Diese Erzählung des jungen Tolstoi zählt zu den frühen Erzählungen rund um den Kaukasuskrieg in den 1850er Jahren, an denen der noch keine 30 Jahre alte Tolstoi als Soldat teilnahm. Der Titel der Geschichte ist etwas verwirrend, denn der Holzschlag spielt nur eine untergeordnete Rolle. Zwischendurch benötigt die Artillerie tatsächlich mal Holz zum Feuern, welches in der Nähe der feindlichen Stellungen der Tataren geschlagen werden muss. In erster Linie geht es aber, wie dem Untertitel zu entnehmen ist, um die Erzählung des Junkers oder besser gesagt des Fährichs Tolstoi über das generelle Soldatenleben. Ich fand erstaunlich, wie klar und eindeutig Tolstoi schon in jungen Jahren formulieren konnte. Immerhin sind wir ja zeitlich noch in der auslaufenden Romantik, aber das Leben im Militär wird von ihm keineswegs verklärt oder romantisch dargestellt, sondern sehr realistisch und vor allem kritisch gegenüber den Offizieren. Hier gibt es Feiglinge und Ehrsüchtige, Angeber und Trunkenbolde. Der gemeine russische Soldat wird dagegen als bodenständig, bescheiden, tapfer und gottesfürchtig dargestellt. Den Russen zeichnet die Ruhe aus, die den südlichen Bergvölkern im Kaukasus fehlt, die dagegen über mehr Enthusiasmus verfügen. Mir gefiel, wie Tolstoi Personen beschreibt und bestimmte Menschentypen kategorisiert.
14. Apr. 2024
Holzfällen Die Geschichte eines Junkersvon Leo TolstoiNewcomb Livraria Press