
Hinter „Rouge“ versteckt sich kein Skincare Ratgeber, sondern eine surrealistische Geschichte von Neid, Transgenerationalität, einer ambivalenten Mutter-Tochter-Beziehung, dem Osirismythos und Tom Cruise?!
Ja, richtig gelesen, Tom Cruise, der Schauspieler, wird in diesem Roman ziemlich häufig erwähnt. Das hat mich besonders im Hauptteil des Buches irgendwie rausgebracht. Ich habe mir beim Lesen immer Tom Cruise vorstellen müssen (und der Mann ist mir einfach ziemlich egal), das hat sich für mich befremdlich angefühlt. Trotzdem schmälert das für mich in keinster Weise die Schönheit die dieser Roman bezüglich der Beziehung zwischen Mutter und Tochter ausdrückt. Wenige zwischenmenschliche Verbindung sind so sehr mit Ambivalenz behaftet wie die zwischen Mutter und Tochter und Rouge malt dieses Tauziehen von Liebe und Neid mit Worten. Wie gewohnt, bietet Mona Awads Roman durch ihre unzuverlässige Erzählerin unglaublich viel Interpretationsspielraum! Unter offensichtlichen Motiven wie dem Osirismythos aus der Altägyptischen Mythologie, Vampirismus und christlicher Religion (z. B. das Malzeichen des Tieres) versteckt sich eine zarte Illustration von transgenerationalem Trauma. „Rouge“ fühlt sich beim Lesen an, als würde ich mir ein Video über die Gesichtspflegeroutine von Tom Cruise anschauen, während meine Mama auf einen Besuch oder Anruf von mir wartet, aber ich bin beschäftigt.. denn es ist Tom Cruise.. und sein neues Skincare Video ist ganz frisch.