Die Entbehrlichen

Die Entbehrlichen

Hardcover
4.214
OrganentnahmeSanatoriumSchwangerschaftMedizinversuch

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Beschreibung

Dorrit Wegner lebt in nicht allzu ferner Zukunft. Sie gehört zu den „Entbehrlichen“, denjenigen, die ihre Produktivität nicht durch die Geburt eines Kindes unter Beweis gestellt haben. Und so wird sie an ihrem 50. Geburtstag in die „Einheit“ eingewiesen, eine Anlage, die – obwohl mit allem nur erdenklichen Luxus ausgestattet – nur einem Zweck dient: Die Bewohner müssen sich für psychologische Tests und Organentnahmen zur Verfügung stellen – bis hin zu einer radikalen Operation, der so genannten „Endspende“ für die „Benötigten“, die zum sicheren Tod des Spenders führt.Überraschend schnell gewöhnt sich die eigentlich freiheitsliebende Dorrit in die „Einheit“ ein – bis sie in dem Mitbewohner Johannes die erste große Liebe ihres Lebens findet. Mehr noch: Sie wird schwanger – just in dem Moment, in dem Johannes erfährt, dass er für die finale Operation vorgesehen ist.Ein ebenso kluger wie beklemmender Roman, der auf brillante Weise die Abgründigkeit einer Welt vor Augen führt, in der die menschlichen Werte endgültig aufgegeben sind. Ein Text, der gerade darin mit allem Nachdruck auf der Sinnhaftigkeit des Lebens beharrt.
Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
N/A
Format
Hardcover
Seitenzahl
296
Preis
20.50 €

Beiträge

8
Alle
5

Erdrückend, aber nachhaltig wertvoll zum Nachdenken

Dieses Werk habe ich schon mindestens 4x gelesen und werde es auch wieder tun. Das Szenario ist erschreckend, düster und unvorstellbar. Aber was ist auf dieser Welt noch unvorstellbar? Das Schöne: auch in den Schlimmsten Momenten kann noch Schönes wachsen. Und auch darum geht es. Große Leseempfehlung

5

Dorrit Wegner führt ein kleines aber relativ zufriedenes Leben: ein altes heruntergekommenes Häuschen gehört ihr, ebenso der treue Hund Jock und ein Liebhaber, der anderweitig gebunden ist. Doch kurz nach ihrem 50. Geburtstag muss sie Abschied nehmen und in eine Art Sanatorium umziehen. Hier, in der Zweiten Reservebankeinheit für biologisches Material versammeln sich all die „Entbehrlichen“, die Menschen, denen es nicht vergönnt war, ihre biologische Bestimmung der Elternschaft auszufüllen, die keine Angehörigen haben, die dringend auf sie angewiesen sind. Sie sind umgeben von Luxus und allen nur erdenklichen Annehmlichkeiten, doch der Zweck ihres Aufenthalts ist unvorstellbar: sie werden den unterschiedlichsten medizinischen Versuchen herangezogen und dienen den „Unentbehrlichen“ als lebende Ersatzteillager. Nach und nach spenden Sie so ihre Organe bis sie schließlich zur Endspende geführt werden. Auffallend viele der Entbehrlichen sind Intellektuelle und Künstler. So fällt auf S. 60 der Satz „Leute, die lesen, tendieren dazu, entbehrlich zu werden“. Und hier, an diesem unwirklichen Ort, irgendwann in einer nicht näher benannten, aber nicht allzu fernen Zukunft, finden die Einsamen Freunde, Hoffnung und sogar Liebe. Nüchtern und klar ist der Stil von Ninni Holmqvist, doch ihr Roman hat mich zutiefst berührt und zum Nachdenken angeregt. Über das Leben an sich, über den Sinn des Lebens und den Wert eines jeden Einzelnen. Jeder Mensch ist unentbehrlich, jeder auf seine Weise. Mein Fazit: Ein wichtiges, lesenswertes Buch.

5

Ein schreckliches Szenario, was den Gedanken der absoluten Leistungsgesellschaft auseinandernimmt und das Miteinander in der Gesellschaft im allgemeinen kritisch hinterfragt

„Wir sind wie glückliche Kühe oder freilaufende Hühner. Der einzige Unterschied ist, dass die Kühe und die Hühner – hoffentlich – das Glück haben, von etwas anderem als dem Jetzt nichts zu wissen." [S.55] Dorrit Weger ist 50, unverheiratet, kinderlos, hat als Schriftstellerin keinen nachhaltigen Mehrwert und leistet auch sonst keinen nennenswerten Beitrag, der Wohlstand und Wachstum der Gesellschaft zugutekommt. Damit gehört sie automatisch dem Kreis der „Entbehrlichen“ an und wird kurz nach ihrem Geburtstag in eine streng überwachte Reservebankeinheit für biologisches Material eingeliefert. Fortan muss sie sich für psychologische bzw. Medikamententests und Organentnahmen zur Verfügung stellen, bis es dann schlussendlich zur sogenannten „Endspende“ kommt, die unweigerlich zum Tode führt. „Ich ging weiter; nickte, lächelte oder sagte Hej zu den Leuten, denen ich begegnete. Einige von ihnen kannte ich schon. Die meisten erkannte ich wieder. Eine geringe Anzahl sah ich zum ersten Mal. Den ein oder anderen sah ich zum letzten Mal.“ [S.76] Ein schreckliches Szenario, was den Gedanken der absoluten Leistungsgesellschaft auseinandernimmt und das Miteinander in der Gesellschaft im allgemeinen kritisch hinterfragt. Das Buch hat eine gewisse Schwere, bleibt dabei aber zutiefst menschlich. Scharf beobachtet und klug erzählt kratzt es an den Grenzen des Vorstellbaren und zeigt auf, dass der Wert eines Menschen nicht messbar ist und sich oftmals in kleinen Dingen wiederfindet. Für mich ein Volltreffer aber sicherlich nicht für jeden geeignet.

5

Ein meisterhaftes Buch!

Vor Jahren gelesen hat sich dieses düster dystopische Szenario bis dato buchstäblich tief in meinem Gedächtnis festgesetzt. Stimmt sehr nachdenklich zu unserer heutigen Gesellschaft, unserem Weltbild und Wert des menschenwürdigen Lebens. Ein in jeder Hinsicht grossartiges Meisterwerk!

2.5

Finster und dystopisch. Leider gar nichts für mich.

4

Mit dem Erreichen ihres 50. Lebensjahres wird Dorrit, alleinstehend und ohne Kinder, in ein Sanatorium eingewiesen, das nur einem Zweck dient: die Bewohner der Anlage müssen sich medizinischen Tests unterziehen und sich Organentnahmen zur Verfügung stellen. Zwar bietet der Komplex den Entbehrlichen, wie sie genannt werden, viel Luxus und jede Menge Annehmlichkeiten, mit der Zeit aber müssen sich die Bewohner immer radikaleren Operationen hingeben, die in einer Endspende und somit dem Tod gipfeln. Die entnommenen Körperorgane kommen den Benötigten zu Gute, denen, die für die Gesellschaft als produktive Mitglieder angesehen werden. Dorrit scheint sich ihrem Schicksal zu fügen, bis sie sich verliebt. Bereits die Inhaltsangabe ließ mich erschaudern, hat mich gleichsam aber auch sehr neugierig gemacht. Die schwedische Autorin schafft ein dystopisches Szenario, bei dem sie trotz seiner Grausamkeit auf die leisen Töne setzt. Die Protagonistin ist einem schnell sympathisch. Sie bietet wenig Angriffsfläche und während des Lesens empfand ich durchweg aufrichtiges Mitgefühl für ihre ausweglose Situation und die der anderen Bewohner des Sanatoriums. Eine Gesellschaft, die nur diejenigen für nützlich erachtet, die sich fortpflanzen und Partnerschaften führen, ist eine beängstigende Vorstellung, die für mich während des Lesens schwer zu ertragen war. Auch deshalb habe ich mir für den Roman Zeit nehmen wollen. Weil eine anhaltende Partnerschaft für sie ausblieb und sie auch keine Kinder nachzuweisen hat, gehört Dorrit mit ihrem 50. Geburtstag zu den Entbehrlichen der Gesellschaft. Trotz der düsteren Zukunft die vor ihr liegt, verliert sie ihren Lebensmut nicht, knüpft enge Freundschaften im Sanatorium und trägt ihren Aufenthalt dort mit bemerkenswerter Fassung. Auch die anderen Bewohner haben ihr Schicksal akzeptiert und geben ihrer verbleibenden Zeit möglichst viel Lebensqualität. Dieser Umstand ließ mich die Geschichte überhaupt erst durchhalten. Im weiteren Verlauf aber wird der Leser mit immer extremeren Organspenden konfrontiert, wie z.B. der Entnahme der Hornhaut eines Auges oder einer Niere. Mit etwa 270 Seiten ist es ein relativ kompaktes Buch, in dem Holmqvist den Sinn des Lebens auf vielfältige Weise zu beschreiben weiß. Ihr Schreibstil, gespickt durch Feinheiten und eine anmutige Sprache, lassen das Erzählte leichter erdulden. »Die Entbehrlichen« geht ans Herz und hat mich sehr betroffen gemacht. Dorrit liebte ihren Hund Jock, mit dem sie ausgiebige Spaziergänge am Strand machte und mit dem sie in ihrem gemütlichen Haus wohnte, bis sie ins Sanatorium eingewiesen wurde. Einige der Menschen, die ihr dort begegnen, werden zu wichtigen Freunden mit denen sie ihre Zeit verbringt und die ihren Tagen mehr Leben geben. Und als sie Johannes trifft, spürt sie eine Zuneigung, die ihr so noch unbekannt war. Die Bewohner des Sanatoriums leisten keinerlei Widerstand, sie nehmen ihren Platz in der Gesellschaft an, ohne sich dagegen aufzubäumen. Gutes und vielfältiges Essen, die Privilegien Sport zu treiben, die Sauna oder eine Ausstellung zu besuchen sowie Picknicks im Grünen lassen den Aufenthalt zeitweise einer Kur gleichkommen. Auch wegen des schönen Scheins hat die Geschichte eine so starke Sogkraft. Dem Leser ist von vornherein das bittere Ende der Bewohner des Sanatoriums bewusst, dennoch gelingt es Holmqvist, ihn mit ihren faszinierenden Beschreibungen und Möglichkeiten der Anlage einzulullen und keinen Schwermut aufkommen zu lassen. Am Ende dient die Anlage als menschliches Ersatzteillager in einer Welt, in welcher der Wert eines Lebens an seinem gesellschaftlichen Nutzen gemessen wird. Welche Bedeutung hat das Leben und ist jedes gleich viel wert? Dieser höchst bedenklichen Frage widmet sich Holmqvist in ihrem finsteren Roman, der im Kern zwar schwer zu ertragen ist, gleichzeitig aber durch die Schönheit seiner Sprache besticht und den Sinn des Lebens in den Fokus rückt.

4

Eine aufwühlende Geschichte, die zum nachdenken anregt und nicht leicht loszulassen ist.

2

Mit großer Freude ging ich dieser eher stillen Dystopie entgegen. Im Schweden der 'nahen' Zukunft werden kinderlose Singles ab 50 (Frauen) und 60 (Männer) "entbehrlich" und in sogenannte Reservebanken einquartiert. Dort dienen sie für einige Jahre als lebendiges Ersatzteillager für Familien, welche die Gesellschaft mit 1-6 Kindern [damit auch mit 'Kapital'] versorgen. Mitunter nehmen sie anfangs erst an einigen Experimenten teil [bei denen das Überleben nicht unbedingt garantiert ist], um dann eine Niere, ein Teil der Leber oder der Hornhaut eines Auges zu spenden. Es sind sich aber alle bewusst - irgendwann kommt die "Endspende" [welche die Bewohner der Reservebank sogar freiwillig beantragen können]. Zuerst das positive: - weibliche Hauptfigur, die anfangs feministische Standpunkte vertritt - akzeptierte und natürliche LGBTQ-Beziehungen - interessantes Grundkonzept, das sehr an Ishiguros "Alles, was wir geben mussten" oder den Film "Die Insel" erinnerte - angenehmer episodischer Schreibstil, flüssig lesbar - eine Dystopie, die sich nicht auf den gern genutzten Arm-Reich-Konflikt stützt Und nun, die lange Liste der Negativen Seiten... Was für ein Potential diese Thematik hat! Argh! Und so viel verschenkt. Warum lässt man sich als vernünftig handelndes Wesen willenlos zur "Schlachtbank" führen? Warum wird diese Hauptfigur immer willensschwächer und konservativer? Wozu diese haltlose, unsinnige, nur auf Sex bedachte 'Liebesgeschichte'? Durch das plötzliche Kennenlernen der Liebe träumt die Hauptfigur plötzlich davon, wie sie als Hausfrau fröhlich kocht und ihr Mann das Holz hackt... Ab spätestens der Hälfte ist so gut wie alles vorhersehbar. Es gibt keine nennenswerten Wendungen, die das Ganze überraschend gemacht hätten. Vom grauenvollen, langweiligen Ende spreche ich besser erst gar nicht... Das System der "Einheit", in der alle kinderlosen Menschen unterkommen, ist leider nur wenig beschrieben. Generell wirkt alles keineswegs bedrohlich oder bösartig in seiner 'Gutartigkeit' [verglichen mit Huxleys Schönen Neuen Welt]. Die Aufsichtspersonen der Reservebank sind noch viel zu empathiefähig. Und warum wandern die Menschen nicht aus? [Das System wird m.E. im Buch nur in Schweden/Norwegen so durchgeführt]. Viel spannender wäre zu erfahren gewesen, was diese Regelung generell für Folgen für die Menschheit hat oder wie der psychische Verfall der Bewohner der 'Einheit' vonstatten geht. Stattdessen verliert sich die Autorin in sinnlosen Beschreibungen der Cocktailschirmchen. Die Ich-Perspektive wird einem so leid und man möchte die zugehörige Hauptfigur Dorrit von Anfang bis Ende nur schütteln und anschreien.

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