
Wissenschaftlich und absolut kein dummer Horrorschinken...
Sommer, Sonne, Meer und damit brauchte ich ein Meerbuch für die Sommerstimmung. Whalefall hat als eine Leserunde bei Jennys Lesestoff begonnen, aber da schlussendlich dann doch keiner mitlesen wollte, habe ich alleine gestartet. Und Hut ab, ich hätte nicht gedacht, wie schnell ich damit durch war. Der Start ins Buch war für mich eher holprig. Wir haben hier einen ganz statischen, sprunghaften und abgehackten Schreibstil. Zwischen Jay und seinem Vater war nie ein sehr herzliches oder gar väterliches Verhältnis und das merkt man in jeder Zeile. Es wird weder gefühlsduselig oder rührselig geschrieben, sondern hier merkt man pure Frustration, Wut, Trotz und ganz viel Kritik auch an sich selbst mit pubertären Gedanken. Die Kapitel sind extrem kurz, teilweise nur eine Seite oder gar nur ein Satz lang und nur dadurch nimmt man sehr schnell Tempo auf und rauscht durch die Seiten. Zwischen dem jetzigen Tauchgang und der Suche werden wir immer wieder kurz in die Vergangenheit der Beiden geworfen. Auch hier scheint es eher wie kurze Gedanken und Erinnerungen, die durch den Kopf blitzen und damit niedergeschrieben werden mussten. Jay hat eine strenge Erziehung von seinem Vater bekommen und gerade, was das Tauchen betrifft gibt es hier immer wieder Schlagworte, die uns in die Vergangenheit ziehen, um die Geschichte dahinter zu hören. Die Abwechslung tut gut und so lernt man nicht nur Jay und seine Beweggründe kennen, sondern auch den etwas eigenen Vater. Bei Freunden und Bekannten stand er hoch im Rang, nur Jay tut sich mit diesen Ansichten etwas schwer, aber als Einziger männlicher Nachfolger, wollte sein Vater auch das Beste aus ihm herausholen. Jay erzählt uns aber auch auf seine Art, wie schön die Unterwasserwelt ist und diese visuell sehr anschaulichen Szenen werden mit unglaublich vielen Fakten belegt. Ihr habt hier nicht nur Geschichte, sondern richtig viel wichtiges und viel unnützes Wissen über die Meereswelt. Was die Recherche angeht, steht entweder ein sehr großes Hobby des Autors oder ein sehr umfassender Informationsdurst zum Thema dahinter. Als es dann zum großen Fressen kommt, verfallen wir mit Jay dann doch etwas in Selbstmitleid, aber auch viel Selbstfindung. Das tut dem positiven Gesamteindruck keinen Abbruch, denn der Spannungsbogen und Informationsgehalt wird nach wie vor hochgehalten. Es werden viele wichtige Fragen und Aussagen zum Leben und das Umgehen mit seinem Umfeld gestellt, was ich klasse fand. Horror findet ihr hier recht wenig, außer die Angst des Verdaut werdens, ist es wirklich eher eine wissenschaftlicher Spannungsroman als ein Thriller. Für mich ein tolles Buch über die Meereswelt, ein Schatz von Wissen und dazu eine etwas andere Geschichte, wie Pinocchio aus dem Wal fand. Wie ich finde, absolut zu empfehlen und man ist recht schnell durch.