28. Jan. 2025
Bewertung:5

Der Sprecher hat das Buch noch besser gemacht!

Normalerweise bin ich kein Fan davon, Bücher abhängig von deren Sprecher zu bewerten - denn der Sprecher ist eine eigene Instanz, die es unabhängig davon zu sehen gilt, mMn. Aber hier ist das Match einfach perfekt. Die Geschichte spielt 1843. John Ferguson ist ein verarmter Pfarrer der schottischen Freikirche und nimmt trotz Bedenken einen Auftrag an - in der Hoffnung, sich, seiner Frau Mary und der Kirche ein kleines Startkapital zu besorgen. Der Auftrag stammt von einem Gutsbesitzer, der eine seiner Inseln zur Landwirtschaft nutzen möchte - dafür muss aber der letzte lebende Bewohner, Ivar, vertrieben werden. Direkt am Tag nach seiner Ankunft stürzt John auf den felsigen Pfaden der Insel und verletzt sich schwer. Dadurch landet er bei Ivar, dem bärtigen Hünen, der sich um diesen unverhofften Patienten kümmert. Die Tage von John und Ivar sind geprägt von Missverständnissen und einem langsamen Kennenlernen, vom Heilen - denn beide tragen mehr oder weniger sichtbare Wunden mit sich herum - und vom Lernen. Immer wieder erfahren wir auch etwas über Johns und Marys Vergangenheit, begleiten Mary, die beinahe durchdreht vor Sorge um ihren Ehemann. Das langsame Annähern war wirklich schön geschrieben. Ich habe bereits ein paar Kritiken über das Ende gelesen und kann sie auch verstehen, aber ich finde es weder zu schnell noch zu abgehackt. Natürlich ist es nicht super realistisch, vor allem nicht zur damaligen Zeit, aber ich empfand die Entscheidungen zu den Charakteren passend. Was mir in Schriftform vermutlich nicht so gut gefallen hätte, war das Stilmittel der Wiederholung, das hier oft eingesetzt wurde. Der Sprecher hat hier tolle Arbeit geleistet - denn es wurde nicht langweilig. Das Buch ist voller Metaphern, es ist spannend bis zum Schluss und doch voll so vieler liebevoller Momente. Seit ich es gestern beendet habe, denke ich schon über einen Re-Read (oder ein Wiederhören?) nach. ❤️‍🩹

Ein klarer Tag
Ein klarer Tagvon Carys DaviesAudible