Als wir Schwäne waren

Als wir Schwäne waren

E-Book
4.422

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Beschreibung

Von Wahrheit und Willkür in den Plattenbausiedlungen der alten BRD – Der neue Roman von Behzad Karim Khani, dem Shootingstar der deutschen Literatur Ein Junge, der sich eine Gewalt herbeisehnt, die eine Kuhle hinterlässt mit den Umrissen Deutschlands. Er lebt in einer Siedlung, wo die Küchen keine Abzüge haben, und in deren Fluren es nach Armut, Majoran und Etagenbetten riecht. Es sind die 1990er und er ist mit seiner Familie aus dem Iran ins Ruhrgebiet geflohen. Die Mutter ist Soziologin, der Vater ein Schriftsteller, in dessen Sprache es fünfzehn verschiedene Begriffe für Stolz gibt. Deutschland erlebt er als Kränkung und wird zum Beobachter. Erschöpft sich dabei, das Land zu begreifen, während die Mutter an das An- und Weiterkommen glaubt und die Wut des Sohnes immer ungehemmter wird. Denn auf den Straßen seines Viertels herrscht eine Gewalt, von der die Eltern wenig mitbekommen. Ein Roman über ein tristes Land. Über die Diaspora als Heimat. Über die Freiheit im Fremdsein. Über kaputte Aufzüge und die Wahrheit der Schwäne.
Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
E-Book
Seitenzahl
192
Preis
16.99 €

Autorenbeschreibung

Behzad Karim Khani wurde in Teheran geboren und wuchs in einer Künstlerfamilie auf. Er war noch keine zehn Jahre alt, als er mit seinen Eltern nach Deutschland kam und sie sich im Ruhrgebiet niederließen. Seit 2003 lebt er in Berlin-Kreuzberg. Sein Debütroman Hund, Wolf, Schakal erschien 2022 bei Hanser Berlin.

Beiträge

20
Alle
5

Ohne Filter - somit hochgradig authentisch, schonungslos brutal und gleichzeitig poetisch/feinsinnig erzählt!

5

"Wie mein Vater hat auch meine Mutter Sätze, die sie wie Pflöcke in die Welt rammt. Mit denen sie Zäune zieht und Wege markiert. Einmal zeigt sie auf die Pflastersteine unter ihren Füßen und sagt, dass man sie nur an den Ecken etwas abschleifen muss, um die ins Rollen zu bringen." Die Sätze, mit denen uns Behzad Karim Khani in seinem Roman 'Als wir Schwäne waren' konfrontiert sind meisterhaft konstruiert. Manchmal klatscht er sie dem Leser wie eine nasse Zeitung um die Ohren, manchmal hängt er sie ihm als zentnerschweres Gewicht um den Hals. Seine Schreibart, dieses Spiegelvorhalten, ist teilweise schwer zu verdauen, doch mich hat es total abgeholt und tief berührt. Ich habe den ganzen Schmerz und die Wut in Khanis messerscharfen Sätzen gespürt.

5

Geschildert wird das Leben einer iranischen Familie nach deren Flucht nach Deutschland. Schonungslos wird unserer Gesellschaft hier gespiegelt, wie mit Flüchtlingen umgegangen wird, und wie wenig Chancen auch Integrationswillige haben, hier eine Heimat zu finden. Das Buch hat mich betroffen gemacht.

5

Contentwarnung: Das Buch enthält Themen wie Gewalt, Kriminalität und Alltagsrassismus „Als wir Schwäne waren“ ist ein bewegender Roman von Behzad Karim Khani, der die Geschichte von Reza erzählt, einem Jungen iranischer Herkunft, der mit seinen Eltern nach Deutschland flüchtet. Der Roman, der in den 1980er und 1990er Jahren spielt, gliedert sich in drei Teile, die chronologisch die Kindheit, Jugend und frühe Erwachsenenjahre von Reza nachzeichnen. Die Familie, bestehend aus dem poetischen Vater und der soziologischen Mutter, sieht sich mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert: ihre akademischen Qualifikationen werden nicht anerkannt, was den Vater dazu zwingt, als Taxifahrer zu arbeiten. In ihrem neuen Zuhause im Plattenbau von Bochum kämpfen sie darum, sich in einer Umgebung zurechtzufinden, die von Armut und sozialen Spannungen geprägt ist. 🌍 Behzad Karim Khani hat den Roman in der Ich-Perspektive und im Präsens geschrieben, was uns eine unmittelbare und intensive Verbindung zu Rezas innerer Welt ermöglicht. Khani verwendet kurze, prägnante Sätze und eine reduzierte Sprache, die dennoch reich an treffenden Bildern und Metaphern ist. Diese stilistische Reduktion trägt zur Intensität der emotionalen Darstellung bei und ermöglicht es, komplexe Gefühle und Situationen auf eindringliche Weise zu vermitteln. Der Roman ist durchzogen von poetischen Elementen, die eine besondere Atmosphäre schaffen. Die kurzen, oft fragmentarischen Kapitel erinnern an ein Mosaik aus Erinnerungen, das uns die Vielfalt und Fragmentierung von Rezas Erfahrungen vor Augen führt. Gleichzeitig bleibt der Autor bei der Schilderung von Gewalt und sozialen Konflikten sachlich und unverblümt, was den Kontrast zwischen der poetischen Sprache und der rauen Realität verstärkt. Khani verwebt persönliche Erfahrungen mit allgemeinen Beobachtungen über das Leben von Migrant:innen und die Herausforderungen der Integration. Reza, der als Außenseiter zwischen den Welten lebt, steht im Zentrum der Erzählung, während der Roman gleichzeitig ein vielschichtiges Bild seiner Familie und der Nachbarschaft zeichnet. Die Themen Gewalt, Kriminalität und soziale Ausgrenzung sind ständige Begleiter, während sich Reza mit seiner Identität und seinen Gefühlen gegenüber Deutschland auseinandersetzt. 💔 „Als wir Schwäne waren“ hat mich tief beeindruckt und emotional bewegt. Die fragmentarische Erzählweise und die Sprünge zwischen den Kapiteln erforderten zwar eine hohe Aufmerksamkeit und Bereitschaft, sich auf den offenen Erzählstil einzulassen, doch gerade dies machte den Roman zu einem intensiven Erlebnis. Das Buch ist für mich nicht nur ein literarisches Erlebnis, sondern auch eine eindringliche Reflexion über die Herausforderungen und die Zerrissenheit von Migrant:innen in einer neuen Heimat - eine Geschichte, die mir nicht fremd ist. 💭 Fazit: Trotz seiner kompakten Länge und der fragmentarischen Erzählweise schafft es Khani, eine tiefgreifende und bewegende Geschichte zu erzählen. Die poetische Sprache und die sachliche Darstellung von Gewalt und sozialer Benachteiligung machen das Buch zu einem starken und nachdenklich stimmenden Werk, das ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann. Danke an Vorablesen für dieses Rezensionsexemplar. 📝

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5

Was für eine Sprachgewalt: Mal poetisch, mal nüchtern, aber immer schonungslos ehrlich über das Finden der eigenen Identität in der Fremde

4

Stark und sehr bewegend!

In diesem Roman erzählt Behzad Karim Khani von den Wahrheiten des Alltags in den Plattenbausiedlungen der Bundesrepublik Deutschland, die von unglaublicher Willkür geprägt zu sein scheint. Es ist die Geschichte eines Kindes steht aber stellvertretend für junge Migrant*innen die auch schnell in einer Abwärtsspirale von Armut und Gewalt Wiederfinden. Autobiographisch erzählt der Autor von seinen eigenen Erfahrungen als sehr jünger Mensch fremd in Deutschland "anzukommen" (wobei er nie wirklich heimisch geworden scheint...). Er beschreibt wie es ist, wenn akademische Abschlüsse der Eltern plötzlich nicht mehr zählen und man sich als so genannter "Gast" in Deutschland trotz des freundlichen Wortes stets unerwünscht fühlt... Sprachlich ist der Text eine bewundernswerte Mischung aus poetisch und nachvollziehbarer Wut, der mir sehr gefallen hat und die Message des Buches noch deutlicher gemacht hat! Ein schonungsloser Bericht darüber, wie es ist in einem Land anzukommen, in dem man unerwünscht ist, die Rückkehr nach Hause aber auch keine Alternative ist.

4

Sprachlich voll auf die 12…

… so kraftvoll und dennoch poetisch zart. Fand’s mega gut und jeden Satz so stark, dass man Bezahd Karim Khanis Buch nicht nur mal eben einfach so überfliegt. Bin dankbar für das „Back to 90s Feeling“ und lässt mich selbstkritisch in meiner „deutschen Bubble“ zurück. Klare Lesempfehmung! Sein Debut ist auch direkt auf meiner Wunschliste gelandet…

5

Der erneute Beweis, wie schön Sprache ist.

„Und ich, tausend Lügen klüger, sagte nicht, dass fair ein so einfaches Wort ist, und Gerechtigkeit ein so schwieriges und ich, tausend Wunden hoffnungsvoller, sagte dir nicht, dass wir alle an den längeren Wort gescheitert sind.“ (Seite 7) Das war ein wirklich toller, sehr organischer Read, den ich nicht aus der Hand legen konnte. Literarisch wirklich fantastisch. Habe jede Seite gemocht und fand die Geschichte sehr einfühlsam, packend und lehrreich.

4.5

»Ich kenne meine Einzelteile nicht. Habe sie verlegt. Weiß nicht, wo oder wann. Auf der Flucht. Im Iran. In meinen Träumen, die mir vertrauter sind als mein Wachzustand. Ich träume nicht vom Iran. Ich träume im Iran.« (S.69) Der 10-Jährige Reza landet mit seinen persischen Eltern nach der Flucht aus dem Iran ausgerechnet im Ruhrgebiet. Am Bochumer Stadtrand ist die Armut Realität. Dazwischen gibt es die kleinen süßen Momente des Glücks, wie der Fund von Kornelkirschen 🍒. In diesem Ballungsraum treffen nicht nur die verschiedensten Personen, Kulturen, Ansichten aufeinander, sondern die Gewalt ist allgegenwärtig. »Völkerball ist so grausam, dass es aus unserem Viertel kommen könnte.« (S.78) 🏐 Während seine Eltern darüber hinwegsehen, als studierte Soziologin und Schriftsteller über Linguistik diskutieren, sich mit Arbeit über Wasser halten und dabei das bestandene Soziologie-Studium wiederholen, um in Deutschland auch anerkannt zu werden, gelangt er immer tiefer in die Gewalt und nimmt die Karriereleiter abwärts: Von einer gescheiterten Ninja-Clique über ‚Pakt schlägt sich, Pakt verträgt sich‘ bis zum Dealer und Gangster, um kein Opfer zu sein. Hier muss er seine Gefühle ausblenden, um nicht zu zerbrechen. 💔 »Alle sieben Jahre sind wir neu, sagt man. Alle Zellen erneuert. Aber die Narbenzelle erneuert sich wieder in eine Narbenzelle. Vererbt die Wunde. Vergisst nicht. Das Gedächtnis des Traumas liegt in der Wunde selbst.« (S. 175) Tiefgründig, poetisch, ehrlich, in prägnanten Szenen und im fragmentarischen Erzählstil erzählt der Autor Behzad Karim Khani auch in seinem zweiten Roman »Als wir Schwäne waren 🦢« über das Leben nach einer Flucht aus Kriegsgebiet, das Aufwachsen in Deutschland der 90er Jahre, die eigenen Konflikte und Kriege. Er schreibt über Angst, Zorn, Wut, Zerrissenheit, Schmerz, Verlust, Leere, Zugehörigkeit, Familie, Freundschaft, Erwartungen, Enttäuschungen, Gesellschaftskritik, Verwunderung, Ankommen — oder doch eher (Weiter-)Gehen? »[…] und dann werde ich mir sagen, dass meine Eltern mir nicht die Fremdheit vererbt, sondern die Welt geschenkt haben.« (S. 186) ❤️‍🩹 He did it again: Nach seinem erfolgreichen Debüt »Hund, Wolf, Schakal« gelingt es dem Autor auch mit seinem neuen Roman die grausame, gewaltvolle Realität, die existiert, zu transportieren, ohne diese zu verurteilen. Ganz, ganz große Leseempfehlung. [CN: Physische Gewalt, Drogen, Rassismus, Kriminalität]

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5

Jeder Satz ist so unglaublich gut geschrieben und so poetisch, sodass ich mir am liebsten jeden Satz tätowieren lassen würde.

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