Die Macht der Machtlosen

Die Macht der Machtlosen

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Beschreibung

Die größten Verbesserungen der Welt verdanken wir Unbekannten –  Zeit, sie kennenzulernen!  Wer errang die großen positiven gesellschaftlichen Veränderungen unserer Welt? Nicht die Fürsten, Präsidenten und Philosophen. Es waren einfache Leute. Sie legten »von unten« den Grundstein für die Abschaffung der Sklaverei, das Ende des Feudalsystems und der Unterdrückung der Frauen. Loel Zwecker erzählt die Geschichte von den ersten Aktivisten bis heute und gibt den Namenlosen eine Stimme. Überraschend aktuell und inspirierend mit Blick auf die Herausforderungen der Gegenwart. Ein Hoch auf die Macht der Machtlosen! Die großen positiven gesellschaftlichen Veränderungen unserer Welt verdanken wir Aktivistinnen und Aktivisten, die von der Geschichtsschreibung vergessen wurden. Zu Unrecht. Benjamin Lay setzte erstmals auf Empathie als politisches Mittel, um den Mitgliedern seiner Glaubensgemeinschaft die Unhaltbarkeit der Sklaverei vor Augen zu führen. Mother Jones organisierte einen »Kreuzzug« gegen Kinderarbeit und forderte John Rockefeller heraus. Wat Tyler verlangte bereits im Mittelalter die Aufhebung der Standesunterschiede in England und die Umverteilung großer Reichtümer. Catharina Linck, Knopfmacherin aus Halle, liebte Frauen, brach mit Geschlechterrollen und trat für mehr Diversität bei der sexuellen Orientierung ein. Loel Zwecker holt ihre und weitere bewegende Geschichten aus der Vergessenheit. Er erzählt von ihren oft raffinierten Aktionen und Methoden, mit denen sie nachhaltige Verbesserungen bewirkten. Ein kluger wie spannender Blick in die Vergangenheit als Empowerment für die Zukunft.
Haupt-Genre
Fachbücher
Sub-Genre
Politik
Format
E-Book
Seitenzahl
416
Preis
20.99 €

Autorenbeschreibung

Loel Zwecker, geboren 1968, ist Autor und freier Redakteur. Er promovierte über das Thema Kunst und Politik und war Dozent für Kunstgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Er schrieb für verschiedene Tageszeitungen (SZ, FR, NZZ, Le Monde) und verfasste mehrere Bücher, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Zuletzt veröffentlichte er den Bestseller Was bisher geschah. Eine kleine Weltgeschichte (2010) und Vom Anfang bis heute. Eine kleine Geschichte der Welt (2017).

Beiträge

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Alle
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Eine eindrucksvolle Sammlung von Persönlichkeiten, die wohl leider in keinem Geschichtsbuch auftauchen. Eine Stimme für die Macht der Machtlosen und dafür, dass gesellschaftlicher Fortschritt mitnichten durch bürgerliche Eliten errungen wurde.

„Der Robinhoodismus reicht allerdings noch weiter. Er zielt darauf ab, ungerechte Strukturen und hinderliche Hierarchien umzugestalten. Dabei fußt er nicht etwa auf einer ausgefeilten Theorie, Philosophie oder Ideologie, es handelt sich vielmehr um eine volkstümliche Erzählung, in die mannigfaltige Ideen einfließen“ (Zwecker 2024, S. 203) Im Wissen um gesellschaftliche Freiheiten und um die Menschenwürde sind diejenigen, denen das philosophisch-gedankliche Fundament dazu zugeschrieben wird, meist die Philosophen (sic!) der Aufklärung (Kant, Voltaire, Montesquieu, you name it). Loel Zwecker nimmt diesen Umstand zum Anlass, um über diejenigen Personen und ihre Geschichten zu schreiben, die in der Allgemeinheit weniger bis gar nicht bekannt sind - die aber die solidarischen Grundideen schon lange vor diesen Denkern praktizierten. Menschen „von unten“, einfache Leute, die vermeintlich Machtlosen: diejenigen, die die Basis für die Abschaffung der Sklaverei, für den Kampf gegen die Unterdrückung von Frauen gelegt haben. Menschen, die friedlich gegen das Feudalsystem aufbegehrten und Boden kollektivierten. Menschen, denen es nicht um sozialen Aufstieg, um Ruhm oder gar Profit ging, sondern die mit einem starken Willen nach grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen ausgestattet waren und dafür zumeist mit ihrem Leben bezahlten. Benjamin Lay, Christine de Pizan, Mary Read, Olaudah Equiano, Harriet Tubman, Frantz Fanon, Anne Bonny sind nur ein paar Beispiele, die Zwecker in ihren jeweiligen sozialhistorischen Kontext einbettet, und so die anfänglichen Grundsteine seines Buches schon im 14. Jahrhundert verortet. Ausgehend von den dargestellten Biografien leitet der Autor sein grundlegendes und zukunftsweisendes Konzept des „Robinhoodismus“ ab. Robin Hood - weniger in seiner Person als vielmehr durch seine Taten - dient als Projektionsfläche für all jene, die stets sozialer Gerechtigkeit verpflichtet sind und waren. Seine Geschichten wurden im Mittelalter per Balladen vorgetragen und verbreiteten sich so auf den Marktplätzen und in die Weiten der Welt. Einen allgemeinen, egalitären Gerechtigkeitssinn inhärent steht der Robinhoodismus konträr zu all dem, was der Autor als „Trägheitssatz der intellektuellen Eleganz“ nennt. Dieser Trägheitssatz bezeichnet die gedankliche Verharrung bekannter Denker*innen in einer politisch geradförmigen Bewegung: kaum Beklagungen von sozialer Ungerechtigkeit und fehlendes Interesse an den Belangen der Unterprivilegierten (vgl. S. 273). Robin Hoods Taten hingegen waren durch einen theoriearmen, aber sehr praxis- und realitätsnahen Ansatzes geprägt, der demonstrierte, dass ein Gerechtigkeitsgedanke niemals eine Notwendigkeit von bürgerlicher Bildung bedurfte, sondern sich letztlich praktisch an der Idee eines besseren Lebens aller orientierte. Loel Zwecker präsentiert in seinem Buch eine überzeugende und wahnsinnig horizonterweiternde Einordnung historischer Persönlichkeiten, die ich mir zu Schulzeiten gewünscht hätte. Wohl auch, um mehr von Menschen zu erfahren, die zu einer identitätsstiftenden Zugehörigkeit hätten beitragen können, als dass das jemals einem Kant, einem Voltaire, einem Rousseau usw. möglich gewesen wäre. Nicht zu detailverliebt, sprachlich sehr versiert, legt der Autor eine solidarische „Weltgeschichtsschreibung von unten“ vor, die ich ausdrücklich empfehlen kann.

Eine eindrucksvolle Sammlung von Persönlichkeiten, die wohl leider in keinem Geschichtsbuch auftauchen. Eine Stimme für die Macht der Machtlosen und dafür, dass gesellschaftlicher Fortschritt mitnichten durch bürgerliche Eliten errungen wurde.
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