Eine eindrucksvolle und sehr kraftvolle Story, die ein bisschen was von einem Road-Movie hat. Eine Geschichte über Menschen, die sich erst spät finden bzw. zu sich selbst finden. Liebe und Enttäuschung, eine Spur Wahnsinn und bittere Selbsterkenntnis. Das alles vor der Kulisse einer heruntergekommenen Farm in Texas. Ein wenig Easy Rider und ein bisschen Breaking Bad - und ganz viel Gefühl jeglicher Art. Die Story: Staci, Ernie und Ray Leben bei Tim in einer Art Kommune, die zum Sammelbecken gestrandeter Außenseiter geworden ist. Tim markiert den Wohltäter, finanziert das Ganze - und besonders sich selbst - durch die Herstellung von Crystal Meth. Tim gibt sich als Alpha-Männchen und manipuliert die Mitglieder des Camps um sich ein gefälliges Leben zu machen. Ray - ein alternder Biker wäre ihm wahrscheinlich überlegen, spielt das Spiel aber mit, um mit seiner Freundin Staci, einer in die Jahre gekommenen Striptease-Tänzerin und Alkoholikerin einen Ort zum Untertauchen zu ermöglichen. Ernie, großgeworden in Waisenhäusern und Pflegefamilie - er erinnert sich noch immer gern an seine Pflegemutter Gloria - bewundert Tim, hasst ihn aber auch; er würde von ihm gern väterliche Anerkennung erhalten - bekommt aber nur spöttische Worte. Eines Tages wird das Mädchen Coral ins Camp gebracht - ihre Halbschwester kann sich nicht mehr um sie kümmern. Coral ist taub und spricht auch nicht; sie wurde von ihrer Großmutter aufgezogen - die nun verstorben ist. Coral verrichtet nötige Aufgaben im Camp, fügt sich jedoch nicht recht ins Camp ein - bis ein Baby geboren wird. Als Ray, Staci, Erni und Coral von einem Auftrag für Tim zurück kommen - die Taschen voll mit Drogengeld - brennt das Camp. Das Meth-Labor ist in die Luft geflogen, die Polizei vor Ort, die Mitglieder der Kommune in alle Himmelsrichtungen geflohen. Auch die Vier treten die Flucht an und landen schließlich in einem kleinen Ort in Texas; kurzentschlossen mieten sie ein abgelegenes Haus, in dem sie sich sammeln wollen, um abzuwarten bis sie Kontakt zu Tim und den anderen aufnehmen können; schließlich ist es sein Geld, dass sie bei sich haben. Doch dann kommt es anders. Die vier Außenseiter entdecken Seiten an sich und den anderen, die ihnen einen anderen Blick auf ihre Vergangenheit und auch auf ihre (gemeinsame?) Zukunft ermöglicht. Doch handelt es sich hier nicht um eine seichte Schmonzette, sondern um eine rasante und kraftvolle Story, weshalb noch einige emotionale Drehungen vollführt werden, die dem Leser tiefe Einblicke in die Seelenwelten der Akteure ermögliche; einzig Coral bleibt - meiner Meinung nach - zu flach gezeichnet; dabei wäre hier weitaus mehr Potential. Bei ihr wird alles nur angerissen, obwohl sie der schrägste Charakter ist. Ihr Geheimnis bleibt etwas zu geheim und zu wenig greifbar. Später in der Geschichte tritt dann noch der Titelbildgebende Gepard auf den Plan. Und leider war sein Mitwirken für mich sehr wenig schlüssig - für mich driftete die Story da etwas ab. Ja, in Verbindung mit dem Titel sicher eine lebendige Metapher, die mich jedoch nicht erreicht hat. Schade, ich denke Coral hätte auch anders den Weg einschlagen können, den sie letztlich gegangen ist. Nichtsdestotrotz bekommt der Roman von mir 4/5 Sternen und eine ganz klare Empfehlung für Leser, die gern mit auf einen Tripp gehen und sich auf die rauhe Darstellung der Gefühlswelten und Beziehungen kaputter Außenseiter einlassen wollen. Ein Buch, was mich nachdenklich gestimmt hat und welches ich mir sehr gut auch als Verfilmung vorstellen könnte.
18. Juni 2025
Dein Herz, ein wildes Tiervon Jardine LibaireAudible Studios on Brilliance