drastik dem sprachlichen Gefüge eine dezente Schieflage verleiht und ein paar Seiten mehr gut gewesen wären. „Den wahren Träumer sehe ich als Jäger, der in dem unergründlichen Dickicht des eigenen Bewusstseins Jagd auf etwas Fliehendes macht, das seine Existenz auf dieser Welt rechtfertigt. Oder er blickt wie von einer Kaimauer auf die Vergangenheit zurück: Tempelmauern, Karyatiden, Triumphbögen! Königsgräber, Wehrgänge, Bastionen! Knappen, Schnabelschuhe, Samurais! Wandteppiche! Elisabeth die Zweite! Die Renaissance! Karl der Große! Jeden Tag verliebe ich mich aufs Neue. Ich verliebe mich in Männer und Frauen, in Häuser und Gärten, Pflanzen und Tiere. Watteau! Ganze Tage habe ich mit ihm verbracht! Und Händel, Piranesi, Goya, Proust! Von neunzehnhundertneunzig rückwärts gerate ich ins Schwärmen«, dozierte Griša weiter. »Mir brauchen nur eine alte Zeitung, eine alte Blechkanne, ein zerschlissener Vorhang in die Hände zu geraten und Schleusen über Schleusen öffnen sich in mir. Ritte durch endlose Eichenwälder! Schnupftabak! Spinette! Bratenröcke! Goldbestickte Admiralsmützen! Moby Dick! Und der Hungerkünstler! Damen mit riesigen, von Vögeln und Blumen geschmückten Hüten! Der große, dicke Balzac! Saint-Sulpice! Alte Krippenfiguren! Denn jeder Tote, von dem wir es wünschen, lässt sich mit etwas Anstrengung aus dem Vergessen herausbugsieren. Wenn ich einen Brief meines Urgroßvaters lese, steigt er mir in dem Moment aus dem Sumpf entgegen, in dem er ertrunken ist. Venus: nicht schaumgeboren, sondern traumgeboren! Es sind nämlich alles traumgeborene Gestalten, auf denen sich unsere Kultur aufbaut, Zeus, Minerva, Pegasos, Bacchus, Atlas, Niobe, in Felsen und Vögel verwandelte Götter, zu Schlangen werdende Schlangentöter, Himmelsstürmer, Baumkinder, weissagende Knaben mit Greisenhaaren. Es sind Götter und Göttinnen, Greifen, heilige Bäume, Drachen und Nymphen, Zentauren und Harpyien, die unseren Geschichtsprofessoren und Altertumsforschern, Archäologen und Kunstlehrern das monatliche Gehalt einbringen, die unsere Museen, Bibliotheken, Parks, Hausfassaden, Villen und Lesesäle füllen. Unsere gesamte Kultur, unsere Welt, wir sind eine phantastische Ansammlung von Traumbildern, Visionen, die vor langer Zeit aus dem Mittagsschlaf eines Hirten, aus dem Fiebertraum einer Weberin, aus dem Tiefschlaf eines Fürsten, aus der Zeichnung eines Priesterenkels hervorgegangen sind!“

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