Das Geschenk des Meeres
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Julia R. Kelly ist Schriftstellerin, Englischlehrerin und Mutter von fünf Kindern. Sie lebt in Herefordshire und schätzt, seit sie im Rollstuhl sitzt, die Reisen, auf die uns das geschriebene Wort führen kann, noch mehr. Ihr Debütroman Das »Geschenk des Meeres« war auf der Longlist für den Mslexia Novel Prize, den Exeter Novel Prize, PenguinWriteNow und den Bath Novel Award, wurde mit dem Blue Pencil First Novel Award ausgezeichnet und in zehn Sprachen übersetzt.
Beiträge
Mit „Das Geschenk des Meeres“ ist der Julia R. Kelly ein atmosphärisch dichtes und zutiefst bewegendes Werk gelungen, das lange nachhallt. In einem abgelegenen schottischen Fischerdorf um das Jahr 1900 wird ein bewusstloser Junge an den Strand gespült – ein Ereignis, das nicht nur ein Kind in Not zeigt, sondern die gesamte Dorfgemeinschaft in ihren Grundfesten erschüttert. Denn der Junge ähnelt auf unheimliche Weise Moses, dem Sohn der Lehrerin Dorothy, der Jahre zuvor spurlos verschwand. Ist er es? Oder ein fremdes Kind, das gekommen ist, um eine alte Wunde aufzureißen? Die Geschichte entfaltet sich auf zwei Ebenen – dem Damals und dem Jetzt – und schafft es dabei meisterhaft, Vergangenheit und Gegenwart miteinander zu verweben. Mit jedem Kapitel schält sich das Porträt einer Frau heraus, die versucht, in einer engstirnigen, von Vorurteilen und Aberglauben geprägten Gemeinschaft Fuß zu fassen. Dorothy, als Fremde in Skerry, kämpft gegen die starren Strukturen eines Ortes, in dem jeder Schritt beobachtet, jede Entscheidung kommentiert wird. Ihre Entwicklung ist ebenso berührend wie tragisch: eine Frau, die die Liebe kennt, aber nicht leben darf. Eine Mutter, die ein Kind verliert, und sich doch erneut für eines öffnet – obwohl ihr Herz längst zerbrochen scheint. Der Fischer Joseph steht im Zentrum des inneren Konflikts. Warum war er in jener Nacht am Meer, als Moses verschwand? Was verbindet ihn mit dem geheimnisvollen Jungen, den er Jahre später aus den Wellen rettet? Und warum wurde aus ihm und Dorothy nie ein Paar, obwohl ihre Liebe doch für jeden im Dorf sichtbar war? Mit eindrucksvoller Sprache, klarer Struktur und sensibler Figurenzeichnung erschafft der Roman eine beklemmende Atmosphäre. Die Dialoge sind von subtiler Spannung durchzogen, die Beziehungen wirken wie ein Tanz zwischen Hoffnung und Verdrängung, zwischen Pflichtgefühl und heimlicher Sehnsucht. Besonders gelungen ist die Darstellung des Dorflebens mit all seinen engen sozialen Regeln, seinem Aberglauben und der Macht des Tratschs. Die Symbolik – das Meer als unbarmherzige, aber auch reinigende Kraft – durchzieht das Buch wie ein melancholischer Klang. Thematisch bewegt sich das Buch tiefgründig durch Verlust, Schuld und die Frage nach Vergebung. Was macht der Tod eines Kindes mit einer Mutter? Wie lebt man weiter mit einer Wunde, die nie ganz verheilt? Diese Fragen beantwortet der Roman nicht laut, sondern in leisen, feinen Tönen – und gerade deshalb mit umso größerer emotionaler Wirkung. Eine eindrucksvolle Lektüre – rau wie die See, feinfühlig wie die erste große Liebe, erschütternd wie der Verlust eines Kindes. Wer tiefgründige Geschichten liebt, die unter die Haut gehen und historische Atmosphäre mit psychologischer Tiefe verbinden, sollte dieses Buch unbedingt lesen. Ein leises, eindringliches Meisterwerk über Verlust, Liebe und die raue Kraft der Erinnerung - einfühlsam, traurig und poetisch. Aus dem Englischen von Claudia Feldmann.

Eine raue Küste und raue Zeiten bilden den Hintergrund dieser Geschichte. Nicht jedes Kind wird hier zum/zur Erwachsenen und auch später holt sich das Meer noch so Manchen. Es ist spätes 19. Jahrhundert als es die junge, verwaiste Lehrerin Dorothy aus Edingburgh an die schottische Küste verschlägt, in ein kleines Fischerdorf, dass ihr zum Schicksal werden soll. Doch wird es ihr auch zur Heimat? Diese Geschichte über Fremdheit und Verletzlichkeit, verlorene Lieben und verlorene Liebste, über einen nur nach außen rauen Menschenschlag hat mich sehr berührt. Der Erzählstil hat mich von Anfang an mitgenommen und ich möchte im Grunde fast alle Charaktere, die Frauen besonders. Aufmerksam gemacht auf das Buch hat mich vor allem das wunderschöne Cover. Für mich hat es sich gelohnt, sich davon verführen zu lassen.
Zwischen Einsamkeit, Aberglauben und Verlust.
Ein stilles, atmosphärisch sehr dichtes Buch, das mich direkt in seinen Bann gezogen hat. Die Geschichte spielt auf der abgelegenen Insel Skerry vor der Küste Schottlands, um 1900. Im Mittelpunkt steht Dorothy, die als junge Frau von Edinburgh auf die Insel kam – mit einer schweren Vergangenheit im Gepäck und der Hoffnung auf einen Neuanfang. Doch Jahre später, nachdem ihr kleiner Sohn Moses spurlos verschwunden ist, wird erneut ein Junge leblos an den Strand gespült. Dieser neue Vorfall lässt nicht nur bei ihr alte Wunden aufbrechen, sondern erschüttert die gesamte Inselgemeinschaft. Erinnerungen, Misstrauen und Aberglaube machen erneut die Runde. Was mir besonders gut gefallen hat, ist die ruhige, fast poetische Erzählweise. Die Autorin schafft es, die gedrückte Stimmung auf der Insel – die Einsamkeit, das Schweigen und all die unausgesprochenen Dinge – sehr eindringlich spürbar zu machen. Auch die Zeitsprünge zwischen Damals und Heute sind gelungen eingebaut und verleihen der Geschichte zusätzliche Tiefe. Dorothy als Figur fand ich sehr nahbar – auch wenn ich sie zwischendurch gern geschüttelt hätte. Ihre Unfähigkeit, sich mitzuteilen oder Hilfe zuzulassen, war manchmal schwer auszuhalten. Aber es passt zu ihrer Vergangenheit. Ich konnte viel mit ihr mitfühlen, gerade weil sie so verschlossen ist und so sehr mit sich selbst kämpft. Auch Joseph, der stille, sehr liebenswerte Fischer, war für mich eine sehr gelungene Figur – ruhig, zuverlässig, mit einem großen Herzen. Dagegen war die Inselgemeinschaft oft schwer zu ertragen: viel Tratsch, Missgunst, Gerede hinter dem Rücken. Aber auch viel Leid, das vor allem Frauen still und hinter verschlossenen Türen ertragen. Beim Lesen war ich dankbar, in einer anderen Zeit geboren zu sein. Hier herrscht noch ein sehr rückständiges Denken, was die Rollen von Männern und Frauen betrifft. Was ich ebenfalls mochte, war, dass das Buch dezent mit dem Übernatürlichen spielt – Aberglaube, Geschichten von Findelkindern, von Kindern, die vom Meer geholt werden. Vieles bleibt lange im Unklaren, was ich sehr atmosphärisch fand. Man fragt sich immer wieder: Was ist real? Was sind nur Geschichten? Einen Punkt muss ich allerdings kritisch anmerken – und leider ist das auch der Grund, warum das Buch von mir nur 3,5 ⭐️ bekommt: Gegen Ende gibt es eine Darstellung, die bei mir einen unangenehmen Beigeschmack hinterlassen hat. Eine bestimmte Figur, die einer marginalisierten Gruppe angehört, wird so gezeichnet, dass es auf mich wirkte, als diene sie lediglich dazu, das Leid der Hauptfigur noch weiter zu verstärken – ohne selbst echte Tiefe oder Bedeutung zu erhalten. Da ich nicht spoilern möchte, kann ich es leider nur so vage umschreiben. Insgesamt ist Das Geschenk des Meeres aber ein sehr stimmiger, gut geschriebener Roman über Verlust, Schweigen, Schuld und Zugehörigkeit – und darüber, wie ein einzelnes Ereignis einen Menschen für immer prägen können.
Ein kleines schottisches Dorf, Anfang des 20. Jahrhunderts: Ein unbekannter Junge wird an der Küste angespült. Die Lehrerin Dorothy nimmt ihn bei sich auf. Er ähnelt stark ihrem Sohn Moses, der vor vielen Jahren als siebenjähriger im Meer verschwand und nie wieder gesehen wurde. Langsam wird nun erzählt, was sich damals zutrug, wie Dorothy als Fremde in das Fischerdorf kam, von den Einheimischen als hochnäsig, gleichzeitig aber auch als Konkurrenz eingestuft wurde, besonders von Agnes, die ebenfalls ein Auge auf den Fischer Joseph geworfen hatte. Auch nach langer Zeit ist es für viele ein Rätsel, warum Dorothy und Joseph kein Paar wurden und welche Rolle auch Joseph bei allen Ereignissen spielte. Das Geschenk des Meeres ist eine sehr vielschichtige Erzählung: Sie zeigt, wie gesellschaftliche Zwänge und Vorstellungen Leben zerstören können, was Klatsch und Gerede mit Menschen machen kann und wie Schuldgefühle für (vermeintliches) Unrecht, Einzelne noch Jahre später quälen kann. Das Buch ist oft recht traurig und bedrückend, gleichzeitig aber auch sehr spannend und gibt gegen Ende doch ein wenig Hoffnung. Julia R. Kelly schafft es meisterhaft, regionale Sagen und Legenden zu verknüpfen, ohne dabei in Richtung Fantasie abzudriften. Sie trifft die richtigen Töne, im Deutschen dank der großartigen Übersetzung von Claudia Feldmann. Das Geschenk des Meeres ist ein hervorragendes Debüt, dem ich ganz viele Leser*innen wünsche.
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Julia R. Kelly ist Schriftstellerin, Englischlehrerin und Mutter von fünf Kindern. Sie lebt in Herefordshire und schätzt, seit sie im Rollstuhl sitzt, die Reisen, auf die uns das geschriebene Wort führen kann, noch mehr. Ihr Debütroman Das »Geschenk des Meeres« war auf der Longlist für den Mslexia Novel Prize, den Exeter Novel Prize, PenguinWriteNow und den Bath Novel Award, wurde mit dem Blue Pencil First Novel Award ausgezeichnet und in zehn Sprachen übersetzt.
Beiträge
Mit „Das Geschenk des Meeres“ ist der Julia R. Kelly ein atmosphärisch dichtes und zutiefst bewegendes Werk gelungen, das lange nachhallt. In einem abgelegenen schottischen Fischerdorf um das Jahr 1900 wird ein bewusstloser Junge an den Strand gespült – ein Ereignis, das nicht nur ein Kind in Not zeigt, sondern die gesamte Dorfgemeinschaft in ihren Grundfesten erschüttert. Denn der Junge ähnelt auf unheimliche Weise Moses, dem Sohn der Lehrerin Dorothy, der Jahre zuvor spurlos verschwand. Ist er es? Oder ein fremdes Kind, das gekommen ist, um eine alte Wunde aufzureißen? Die Geschichte entfaltet sich auf zwei Ebenen – dem Damals und dem Jetzt – und schafft es dabei meisterhaft, Vergangenheit und Gegenwart miteinander zu verweben. Mit jedem Kapitel schält sich das Porträt einer Frau heraus, die versucht, in einer engstirnigen, von Vorurteilen und Aberglauben geprägten Gemeinschaft Fuß zu fassen. Dorothy, als Fremde in Skerry, kämpft gegen die starren Strukturen eines Ortes, in dem jeder Schritt beobachtet, jede Entscheidung kommentiert wird. Ihre Entwicklung ist ebenso berührend wie tragisch: eine Frau, die die Liebe kennt, aber nicht leben darf. Eine Mutter, die ein Kind verliert, und sich doch erneut für eines öffnet – obwohl ihr Herz längst zerbrochen scheint. Der Fischer Joseph steht im Zentrum des inneren Konflikts. Warum war er in jener Nacht am Meer, als Moses verschwand? Was verbindet ihn mit dem geheimnisvollen Jungen, den er Jahre später aus den Wellen rettet? Und warum wurde aus ihm und Dorothy nie ein Paar, obwohl ihre Liebe doch für jeden im Dorf sichtbar war? Mit eindrucksvoller Sprache, klarer Struktur und sensibler Figurenzeichnung erschafft der Roman eine beklemmende Atmosphäre. Die Dialoge sind von subtiler Spannung durchzogen, die Beziehungen wirken wie ein Tanz zwischen Hoffnung und Verdrängung, zwischen Pflichtgefühl und heimlicher Sehnsucht. Besonders gelungen ist die Darstellung des Dorflebens mit all seinen engen sozialen Regeln, seinem Aberglauben und der Macht des Tratschs. Die Symbolik – das Meer als unbarmherzige, aber auch reinigende Kraft – durchzieht das Buch wie ein melancholischer Klang. Thematisch bewegt sich das Buch tiefgründig durch Verlust, Schuld und die Frage nach Vergebung. Was macht der Tod eines Kindes mit einer Mutter? Wie lebt man weiter mit einer Wunde, die nie ganz verheilt? Diese Fragen beantwortet der Roman nicht laut, sondern in leisen, feinen Tönen – und gerade deshalb mit umso größerer emotionaler Wirkung. Eine eindrucksvolle Lektüre – rau wie die See, feinfühlig wie die erste große Liebe, erschütternd wie der Verlust eines Kindes. Wer tiefgründige Geschichten liebt, die unter die Haut gehen und historische Atmosphäre mit psychologischer Tiefe verbinden, sollte dieses Buch unbedingt lesen. Ein leises, eindringliches Meisterwerk über Verlust, Liebe und die raue Kraft der Erinnerung - einfühlsam, traurig und poetisch. Aus dem Englischen von Claudia Feldmann.

Eine raue Küste und raue Zeiten bilden den Hintergrund dieser Geschichte. Nicht jedes Kind wird hier zum/zur Erwachsenen und auch später holt sich das Meer noch so Manchen. Es ist spätes 19. Jahrhundert als es die junge, verwaiste Lehrerin Dorothy aus Edingburgh an die schottische Küste verschlägt, in ein kleines Fischerdorf, dass ihr zum Schicksal werden soll. Doch wird es ihr auch zur Heimat? Diese Geschichte über Fremdheit und Verletzlichkeit, verlorene Lieben und verlorene Liebste, über einen nur nach außen rauen Menschenschlag hat mich sehr berührt. Der Erzählstil hat mich von Anfang an mitgenommen und ich möchte im Grunde fast alle Charaktere, die Frauen besonders. Aufmerksam gemacht auf das Buch hat mich vor allem das wunderschöne Cover. Für mich hat es sich gelohnt, sich davon verführen zu lassen.
Zwischen Einsamkeit, Aberglauben und Verlust.
Ein stilles, atmosphärisch sehr dichtes Buch, das mich direkt in seinen Bann gezogen hat. Die Geschichte spielt auf der abgelegenen Insel Skerry vor der Küste Schottlands, um 1900. Im Mittelpunkt steht Dorothy, die als junge Frau von Edinburgh auf die Insel kam – mit einer schweren Vergangenheit im Gepäck und der Hoffnung auf einen Neuanfang. Doch Jahre später, nachdem ihr kleiner Sohn Moses spurlos verschwunden ist, wird erneut ein Junge leblos an den Strand gespült. Dieser neue Vorfall lässt nicht nur bei ihr alte Wunden aufbrechen, sondern erschüttert die gesamte Inselgemeinschaft. Erinnerungen, Misstrauen und Aberglaube machen erneut die Runde. Was mir besonders gut gefallen hat, ist die ruhige, fast poetische Erzählweise. Die Autorin schafft es, die gedrückte Stimmung auf der Insel – die Einsamkeit, das Schweigen und all die unausgesprochenen Dinge – sehr eindringlich spürbar zu machen. Auch die Zeitsprünge zwischen Damals und Heute sind gelungen eingebaut und verleihen der Geschichte zusätzliche Tiefe. Dorothy als Figur fand ich sehr nahbar – auch wenn ich sie zwischendurch gern geschüttelt hätte. Ihre Unfähigkeit, sich mitzuteilen oder Hilfe zuzulassen, war manchmal schwer auszuhalten. Aber es passt zu ihrer Vergangenheit. Ich konnte viel mit ihr mitfühlen, gerade weil sie so verschlossen ist und so sehr mit sich selbst kämpft. Auch Joseph, der stille, sehr liebenswerte Fischer, war für mich eine sehr gelungene Figur – ruhig, zuverlässig, mit einem großen Herzen. Dagegen war die Inselgemeinschaft oft schwer zu ertragen: viel Tratsch, Missgunst, Gerede hinter dem Rücken. Aber auch viel Leid, das vor allem Frauen still und hinter verschlossenen Türen ertragen. Beim Lesen war ich dankbar, in einer anderen Zeit geboren zu sein. Hier herrscht noch ein sehr rückständiges Denken, was die Rollen von Männern und Frauen betrifft. Was ich ebenfalls mochte, war, dass das Buch dezent mit dem Übernatürlichen spielt – Aberglaube, Geschichten von Findelkindern, von Kindern, die vom Meer geholt werden. Vieles bleibt lange im Unklaren, was ich sehr atmosphärisch fand. Man fragt sich immer wieder: Was ist real? Was sind nur Geschichten? Einen Punkt muss ich allerdings kritisch anmerken – und leider ist das auch der Grund, warum das Buch von mir nur 3,5 ⭐️ bekommt: Gegen Ende gibt es eine Darstellung, die bei mir einen unangenehmen Beigeschmack hinterlassen hat. Eine bestimmte Figur, die einer marginalisierten Gruppe angehört, wird so gezeichnet, dass es auf mich wirkte, als diene sie lediglich dazu, das Leid der Hauptfigur noch weiter zu verstärken – ohne selbst echte Tiefe oder Bedeutung zu erhalten. Da ich nicht spoilern möchte, kann ich es leider nur so vage umschreiben. Insgesamt ist Das Geschenk des Meeres aber ein sehr stimmiger, gut geschriebener Roman über Verlust, Schweigen, Schuld und Zugehörigkeit – und darüber, wie ein einzelnes Ereignis einen Menschen für immer prägen können.
Ein kleines schottisches Dorf, Anfang des 20. Jahrhunderts: Ein unbekannter Junge wird an der Küste angespült. Die Lehrerin Dorothy nimmt ihn bei sich auf. Er ähnelt stark ihrem Sohn Moses, der vor vielen Jahren als siebenjähriger im Meer verschwand und nie wieder gesehen wurde. Langsam wird nun erzählt, was sich damals zutrug, wie Dorothy als Fremde in das Fischerdorf kam, von den Einheimischen als hochnäsig, gleichzeitig aber auch als Konkurrenz eingestuft wurde, besonders von Agnes, die ebenfalls ein Auge auf den Fischer Joseph geworfen hatte. Auch nach langer Zeit ist es für viele ein Rätsel, warum Dorothy und Joseph kein Paar wurden und welche Rolle auch Joseph bei allen Ereignissen spielte. Das Geschenk des Meeres ist eine sehr vielschichtige Erzählung: Sie zeigt, wie gesellschaftliche Zwänge und Vorstellungen Leben zerstören können, was Klatsch und Gerede mit Menschen machen kann und wie Schuldgefühle für (vermeintliches) Unrecht, Einzelne noch Jahre später quälen kann. Das Buch ist oft recht traurig und bedrückend, gleichzeitig aber auch sehr spannend und gibt gegen Ende doch ein wenig Hoffnung. Julia R. Kelly schafft es meisterhaft, regionale Sagen und Legenden zu verknüpfen, ohne dabei in Richtung Fantasie abzudriften. Sie trifft die richtigen Töne, im Deutschen dank der großartigen Übersetzung von Claudia Feldmann. Das Geschenk des Meeres ist ein hervorragendes Debüt, dem ich ganz viele Leser*innen wünsche.