Der große Wunsch

Der große Wunsch

E-Book
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Beschreibung

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2023: Feinfühlig und scharfsinnig erzählt Sherko Fatah eine erschütternde Vater-Tochter-Geschichte vor dem Hintergrund der Konflikte im Nahen Osten.

Eine Tochter verschwindet. Sie ist aufgebrochen, um sich in Syrien mit einem Glaubenskrieger zu verheiraten, den sie im Internet kennengelernt hat. Zurück bleibt ein Vater, der sich Vorwürfe macht. Hätte Murad seiner Tochter Naima nur mehr von seinem Herkunftsland erzählt, von dem er sich hier in Deutschland endlich gelöst hat. Hätte er ihren Fremdheitsgefühlen nur mehr Beachtung geschenkt. Vielleicht wäre sie dann nicht im Namen der Religion in eine Welt heimgekehrt, die ihr vollkommen unvertraut ist. Murad sieht nur eine Lösung: Er muss Naima finden. Und so nimmt er Kontakt zu Schleusern auf, reist in das Kurdengebiet an der türkisch-syrischen Grenze und stellt sich dabei auch seiner eigenen Vergangenheit. Als ihm die Schleuser ein Audiotagebuch präsentieren, das von einer Frau in Rakka aufgenommen wurde, mit großer Wahrscheinlichkeit Naima, entscheidet Murad, die gefährliche Reise in das Herrschaftsgebiet des Islamischen Staates auf sich zu nehmen …
Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
N/A
Format
E-Book
Seitenzahl
384
Preis
8.99 €

Autorenbeschreibung

Sherko Fatah wurde 1964 in Ost-Berlin als Sohn eines irakischen Kurden und einer Deutschen geboren. Er wuchs in der DDR auf und siedelte 1975 mit seiner Familie über Wien nach West-Berlin über. Er studierte Philosophie und Kunstgeschichte. Für sein erzählerisches Werk hat er zahlreiche Auszeichnungen erhalten, zuletzt den Großen Kunstpreis Berlin der Akademie der Künste und den Adelbert-von-Chamisso-Preis 2015, außerdem den Aspekte-Literaturpreis für den Roman »Im Grenzland«. Er wurde mehrfach für den Preis der Leipziger Buchmesse (2008 mit »Das dunkle Schiff«, 2012 mit »Ein weißes Land«) nominiert, stand mit »Das dunkle Schiff« 2008 auf der Shortlist und mit »Der große Wunsch« 2023 auf der Longlist des Deutschen Buchpreises.

Beiträge

6
Alle
4

Murad macht sich auf den Weg ins kurdische Grenzgebiet zu Syrien zu der Zeit als ISIS/Islamischer Staat/Daesh noch ein "Kalifat" errichtet hatten in Teilen Syriens. Er hat einen Boten engagiert, der seine Tochter finden soll, die verschwunden ist und sich scheinbar mit ihrem französischen Freund radikalisiert hat und diesem Kampf angeschlossen hat. Murad wartet vor allem und muss sich mit den Menschen im Grenzgebiet sowie seiner Ex-Frau und einem eher seltsamen Freund in Deutschland auseinandersetzen. Zunächst beginnt das Buch sehr poetisch, dann wird es schnell viel Selbstreflexion, Beobachtung, Einsamkeit und leider auch viel Selbstmitleid mit dem abwesenden Vater, der seine Tochter nicht versteht und offensichtlich auch nie wirklich erreicht hat. Viele Beobachtungen aus Syrien/dem kurdischen Autonomiegebiet. Es wird viel gewartet, geraucht und Tee getrunken. Der letzte Teil wird dann spannender, aber auch etwas vertrackt, ohne wirkliches Happy End. Sehr spannendes Thema, mal ohne Sachbuch zu sein

5

Ein Vater ist auf der Suche nach seiner Tochter, die sich mit einem IS-Terroristen verheiratet hat und in Syrien untergetaucht ist. Die wochenlange Reise ist eine Reise durch karge, harte Landschaften, immer am Rande von Kriegshandlungen und Brutalität. Es ist aber auch eine Reise voller Begegnungen mit Menschen und vor allem eine Reise zu sich selbst und seiner getrennten Ehefrau, die in Deutschland auf die Rückkehr der Tochter hofft. Wie geht man damit um, wenn das eigene Kind nicht nur in höchster Lebensgefahr schwebt sondern auch noch mitverantwortlich für Folter und Mord sein könnte? Dieses Buch werde ich so schnell nicht vergessen. Es ist hart zu lesen aber sehr sehr lohnend.

5

✨️ Highlight

📚 Inhalt Ein Albtraum für Murad hat begonnen. Seine Tochter ist verschwunden. Sie ist nach Syrien aufgebrochen, um sich mit einem Glaubenskrieger zu verheiraten und ihren Teil für den heiligen Krieg beizutragen. Murad ist geplagt von Vorwürfen. Wäre es anders gekommen, wenn er seiner Tochter mehr über ihre Wurzeln erzählt hätte? Wenn er ihr Fremdheitsgefühl ernster genommen hätte? Aber nun ist es zu spät und seine Tochter ist unterwegs in eine Heimat, die ihr fremd ist. Geflüchtet in eine Religion, die sie kaum kennt. In einen Krieg, dessen Ausmasse sie sich nicht vorstellen kann. Murad macht sich auf die Suche nach seiner Tochter Naima und beginnt eine gefährliche Reise. Mit Hilfe von Schleusern will er durch das kurdische Gebiet bei der türkisch-syrischen Grenze gelangen. Als er von einem Schleuser ein Audiotagebuch bekommt, welches höchstwahrscheinlich von Naima ist, gibt es für ihn nur noch eine Lösung: er muss in das Herrschaftsgebiet des Islamischen Staates gelangen. 📖 Meinung Dieses Buch hat mich komplett gefesselt, ich konnte es kaum aus der Hand legen. Die Erzählweise war so gut. Murad ist mir schnell nahe gekommen und der Autor konnte seine Gefühle so gut rüber bringen, dass ich sie förmlich greifen konnte. Die verschiedenen Emotionen die Murad durchlebt, sind auf mich übergegangen und ich habe die Geschichte praktisch durch sein Herz gesehen. Seine verzweifelte Suche nach seiner Tochter wird durch die abwechselnden Kapitel mit dem Audiotagebuch noch nervenaufreibender gestaltet. Man weiss nicht, ob es sich um Naima handelt und die unbekannte Frau berichtet eindrucksvoll von ihren Erlebnissen im Kriegsgebiet. Sie legt ihre Hoffnungen und Ängste eindrücklich dar. Da auch Murad die Geschichte zeitgleich mitbekommt, wird die Spannung dadurch nur noch mehr gesteigert und ich habe wirklich mit ihm mitgefiebert. Das Buch war ein sehr eindrucksvolles, bleibendes Leseerlebnis für mich. Der Autor behandelt so gekonnt ein hochaktuelles Thema, über das mehr aufgeklärt werden müsste. Für mich ein must-read, dass ich nur weiter empfehlen kann.

3

Ich hab mich sehr auf dieses Buch gefreut, weil ich das Thema so spannend fand. Es geht um einen Vater, Murad, der sich auf der Suche nach seiner Tochter, Naima, auf den Weg in die Türkei, dort an die Grenze zu Syrien, macht. Er will Naima, die ihrem Freund, Faruk, zum IS gefolgt ist, finden und sie... ja was eigentlich. Zurückholen? Retten? Das weiß Murad, der getrieben wird von seinem schlechten Gewissen, als Vater „versagt zu haben", selbst nicht so genau, glaube ich. Leider beschreibt dieses „weiß nicht so genau" auch ziemlich genau mein Verhältnis zu diesem Buch. Sprachlich liest es sich sehr angenehm. Letztlich bleibt mir aber zu vieles ungesagt. Ich konnte irgendwie keinen Bezug zu Murad, Naima oder einem der sonstigen Charaktere aufbauen und verbleibe etwas ratlos und merkwürdig unberührt zurück.

3

Murad, im Grenzgebiet zu Syrien, wandert, durch der Türkei zugehörige, zerklüftete Felslandschaften, riecht und schmeckt den Staub. Nur er, seine Gedanken, die Einsamkeit, die nächtliche Kälte und das Vorhaben, seine Tochter zu finden. „Ich hätte Naima davon erzählen sollen, wie sehr ich diese Müdigkeit in mit bekämpft habe. Nicht weil ich ein Streber war, der sich unbedingt anpassen wollte. Nein, es ging mir darum, diese Kraft nicht zu verlieren, anders sein zu wollen als die vielen, die ich seit meiner Ankunft in Deutschland sahn Berlin, in Mannheim, in Köln, wo auch immer. In den unübersehbaren, überbevölkerten Stadtvierteln saßen sie in den immer gleichen Cafes vor ihrem Glas Tee und ihrem Handy. Vermutlich erinnerten sie sich nicht einmal an die Hoffnungen, die sie hierher begleitet hatten. Sie waren einfach nur, jeder für sich, an seinem Platz, genau dort, wohin man sie verwiesen hatte, weil sich auch in ihnen irgendwann die Müdigkeit breit gemacht hatte, weil auch sie die Spannkraft verließ und nur Ernüchterung zurückblieb. Für mich wollte ich das nicht, dachte Murad. Dass jene Müdigkeit aber Naima mit solcher Gewalt zurückreißen würde in ein anderes Leben, von dem sie keine Vorstellung hatte, hätte er im Traum nicht für möglich gehalten.“ Die ersten 100 Seiten hat mich die Sprachfreude, die Leichtfüßigkeit, das schelmische Erzählen und Hineinziehen meiner Person, alles zu fühlen, mitzuerleben, stark an Umberto Eco erinnert und insbesondere an Baudolino. Begeisterung. Er hält dieses Niveau jedoch nicht. Die Sprache wandert hin zur Alltagssprache. Nur hier und da, bei Überlegungen über die Spinne, die Maulwurfsgrille, das Empfinden von Vergehen der Zeit, blitzt diese Sprachlust wieder auf. Je nach dem, mit welcher Erwartung man das Buch beginnt, könnte man es auch als Mogelpackung begreifen. Die Fragestellung: „Was führt dazu, dass die Tochter Murads sich einem Gotteskrieger anschließt und nach Syrien geht?, spielt nur eine untergeordnete Rolle. Sie wird lediglich durch Überlegungen und Audiotagebücher behandelt, die redundant und oberflächlich bleiben. Sie führen zu nichts. Für mich der enttäuschendste Teil des Buches. Es geht um Murad, sein Verhältnis zu seiner entfremdeten Tochter, sein Verhältnis zu seiner Exfrau, sein Verhältnis zu Freunden, als Migrant in 2. Generation und eigentlich um Fortschrittsgesellschaft, um „Minima Moralia“, in vollem Fokus als Migrant die Spannkraft nicht zu verlieren und nicht mitzubekommen, dass die kapitalistische, westliche Gesellschaft, das Individuum, durch Entfremdung und Unauthentizität ebenfalls in den Sumpf der Passivität zieht. Kämpfe an 2 Fronten. Murads Passivität ist durch eine unfassbare Naivität, einem Freiheitsgedanken, der das Gegenüber glauben macht, es sei ihm alles egal, der, obwohl er im Bereich der Kriegsdokus arbeitet, nichts von gesellschaftspolitischen Strukturen und Zusammenhängen mitbekommt, gekennzeichnet. Der ein Versager ist, die Beobachtungen seiner Umwelt, die gewonnenen Eindrücke und Erkenntnisse, zu nutzen. Als wolle er sich nicht verhalten müssen. Dabei ist er ein absolut liebenswürdiger Charakter, der sich selbst ständig hinterfragt und versucht zu verstehen. Das macht seine Figur so unendlich tragisch. Leider wird diese Ambiguität überhaupt nicht gewinnbringend ausgeschöpft. Die Einsamkeit in seiner Hütte, das karge Leben, sein Baum unter dem er sitzt – eine großartige Anlage, um in die Abgründe, den Schmerz, die Suche nach Antworten und Verstehen hinunterzusteigen. Der Autor macht es nur nicht. Immer wieder wird dieser Ansatz, durch beliebige Erinnerungen gebrochen. Das Einstreuen von langweiligen, völlig nutzlosen Sequenzen mit den Boten. Es wird klar, Murads Warten hat nichts von Herman Hesses Siddharta: "… ich bin ein Stein, ich tue nichts, ich ziehe die Dinge an mich". Er ist nicht die Spinne, die Jägerin, die wartet und nichts tut. Das Buch hat mich zunächst, durch das Eingangszitat und die ersten Szenen im Glauben zurückgelassen, dass wir es hier nur mit scheinbarer Passivität zu tun haben. Einer Person, die den anpackenden Pragmatismus seiner Exfrau und den ständigen Tatendrang seines Freundes Aziz, kritisch in Relation zu seiner Einkehr, dem Fokussieren auf Ziele und das darüber nachsinnen stellt. Denken erfordert Zeit. Nee, diese These würgt das Buch durch Murads Persönlichkeit immer weiter ab. Es bleibt traurige Passivität, die im Vergleich zu „Tasmanien“ zwar keiner Desillusionierung erliegt, dennoch als Dämpfer fungiert. Der Autor vermag es nicht wie Fosse, einen limitierten, in sich kreisenden Menschen, sprachlich und stilistisch zur Explosion zu bringen. Was bleibt: Murad, du warst als Vater ein Versager. Das reicht mir nicht, um das Buch mehr als durchschnittlich und gut zu finden. Eigentlich bin ich sogar verärgert, weil ich das Potential sehe.

4

Spannend und mit großer Sprachkraft. Ein Vater der seine Tochter zurückholen will. Es ist kein Abenteurroman, jedoch erzeugt die langsame Entwicklung und die Gedanken und Gefühle des Vaters eine ungeahnte Spannung. Hierzu musste ich jedoch über die ersten 50-100 Seiten hinwegkommen. Ausharren lohnt sich jedoch auf jeden Fall!!

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