Der Großinquisitor
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Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821–1881) war das zweite von acht Kindern einer verarmten Adelsfamilie aus Moskau. Vier Jahre Zwangsarbeit wegen revolutionärer Umtriebe prägten sein Leben ebenso wie seine Spielleidenschaft und daraus resultierende Geldsorgen. Neben neun Romanen verfasste Dostojewski ab 1846 zahlreiche Erzählungen, Novellen und Essays.
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Ist die Freiheit eine Qual?
Ich müsste lügen wenn ich sagen würde, die Parabel ist eine leichte Kost. Wenn man sich aber die Zeit nimmt und intensiv auf die Thematik einlässt, erschließt sich einem ein wirklich spannender Gedankengang: Braucht der Mensch Freiheit, um glücklich zu sein? Ist sie nicht eher eine Qual, von der er befreit werden soll? Die Argumentation ist interessant, nachvollziehbar und lässt einen über ein Grundgut der menschlichen Existenz zweifeln.
Gelesen, um in "Die Brüder Karamasow" hineinzuschnuppern und ich wurde nicht enttäuscht. Es handelt sich um einen kurzen Dialog, der so viel Wert, Tiefgang und Aktualität besitzt, dass es auch mehrfach gelesen und darüber debattiert werden kann. Fantastisch!
Nichts für Kirchenfans...
An sich schneidet diese Erzählung ein ganz interessantes Thema an, entwirft bzw. eine Theorie, in der Dostojewski der Katholischen Kirche unterstellt, den Menschen absichtlich ihre gottgegebene Freiheit genommen zu haben, mit der sie angeblich überfordert sei. Der Mensch sehne sich danach, seine Freiheit aufzugeben, er wolle nichts mehr als jemanden oder etwas anzubeten, und die Freiheit, die in der Lehre Jesu verankert ist, mache sie unglücklich. Das ganze ist besonders faszinierend, da der Großinquisitor Jesus als Feind der Kirche ansieht, praktisch also als das Gegenteil dessen, was die Menschen brauchen. Die Kirche handle also zum Wohle der Menschen gegen Gott selbst, fast schon wie Wohltäter. Es ist ein interessanter Gedankengang, an dem auch wirklich etwas sein könnte.
Die Beurteilung fällt mir schwer. Ein Buch voller Bitterkeit, Hartherzigkeit, Pessimismus und vernichtender Kritik an allem Guten, Schönen und Freiheitlichem. Das Buch besteht hauptsächlich aus dem Monolog des Großinquisitors, der engagiert seine philosophischen, theologischen und soziologischen Aufassung dem wieder auferstandenen Jesus um die Ohren schlägt. Seine Überzeugungen kann man nicht schlichtweg ablehnen. Die Kritik an der katholischen Kirche hat sicherlich viel Wahres. Interessant ist vor allem seine Theorie, dass der Mensch mit der ihm durch den christlichen Glauben und der Vergebung erteilten Freiheit überfordert ist. Dass der Mensch im Grunde sich enge Grenzen und Führung wünscht, die ihm in diesem Fall die Kirche bietet. Die Geschichte hat da dem Großinquisitor oft recht gegeben. Es ist nicht nur die Kirche, sondern auch der totalitäre Staat, der sich dem antichristlichen und antiliberalen Gedanken bedient. Kein Wunder, dass so Kerle wie Nietzsche oder Heidegger von Dostoyevsky begeistert waren. Ich mag seine psychologischen Elemente in den Romanen, wie beim Idiot oder beim Spieler. Was mir in diesem Buch fehlt ist der Dialog, die Gegenposition, die dem Leser anregt, Argumente abzuwägen. Mich würde wirklich interessieren, warum der Autor Jesus schweigen läßt. Wenigstens hat der Heiland den perfekten Abgang und kann sich dann doch als moralischer Sieger sehen. Er darf den Kerker verlassen, wird nicht auf den Scheiterhaufen geschmissen, küsst aber den Großinquisitor auf die Lippen beim Herausgehen, was an der Haltung des Alten aber nichts ändert. Trotzdem, cooler Abgang. Dieses kleine Büchlein sollte man auf jeden Fall mal gelesen haben, den ich habe selten eindringlichere Monologe gelesen. Das Buch regt zum Nachdenken an.
Die Beurteilung fällt mir schwer. Ein Buch voller Bitterkeit, Hartherzigkeit, Pessimismus und vernichtender Kritik an allem Guten, Schönen und Freiheitlichem. Das Buch besteht hauptsächlich aus dem Monolog des Großinquisitors, der engagiert seine philosophischen, theologischen und soziologischen Aufassung dem wieder auferstandenen Jesus um die Ohren schlägt. Seine Überzeugungen kann man nicht schlichtweg ablehnen. Die Kritik an der katholischen Kirche hat sicherlich viel Wahres. Interessant ist vor allem seine Theorie, dass der Mensch mit der ihm durch den christlichen Glauben und der Vergebung erteilten Freiheit überfordert ist. Dass der Mensch im Grunde sich enge Grenzen und Führung wünscht, die ihm in diesem Fall die Kirche bietet. Die Geschichte hat da dem Großinquisitor oft recht gegeben. Es ist nicht nur die Kirche, sondern auch der totalitäre Staat, der sich dem antichristlichen und antiliberalen Gedanken bedient. Kein Wunder, dass so Kerle wie Nietzsche oder Heidegger von Dostoyevsky begeistert waren. Ich mag seine psychologischen Elemente in den Romanen, wie beim Idiot oder beim Spieler. Was mir in diesem Buch fehlt ist der Dialog, die Gegenposition, die dem Leser anregt, Argumente abzuwägen. Mich würde wirklich interessieren, warum der Autor Jesus schweigen läßt. Wenigstens hat der Heiland den perfekten Abgang und kann sich dann doch als moralischer Sieger sehen. Er darf den Kerker verlassen, wird nicht auf den Scheiterhaufen geschmissen, küsst aber den Großinquisitor auf die Lippen beim Herausgehen, was an der Haltung des Alten aber nichts ändert. Trotzdem, cooler Abgang. Dieses kleine Büchlein sollte man auf jeden Fall mal gelesen haben, den ich habe selten eindringlichere Monologe gelesen. Das Buch regt zum Nachdenken an.
Ein Auszug aus dem berühmten Werk "Die Brüder Karamasov". Diese Geschichte in der Geschichte wurde so bekannt, dass sie unterdessen auch separat veröffentlicht wird. Jesus kommt zur Zeit der Inquisition zurück auf die Erde. Was ist geschehen? Was wird geschehen? Wahrscheinlich nicht das, was wir uns alle denken. Auf jeden Fall macht dieser kurze Text enorm Lust darauf, das gesamte Buch zu lesen und so auch den Kontext kennenzulernen, in welchem die Geschichte um den Grossinquisitor erzählt wird.
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Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821–1881) war das zweite von acht Kindern einer verarmten Adelsfamilie aus Moskau. Vier Jahre Zwangsarbeit wegen revolutionärer Umtriebe prägten sein Leben ebenso wie seine Spielleidenschaft und daraus resultierende Geldsorgen. Neben neun Romanen verfasste Dostojewski ab 1846 zahlreiche Erzählungen, Novellen und Essays.
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Ist die Freiheit eine Qual?
Ich müsste lügen wenn ich sagen würde, die Parabel ist eine leichte Kost. Wenn man sich aber die Zeit nimmt und intensiv auf die Thematik einlässt, erschließt sich einem ein wirklich spannender Gedankengang: Braucht der Mensch Freiheit, um glücklich zu sein? Ist sie nicht eher eine Qual, von der er befreit werden soll? Die Argumentation ist interessant, nachvollziehbar und lässt einen über ein Grundgut der menschlichen Existenz zweifeln.
Gelesen, um in "Die Brüder Karamasow" hineinzuschnuppern und ich wurde nicht enttäuscht. Es handelt sich um einen kurzen Dialog, der so viel Wert, Tiefgang und Aktualität besitzt, dass es auch mehrfach gelesen und darüber debattiert werden kann. Fantastisch!
Nichts für Kirchenfans...
An sich schneidet diese Erzählung ein ganz interessantes Thema an, entwirft bzw. eine Theorie, in der Dostojewski der Katholischen Kirche unterstellt, den Menschen absichtlich ihre gottgegebene Freiheit genommen zu haben, mit der sie angeblich überfordert sei. Der Mensch sehne sich danach, seine Freiheit aufzugeben, er wolle nichts mehr als jemanden oder etwas anzubeten, und die Freiheit, die in der Lehre Jesu verankert ist, mache sie unglücklich. Das ganze ist besonders faszinierend, da der Großinquisitor Jesus als Feind der Kirche ansieht, praktisch also als das Gegenteil dessen, was die Menschen brauchen. Die Kirche handle also zum Wohle der Menschen gegen Gott selbst, fast schon wie Wohltäter. Es ist ein interessanter Gedankengang, an dem auch wirklich etwas sein könnte.
Die Beurteilung fällt mir schwer. Ein Buch voller Bitterkeit, Hartherzigkeit, Pessimismus und vernichtender Kritik an allem Guten, Schönen und Freiheitlichem. Das Buch besteht hauptsächlich aus dem Monolog des Großinquisitors, der engagiert seine philosophischen, theologischen und soziologischen Aufassung dem wieder auferstandenen Jesus um die Ohren schlägt. Seine Überzeugungen kann man nicht schlichtweg ablehnen. Die Kritik an der katholischen Kirche hat sicherlich viel Wahres. Interessant ist vor allem seine Theorie, dass der Mensch mit der ihm durch den christlichen Glauben und der Vergebung erteilten Freiheit überfordert ist. Dass der Mensch im Grunde sich enge Grenzen und Führung wünscht, die ihm in diesem Fall die Kirche bietet. Die Geschichte hat da dem Großinquisitor oft recht gegeben. Es ist nicht nur die Kirche, sondern auch der totalitäre Staat, der sich dem antichristlichen und antiliberalen Gedanken bedient. Kein Wunder, dass so Kerle wie Nietzsche oder Heidegger von Dostoyevsky begeistert waren. Ich mag seine psychologischen Elemente in den Romanen, wie beim Idiot oder beim Spieler. Was mir in diesem Buch fehlt ist der Dialog, die Gegenposition, die dem Leser anregt, Argumente abzuwägen. Mich würde wirklich interessieren, warum der Autor Jesus schweigen läßt. Wenigstens hat der Heiland den perfekten Abgang und kann sich dann doch als moralischer Sieger sehen. Er darf den Kerker verlassen, wird nicht auf den Scheiterhaufen geschmissen, küsst aber den Großinquisitor auf die Lippen beim Herausgehen, was an der Haltung des Alten aber nichts ändert. Trotzdem, cooler Abgang. Dieses kleine Büchlein sollte man auf jeden Fall mal gelesen haben, den ich habe selten eindringlichere Monologe gelesen. Das Buch regt zum Nachdenken an.
Die Beurteilung fällt mir schwer. Ein Buch voller Bitterkeit, Hartherzigkeit, Pessimismus und vernichtender Kritik an allem Guten, Schönen und Freiheitlichem. Das Buch besteht hauptsächlich aus dem Monolog des Großinquisitors, der engagiert seine philosophischen, theologischen und soziologischen Aufassung dem wieder auferstandenen Jesus um die Ohren schlägt. Seine Überzeugungen kann man nicht schlichtweg ablehnen. Die Kritik an der katholischen Kirche hat sicherlich viel Wahres. Interessant ist vor allem seine Theorie, dass der Mensch mit der ihm durch den christlichen Glauben und der Vergebung erteilten Freiheit überfordert ist. Dass der Mensch im Grunde sich enge Grenzen und Führung wünscht, die ihm in diesem Fall die Kirche bietet. Die Geschichte hat da dem Großinquisitor oft recht gegeben. Es ist nicht nur die Kirche, sondern auch der totalitäre Staat, der sich dem antichristlichen und antiliberalen Gedanken bedient. Kein Wunder, dass so Kerle wie Nietzsche oder Heidegger von Dostoyevsky begeistert waren. Ich mag seine psychologischen Elemente in den Romanen, wie beim Idiot oder beim Spieler. Was mir in diesem Buch fehlt ist der Dialog, die Gegenposition, die dem Leser anregt, Argumente abzuwägen. Mich würde wirklich interessieren, warum der Autor Jesus schweigen läßt. Wenigstens hat der Heiland den perfekten Abgang und kann sich dann doch als moralischer Sieger sehen. Er darf den Kerker verlassen, wird nicht auf den Scheiterhaufen geschmissen, küsst aber den Großinquisitor auf die Lippen beim Herausgehen, was an der Haltung des Alten aber nichts ändert. Trotzdem, cooler Abgang. Dieses kleine Büchlein sollte man auf jeden Fall mal gelesen haben, den ich habe selten eindringlichere Monologe gelesen. Das Buch regt zum Nachdenken an.
Ein Auszug aus dem berühmten Werk "Die Brüder Karamasov". Diese Geschichte in der Geschichte wurde so bekannt, dass sie unterdessen auch separat veröffentlicht wird. Jesus kommt zur Zeit der Inquisition zurück auf die Erde. Was ist geschehen? Was wird geschehen? Wahrscheinlich nicht das, was wir uns alle denken. Auf jeden Fall macht dieser kurze Text enorm Lust darauf, das gesamte Buch zu lesen und so auch den Kontext kennenzulernen, in welchem die Geschichte um den Grossinquisitor erzählt wird.