
Wären mir die Protagonisten ein paar hundert Seiten vorher sympathisch geworden, wären es sicher mehr Sterne...
Das Buch ist ein Buch der Sprachkunst und tiefgründiger Fragen. Selten habe ich in einem Roman so sehr über einzelne Worte der deutschen Sprache nachgedacht. Beide Protagonisten waren mir nur leider zu Beginn nicht wirklich sympathisch. Sie war mir viel zu aufdringlich und distanzlos, drehte ihm die Worte im Mund um und an seiner Stelle hätte ich das Weite gesucht. Ihn konnte ich nicht fassen. Da mir beide Protagonisten nicht nahe kamen, fühlte es sich glatt falsch an, ihr Gespräch und dabei sogar noch seine Gedanken über eine vierstündige Bahnfahrt hinweg zu belauschen. Erst über die Zeit hinweg verstehn wir als Lesende, weshalb der Autor Eduard Brünhofer sich im Zug nach München befindet. Wir begleiten ihn dabei, wie er sich während seiner Zugfahrt Notizen zu seinem "deutsch-österreichisch-schweizerischen Stationsführer-Essay mit dem Arbeitszitel 'In einem Zug'" über die Bahnfahrt von Wien nach München macht, immer dann, wenn seine Begleitung das Abteil verlässt. Sobald sie wieder im gemeinsamen Abteil sitzt, beginnt Catrin Meyr ihn mit persönlichen Fragen zur Liebe, zu seinen Romanen, zu seiner Frau Gina, zu Sex und Alkohol zu stellen. Auf den letzten 100 Seiten wendet sich das Blatt und ich bin froh. Froh darüber, dass ich das Buch nicht mit dem entsetzten Gefühl beenden muss, das ich die meiste Zeit beim Lesen hatte.