Demut

Demut

Hardcover
3.95
EmanzipationNovemberrevolution1918Historischer Roman

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Beschreibung

Eben noch kämpfte Alois Pokora im Weltkrieg. Dann erwacht er im Krankenhaus in Berlin – und die Welt ist eine andere: das Jahr 1918, der Kaiser geflohen, die alte Ordnung zerbricht. Der Bergmannssohn Alois, der Erste in der Familie mit Schulbildung, sehnt sich nach seiner Liebe Agnes – lässt sich aber bald von der soghaften neuen Freiheit erfassen, geistig, revolutionär, auch erotisch. Er gerät in die Berliner Halbwelt, schult für die dubiose «Baronin» eine Kampftruppe, trifft Rosa Luxemburg. Nach einer Schießerei mit Kaisertreuen rund ums Berliner Schloss kann er gerade noch heim ins verwunschene Schlesien flüchten. Wo sich ebenfalls alles verändert hat. Unerwartet muss Alois sich der eigenen Herkunft stellen – und steht endlich Agnes gegenüber. Doch Alois ist zwischen alle Fronten geraten.

Mit weltmalerischer Wucht erzählt Szczepan Twardoch vom Weltkrieg und vom umstürzlerischen Berlin mit seinen Kaputten, Geschlagenen und den feierwütigen Überlebenden, den Umbrüchen, die bald ganz Europa erfassen. «Demut» ist ein gewaltiger Roman über einen Mann im Strudel der Zeit, der zwischen Emanzipation und Selbstzweifel steht und in einer explosiven, ungeheuer freien Epoche seinen Weg sucht.

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Hardcover
Seitenzahl
464
Preis
25.70 €

Autorenbeschreibung

Szczepan Twardoch, geboren 1979, ist einer der herausragenden Autoren der Gegenwartsliteratur. Seine Romane sind in zahlreiche Sprachen übersetzt, zum Teil verfilmt. «Morphin» (2012) wurde mit dem Polityka-Passport-Preis ausgezeichnet. Für den Roman «Drach» wurden der Autor und sein Übersetzer Olaf Kühl 2016 mit dem Brücke Berlin Preis geehrt, 2019 erhielt Twardoch den Samuel-Bogumił-Linde-Preis, 2025 den Usedomer Literaturpreis. Zuletzt erschienen die hochgelobten Romane «Der Boxer», «Kälte» («Weltliteratur», Neue Zürcher Zeitung) und «Die Nulllinie». Er lebt mit seiner Familie in Pilchowice/Schlesien.

Beiträge

1
Alle
4

"Für einen Augenblick von einigen hundert Tagen habe ich geglaubt, ich könnte ein normales, gewöhnliches Leben führen, besser als das, zu dem ich geboren bin." Alois Pokora kämpft als Soldat und schließlich Offizier im Ersten Weltkrieg, landet zu Kriegsende verwundet in einem Krankenhaus in Berlin und rutscht dort mehr oder weniger zufällig in eine kommunistische Kampftruppe, die er anleiten soll. Doch kaum angekommen, gerät er in einen Hinterhalt und entgeht knapp seiner Hinrichtung. Er kann in seine Heimat, nach Schlesien fliehen, wo nichts mehr ist, wie es mal war und Alois sich wieder zwischen den Stühlen befindet. 'Demut' ist ein wilder Ritt durch die Nachkriegsjahre, in der der Protagonist fremdbestimmt von einem Zeitgeschehen zum nächsten torkelt und sich an alles klammert, was ihm Halt geben könnte. Seine Geschichte ist die eines Klassenaufstiegs, der weder von seiner alten, noch seiner neuen Gesellschaftsschicht so richtig akzeptiert oder gar respektiert wird. Alois gehört nirgends dazu, und grade das macht ihm zum attraktiven Spielball für die großen Kräfte seiner Zeit. Der Roman macht sehr viele Ebenen auf und bietet komplexe zwischenmenschliche Beziehungen, webt viele historische Persönlichkeiten und wahre politische Ereignisse ein, die das Buch so spannend machen und den Rahmen der Handlung vorgeben. Über allem schwebt die (vermeintlich) erste große Liebe des Protagonisten - Agnes, die Alois prägt wie niemand sonst. Doch die Liebe ist vielmehr eine Obsession, die sehr zu seiner Fremdbestimmtheit beiträgt. Der Roman ist mit 460 Seiten recht lang. Ich habe mich zwischendurch etwas schwer getan, kann aber rückblickend gar nicht mehr sagen, woran das lag, weil es eigentlich durchgehend spannend war. Vielleicht, weil es kaum Hochs gibt, nur weitere Tiefpunkte, die in einem immensen Tempo auf Alois und die Lesenden einprasseln. Immer wieder neue Drehangeln, an denen Alois versucht, sich selbst zu finden. Ich habe viel über Oberschlesien gelernt, die Heimat meiner Familie, viel über das Gezerre am Territorium, an Nationalität, Kultur und Sprache. 'Demut' verdient unbedingt mehr Aufmerksamkeit, hilft der Roman doch sehr dabei, die Tumulte der Zeit nach 1918, die Gleichzeitigkeit der Geschichte, besser nachvollziehen zu können. Übersetzt von Olaf Kühl. CN: Krieg, T0d, G3walt, Kindst0d, M0bbing, Su1zid, Alk0hol, M0rd, Dr0genkonsum, Blut, Verg3waltigung, Abtr3ibung, Tierquäl3rei

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