Der Wassertänzer

Der Wassertänzer

Taschenbuch
3.810
Black Lives MatterDominanzverhältnisseSklavereiRassismus

Durch das Verwenden dieser Links unterstützt du READO. Wir erhalten eine Vermittlungsprovision, ohne dass dir zusätzliche Kosten entstehen.

Beschreibung

Bisher kannte Hiram Walker nichts als ein Leben in Ketten. Aufgewachsen in der Sklaverei, musste er als kleiner Junge miterleben, wie seine Mutter verkauft wurde und für immer verschwand. Doch sie hat ihm eine seltene Gabe vererbt. Als diese ihn vor dem Ertrinken rettet, beschließt er aus der Gefangenschaft zu fliehen.

So beginnt für Hiram eine abenteuerliche Reise von den Tabakplantagen West Virginias über geheime Guerillazellen in der Wildnis des amerikanischen Südens nach Philadelphia, wo ihn ein völlig neues Leben in Freiheit zu erwarten scheint.

Doch zuvor muss er noch eine alte Rechnung begleichen und die Frau, die er liebt, und die, die ihn aufzog, in die Freiheit führen.

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
N/A
Format
Taschenbuch
Seitenzahl
560
Preis
14.40 €

Autorenbeschreibung

Ta-Nehisi Coates, geboren 1975 in Baltimore, ist einer der angesehensten Intellektuellen der USA. Mit seinem Essay Plädoyer für Reparationen stieß er eine landesweite Diskussion zur Aufarbeitung der Sklaverei an. Zwischen mir und der Welt, für das er 2015 den National Book Award erhielt, ist in den USA eines der meistverkauften Bücher der vergangenen Jahre. In seinem Essay We Were Eight Years In Power. Eine amerikanische Tragödie (2017) stellte Coates die These auf, dass es sich bei Donald Trump um den ersten weißen Präsidenten der USA handele, da seine ganze Politik in klarer Abgrenzung zu Obama stehe. Coates schreibt regelmäßig für The Atlantic, größtenteils zum Thema struktureller Rassismus und »White Supremacy«. Der Wassertänzer ist sein erster Roman. Er lebt mit seiner Familie in New York.

Beiträge

7
Alle
3.5

Ganz schwierig für mich zu diesem Buch die richtigen Worte zu finden. Ich fang mal damit an, dass ich gleich zu Anfang mit dem magischen Realismus konfrontiert wurde. Und was soll ich sagen, ich habe meine Schwierigkeiten damit. So wusste ich erst mal gar nicht, ob ich weiter lesen möchte. Dann kam aber gleich die Geschichte von Hiram Walker, der als Sklave auf der Plantage Lockless aufwächst, als uneehelicher Sohn des Plantagebesitzers. Er muss miterleben wie seine Mutter verkauft wurde, wird von einer anderen Sklavin großgezogen und darf als Diener seines Halbbruders im Herrenhaus leben.Im Verlauf der Geschichte flüchtet Hiram irgendwann und schließt sich dem Underground an, ein Netzwerk das Sklaven zur Flucht hilft. Diese Emotionen, die ich so zwischen den Zeilen gelesen habe, was es mit einem Menschen macht in solchen Verhältnissen aufzuwachsen, haben mich zutiefst berührt. Welch zwischenmenschlichen Grausamkeiten Kinder und Erwachsene in der Sklavenarbeit erleben mussten. Kinder, deren Elternteile von heute auf morgen verkauft werden, Geschwister die getrennt werden, Eltern, die machtlos zusehen müssen wie ihnen die Kinder genommen werden, Liebespaare die entzweit werden, Ehefrauen die zum Vergnügen des Plantagebesitzern dienen. Schreckliche Taten, die bestimmt auch Auswirkungen auf die späteren Generationen haben. Das hat mich stark zum nachdenken gebracht und ich wollte die Geschichte immer weiter lesen. Allerdings gab es zur Mitte hin Längen, die mich etwas gelangweilt haben und ich das Buch öfters ignoriert habe, weil ich es anstrengend fand. Doch zum Schluss hin, war ich dann wieder absolut bei Hiram. Selbst seine magische Fähigkeit hat mich zum Ende hin begeistert, da ich die Idee genial fand. Im Großen und Ganzen auf jedenfall eine interessante Geschichte.

2.5

Zwischen den Orten

Hiram hat eine besondere Gabe, denn er kann sich problemlos alles merken, was er liest und hört. Diese Fähigkeit wäre ein wahrer Vorteil - wenn er nicht Sklave auf der Farm Lockless wäre. Sein Vater, der weiße Besitzer der Farm, erkennt zwar sein Talent und fördert ihn. Jedoch ahnt er nicht, welche Kräfte noch in Hiram schlummern. Denn von seiner Mutter, welche als Sklavin verkauft wurde, hat er eine weitere Fähigkeit geerbt, die ihn zwischen den Orten seiner Erinnerung wandeln lässt und die er lernt, für den Underground zu nutzen. Grundsätzlich finde ich die Idee, die reale und bittere Geschichte über die Sklaverei in Virginia mit magischem Realismus zu verbinden, innovativ und auch symbolträchtig. Trotzdem muss ich sagen, dass mich die Geschichte und Hirams Werdegang auf Lockless sowie im Underground nicht wirklich mitreißen konnten. Viele der Figuren hatten ihre Ecken und Kanten, bewegende Schicksale spielten sich ab, doch Hiram blieb durch seine Talente und die sich erstaunlich geradlinig verlaufenden Ereignisse seltsam glatt. Der Plot wurde stringent umgesetzt und war auch glaubhaft erzählt, jedoch fehlte mir die individuelle Entwicklung von Hiram, seine Fehlbarkeit und somit seine Mehrdimensionalität, mit der ich hätte intensiv mitfühlen, bangen und mich freuen können.

3

Schon seit seiner Geburt ist der junge Hiram Walker Sklave auf der Plantage Lockless. Als unehelicher Sohn des weißen Plantagenbesitzers erfährt er jedoch eine etwas bessere Behandlung als seine Leidensgenossen und zieht schließlich sogar in das Herrenhaus ein, um seinem Halbruder als Diener zur Seite zu stehen. Dort bemerkt man seine Intelligenz und seinen besonderen, wachen Verstand und so wird er in Zukunft auch vom Hauslehrer Mr. Fields unterrichtet. Hiram ist zwiegespalten: außer Vater und Halbbruder besitzt er keine leibliche Familie mehr. Von seiner Mutter, die bereits vor Jahren verkauft wurde, ist ihm nur eine besondere, übernatürliche Fähigkeit geblieben, die in Zukunft noch mehrmals sein eigenes Leben und das anderer Menschen retten soll. Als ihn dann eines Tages die Sklavin Sophia, in die er heimlich verliebt ist, zur Flucht anstiftet, stürzt dies Hiram in einen Konflikt: Kann er einfach seine Ziehmutter Thena zurücklassen, um sich selbst ein besseres Leben zu verschaffen? Und was bedeutet es eigentlich, wirklich frei zu sein? Der Grundtenor von Ta-Nehisi Coates' neuestem Roman ist sicherlich interessant. In "Der Wassertänzer" verbindet er eine klassische Geschichte aus dem Zeitalter der Sklaverei in den USA mit einem fantastischen Element. Dieses mag zwar in dem Glauben der so genannten "Verpflichteten" verankert sein, wirkt aber etwas fehl am Platze. Möglicherweise hätte der Autor sich hier besser auf einen Aspekt der Handlung beschränkt, den historischen oder den übersinnlichen - so bleibt diese über lange Strecken verwirrend, an anderer Stelle hingegen wiederholen sich immer gleiche Elemente. Der Protagonist Hiram soll sich durch seine Art zu denken plakativ von den anderen Sklaven unterscheiden, seine Handlungen jedoch sprechen eine andere Sprache. Er bleibt hinter den Erwartungen des Lesers zurück, lässt sich zu viel von anderen um ihn herum beeinflussen und redet oft altklug daher. Zu einigen Menschen ist er bedingungslos (und unverdient?) loyal, andere lässt er immer wieder im Stich. Das mag natürlich auch seinem jugendlichen Alter geschuldet sein, dennoch wirkt er inkonsequent gestaltet. Überhaupt erscheint in diesem Roman viel Potenzial verschenkt. Interessant ist einzig Hirams Flucht von der Plantage und seine anschließende Zeit im "Untergrund" - zumindest so lange, bis auch hier sich immer gleiche Szenen und Gespräche wiederholen. Es stellen sich zudem die verschiedensten Fragen: Ist Hiram in seinem neuen Leben wirklich so viel freier als zuvor? Ist es in Ordnung, im Zuge seiner Freiheit, auch Mitgefühl für andere und ein Stück weit auch seine Moral hinter sich zu lassen? Eine befriedigende Antwort gibt Ta-Nehisi Coates hier nicht, sondern ergeht sich vor allem gegen Ende in rührseligen spirituellen Szenen, in der unser Protagonist endlich zu seiner vererbten Superkraft findet. Mehr Historie, weniger Fantastik - das hätte diesem Roman gutgetan. Fazit: Ein Buch mit großem Potenzial, das am Ende zu viel auf einmal will

5

Ein beeindruckendes Buch, teils poetische Sprache, knallhart aber auch mystisch und voller Liebe. Ein Buch, das mir im Gedächtnis bleiben wird.

5

>>...Mir fiel auf, dass niemand Ketten trug. Wozu auch? Wer aber die gesenkten Köpfe um mich herum gesehen hätte, der hätte gewusst, dass dies gebrochene Menschen waren. Und ich war einer davon, so tief in der Grube der Verzweiflung versunken, dass all meine Ziele auf ein einziges Ziel geschrumpft waren, das Ziel dies hier zu überleben. Ich war kaum mehr als ein Tier. Und jetzt begann die Jagt.<< „Der Wassertänzer“ von Ta-Nehisi Coates erzählt die Geschichte von Hiram Walker, dem jungen Sklaven mit einer ganz besonderen Begabung, der seiner Gefangenschaft entkommt und sich auf die Suche nach seinen verlorenen Erinnerungen macht. Ta-Nehisi Coates erzählt hier eine wirklich ergreifende Geschichte über den Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung und gleichzeitig von einer großen Liebe. Nachdem ich ein bisschen Schwierigkeiten hatte in das Buch zu finden, war ich nach dem ersten Drittel umso gefesselter, denn der Autor schaffte hier für mich eine besondere, ergreifende, tiefgreifende und eindringliche Geschichte, die literarisch einfach ganz wunderbar wie ich finde umgesetzt wurde. Neben auch heute noch aktueller Thematik, kann man sich wie ich finde dennoch literarisch dem Mainstream entziehen. Für mich ist dieses Buch ein echter Buchschatz, den ich von Herzen weiterempfehlen möchte!

4.5

Es gibt nicht viele Bücher, die mich wirklich nachhaltig beeindrucken. Sei es durch ihre Sprache, den Inhalt oder ihre Protagonisten und die Reise, die sie mit der letzten Seite hinter sich gebracht haben. Oftmals vergesse ich schon die Hälfte, sobald ich das Buch zuklappe und beginne meine Rezension zu schreiben, weil sie zwar gut waren, aber eben nicht so überzeugend, sodass ich sie noch Jahre später Freunden empfehlen würde. Der Wassertänzer allerdings, von Ta-Nehisi Coates, ist so ein Roman, der all diese Kriterien mehr als erfüllt und ich hoffe, dass ich all meine Gefühle, die ich während des Lesens empfand, auch hier in diese Rezension mit einfließen lassen kann. Wir befinden in Virginia im Jahr 1865, kurz vor Ausbruch des Bürgerkrieges, auf einer Tabakplantage, mit der es langsam bergab geht. Die Böden sind ausgelaugt, viele Herren ziehen bereits gen Westen, andere verkaufen aus Not ihre Sklaven. Dieser Umstand zerreißt auch die Familie des damals neunjährigen Hiram Walker, dessen Mutter vom Besitzer der Lockless Plantage fortgebracht wird. Zwar ist dieser auch gleichzeitig Hirmas leiblicher Vater und beide wissen um ihre Abstammung, trotzdem wird der Junge aufgrund seiner Hautfarbe als Hausbediensteter angestellt. Aufgewachsen in stetiger Repression, sucht er nun, als fast erwachsener Mann, nach einem Weg zu entkommen. Hiram tritt einer geheimen, im Untergrund operierenden Organisation bei, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Sklaverei von innen heraus zu vernichten. Und er erkennt, dass er im Besitz einer geheimnisvollen Kraft ist, die er nicht versteht, die ihm aber vielleicht helfen kann, sich selbst und die, die er liebt zu befreien. Es würde einmal eine Zeit kommen, da Gold schwerer wog als Herkunft, noch aber war dies das alte Virginia, in dem ein fragwürdiger Gott beschied, dass jene, die einen Menschen zum Verkauf anboten, irgendwie ehrenhafter waren als jene, die den Verkauf durchführten (Seite 174) Der Wassertänzer ist ein komplexes Buch, das durch sein wichtiges Grundthema sehr zum Nachdenken anregt. Es ist bewegend geschrieben, besitzt gut ausgearbeitete Charaktere, eine Tiefe, die man selten findet und beschreibt den harten und realistisch anmutenden Alltag von Menschen, die entweder in die Sklaverei hineingeboren wurden, oder schon sehr lange Zeit darunter leiden mussten. Gerade in den Anfangskapiteln liest es wie ein klassischer Roman, wenn der Autor über das weite Land, die Obstgärten und die zahlreichen Herrenhäuser erzählt, und dabei hätte es Ta-Nehisi Coates durchaus auch belassen können. Doch irgendwann biegt er ab und verleiht seinem Protagonisten Superkräfte. Ich muss zugeben, dass mir das am Anfang etwas befremdlich war, denn das Thema Sklaverei alleine, hätte genug Recht gehabt, ohne Magie erzählt zu werden. Aber manchmal täuscht der erste Eindruck und auch ich musste meine Meinung revidieren, denn durch diesen Kniff verhilft er seinem Protagonisten nicht nur zu mehr Komplexität, sondern erhöht zudem auch sein Empowerment. Was ich danach erst herausgefunden habe: Ta-Nehisi Coates schreibt neben gesellschaftspolitischen Essays und historischen Fantasy-Romanen auch Comics für Marvel und ist dort zuständig für den schwarzen Superhelden Black Panther. Und so ist es definitiv nicht länger verwunderlich, dass auch Hiram Walker eine Origin Story erhielt, in der an sich selbst ungewöhnliche Kräfte feststellt und von da an lernen will und muss, wie sie sich beherrschen lassen. Ich persönlich finde, dass es eine große Kunst ist, all diese Faktoren sinnvoll und realistisch zu vereinen, ohne dabei Längen entstehen zu lassen und das ist Ta-Nehisi Coates auf jeden Fall gelungen. Liebevoll, sorgsam, lebensfroh, sehnsüchtig, wütend, traurig, verletzt, getroffen, misshandelt: All das sind Adjektive, mit denen sich Hiram Walter beschreiben lässt und großartig ist eines, das ich diesem Roman gerne verleihen würde.

3

Irgendwo unterwegs hat der Autor mich verloren. Dabei fing es so gut an und ist vor allem auch sprachlich schön erzählt.

Beitrag erstellen