Die Tanzenden
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Victoria Mas, 1987 in Le Chesnay geboren, hat acht Jahre lang in den USA gelebt und dort als Script Supervisor, Standfotografin und Übersetzerin beim Film gearbeitet. Zurück in Paris, studierte sie Literatur an der Sorbonne und ist heute als freie Autorin und Journalistin tätig. Ihr Debüt »Die Tanzenden« erscheint in sechzehn Ländern und wurde mit mehreren Preisen geehrt, darunter dem Prix Stanislas und dem Prix Renaudot des lycéens.
Beiträge
Die für mich eindrücklichsten Zitate: "Ein Arzt denkt stets, er wüsste es besser als der Patient, und ein Mann denkt stets, er wüsste es besser als eine Frau." "Es gibt wenige Gefühle, die schmerzlicher sind, als die eigenen Eltern altern zu sehen. Und festzustellen, dass eine immerwährende Gebrechlichkeit an die Stelle der Kraft tritt, die einst Personen verkörperten, welche man für unsterblich hielt."
1885 in Paris. Die junge Eugenie aus gutem Hause ist wissbegierig und möchte mehr von der Welt sehen als das, was die Gesellschaft der damaligen Zeit für Frauen bereit hält, nämlich Ehefrau und Mutter zu sein. Doch als wäre dieser „Makel“ nicht genug, sieht Eugenie auch noch Tote und spricht mit ihnen. Unglücklicherweise erzählt sie dies der Großmutter, der sie blind vertraut. Doch Eugenies Eigenschaften wären eine Katastrophe für den gesellschaftlichen Status der Familie und so wird Eugenie in die Salpetriere eingeliefert, eine Klinik für unerwünschte, aufmüpfige und gesellschaftlich nicht tragbare Frauen, die sich gegen Ungerechtigkeit wehren. Dort werden sie weggesperrt und ihrer Rechte beraubt. Wobei, Rechte hatten sie ja eigentlich eh nicht. Zusätzlich werden diese Frauen auch noch öffentlich präsentiert, jeder wartet gespannt darauf, dass eine der Frauen einen hysterischen Anfall bekommt. Die Oberschwester Genevieve, die schon lange dafür sorgt, dass alles seinen ordentlichen Gang geht in der Salpetriere, fängt nach der Einlieferung von Eugenie an zu zweifeln. Ich fühlte mich beim Lesen abwechselnd verzweifelt und furchtbar wütend. Die Rechtlosigkeit, der Missbrauch und das Wegsperren der Frauen stellte eine schreiende Ungerechtigkeit dar, vor allem in der Gewissheit, dass es dieses Krankenhaus und die öffentlichen Vorführungen der angeblich kranken Frauen wirklich gab und es sich nicht um die Fantasie der Autorin handelt. Victoria Mas gelingt es vorzüglich, die Situation der Frauen darzustellen. Dank ihrer sprachlichen Gewandtheit kann man das Buch trotz der sehr düsteren Stimmung kaum aus der Hand legen. Ganz klare Leseempfehlung von mir.
Meine Meinung Das Buch wurde beim letzten Buchclub Abend ausgesucht, ich war sehr neugierig auf die Autorin, da ich bisher noch nichts von ihr gelesen hatte. Der Klappentext klang interessant und ich hatte grosse Lust ins Paris des Jahres 1880 einzutauchen. Gleich zu Beginn lernt man Eugénie kennen, eine junge Frau aus besserem Hause, die sich liebevoll um ihre Grossmutter kümmert und es ihrem Vater nie ganz recht machen kann. Im grössten “Krankenhaus” der Stadt lebt Louise, ein Mädchen, das scheinbar nicht mehr alle Sinne beisammen hat. Sie leidet an Hysterie, hat Anfälle und wird oft zu Showzwecken auf die Bühne gezerrt. Ebenfalls in der Salpêtrière ist Genevieve – die oberste Krankenschwester. Sie ist diszipliniert und hat über alles einen Blick. Ihr Schicksal, wurde meiner Meinung nach am detailreichsten beschrieben. Früh verlor sie ihre geliebte Schwester, durch ihren Vater kam sie zur Medizin und fand darin ihren Glauben. Die Schicksale der drei Frauen verbinden sich, als Eugénie durch ihren Vater und Bruder in die Salpêtrièrie eingeliefert wird. Wieso dies geschah, möchte ich hier nicht vorweg nehmen. Doch diese Eigenschaft verbindet Eugénie schon sehr rasch mit Genevieve. Victoria Mas streift den Klink Alltag, erzählt über einzelne Charakteren, geht aber nie zu tief in die Geschichte hinein. Es ist als ob man immer wieder nur einen kurzen Einblick in die Leben der Frauen erhalten würde. Als ob man ihre Privatsphäre schützen möchte aber doch irgendwie zu neugierig ist um weg zuschauen. Es war erschreckend zu lesen, wie die Frauen damals scheinbar behandelt wurden, wie schnell man sie wegsperren konnte und wie viel Macht die Männer über die ihr Leben hatten. Jedes Mal wenn ich solche Bücher lese, spüre ich Dankbarkeit für meine jetzige Situation und für die Frauen, die es unserer heutigen Generation ermöglicht haben so frei leben zu dürfen. Jedenfalls hier in meinem unmittelbaren Umkreis. Die Tanzenden ist leicht zu lesen, obwohl das Thema nicht immer leicht zu verdauen ist. Es streift viele Themen geht aber nie zu tief in die Materie. Ob man dies positiv oder negativ werten möchte, liegt allein an seiner eigenen Erwartungshaltung. Ich fand es kurzweilig und so interessant, dass ich es von Anfang bis Ende lesen wollte. Schreibstil & Cover Der Schreibstil war leichter als gedacht, ich hätte für diese Zeit und diese Thematik durchaus einen etwas schwereren Stil erwartet. Das Cover ist bunt und möchte meiner Meinung nach täuschen. Vielleicht auch so wie manche Frauen im Buch. Fazit Ein kurzweiliges Lesevergnügen mit einem interessanten Plot und einigen Überraschungen. Ich hätte mir durchaus ein paar Seiten mehr gewünscht, die so der Geschichte mehr Tiefe verliehen hätten. Bewertung Plot ♥♥♥♥ (4/5) Schreibstil ♥♥♥♥♥ (5/5) Botschaft ♥♥♥♥ (4/5) Lesevergnügen ♥♥♥♥ (4/5)
Ein unerwartetes Highlight. Eins das wütend macht.
Hat mir wirklich sehr gut gefallen. Ich bin noch am überlegen, ob es ein 5 Sterne Buch für mich wäre, wenn es noch 50 Seiten mehr gehabt hätte. Einfach um die Geschichte von Eugenie weiter zu erzählen.
Meiner Meinung nach ein wirklich gutes Buch! Dennoch fand ich die Geschichte ein wenig zu vorhersehbar an manchen Stellen. Aber auf jeden Fall lesenswert!
Im Jahr 1885 wird die junge, intelligente und vor allem sehr unangepasste Eugénie, Tochter aus gutem Hause, aufgrund einer außergewöhnlichen Gabe von ihrem eigenen Vater in die Salpêtrière eingeliefert, die wohl bekannte psychiatrische Anstalt Europas. Hier werden die „Irren“, die „Hysterikerin“ oder einfach nur unbequeme Frauen entsorgt oder einfach nur zum Schweigen gebracht. Victoria Mas erzählt von den unterschiedlichen Frauen, die es hierhin verschlagen hat: da ist Louise, die fest daran glaubt, durch die Hochzeit mit einem jungen Arzt diesem Ort bald entfliehen zu können; Therese, die fast ihr ganzes Leben in der Anstalt verbracht hat und sich ein Leben außerhalb dieser Mauern nicht mehr vorstellen kann und da ist Genévieve, die Oberschwester, deren Welt durch die Begegnung mit der jungen Eugénie komplett auf den Kopf gestellt wird. Und da sind die Ärzte, allen voran der berühmte Jean-Martin Charcot, denen es in erster Linie um den eigenen Ruhm geht und weniger um die Heilung der Frauen. So werden diese allwöchentliche vor Publikum zur Schau gestellt, mit Hypnose zu Anfällen getrieben und mit fragwürdigen Mitteln wieder zur Ruhe gebracht. Der Höhepunkt aber ist der alljährlich stattfindende Ball der Verrückten, dem die Patientinnen der Anstalt entgegenfiebern und bei dem die Pariser Oberschicht sich dem Nervenkitzel hingibt, die „Verrückten“ wie Tiere im Zoo zu begaffen. Gekonnt verwebt Mas Fiktion mit wahren Begebenheiten und schafft es dabei mit einer bewundernswerten Leichtigkeit, dieses schwere Thema unterhaltsam und fesselnd zu vermitteln. Ein absolut lesenswerter, zum Nachdenken anregender, berührender Roman.
Sehr berührende Geschichte
Mit diesem Roman hatte ich nicht gerechnet. Und vielleicht auch deswegen hat er mir so viel Freude bereitet. Paris Ende des 19. Jahrhunderts, das Hôpital de la Salpêtrière, die berühmt-berüchtigte psychiatrische Pariser Klinik. Berühmt, weil hier der Neurologe Jean-Martin Charcot praktizierte. Berüchtigt, weil es damals in der Salpêtrière vor allem ums Wegsperren von Kranken und Frauen ging. Die 3 Hauptfiguren sind Geneviève, Oberschwester der Salpêtrière, Eugénie, die mit Geistern kommunizieren kann und von ihrer eigenen Familie eingeliefert wird und Louise, die epilepsieartige "Anfälle" hat und von Charcot häufiger bei seinen Hypnose-Lehrstunden vorgeführt wird. Victoria Mas zeichnet ein erschütterndes Bild der Zustände in dieser Anstalt. Die Frauen werden gehalten wie unmündige Kinder. Die Ärzte, alles Männer, erniedrigen die Frauen immer wieder und behandeln sie bestenfalls wie Tiere. Die 250 Seiten haben mich erschüttert und gleichzeitig gut unterhalten. Der Feminismus mag teilweise etwas plakativ wirken, aber ganz ehrlich: manche Botschaften kann man gar nicht deutlich genug formulieren ;)
Ein sehr gutes Buch, wenn auch anders als von mir erwartet.
Mehr von Victoria Mas
AlleBeschreibung
Autorenbeschreibung
Victoria Mas, 1987 in Le Chesnay geboren, hat acht Jahre lang in den USA gelebt und dort als Script Supervisor, Standfotografin und Übersetzerin beim Film gearbeitet. Zurück in Paris, studierte sie Literatur an der Sorbonne und ist heute als freie Autorin und Journalistin tätig. Ihr Debüt »Die Tanzenden« erscheint in sechzehn Ländern und wurde mit mehreren Preisen geehrt, darunter dem Prix Stanislas und dem Prix Renaudot des lycéens.
Beiträge
Die für mich eindrücklichsten Zitate: "Ein Arzt denkt stets, er wüsste es besser als der Patient, und ein Mann denkt stets, er wüsste es besser als eine Frau." "Es gibt wenige Gefühle, die schmerzlicher sind, als die eigenen Eltern altern zu sehen. Und festzustellen, dass eine immerwährende Gebrechlichkeit an die Stelle der Kraft tritt, die einst Personen verkörperten, welche man für unsterblich hielt."
1885 in Paris. Die junge Eugenie aus gutem Hause ist wissbegierig und möchte mehr von der Welt sehen als das, was die Gesellschaft der damaligen Zeit für Frauen bereit hält, nämlich Ehefrau und Mutter zu sein. Doch als wäre dieser „Makel“ nicht genug, sieht Eugenie auch noch Tote und spricht mit ihnen. Unglücklicherweise erzählt sie dies der Großmutter, der sie blind vertraut. Doch Eugenies Eigenschaften wären eine Katastrophe für den gesellschaftlichen Status der Familie und so wird Eugenie in die Salpetriere eingeliefert, eine Klinik für unerwünschte, aufmüpfige und gesellschaftlich nicht tragbare Frauen, die sich gegen Ungerechtigkeit wehren. Dort werden sie weggesperrt und ihrer Rechte beraubt. Wobei, Rechte hatten sie ja eigentlich eh nicht. Zusätzlich werden diese Frauen auch noch öffentlich präsentiert, jeder wartet gespannt darauf, dass eine der Frauen einen hysterischen Anfall bekommt. Die Oberschwester Genevieve, die schon lange dafür sorgt, dass alles seinen ordentlichen Gang geht in der Salpetriere, fängt nach der Einlieferung von Eugenie an zu zweifeln. Ich fühlte mich beim Lesen abwechselnd verzweifelt und furchtbar wütend. Die Rechtlosigkeit, der Missbrauch und das Wegsperren der Frauen stellte eine schreiende Ungerechtigkeit dar, vor allem in der Gewissheit, dass es dieses Krankenhaus und die öffentlichen Vorführungen der angeblich kranken Frauen wirklich gab und es sich nicht um die Fantasie der Autorin handelt. Victoria Mas gelingt es vorzüglich, die Situation der Frauen darzustellen. Dank ihrer sprachlichen Gewandtheit kann man das Buch trotz der sehr düsteren Stimmung kaum aus der Hand legen. Ganz klare Leseempfehlung von mir.
Meine Meinung Das Buch wurde beim letzten Buchclub Abend ausgesucht, ich war sehr neugierig auf die Autorin, da ich bisher noch nichts von ihr gelesen hatte. Der Klappentext klang interessant und ich hatte grosse Lust ins Paris des Jahres 1880 einzutauchen. Gleich zu Beginn lernt man Eugénie kennen, eine junge Frau aus besserem Hause, die sich liebevoll um ihre Grossmutter kümmert und es ihrem Vater nie ganz recht machen kann. Im grössten “Krankenhaus” der Stadt lebt Louise, ein Mädchen, das scheinbar nicht mehr alle Sinne beisammen hat. Sie leidet an Hysterie, hat Anfälle und wird oft zu Showzwecken auf die Bühne gezerrt. Ebenfalls in der Salpêtrière ist Genevieve – die oberste Krankenschwester. Sie ist diszipliniert und hat über alles einen Blick. Ihr Schicksal, wurde meiner Meinung nach am detailreichsten beschrieben. Früh verlor sie ihre geliebte Schwester, durch ihren Vater kam sie zur Medizin und fand darin ihren Glauben. Die Schicksale der drei Frauen verbinden sich, als Eugénie durch ihren Vater und Bruder in die Salpêtrièrie eingeliefert wird. Wieso dies geschah, möchte ich hier nicht vorweg nehmen. Doch diese Eigenschaft verbindet Eugénie schon sehr rasch mit Genevieve. Victoria Mas streift den Klink Alltag, erzählt über einzelne Charakteren, geht aber nie zu tief in die Geschichte hinein. Es ist als ob man immer wieder nur einen kurzen Einblick in die Leben der Frauen erhalten würde. Als ob man ihre Privatsphäre schützen möchte aber doch irgendwie zu neugierig ist um weg zuschauen. Es war erschreckend zu lesen, wie die Frauen damals scheinbar behandelt wurden, wie schnell man sie wegsperren konnte und wie viel Macht die Männer über die ihr Leben hatten. Jedes Mal wenn ich solche Bücher lese, spüre ich Dankbarkeit für meine jetzige Situation und für die Frauen, die es unserer heutigen Generation ermöglicht haben so frei leben zu dürfen. Jedenfalls hier in meinem unmittelbaren Umkreis. Die Tanzenden ist leicht zu lesen, obwohl das Thema nicht immer leicht zu verdauen ist. Es streift viele Themen geht aber nie zu tief in die Materie. Ob man dies positiv oder negativ werten möchte, liegt allein an seiner eigenen Erwartungshaltung. Ich fand es kurzweilig und so interessant, dass ich es von Anfang bis Ende lesen wollte. Schreibstil & Cover Der Schreibstil war leichter als gedacht, ich hätte für diese Zeit und diese Thematik durchaus einen etwas schwereren Stil erwartet. Das Cover ist bunt und möchte meiner Meinung nach täuschen. Vielleicht auch so wie manche Frauen im Buch. Fazit Ein kurzweiliges Lesevergnügen mit einem interessanten Plot und einigen Überraschungen. Ich hätte mir durchaus ein paar Seiten mehr gewünscht, die so der Geschichte mehr Tiefe verliehen hätten. Bewertung Plot ♥♥♥♥ (4/5) Schreibstil ♥♥♥♥♥ (5/5) Botschaft ♥♥♥♥ (4/5) Lesevergnügen ♥♥♥♥ (4/5)
Ein unerwartetes Highlight. Eins das wütend macht.
Hat mir wirklich sehr gut gefallen. Ich bin noch am überlegen, ob es ein 5 Sterne Buch für mich wäre, wenn es noch 50 Seiten mehr gehabt hätte. Einfach um die Geschichte von Eugenie weiter zu erzählen.
Meiner Meinung nach ein wirklich gutes Buch! Dennoch fand ich die Geschichte ein wenig zu vorhersehbar an manchen Stellen. Aber auf jeden Fall lesenswert!
Im Jahr 1885 wird die junge, intelligente und vor allem sehr unangepasste Eugénie, Tochter aus gutem Hause, aufgrund einer außergewöhnlichen Gabe von ihrem eigenen Vater in die Salpêtrière eingeliefert, die wohl bekannte psychiatrische Anstalt Europas. Hier werden die „Irren“, die „Hysterikerin“ oder einfach nur unbequeme Frauen entsorgt oder einfach nur zum Schweigen gebracht. Victoria Mas erzählt von den unterschiedlichen Frauen, die es hierhin verschlagen hat: da ist Louise, die fest daran glaubt, durch die Hochzeit mit einem jungen Arzt diesem Ort bald entfliehen zu können; Therese, die fast ihr ganzes Leben in der Anstalt verbracht hat und sich ein Leben außerhalb dieser Mauern nicht mehr vorstellen kann und da ist Genévieve, die Oberschwester, deren Welt durch die Begegnung mit der jungen Eugénie komplett auf den Kopf gestellt wird. Und da sind die Ärzte, allen voran der berühmte Jean-Martin Charcot, denen es in erster Linie um den eigenen Ruhm geht und weniger um die Heilung der Frauen. So werden diese allwöchentliche vor Publikum zur Schau gestellt, mit Hypnose zu Anfällen getrieben und mit fragwürdigen Mitteln wieder zur Ruhe gebracht. Der Höhepunkt aber ist der alljährlich stattfindende Ball der Verrückten, dem die Patientinnen der Anstalt entgegenfiebern und bei dem die Pariser Oberschicht sich dem Nervenkitzel hingibt, die „Verrückten“ wie Tiere im Zoo zu begaffen. Gekonnt verwebt Mas Fiktion mit wahren Begebenheiten und schafft es dabei mit einer bewundernswerten Leichtigkeit, dieses schwere Thema unterhaltsam und fesselnd zu vermitteln. Ein absolut lesenswerter, zum Nachdenken anregender, berührender Roman.
Sehr berührende Geschichte
Mit diesem Roman hatte ich nicht gerechnet. Und vielleicht auch deswegen hat er mir so viel Freude bereitet. Paris Ende des 19. Jahrhunderts, das Hôpital de la Salpêtrière, die berühmt-berüchtigte psychiatrische Pariser Klinik. Berühmt, weil hier der Neurologe Jean-Martin Charcot praktizierte. Berüchtigt, weil es damals in der Salpêtrière vor allem ums Wegsperren von Kranken und Frauen ging. Die 3 Hauptfiguren sind Geneviève, Oberschwester der Salpêtrière, Eugénie, die mit Geistern kommunizieren kann und von ihrer eigenen Familie eingeliefert wird und Louise, die epilepsieartige "Anfälle" hat und von Charcot häufiger bei seinen Hypnose-Lehrstunden vorgeführt wird. Victoria Mas zeichnet ein erschütterndes Bild der Zustände in dieser Anstalt. Die Frauen werden gehalten wie unmündige Kinder. Die Ärzte, alles Männer, erniedrigen die Frauen immer wieder und behandeln sie bestenfalls wie Tiere. Die 250 Seiten haben mich erschüttert und gleichzeitig gut unterhalten. Der Feminismus mag teilweise etwas plakativ wirken, aber ganz ehrlich: manche Botschaften kann man gar nicht deutlich genug formulieren ;)