Der Allesfresser
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Nancy Fraser, geboren 1947 in Baltimore, ist Henry A. and Louise Loeb Professor of Political and Social Science und Professorin für Philosophie an der New School for Social Research in New York.
Beiträge
Ein sehr gutes Buch für Personen die sich bereits mit dem Thema beschäftigt haben, und Zusammenhänge weiter verstehen wollen, oder das Thema vertiefen möchten
Ein wie Ich finde, sehr gut geschriebenes Buch, auch weil die Autorin immer wieder Rückbezug auf in bereits vorangegangenen Kapiteln, erläuterte Thesen nimmt. Somit spannt sich ein durchgängiger roter Faden durch das Buch, welcher der lesenden Person dabei hilft die verschiedenen Thesen besser miteinander zu verknüpfen. An manchen Stellen wird das Buch etwas schwieriger zu verstehen, jedoch keinesfalls schwerfällig zu lesen. Zudem man nicht vergessen darf das es sich hier um politische Theorie handelt die an manchen Stellen nunmal etwas komplexer ist. Trotz allem hatte ich durchgängig das Gefühl dass die Autorin die lesende Person gut "mitnimmt" und sich viele Sätze nach zweimaligem lesen oder im nächsten Satz besser einordnen lassen. Kein Buch was ich jemandem empfehlen würde, aber für Personen die sich bereits ein bisschen in das Thema eingelesen haben auf jedenfall eine Empfehlung. Obwohl ich bereits über die, von der Autorin aufgezeichneten Verknüpfungen gelesen habe, habe Ich trotzdem das Gefühl sehr viel Input aus diesem Buch gezogen zu haben.

To recap: Kapitalismus wird nicht als Wirtschafts-, sondern als Gesellschaftssystem definiert und seine "nicht-ökonomischen" Säulen, ohne die er nicht funktionieren könnte, werden beleuchtet: Die Ausbeutung und/oder Enteignung von Menschen auf der ganzen Welt, denen Land, Ressourcen, unbezahlte und unterbezahlte Arbeit entrissen werden. Dann die unter-bis unbezahlte Care-Arbeit der sozialen Reproduktion, im Löwenanteil von Frauen geleistet, ohne die es keine "Arbeitskräfte" geben würde. Dann die kostenlosen oder sehr billigen Inputs aus der nicht-menschlichen Natur, die behandelt wird, als wäre sie der Junge mit den Goldhosen. Und dann natürlich die öffentlichen Güter wie Rechtsordnungen, Infrastrukturen etc., die von Staaten bereitgestellt werden. Und nun ist das Problem, das alle diese Säulen des Kapitalismus von diesem abgesägt werden im Streben nach Kapitalakkumulation: die öffentliche Macht wird ausgehöhlt, um weniger Steuern und Löhne zahlen zu müssen, Care-Arbeit wird nicht vergütet und auf Privathaushalte abgewälzt, die Natur wird ausgebeutet genauso wie Bevölkerungen auf der ganzen Erde. Und so gelangen wir dorthin, wo wir uns heute befinden: die ökologische Krise des Klimawandels durch die Ausbeutung der Natur, eine demokratische Krise durch die Aushöhlung der politischen Macht, die in ihrer Unterwerfung unter das Kapital die Bedürfnisse der Menschen nicht erfüllen kann, eine Krise in der Reproduktion (Pflegenotstand, Lehrkräftemangel, Kitaplätze, schließende Krankenhäuser, ...) und irgendwann kann man den politisch wehrlosen Menschen in den "Entwicklungsländern" auch nicht noch mehr Reichtum stehlen. Ergo: wir brauchen etwas neues, was nicht zur Selbstdestabilisierung neigt. Bzw. nicht "dazu neigt", sondern konstitutionell unweigerlich dorthin führt. Und hier finden sich ein paar interessante Gedanken dazu. Also nicht NUR super-deprimierend. Lediglich ziemlich. Was den Planeten zu verbrennen droht, ist nämlich nicht "die Menschheit", sondern der Kapitalismus. Interessant fand ich die Betrachtung dazu, wie undemokratisch eine kapitalistische Gesellschaftsordnung ist, wo wir uns doch immer die Demokratie auf die Fahnen schreiben: Indem weite Bereiche des gesellschaftlichen Lebens der Herrschaft des "Marktes" (in Wirklichkeit der Großkonzerne) unterstellt werden, werden sie für demokratische Entscheidungsfindung, kollektives Handeln und öffentliche Kontrolle unzugänglich gemacht. Diese Regelung beraubt uns der Möglichkeit, gemeinsam zu entscheiden, was und wie viel wir auf welcher Energiebasis und im Rahmen welcher sozialen Beziehungen herstellen wollen. Sie beraubt uns auch der Fähigkeit zu entscheiden, wie wir den gesellschaftlichen Mehrwert, den wir kollektiv produzieren, verwenden wollen; wie wir uns zur Natur und zu zukünftigen Generationen verhalten wollen wie wir die Arbeit der sozialen Reproduktion und ihr Verhältnis zur Produktion organisieren wollen. Wegen der ihm eigenen Struktur ist der Kapitalismus also von Grund auf antidemokratisch. Selbst im besten Fall ist die Demokratie in einer kapitalistischen Gesellschaft zwangsläufig begrenzt und schwach. Fazit: es ist alles sehr kompliziert und vielschichtig, Lösungen werden nicht einfach zu finden und durchzusetzen sein, aber möglich ist es. Das finde ich immer neben allen Krisen und Katastrophen mit am deprimierendsten: wie wenig wir in der Lage sind, uns ETWAS ANDERES vorzustellen. Das zeigt ja auch, wie sehr sich der Kapitalismus in unser Gehirn gefressen hat, dass er als unumgänglich betrachtet wird. Obwohl er uns alle zugrunde richtet. Ich werde mich umschauen nach Leuten, die eine bessere Vorstellungskraft haben
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Nancy Fraser, geboren 1947 in Baltimore, ist Henry A. and Louise Loeb Professor of Political and Social Science und Professorin für Philosophie an der New School for Social Research in New York.
Beiträge
Ein sehr gutes Buch für Personen die sich bereits mit dem Thema beschäftigt haben, und Zusammenhänge weiter verstehen wollen, oder das Thema vertiefen möchten
Ein wie Ich finde, sehr gut geschriebenes Buch, auch weil die Autorin immer wieder Rückbezug auf in bereits vorangegangenen Kapiteln, erläuterte Thesen nimmt. Somit spannt sich ein durchgängiger roter Faden durch das Buch, welcher der lesenden Person dabei hilft die verschiedenen Thesen besser miteinander zu verknüpfen. An manchen Stellen wird das Buch etwas schwieriger zu verstehen, jedoch keinesfalls schwerfällig zu lesen. Zudem man nicht vergessen darf das es sich hier um politische Theorie handelt die an manchen Stellen nunmal etwas komplexer ist. Trotz allem hatte ich durchgängig das Gefühl dass die Autorin die lesende Person gut "mitnimmt" und sich viele Sätze nach zweimaligem lesen oder im nächsten Satz besser einordnen lassen. Kein Buch was ich jemandem empfehlen würde, aber für Personen die sich bereits ein bisschen in das Thema eingelesen haben auf jedenfall eine Empfehlung. Obwohl ich bereits über die, von der Autorin aufgezeichneten Verknüpfungen gelesen habe, habe Ich trotzdem das Gefühl sehr viel Input aus diesem Buch gezogen zu haben.

To recap: Kapitalismus wird nicht als Wirtschafts-, sondern als Gesellschaftssystem definiert und seine "nicht-ökonomischen" Säulen, ohne die er nicht funktionieren könnte, werden beleuchtet: Die Ausbeutung und/oder Enteignung von Menschen auf der ganzen Welt, denen Land, Ressourcen, unbezahlte und unterbezahlte Arbeit entrissen werden. Dann die unter-bis unbezahlte Care-Arbeit der sozialen Reproduktion, im Löwenanteil von Frauen geleistet, ohne die es keine "Arbeitskräfte" geben würde. Dann die kostenlosen oder sehr billigen Inputs aus der nicht-menschlichen Natur, die behandelt wird, als wäre sie der Junge mit den Goldhosen. Und dann natürlich die öffentlichen Güter wie Rechtsordnungen, Infrastrukturen etc., die von Staaten bereitgestellt werden. Und nun ist das Problem, das alle diese Säulen des Kapitalismus von diesem abgesägt werden im Streben nach Kapitalakkumulation: die öffentliche Macht wird ausgehöhlt, um weniger Steuern und Löhne zahlen zu müssen, Care-Arbeit wird nicht vergütet und auf Privathaushalte abgewälzt, die Natur wird ausgebeutet genauso wie Bevölkerungen auf der ganzen Erde. Und so gelangen wir dorthin, wo wir uns heute befinden: die ökologische Krise des Klimawandels durch die Ausbeutung der Natur, eine demokratische Krise durch die Aushöhlung der politischen Macht, die in ihrer Unterwerfung unter das Kapital die Bedürfnisse der Menschen nicht erfüllen kann, eine Krise in der Reproduktion (Pflegenotstand, Lehrkräftemangel, Kitaplätze, schließende Krankenhäuser, ...) und irgendwann kann man den politisch wehrlosen Menschen in den "Entwicklungsländern" auch nicht noch mehr Reichtum stehlen. Ergo: wir brauchen etwas neues, was nicht zur Selbstdestabilisierung neigt. Bzw. nicht "dazu neigt", sondern konstitutionell unweigerlich dorthin führt. Und hier finden sich ein paar interessante Gedanken dazu. Also nicht NUR super-deprimierend. Lediglich ziemlich. Was den Planeten zu verbrennen droht, ist nämlich nicht "die Menschheit", sondern der Kapitalismus. Interessant fand ich die Betrachtung dazu, wie undemokratisch eine kapitalistische Gesellschaftsordnung ist, wo wir uns doch immer die Demokratie auf die Fahnen schreiben: Indem weite Bereiche des gesellschaftlichen Lebens der Herrschaft des "Marktes" (in Wirklichkeit der Großkonzerne) unterstellt werden, werden sie für demokratische Entscheidungsfindung, kollektives Handeln und öffentliche Kontrolle unzugänglich gemacht. Diese Regelung beraubt uns der Möglichkeit, gemeinsam zu entscheiden, was und wie viel wir auf welcher Energiebasis und im Rahmen welcher sozialen Beziehungen herstellen wollen. Sie beraubt uns auch der Fähigkeit zu entscheiden, wie wir den gesellschaftlichen Mehrwert, den wir kollektiv produzieren, verwenden wollen; wie wir uns zur Natur und zu zukünftigen Generationen verhalten wollen wie wir die Arbeit der sozialen Reproduktion und ihr Verhältnis zur Produktion organisieren wollen. Wegen der ihm eigenen Struktur ist der Kapitalismus also von Grund auf antidemokratisch. Selbst im besten Fall ist die Demokratie in einer kapitalistischen Gesellschaft zwangsläufig begrenzt und schwach. Fazit: es ist alles sehr kompliziert und vielschichtig, Lösungen werden nicht einfach zu finden und durchzusetzen sein, aber möglich ist es. Das finde ich immer neben allen Krisen und Katastrophen mit am deprimierendsten: wie wenig wir in der Lage sind, uns ETWAS ANDERES vorzustellen. Das zeigt ja auch, wie sehr sich der Kapitalismus in unser Gehirn gefressen hat, dass er als unumgänglich betrachtet wird. Obwohl er uns alle zugrunde richtet. Ich werde mich umschauen nach Leuten, die eine bessere Vorstellungskraft haben