Vielleicht ist es nur logisch, dass ein schwarzes Loch ein weiteres hervorbringt. Ich weiß, was passiert ist, aber ich erinnere mich nicht daran.“
Wie viel Schmerz kann ein Mensch ertragen? Es gibt Bücher, die nicht laut schreien, sondern leise unter die Haut kriechen. Körper aus Licht ist so eines. Jennifer Down erzählt die Geschichte von Maggie, einem Mädchen, das schon als Kind durch die Maschen fällt. Und niemand fängt sie auf, weil das System genauso großmaschig ist wie das Netz aus dem es gewoben ist. Körper aus Licht ist mehr als die Geschichte einer einzelnen Frau – es ist auch eine Anklage gegen Systeme, die versagen, gegen eine Gesellschaft, in der verletzliche junge Frauen übersehen, abgestempelt, allein gelassen werden. Der Roman ist beklemmend – nicht durch Drastik, sondern durch das Gefühl, das sich beim Lesen einstellt: dass man einer Figur folgt, die immer wieder Halt sucht und doch nie wirklich irgendwo ankommt. Maggie bleibt oft seltsam unnahbar, kalt – und genau darin liegt die große Stärke des Buches. Denn ihre Distanz ist ein Spiegel des Schmerzes, den sie erfahren hat. Ihre Unnahbarkeit ist Schutz, nicht Gleichgültigkeit. Jennifer Down erzählt Maggies Leben mit schmerzhafter Klarheit: Pflegefamilien, Psychiatrie, Drogen, Missbrauch – und trotzdem gibt es immer wieder kleine Momente der Hoffnung. Sprachlich bleibt das Buch eher nüchtern, was manchmal etwas Distanz schafft – vielleicht zu viel, wenn man den oft gelesenen Vergleich mit Titeln wie Ein wenig Leben von Yanagihara zieht. Maggie ist keine Heldin im klassischen Sinne. Sie ist nicht stark oder widerständig – sie ist verletzt, innerlich aufgebrochen. Und gerade das macht sie so real. Ihre Unnahbarkeit wird zum Schutzschild – vor der Welt, aber auch vor der Leser:in. Manchmal wünscht man sich, näher an sie heranzukommen – aber genau das gelingt den Menschen in ihrem Leben auch nicht. „Körper aus Licht“ konfrontiert, ohne zu erklären. Es erinnert eindringlich daran, dass Verletzlichkeit kein Makel ist – sondern das Menschlichste, was es gibt.