
Cliffhanger, Charme & Gänsehaut-Momente
Man ist sofort mitten in der Geschichte und kommt kaum zum Durchatmen – die kurzen Kapitel enden fast immer mit einem Cliffhanger. Die verschiedenen Zeitebenen sind logisch und spannend miteinander verwoben. Besonders gelungen ist die sympathische Protagonistin, bei der selbst kleine Details wie ihre Santaclausphobie liebevoll eingearbeitet sind. Bis zur letzten Seite bleibt die Spannung hoch, und wie bei Fitzek typisch, überrascht das Ende völlig. Auch das Cover überzeugt mit einem wunderschönen Effekt – ein echter Hingucker! Folgende Zitate habe ich mir dazu notiert: "Ich persönlich halte alles, was mit Religion zu tun hat, für Nonsens, den sich die Menschen ausdenken, um nicht an der Erkenntnis zu zerbrechen, dass unsere Existenz sinnlos ist und wir nach dem Tod nicht ins Paradies oder in die Hölle kommen, sondern ins Nichts. [...] Die einzig existierende wahre Religion ist der Glaube an die Familie. [...] Das ist das Einzige, was zählt. Alles außerhalb der Familie ist egal. Alles innerhalb ist wichtig. [...] Denk an einen Obdachlosen unter den Brücken Berlins. Du fährst täglich an ihm vorbei. Du weißt, er wird eines Winters, früher oder später, elendig verrecken. Aber er interessiert dich schon an der nächsten Ecke nicht mehr. Der Gedanke an ihn verschafft dir keine schlaflosen Nächte in deinem warmen Daunenbett. Denn er gehört nicht zur Familie. So wie die verschleppten Frauen in den Nachrichten, das ertrunkene Kind im Swimmingpool der Großeltern, die Männer in den Schützengräben weltweit. Das mögen gute Menschen sein, liebenswerte vielleicht, aber nicht für dich. Sie berühren einen, wenn überhaupt nur kurz. Weil sie keine Familienmitglieder sind. Umgekehrt gibt es in der Familie oft schlechte Menschen. Arschlöcher höchsten Ranges. [...] Aber wenn es darauf ankommt, wenn sie von jemandem bedroht wird, dann steht die Familie zusammen. Egal, wie oft man ihr schon den Tod an den Hals oder Schlimmeres gewünscht hat." "Wenn du wissen willst, mit was für einem Menschen du es zu tun hast, schau dir drei Orte an: das Badezimmer, das Auto und den Keller [...] Der Zustand dieser drei Orte gibt dir Aufschluss über den Körper, die Seele und das Unterbewusstsein des Menschen. Je ordentlicher das Badezimmer, desto mehr achtet dein Gegenüber auf seinen Körper. Fährt er jeden Sonntag zur Waschanlage, verleiht er auch seinen Gedanken gerne eine Struktur. [...] Und der Keller steht für das Unbewusste. [...] Wenn jemand in seinem Keller lauter unnützes Zeugs hortet, dann kann ich mir sicher sein, dass der Mensch im Unterbewusstsein einen Haufen seelischen Ballast mit sich schleppt? [...] Nein im Gegenteil. Der Mensch ist ein emotionales Wesen und baut oft selbst zu seelenlosen Dingen eine Beziehung auf. Weswegen es uns schwerfällt, uns von Sachen zu trennen, mit denen wir eine Erinnerung verbinden. Es ist als völlig normal, wenn wir Gegenstände aus unserem Sichtfeld nur in die Dunkelheit des Kellers verbannen, in der beruhigenden Gewissheit, sie nicht der Müllkippe anvertraut zu haben. Hab also keine Sorge vor Menschen, deren Keller wie die Vorstufe einer Messie-Wohnung aussieht. [...] Hab Angst vor den Akribischen. Den zwanghaft Ordentlichen. Sie täuschen dir vor, das Chaos des Lebens im Griff zu haben. Dabei tobt in ihnen ein Sturm dunkelster Gedanken auf der Suche nach einem Ventil. Bereit, sich mit aller Gewalt zu entladen." "Es gibt keine jahrelange Liebe. Sondern nur eine Liebe, die unendlich oft einen Moment dauert " "Die Zeit, die du heute an deiner Gesundheit sparst, ist die, die du später für deine Krankheiten opfern musst." "Wer immer nur das tut, was er kann, wird immer das bleiben, was er schon ist."