Alles was glänzt

Alles was glänzt

Taschenbuch
4.52
Debütpreis Des Österreichischen BuchhpreisProvinzromanDebütromanProvinz

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Beschreibung

»Eine der aufregendsten jungen Stimmen der deutschsprachigen Literatur.« SPIEGEL ONLINE

Marie Gamillscheg nimmt den Leser mit in eine allmählich verschwindende Welt. Vielstimmig und untergründig erzählt ihr Debüt von einer kleinen Schicksalsgemeinschaft im Schatten eines großen Bergs, von Strukturwandel und einem Ungleichgewicht in der Natur, vom Glanz des Untergangs wie des Neubeginns.
Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Taschenbuch
Seitenzahl
224
Preis
10.30 €

Autorenbeschreibung

Marie Gamillscheg, geboren 1992 in Graz, lebt als freie Autorin in Berlin. Veröffentlichungen in zahlreichen literarischen Zeitschriften und Magazinen. Ihr Roman "Alles was glänzt" wurde für den aspekte-Literaturpreis nominiert und mit dem Österreichischen Buchpreis für das beste Debüt 2018 ausgezeichnet. Mit ihrem zweiten Roman "Aufruhr der Meerestiere" landete sie auf der ORF-Bestenliste und auf der SWR-Bestenliste.

Beiträge

2
Alle
5

Unaufgeregt, leise, melancholisch — genau meins! „Alles was glänzt“ von Theresa Gamillscheg war eine kleine Überraschung, denn ich habe es durch Zufall entdeckt, und als es dann bei mir daheim lag, wurde mir auf der ersten Seite schon klar, dass der Schreib- und Erzählstil genau meins ist. Und beim Thema Berge bin ich doch auch gleich dabei. Es geht um ein kleines, fast vergessenes Dorf, das an einem Berg liegt. Nun ist dieser Berg allerdings kein gewöhnlicher Berg, sondern jahrzehntelanger Bergbau haben ihn nahezu vollständig ausgehöhlt und er droht auseinanderzurechen. Obwohl bereits Risse und ein Spalt, fast einen halben Meter breit, sich dem Dorf näher, scheinen dessen Bewohner sich mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben und leben ihren Alltag. Bis eines Morgens die Leiche Martins aus einem Auto geborgen wird und alle Anwohner in Aufruhr geraten. Denn im Gegensatz zur Stadt kennt jeder im Dorf jeden und so ein Tod trifft natürlich alle: »In der Stadt wäre das nichts, aber hier, bei uns, das trifft uns direkt ins Herz.« Doch eigentlich fing alles mit einem kleinen roten Knopf im Bergmuseum an, der nicht mehr funktionieren wollte. Plötzlich wurde man sich im Dorf des Verfalls des Bergs bewusst, der ja nur noch eine leere Hülle ist. Regionalmanager Merih hat die Aufgabe zugeteilt bekommen, die Anwohner des kleines Dorfs umzusiedeln, um das Stadtzentrum wiederzubeleben und sie auch von der Gefahr, die vom Berg ausgeht, fortzubringen. »Wenn wir noch erleben, wie der Berg in sich zusammenbricht, dann wird vor allem das Licht entscheidend sein […]. Wenn das Licht mit dem Berg gemeinsam runterkommt, dann kann uns das nichts Böses wollen.« In Marie Gamillschegs Roman lernen wir aber nicht nur Merih kennen, der auf seine eigene Weise versucht, sich mit den Dorfbewohnern zu verstehen, sondern auch die Schwestern Esther und Teresa, die beide das Dorf verlassen und in die Stadt ziehen möchten. Esther macht sich einiges Tages einfach auf; ihre Schwester bleibt sehnsüchtig zurück. Ebenso lernen wir Gastwirtin Susa kennen, die die Kneipe des Dorfs führt. Sie ist misstrauisch gegenüber Merih und den Veränderungen, die er mitbringt. So hat jeder der Dorfbewohner seine kleine Geschichte, aber große Charakterentwicklungen braucht Gamillscheg nicht, um Gefühle zu wecken. Der unaufgeregte Schreibstil hat mich direkt ab der ersten Seite gefesselt und ließ mich erst mal nicht mehr los. Viel passiert in „Alles was glänzt“ zwar nicht, aber gerade das macht die Magie des Romans aus. Das stille Dorf, der ausgehöhlte Berg, die ruhigen Anwohner, alles trägt zu der melancholischen und unaufgeregten Atmosphäre bei. Der ausgehöhlte Berg steht dabei stets im Mittelpunkt des Geschehens. In malerischen Beschreibungen, die aber nie ausarten, beschreibt Gamillscheg, wie der Berg komplett von Tunnel durchzogen ist, wie seine Wände glitzern und funkeln. Dazu werden immer wieder Legenden und Mythen rund um den Berg erzählt, wie beispielsweise die Legende vom Blintelmann. Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: https://killmonotony.de/rezension/marie-gamillscheg-alles-was-glaenzt

4

Wir befinden uns in einem Dorf in der Nähe eines Berges mit Erz-Vorkommen. Was jeder weiß und keiner verhindern kann: Irgendwann wird der Berg einstürzen, denn durch den Erzabbau mit vielen verschiedenen Gängen ist er fragil geworden – und was dann passieren wird, weiß keiner. Ein Journalist, der vor Jahren darüber berichtet hat, hat dem Dorf die letzte Lebendigkeit geraubt: Die Touristen bleiben aus, viele Bewohner sind in die größere Stadt gezogen. Die fehlende Lebendigkeit wird in der Schreibweise der Autorin gut widergegeben. So gesehen kann die Sprache an sich als Spiegelbild der Situation der Dorfbewohner gesehen werden. Während es scheinbar für einige Leser als zu nüchtern, ja fast langweilig erlebt wurde, machte für mich diese Schreibweise den Reiz des Buches aus. Die Geschichte besteht fast ausschließlich aus unmittelbar erlebten inneren Monologen verschiedener Dorfbewohner und einiger Rückblicke, die aber die Dorfbewohner selbst innerhalb ihrer Monologe vornehmen und die deswegen natürlich auch Objekt der Subjektivität sind. Obwohl Handlung und Charaktere nicht vergleichbar sind, hat mich das Buch irgendwie an „Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky erinnert – auch dort spielt das Geschehen meist im Moment und weicht von der Alltagssprache dennoch ab. Diesen Schreibstil muss man mögen, das gebe ich zu und auch die Art der Handlung ohne großes Drama und einfach im Moment ist etwas Spezielles. Deswegen ist es für mich auch sehr schwer, dazu aufzurufen, das Buch zu lesen, denn ich kann selbst keine belegbaren Argumente geben – lediglich, dass es außergewöhnlich geschrieben ist und dass man, trotz der nüchternen Lage, einige Charaktere sehr lieb gewinnt. Die Sprache zu nutzen, um widerzuspiegeln, wie leer dieses kleine Dorf ohne Tourismus ist, dass aber trotzdem täglich seinen kleinen Laden und die Bar öffnet, einfach weil es schon immer so war, hat mir gut gefallen. Wenn man das Buch etwas tiefer analysiert, kann man sogar einige gesellschaftskritische Themen herauslesen. Ich bin kein Literaturexperte, aber ich würde sagen, hier wurden teilweise bewusst Lücken gelassen, die der Leser als Co-Autor füllen kann, um dann einen Gesamtkontext zu kreieren und auch die Kritik lässt sich von Leser zu Leser unterschiedlich interpretieren. Lediglich einige kleine Details waren für mich seltsam im Kontext der Handlung und auch das Ende war mir ein wenig zu undetailliert, so dass ich mich eher danach gefragt habe, was die Autorin denn nun mit den davor gemachten Andeutungen und Erzählungen bezwecken wollte. Das macht für mich leider einen Stern Abzug. Ich werde aber dieses Buch erneut lesen, denn ich habe das Gefühl, dass sich da doch etwas bei gedacht wurde und man dieses Buch einer genaueren Leseanalyse unterziehen muss – genauso wie sich auch erst ganz am Ende aufklärt, was die relativ zufällig scheinenden Kapitelüberschriften zu bedeuten haben. Und suchen wir nicht eigentlich alle nach Büchern, die mal etwas anders als der Standard sind und trotzdem nicht ohne Sinn?

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