Issa ist ein kraftvoller Roman über fünf Generationen kamerunischer Frauen, die Themen wie Kolonialgeschichte, Identität und weibliche Selbstermächtigung behandelt. Er verwebt persönliche und politische Geschichten mit Humor, Tiefe und starker Sprache.
"Der riesige Stein auf meiner Brust, der mir unmerklich das Atmen erschwert, wenn ich mich durch die Straßen Deutschlands bewege, ist bei meiner Ankunft einem anderen, leichteren Stein gewichen. Zwar fühle ich mich auch hier fremd, aber mich fremd fühlen, ohne mich bedroht zu fühlen, ist eine neue Erfahrung." [S. 90] Ein Mehrgenerationenroman, in dem man viel über die Geschichte und das Leben der Frauen in Kamerun erfährt. Dorthin, zu ihren Großmüttern, reist die schwangere Issa auf beharrlichen Wunsch ihrer Mutter, um eine Reihe Rituale über sich ergehen zu lassen, die förderlich für das Wohlergehen des Ungeborenen und die bevorstehende Geburt sein sollen. Dies wird teilweise sehr humorvoll geschildert und steht im deutlichen Kontrast zum Leben und Schicksal Issas Vorfahrinnen, die in der Vergangenheit viel Leid erdulden mussten. Ein Roman, der sich mit Rassismus (früher und heute), Kultur und Traditionen, Familienzusammenhalt und Herkunft beschäftigt und der meinetwegen gerne noch länger hätte sein dürfen. Hat mir sehr gut gefallen.
Reise nach Kamerun
Issa erwartet ein Kind, und um die Ahnen zu besänftigen schickt ihre Mutter sie von Deutschland nach Kamerun, wo sie merkwürdige Rituale durchführen muss. Dabei setzt sie sich sowohl mit den Frauen ihrer Familie als auch mit ihrer eigenen Geschichte auseinander. Der Roman war überraschend gut. Ich fand die Vorstellung und den Glauben der Kameruner super spannend und es war schwer zu ertragen, welchen Druck und Schmerz Issa als Kind erleben musste, als sie als schwarze Minderheit in den 80er Jahren in Deutschland aufwächst. Rassismus wird hier nicht mit erhobenen Zeigefinger angeprangert, sondern ist leider erlebter Alltag. Dazu wird Issa besonders hart von ihrer Mutter rangenommen, damit sie für das Leben abgehärtet wird. Einige Passagen des Buches waren schwer zu ertragen. Trotzdem ist das Buch streckenweise witzig geschrieben und kriegt eine unbedingte Leseempfehlung von mir.
Es war ein großer ausgestreckter Mittelfinger an ihre Vergangenheit, und weder die Neider noch die Bewunderer konnten ahnen, dass ihre hochpubertierende Tochter, die sechs Wochen lang gezwungen wurde, ausschließlich weiß zu tragen, um böse Geister und Flüche abzuhalten, zehn Jahre später als schwangere, unverheirate Frau am Flughafen Douala eintreffen würde, um im Urwald lebensrettende Voodoo-Rituale durchzuführen. - Zitat, Seite 16 Mit "Issa" ist der Schriftstellerin Mirrianne Mahn ein unglaublich starkes Portrait ihrer Protagonistinnen gelungen, was sich besonders durch die Aufblätterung der einzelnen Charaktere mit all ihren Gedanken und Gefühlen in der jeweiligen Lebensrealität auszeichnet. Außerdem beinhaltet dieser Roman auch ein Stück Zeitgeschichte, denn die zweite Erzählebene setzt mit Beginn des 20. Jahrhunderts ein und zeigt, wie das afrikanische Land, Kamerun, zwischen verschiedenen Kolunialmächten zerrieben und von Kriegen, Krisen und Konflikten gebeutelt wurde. Auf der Erzählebene von Issa, der jungen Frau, die aus Deutschland nach Kamerun reist, um sich "lebensrettenden Ritualen" für ihr ungeborenes Kind auszusetzen, die ihre Großmütter für sie initiieren, folgen wir der Protagonistin praktisch hautnah. Wir nehmen die Gerüche, die Menschen, die Hitze, den Schweiß und die Geräusche der Umgebung wahr. Issa lässt uns an ihren Gedanken, ihren Reflektionen und ihren Erlebnissen teilhaben und wir nehmen Verbindung auf und lassen Bilder im Kopf entstehen, die uns fremd und gleichzeitig auch vertraut erscheinen. Das Mutter-Tochter-Verhältnis ist hier das zentrale Element der Geschichte und die Autorin versteht es sehr gut, den Konflikt der Generationen mit all ihren Ambivalenzen darzustellen. Dafür sorgt einmal der Wechsel der Perspektiven und zum anderen werden Szenen entworfen, die weitere Facetten einer Person aufzeigen. Dieses Debüt ist ein erstaunlich souverän gestalteter Roman, mit gut gezeichneten Figuren und starken Bildern. Lediglich für den inneren Konflikt ihrer Protagonistin Issa bietet die Schriftstellerin dann doch eine etwas zu simple Auflösung an, aber das ist am Ende dann auch Ansichtssache. FAZIT Ganz Augen und Ohren verfolgte ich diese Geschichte über mehrere Generationen hinweg. Da waren so viele Begriffe und Redewendungen in verschiedenen Sprachen und so viele Einblicke in eine fremde Kultur, aber die Autorin schafft mit Leichtigkeit Brücken, die einen Zugang so leicht machen. Berührt war ich auch von den Kindheitserfahrungen der Protagonistin in Deutschland (Hunsrück). Ich weiß nicht, inwieweit diese Berichte autobiographisch sind, aber sie wirken sehr authentisch. Das ist zwar ein Roman über starke Frauen, aber es ist durchaus nicht so, dass die Männer die "Bösen" sind, von denen sich die Weiblichkeit emanzipiert. Obwohl der weibliche Blickwinkel eingenommen wird, haben alle Personen ihre Stärken und Schwächen und wirken sehr lebensecht. Eine Leseempfehlung!
Ein unheimlich tolles Buch, dass mich sehr bewegt hat! Ich mag Bücher sehr, die so ganz abseits meiner eigenen Lebensrealität sind. Aus diesen kann man besonders viel lernen. Und zugleich erkennt man aber, dass es zu tiefst menschliche Themen gibt, die uns über alle Kulturen Religionen etc. hinweg verbinden. Ich hätte dieses Buch sehr gerne in meinen Zwanzigern gelesen, dann hätte ich vermutlich sogar noch mehr davon profitiert. Ich kann es euch allen jedenfalls sehr ans Herz legen!
Issa ist schwanger. Auf das Drängen ihrer Mutter fliegt sie nach Kamerun, um dort mit ihrer Familie die üblichen Rituale durchzuführen, um ihre Ahnen zu beschwichtigen. Ihr Cousin nennt sie liebevoll „Kokosnuss“ - außen schwarz, innen weiß. Doch genau diesen inneren Konflikt versucht Issa schon seit sie denken kann, zu lösen. Die Geschichte handelt jedoch nicht nur von Issa und ihrer Mutter, sondern von allen Großmüttern und denen, die davor kamen, bis hin zu Marijoh, Issas Urgroßmutter und wiederum ihrer Mutter. Zurück in der Kolonialzeit lernen wir nicht nur Marijohs Geschichte kennen, sondern schauen auch auf eine Geschichte voll von Unrecht, weißer Vorherrschaft und dem Widerstand, Sklaverei und (sexueller) Gewalt gegen Frauen. ‚Issa‘ ist aber auch eine Geschichte von Mut, Liebe und der Stärke und Selbstbehauptung von unglaublichen Frauen. »Denkst du etwa, du bist die Erste, die leidet in dieser Welt? Denkst du, dass du den Schmerz erfunden hast? Es gab schon Trauer und Schmerz, lange bevor du auf die Welt gekommen bist, und es wird noch lange Trauer und Schmerz auf dieser Erde geben, nachdem deine Knochen Staub sind.« (S. 185) Ich bin gefesselt von dieser Geschichte, die nicht unglaublich, nur unglaublich gut geschrieben ist. Über die Geschehnisse in den damaligen von Deutschland und anderen Großmächten besetzten Gebieten auf dem afrikanischen Kontinet gibt es zwar einige Wissenschaftliche Texte, doch wenig Literatur, die sich damit auseinandersetzt. Mirrianne Mahn schreibt hier also nicht nur über ihre eigene, sondern auch über die Identität vieler Menschen und öffnet hier meiner Meinung nach einen weiteren Aufruf nach Aufarbeitung von Kolonialismus. Sie trägt auf jeden Fall schon einmal für mich dazu bei, mich wieder mehr mit Post-Kolonialien Studien in und außerhalb meines Studiums zu befassen. ‚Issa‘ hat mich mehr als nur berührt, ich habe alle Figuren so lieb gewonnen, dass ich mir sicher bin, dass ich das Buch bald noch ein zweites Mal lesen werde. Absolutes Jahreshighlight jetzt schon!
Issa hat mich tief berührt . Es ist ein Roman, der sowohl emotional als auch politisch kraftvoll ist. Besonders berührt hat mich, wie sie die Geschichten von fünf Frauengenerationen miteinander verwebt – jede mit ihrem eigenen Schmerz, aber auch mit Stärke, Würde und Widerstandskraft. Was ich auch total wichtig fand war, dass die Kolonialverbrechen und ihre Nachwirkungen wurden nicht nur benannt, sondern spürbar gemacht.
Die schwangere Issa reist von Frankfurt nach Douala, die Heimat ihrer Mutter, um an rituellen Zeremonien teilzunehmen, da ihre Mutter befürchtet, dass ihr und ihrem ungeborenen Kind etwas schlimmes zustoßen könnte. Doch diese Reise wird nicht nur zu einem Heimatbesuch für Issa, vielmehr wird es eine Reise zu sich selbst und ihrer eigenen inneren Stärke. Ein intelligentes und empowerndes Buch!
„Frauen wurden gelenkt, geformt und kontrolliert. Sie war sich bewusst, dass es ein Fehler war, ihre Tochter hierzulassen, aber schlimmer wäre es, sie zum Mitgehen zu zwingen. Ihr den Vater wegzunehmen, den sie mochte.“ S.256
Ein Roman über Ungerechtigkeiten, (deutschen) Kolonialismus und Gewalt, der gleichzeitig sehr beeindruckend eine Geschichte übers Ankommen und über Mutterschaft erzählt. Starkes Debut!
Ich trau mich kaum zu sagen, dass ich das Buch abgebrochen habe. Irgendwie hab ich nicht in die Geschichte finden können, auch wenn ich das Thema sehr interessant fand.
Ein kraftvolles Debüt, das mich traurig, glücklich, bereichert und erschüttert, etwas gelehrt und gut unterhalten hat!
Wow, was für ein kraftvoller Roman, der mich gleichermaßen erschüttert und berührt, aber auch unterhalten hat… geht das denn gut zusammen? Vor dem Lesen hätte ich behauptet, das ist schwer möglich, nach dem Lesen sage ich „Ja das geht!“ Der Roman von Mirrianne Mahn erzählt in zwei Erzählsträngen von den Frauen einer Familie aus und teilweise in Kamerun. Die titelgebende Issa ist schwanger und reist nach Kamerun, um sich dort den Ritualen zu unterziehen, denen sich jede Frau mit Kinderwunsch unterziehen sollte. Sie macht das nicht gerade freiwillig, aber ihre Mutter hat ihr Schlimmes prophezeit, sollte sie sich weigern. Im zweiten Erzählstrang treffen wir auf Vorfahrinnen Issa‘s um 1900 über einige Jahrzehnte hinweg. Mir hat es die Sprache verschlagen, was die Frauen alles ertragen und dulden mussten. Gleichzeitig ist der Ton der Autorin so leicht und locker und mit feinem Humor gespickt. Das schmälert nicht das Leid der Frauen, schafft es aber auf wunderbare Weise, mich trotz des schweren Inhalts genau da abzuholen, wo ich bin. Besonders beeindruckt haben mich die Gedanken Issa‘s, deren Leben ich wirklich gern noch etwas weiter verfolgt hätte. Wie muss es wohl sein, sich in Deutschland zu Schwarz zu fühlen und in Kamerun nicht Schwarz genug? Dieses Gefühl hat Mahn perfekt transportiert. Ich danke dir sehr, liebe Eliane @mintundmalve, dass du mir Issa so eindrücklich empfohlen hast. Ein wirklich wunderbares Buch, das mich traurig, glücklich, bereichert und erschüttert, etwas gelehrt und gut unterhalten hat!
Unfassbar, dass es sich bei diesem Werk um ein Debüt der Autorin handelt. Unbedingt lesen!
Beeindruckend Was für ein Schatz ist dieses Buch! Es geht um mehrere Generationen starker Frauen, um das Frausein im Patriarchat, polygame Ehen, um Kamerun, Kolonialismus und Schwesternschaft. Im Zentrum der Geschichte steht Issa, eine junge Frau, die mit ihrer Mutter als junges Mädchen nach Deutschland ausgewandert ist. Ihre Mutter hatte einen Deutschen geheiratet, und so kam auch Issa ins kalte Deutschland, wo sie alles andere als eine einfache Jugend erlebte. Sie wurde in der Schule gemobbt und schaffte es dennoch allen Hindernissen zum Trotz eine sehr gute Schülerin zu werden. Dann wurde Issa ungewollt schwanger, was sie zutiefst verunsicherte. Ihr Freund schien als Vater nichts zu taugen, auch wenn sie sich das selbst noch nicht eingestehen wollte, die Zukunft ungewiss und beängstigend! Plötzlich bestand ihre Mutter darauf, dass sie nach Kamerun reisen solle, in das Land in dem sie geboren wurde , um sich dort Ritualen zu unterziehen, denen man sich vor der Geburt des ersten Kindes unterziehen musste, damit kein Unglück geschähe und das Kind womöglich sterben würde. Issa glaubte eigentlich nicht an diesen Hokus Pokus, ließ sich aber auf die Reise ein. Es war ja auch eine gute Gelegenheit etwas Abstand zwischen sich und ihren Freund zu bringen, Zeit zum Nachdenken. Und Issa kam in Kamerun an und wurde sogleich umringt von ihren Verwandten und ihren beiden Großmüttern. Sie konnte sich tatsächlich fallen lassen in die uralten Bräuche, die sich schräg anhörten, aber dann doch etwas mit der jungen Frau machten. Die Autorin beschreibt das alles so toll und lebendig mit einer Menge Humor, dass es großen Spaß gemacht hat in diese fremde Welt einzutauchen. Außerdem gibt es Rückblicke in das Leben der vorherigen Generationen, Frauen die verheiratet wurden, die rechtlos in einem Haushalt unter Nebenfrauen lebten, die im Kolonialismus unter den Deutschen, den Franzosen und den Engländern ausgebeutet wurden. Zum Glück hat die Autorin neben den umfangreichen Erläuterungen zu afrikanischen Begriffen auch einen Stammbaum aufgeführt, sonst wäre ich mit den vielen Namen schnell überfordert gewesen. Mit dieser Hilfe am Buchende kann man der Geschichte aber wunderbar folgen. Die im Buch beschriebenen 5 Frauen haben mich zutiefst beeindruckt mit ihrer Wärme, Tatkraft und Stärke. Ich habe Issa’s Identitätssuche unheimlich gerne begleitet und konnte ihre Ambivalenzen wirklich gut nachempfinden. Die Geschichte entwickelte einen starken Sog, dem ich mich nicht einziehen konnte. Sowohl die Gegenwarts- als auch die Vergangenheitsperspektive haben mich gleichermaßen gefesselt und begeistert. Von mir gibt es an dieser Stelle also eine große Empfehlung für dieses tolle Buch.
Ein Geschichte über Generationen von Frauen in Kamerun. 🇨🇲
Ich habe mitgefiebert, gelacht, Tränen verdrückt und war wütend. Und nicht zuletzt habe ich sehr viel gelernt. Das Hörbuch ist besonders zu empfehlen, die Autorin hat es richtig gut eingesprochen, was es noch näher macht.
Ein Jahrhundert, 5 Frauen, 5 Generationen und der Kampf um Selbstbestimmung
Es gibt Bücher, da liest man sich hinein und kann sich in die Geschichte fallen lassen, man erlebt emotionale Höhen und Tiefen und lernt dabei noch soviel über die Traditionen eines Landes. Und so war es in „Issa“, welche schwanger in ihr Heimatland zurückkehrt, nach Kamerun, um dort durch verschiedene Rituale ihrem Kind einen wunderbaren Start ins Leben zu schenken. Während sie dort ist, lernen wir das heutige Kamerun kennen und springen aber immer wieder zurück zum Anfang des 20. Jahrhunderts, wo Kolonialisierung, Kriege und die Jahrhunderte Lang gefestigten Traditionen uns aufzeigen, welche Kämpfe, Issas weibliche Vorfahren kämpfen mussten, nur, um ein wenig Liebe, Selbstbestimmung zu bekommen. Das Buch ist wirklich wunderbar, die einzelnen Charaktere werden so liebevoll beschrieben. Man taucht ein in ein afrikanisches Land und deren Traditionen und erlebt ein wundervolles Buch voller Emotionen, Humor und Schmerz.
Ein Buch, das jede Frau gelesen haben sollte
Worum geht’s? Issa ist schwanger und damit alles mit der Geburt und dem Kind gut geht, bedrängt Issas Mutter sie so lange, bis sie schließlich nachgibt und zu ihren Groß- und Urgroßmüttern nach Kamerun fliegt, um sich dort zahlreichen Ritualen zu stellen, die ihr und ihrem ungeborenen Kind helfen sollen, Glück bringen oder Issa zu ihren Ahnen und Wurzeln führen sollen. Aber wir begleiten nicht nur Issa, sondern auch eben jene Ahnen. Frauen und Mütter, die da waren, lange bevor es Issa gab. Und die die Geschichte des Kontinents erzählen, seiner Ausbeutung durch Weiße, durch Deutsche, durch Engländer, am Ende: die Ausbeutung der Männer. Wir erfahren viel über die Geschichte Kameruns, über das patriarchale System, die Polygamie, aber auch über Familienzusammenhalt, über Frauen, die kämpfen. Um ihr Leben, für ihr Leben, für das ihrer Kinder und Kindeskinder. Es ist ein Buch über Kultur und Herrschaft, über Familie, Liebe und Freundschaft, über Ausbeutung und Kolonialismus, über die Mütter dieser Welt und was Wurzeln bedeuten - und was nicht. Was kann es? ISSA kann so viel, es bildet, es verunsichert, es hakt nach, es berührt, es bringt zum Lachen, es hinterfragt, es ist sanft und brutal, liebevoll und stark, es wird dich erschüttern und dich zum Nachdenken bringen und es ist ein so wundervoll wertvolles Buch, dass ich wünschte, jede Person würde es gelesen haben. Für wen ist es? Für alle, wirklich alle, aber vor allem ist es ein Geschenk an die Frauen dieser Welt.
Mitunter magisch!
Mit dem Roman „Issa“ von Mirrianne Mahn kommt es mir schon fast so vor, als würde man in den weiblichen Teil des Stammbaums der Protagonistin eintauchen. Man nähert sich dem Erzählstrang der Gegenwart Issas dabei durch die Augen der Ur-Ur-Großmutter Enanga über ihr nachfolgende Töchter und Tochters-Töchter an. Dabei erhält man super viele Einblicke in die von Polygamie und Hierarchie geprägte Familien- und Lebenskultur der Bevölkerung Kameruns vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute. Issa, allerdings, setzt sich vor allen Dingen mit ihrer persönlichen Situation auseinander. Sie ist in der fünften Woche schwanger, unverheiratet und weiß auch nicht so recht, wo sie in ihrer Beziehung gerade steht. Ihre Mutter Ayudele und der ausschließlich aus Frauen bestehende „Familienrat“ bestimmen: Issa muss nach Kamerun, wo sie bei den Großmüttern aufgewachsen ist, zurückkehren und sich den Ritualen, welche in der Regel über die ganze Kindheit und Jugend verteilt stattfinden, unterziehen. So soll sie in die Gesellschaft der Erwachsenen aufgenommen und eine gute Mutter mit gesunden Kind zu werden. Vor dem Hintergrund dieser spannenden Reise setzt sich der Text außerdem noch mit Themen wie Herkunft, Kolonialismus, Ausbeutung, Weiblichkeit, Familienbildern und der Bedeutung des Selbstwertgefühls auseinander. Ich muss sagen: für mich war das Hörbuch eine echte experience! Ich fand sowohl die Charaktere als auch deren Präsentation durch die Autorinnenlesung sehr nahbar und sympathieweckend. An viele Stellen hatte ich tiefes Mitgefühl und konnte kaum fassen, welches Leid mitunter dort geschildert wurde. Mich hat dieser Zusammenhalt und die Verwobenheit der beschriebenen Frauen aller Generationen sehr ergriffen und begeistert. Das Buch hat mich in gewisser Weise auch an Blutbuch von Kim de l‘Horizon erinnert.
Was für ein gut geschriebenes Buch! Themen, die eigentlich schwer zu verdauen sind, werden hier so leicht und amüsant erzählt, dass ich mir zwar der Last der Themen bewusst bin, aber nie die Hoffnung verliere! Ausgangspunkt der Geschichte ist Issas Schwangerschaft und die Angst ihrer Mutter. Diese befürchtet, dass bei der Geburt etwas schief gehen könnte, wenn Issa nicht die traditionellen Rituale in Kamerun durchführt. So kommt es, dass Issa allein von Frankfurt nach Douala fliegt, um ihre Großmütter zu besuchen und der Mutter den Wunsch zu erfüllen. Nach und nach wird nicht nur Issas Geschichte erzählt, die in Kamerun geboren wurde und dann als junges Mädchen mit ihrer Mutter nach Hunsrück gezogen war, um mit dem Stiefvater und den Halbgeschwistern dort aufzuwachsen, sondern auch die Geschichte der Frauen ihrer Familie bis zur Ururgroßmutter. Dabei wird nicht nur klar, das jede Frau ihr Trauma erlebt hat und an die nächste Generation weitervererbt hat, sondern das jede einzelne Frau für mehr Recht und Selbstbestimmung gekämpft hat. Jede auf ihre eigene Art und ihren vorhandenen Möglichkeiten. Die Frauen stehen hier im Mittelpunkt und ihre einzelnen Schicksale, die geprägt waren von Kolonialismus, Armut, Unterdrücken, Unruhen, Rassismus und Traditionen. Wirklich unglaublich, wie gut Marianne Mahn all diese Geschichten miteinander verbunden und erzählt hat. Auf eine lockere und unbeschwerte Art erzählt sie mir so viele Schicksale und bringt mich gleichzeitig zum Nachdenken und Lachen. Sehr hilfreich war mir der Stammbaum hinten im Buch. Ich habe jede einzelne Frau für ihren Mut bewundert, auch wenn ich manche in ihrem Tun nicht verstanden habe, so hab ich gemerkt, wir brauchen uns gegenseitig und unsere Geschichte, um zu verstehen, wohin wir gehen können. So sympathisch wie mir Marianne Mahn in einem Podcast war, so sympathisch schreibt sich auch. Ein Highlight! S.161 „Aber wir leben in einer Welt, in der Frauen nun mal dafür da sind, die Probleme von Männern zu lösen. Sie sehen uns nicht als Menschen oder als ebenbürtig an, sondern behandeln uns so, als könnten sie uns nach Belieben verschenken und austauschen.“ S.236 „[…]las Theodor Adorno und Judith Butler und lernte, was das Patriarchat war, und konnte so mehr Verständnis dafür aufbringen, dass meine Mutter so war, wie sie war. Gleichzeitig stritt ich mich mehr mit dem Kindsvater, in dem ich immer mehr genau dieses Patriarchat personifiziert sah, wobei ich aber unsere Beziehung nicht grundsätzlich infrage stellte.“ S.291 „Ich muss mich nicht zwischen meinen Wurzeln, meiner Herkunft und meinem Leben in Deutschland entscheiden. Die Kulturen, die in mir pulsieren, die Sprachen, die meine Seele umarmen, sie alle sind Teil von mir. Ich bin sowohl deutsch als auch kamerunisch. Ich bin mehrsprachige Hymnen auf Hochzeiten und Beerdigungen. Ich bin nicht weniger wert als ein Mann, meine Stimme und meine Träume sind wichtig, denn in meiner Weiblichkeit liegt eine Kraft, eine Verbindung zu all den Frauen vor mir.“
Schade,das Buch konnte mich nicht erreichen und berühren. Familienporträt über mehrere Generationen am Beispiel der Frauen erzählt. Zwischen Kamerun und Deutschland, zwischen Gegenwart und Vergangenheit wechselt das Buch und bleibt doch an der Oberfläche.

3,5⭐️
Issa lebt in Deutschland im Hunsrück im Jahr 2006 und ist schwanger. Als gebürtige Kamerunerin, wird sie in ihrer neuen Heimat nicht immer gut von ihren Mitmenschen behandelt. Der beschriebene Alltagsrassismuss kann einem manchmal wirklich sehr nahe gehen. Besonders als Issa ein Kind war, wurden schlimme Beleidigungen wegen ihrer Hautfarbe ausgesprochen. Sie und ihre Mutter hatten einen heftigen und bedeutsamen Streit und Issa reist daraufhin nach zentral Africa, um ihren Urahnen zu folgen und deren Rituale als schwangere Frau zu durchleben. Dabei lernt Sie viel über das Leben ihrer Omas und Uromas, Cousinen und Freunde. Ein Buch mit 5 starken Frauen, die für mich , in einer fernen Welt aufgewachsen sind, in der Männer und Frauen deutlich anders wahrgenommen werden. Ich hatte teilweise Schwierigkeiten beim auseinanderhalten der Generationen. Wer ist die Mutter, die uroma oder Oma. Vielleicht war es auch einfach nicht so richtig mein Thema und deswegen habe ich nicht Gut in die Handlung reingefunden. Es war eher neutral geschrieben. Relativ autobiografisch. Ich hatte mir da vorab mehr Gefühl gewünscht. Deswegen 3,5 Sterne ⭐️
Beeindruckend! Diese generationenübergreifende Geschichte ist wirklich toll erzählt. Frauen, die auf der Suche nach ihrem Platz, nach ihrem Wert, nach ihrer Unabhängigkeit sind, stehen im Fokus. Die mir fremde Welt ist mir so emotional ganz nah gerückt und ich habe so viel lernen dürfen. Die Autorin liest das Hörbuch selbst. Leider habe ich es immer mit etwas Abstand gehört, sodass ich am Ende nicht mehr ganz alle Namen und genauen Verwandtschaftsgrade wusste, aber das lag an mir! 🐐

Leider kann ich mich den fast ausschließlich positiven Bewertungen nicht anschließen. Das Buch erzählt zum einen im Jahr 2006 von der schwangeren Issa, die zu ihrer Familie in ihr Geburtsland Kamerun reist, um auf Wunsch ihrer Mutter und Großmütter dort traditionelle Rituale zur Vorbereitung auf ihre Geburt zu absolvieren. Issa fühlt sich weder in Deutschland noch in Kamerun richtig zugehörig. Die Beziehung zu ihren Eltern und ihrem Freund gestaltet sich schwierig. Genau hier liegt mein größter Kritikpunkt. Alle Beziehungen von Issa sind von großer Ambivalenz geprägt, welche ich aber aufgrund der zu geringen Ausformulierung der Autorin nur wenig verstehen kann. Von Issas Freund erfährt man kaum etwas. Er wird ausschließlich als Kindsvater bezeichnet. Stiefvater und Mutter sind für mich kaum greifbar. Die Persönlichkeiten bleiben mir durchweg zu oberflächlich, weshalb mich die Beschreibungen der Gewalt gegenüber Frauen und Kindern trotz ihrer Grausamkeit kaum erreicht und eher oberflächlich erzählt wird. Auch Issas Entwicklung und schlussendliche Sicht auf ihr Leben, ihre Zugehörigkeit und die Beziehung zu ihrem Freund und Verwandten bleiben mir zu unerzählt und damit unschlüssig. Die Geschichte ihrer Vorfahrinnen im 20. Jahrhundert bringt einem einiges über die Kolonialzeit und die Rolle der Frau in Afrika nahe. Aber auch hier bleiben für mich so viele Fragen offen. Mich lässt das Buch mit keinem guten Gefühl zurück.
Ein grandioses, warmherziges Buch, das ich jedem ans Herz legen kann
Der Bogen, der über ein Jahrhundert Familiengeschichte gespannt wird, ist spannend und mitreißend geschrieben, manches rührt zu Tränen. Gleichzeitig ist die Ich-Erzählung der Titelfigur mitunter witzig und besinnlich, immer jedoch werden Lesende vom Sog der Handlung und Sprache mitgerissen. Ein ganz ganz tolles Buch über Herkunft und Verständnis, das es sicher in meine Jahreshighlights schaffen wird.
Ergreifend
So ein gutes Buch! Man erfährt unglaublich viel über Kolonialismus und Rassismus, ohne dass die Autorin es benennen muss. Eine starke, empowernde Geschichte, die mein ❤️ hat.
Beeindruckende Familiengeschichte über mehrere Generationen
Die Geschichte von starken Frauen in der Familie über mehrere Generationen. Ein sehr bewegender und eindringlicher Roman. Absolute Leseempfehlung!
Issa sitzt im Flieger nach Duala, Kamerun. Sie ist zerstritten mit ihrem Freund, im Streit auseinander gegangen mit ihrer Mutter. Und sie ist schwanger. So steigen wir ein in eine berührenden Roman, der neben einer großen berührenden Famileingeschichte auch von Kulturunterschieden, Ritualen, Mutterliebe und weiblicher Selbstbestimmung handelt. Wir begleiten Issa bei ihrem Besuch in Kamerun und Mirrianne Mahn erzählt bewegend und gleichzeitig unterhaltsam, wie die zwei Kulturen, die sie in sich vereint, aufeinander treffen. Geboren in Kamerun, ging ihre Mutter mit ihr nach Deutschland, als sie 5 Jahre alt war. Wir erfahren von ihrem Gefühl, immer fremd zu sein. Dem Gefühl, zwischen den Welten zu sein. Vom "schleichenden Prozess, bei dem ich nach und nach mein Ich verliere. Erst mit dem Umzug nach Deutschland, wo ich gemerkt habe, dass ich anders bin. Und dieses andersein auch nicht ablegen konnte, wenn ich zu Besuch nach Kamerun kam, weil ich auch hier anders bin". Durch Rückblenenden erfahren wir zusätzlich auch die Geschichte ihrer Vorfahren. Von schlimmsten Erlebnissen während der Kolonialzeit, von einem Frauenbild, das äußerlich unterwürfig und innerlich so wahnsinnig stark ist, vom engen Band der Familie, besonders der Frauen. Ein wirklich lebendiger, interessanter Familienroman, bei dem ich wieder viel neues gelernt habe.
Bereichernd und informativ - ein Buch über eine beeindruckende Familiengeschichte und tolle Frauen verschiedener Generationen!
Wir begleiten die schwangere Issa im Jahr 2006 auf ihrem Weg nach Kamerun, dem Land ihrer Mütter und Großmütter. Sie selbst hat das Land mit ihrer Mutter in Richtung Deutschland als Kind verlassen. Mit ihrem Besuch will sie sich durch verschiedene Rituale ihrer Ahnen auf die anstehende Geburt vorbereiten. Außerdem bringt sie so Abstand zwischen sich, ihre Mutter und den Kindsvater, die gänzlich andere Vorstellungen haben, wie es mit ihrer Zukunft weitergehen soll. Man spürt die Spannungen, die Issa zwischen den Welten Deutschland <> Kamerun aushalten muss und welchen rassistischen Kommentaren und Verhaltensweisen sie sich in Deutschland konfrontiert sieht. In einem anderen Erzählstrang , der sich über das gesamte 20. Jahrhundert ausdehnt, erhalten die Lesenden Einblicke in das Leben und Wirken der Ur- und Großmütter von Issa. Sehr eindrücklich wird die Solidarität unter den Frauen beschrieben, die oft in polygamen Beziehungen mit einem Mann zusammen leben und sich aufgrund von unbeschreiblicher Gewalt und Übergriffe eine Stütze sind. Besonders interessant fand ich auch die Ausführungen zur Kolonialisierung Kameruns zunächst durch die Deutschen, später durch die Briten und Franzosen. Ein Thema mit dem ich mich in jedem Fall noch eingehender beschäftigen möchte. Ich möchte euch das Buch sehr ans Herz legen.
Ein nachdrücklich Roman über die Emanzipation afrikanischer Frauen über vier Generationen. Man erfährt viel über die Kultur und Geschichte Kameruns und die Autorin schildert eindrucksvoll und nachempfindlich, was es bedeutet, als Afrikanerin in Deutschland zu leben. Diese Geschichte ist ein Gewinn, ich wünsche ihr viele LeserInnen.
Schöne Familiengeschichte. Emotional, auf das Los der Frauen in Kamerun wird geschaut, wobei eine nach D ausgewandert ist, deren Tocjter sich nun verschiedenen Schwangerschaftsritualen in Kamerun bei der Familie unterziehen soll, was sie ihrer Familie näher bringt und einiges klar macht. Schön geschrieben. Wobei die Geschichte einiger Frauen ausführlicher erzählt wird, als die anderer.
Noch schnell vor Lesung gelesen
Hatte es noch als Lex, bevor es damals erschienen ist, aber dann nicht fertig gelesen, teils weil wir die Autorin doch nicht in die Buchhandlung einladen konnten und ich den Anfang leider auch nicht so greifend fande. Fast forward to speed reading it tonight: Ich bin fasziniert wie man als Leser*in gleichzeitig mit Issa lernt, staunt, schmerzt und zum Ende hin wertschätzt was am Anfang das für mich nicht greifbare war. Mirrianne Mahn kann ein Netz mit verschiedenen Gewichten, deren Zusammenhänge noch nicht klar sind, ins Meer werfen und nach 300 Seiten einen so bunten und beeindruckenden Fang an Land ziehen.. Find ich geil, 5 Sterne, lies des mal.
Eine sehr berührende Geschichte über mehrere Generationen von starken und ebenso vom Leben gezeichneten Frauen. Ich bekam interessante Einblicke in die Kolonialgeschichte Kameruns und lernte die Rituale kennen, welche für werdende Mütter durchgeführt werden. Ich mochte die Sprache gerne, in der der Roman geschrieben war und habe mir einige Zitate notiert, die mich sehr bewegt haben. Ein starker Debütroman!
Sehr schönes Buch, gibt Einblicke in die anderen Kulturen und es ist sehr gut und mitfühlend geschrieben. Ich konnte mich sehr gut in Issa‘s Gedanken einfühlen …… sehr bewegend
Schöne Geschichte über afrikanische Wurzeln . Sie spielt in der Vergangenheit und in der Gegenwart . Issi bekommt ein Baby und fliegt nach Kamerun um einige Rituale durchzuführen . Sie wird konfrontiert mit den afrikanischen Traditionen , die noch tief in ihr schlummern. Eine Geschichte über Selbstfindung und Wurzeln . Hat mir sehr gut gefallen und ich konnte sehr viel mitnehmen. Gerade was die deutsch afrikanische Kolonialzeit betrifft. Der Schluss wurde mir dann doch zu schnell abgetan und mir fehlten einige Informationen. Als hätten noch 100 Seiten gefehlt. Eine grosse Leseempfehlung .
Issa, du hast mich verändert.
„Ich fühle mich verändert, mich besser in meiner Haut. Ich bin eine Frau. Ich bin eine Mutter. Und ich bin eine Tochter. Ich bin die gleiche Person, aber anders. Ich bin ein Kind des Berges, und der Berg ist in mir.“ S.295 Liebe Issa, das waren deine letzten Worte an mich. Doch Ich wollte dir noch so viel sagen. Issa, die Reise mit dir hat mich verändert. Ich hab verstanden wie sehr du leidest, wie sehr du kämpfst, wie sehr du versuchst deinen inneren Zwiespalt zu überwinden. Verstanden wie sehr dich diese Reise bewegt hat - hinzu einer liebevollen Mutter mit der Kraft deiner Ahninnen. Verstanden wie es ist keine Heimat zu haben. Sich in Frankfurt zu Schwarz und in Buea zu Deutsch zu fühlen. Liebste Issa, ich muss gestehen, am Anfang unserer Reise warst du mir ganz und gar nicht sympathisch, deine Impulsivität gegenüber anderen war mir wirklich unverständlich. Durch die Reise an deiner Seite habe ich all die Dinge verstanden die dich in dieser Zeit belastet haben. Es tut mir Leid. Du hast mir geholfen, zu wachsen. „Deine Mutter ist da, um dich zu beschützen. Meine, um mich zu beschützen. Und beide haben ihr Bestes gegeben, um diese Aufgabe zu erfüllen. Aber was du verstehen musst ist, dass ihre Mutter und alle Mütter die vor ihr gekommen sind, dich auch trösten und beschützen. […] Aber jetzt gerade wendest du dein Gesicht von deiner Mutter. Wir sind deine Familie, ob du willst oder nicht, wir sind alle Kinder des Berges.“ S.185 Diese Worte deiner Uroma Mbambah klingen noch nach. Wir haben den Schmerz nicht erfunden. Es gab Trauer schon immer, und das wird auch immer so bleiben. Ich habe endlich begriffen, dass auch das Schicksal unserer Ahnen in uns weiterlebt. Die Geschichten deiner Mütter und Großmütter gingen mir so nah. Verzweifelt den Versuch zu wagen, den endlosen Kreislauf von Unterdrückung zu durchbrechen. All ihre Wut, ihre Kraft und ihre Trauer lebt in uns. Ich danke dir dafür. Issa du hast mich verändert. Ich möchte mich mit den Wörtern von Ihanna verabschieden. Issa yami yoh, dongengeé.
Unglaublich tiefgreifendes Debüt über transgenerationales Trauma, Schwarzsein, Frausein und noch so viel mehr. Beeindruckend und bewegend. CW: Rassismus, Misogynie, häusliche Gewalt, sexuelle Gewalt, Pädophilie, Tod/Mord (von Kindern), Krieg, Tierleid (nicht explizit)
Während es im anglophonen Raum zahlreiche literarische Werke der afrikanischen Diaspora gibt, die sich mit Kolonialismus und Rassismus auseinandersetzen, sind diese Themen in der deutschsprachigen Literatur - vor allem in Bezug auf Afrika - wenig präsent. Ich finde es daher sehr wichtig und interessant, dass die deutsche Beteiligung an der Kolonisierung Afrikas ebenso wie das Leben als Schwarze Frau in Deutschland konkret thematisiert werden. Trotz der ernsten Themen, gibt es auch sehr lustige Stellen und das Buch war um einiges unterhaltsamer zu lesen als ich erwartet habe, was vor allem an der sympathischen und humorvollen Protagonistin liegt. Manchmal hat man beim Lesen zwar das Gefühl, dass Mirrianne Mahn noch ein bisschen nach ihrem Stil sucht; da es sich jedoch um ein Debüt handelt, finde ich das nicht weiter schlimm und dass ich beim Lesen sowohl lachen als auch weinen musste, spricht wohl für sich. Große Empfehlung für diesen tollen Roman!
EINE STARKE GESCHICHTE ÜBER FAMILIE UND HERKUNFT
Issa ist schwanger und ihre Mutter sieht Gefahren für sie und ihr Baby, da sie die alten Rituale ihrer Heimat nicht vollzogen hat. Also fliegt Issa nach Kamerun, um dies im Schnelldurchlauf nachzuholen. Dort trifft sie ihre Familie wieder; insbesondere ihre Uroma und ihre Oma, zwei Frauen, die sie schon immer geliebt und geachtet hat; die sie aufgezogen haben, wie ihre eigene Tochter - bevor ihre Mutter sie mit nach Deutschland genommen hat. Gestresst von der Schwangerschaft und von den Auseinandersetzungen mit ihrem (weißen) Freund und ihrer Mutter, ist Issa zunächst skeptisch der Reise gegenüber. Doch bald entspannt sie sich immer mehr, findet in das Leben von Kamerun zurück. Zunächst dort noch zu deutsch (in Deutschland zu afrikanisch) merkt sie, wie gut es tut, sich mit den eigenen Wurzeln auseinanderzusetzen. Und mit der Klärung der Vergangenheit wird auch die Zukunft für Issa immer klarer. Ein tolles Debüt der Autorin, die es schafft, mit einem Augenzwinkern hier und da, das Leben der Menschen in Kamerun aufzuzeigen; dabei werden auch sehr ernste Themen, wie Unterdrückung, Missbrauch und Kolonialisierung behandelt. Besonders gefallen hat mir, wie die Autorin die Handlung bzw. das Leben der Protagonisten von zwei Seiten aufeinandertreffen lässt. Befinden wir uns mit Issa in der Gegenwart, so läuft ihrem Leben das der Uroma und der Oma entgegen, welches zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Ursprung hat. Man erlebt die Kolonialisierung durch die Deutschen, die sich sofort als Herren aufführen, die Afrikaner für sich arbeiten lassen, zum Teil auch als Sklaven nehmen und später gegen die Engländer in den Krieg schicken. Man begleitet die beiden Frauen durch ein hartes Leben, gezeichnet von der Brutalität der Männer, mit denen sie zu tun haben, welches sie schließlich dorthin bringt, wo sie heute sind - und dabei ist Aufgeben niemals eine Option. Eine tolle und eindringliche Familiengeschichte, die mir neue Erkenntnisse bzw. einen Aha-Effekt zum Leben der Menschen in Kamerun bzw. aus Kamerun beschert hat. Von mir ganz klar 5 von 5 und eine Empfehlung für alle, die (Familien)geschichtlich interessiert sind - und dabei einen lockeren, dabei sehr dichten Schreibstil mögen. Meiner Meinung nach ein anspruchsvollerer Pageturner.
Das war schön. Natürlich gab es einige Passagen, die schon hart waren, inhaltlich. Eine Triggerwarnung wäre glaube ich ganz gut. Aber die ganze Reise, nicht nur von Issa sondern auch über die Generationen hinweg und die unterschiedlichen Traditionen und Bräuche im Wandel der Zeit, war wirklich interessant!
Mutterland
Dieser Roman über die junge Issa, die in Kamerun Zuflucht bei ihrer Verwandtschaft und Rat bei den Ahnen sucht, ist inhaltlich und sprachlich absolut stimmig konzipiert und somit eine Lese- oder Hörfreude. Mirianne Mahns Sprache war dabei zugleich leichtfüßig wie eindringlich. Die Autorin findet sehr feinsinnige Worte für Issas Gedanken rundum ihre Schwangerschaft, ihre Wurzeln im „Mutterland“ Kamerun und die Beziehung zu den Frauen in ihrem Leben. Auch in der zweiten Zeitebene, die uns die Geschichte Issas weiblicher Vorfahrinnen näherbringt, trägt die metaphorische Sprache die Stimmung perfekt, sodass man sich mühelos in die Ereignisse der Kolonialisierung und des kamerunischen Alltags der (weiblichen) Unterdrückung fallen lassen kann. Gegenwart und Vergangenheit überschneiden und ergänzen sich dabei ganz wunderbar und ergeben ein Gesamtbild, in dem auch Issa nicht nur Mittel zum Zweck, sondern eine wirklich bemerkenswerte Hauptfigur darstellt.
Ein berührendes Buch über Emanzipation und kulturelle Identität, starke weibliche Charaktere und die Erlebnisse unserer Vorfahren, die wir alle in uns tragen.
"Ich kenne ihre Geschichten so gut, dass ich manchmal glaube, ich hätte sie selbst erlebt." Issa reist auf Wunsch ihrer Mutter schwanger nach Kamerun, in das Land ihrer Ahnen, um dort traditionelle Rituale durchzuführen, die ihr und ihrem Kind Gesundheit und Glück bringen sollen. Wow, was für ein Buch. Unterhaltsam, tiefsinnig, lehrreich, emotional. Ich habe Einiges über Land und Leute gelernt und über die Kultur in Kamerun. Ich habe viel über Alltags Rassismus gelernt, den man als Nicht Betroffene oft gar nicht bemerkt. Auf mehreren Zeitebenen erzählt die Autorin über Issa und ihre Ahnen, und über die dunklen Jahre der deutschen Kolonialgeschichte in Kamerun, ein Thema, dass mir kaum bekannt ist. Und dabei ist das Buch bei aller Deutlichkeit und aller erschreckenden Details auch wirklich unterhaltsam. Ein Buch, was mir bestimmt lange im Gedächtnis bleiben wird. Und eine absolute Leseempfehlung
Sehr spannende, berührende und faszinierende Geschichte über Frauen in den verschiedenen Zeiten. Ich hatte bisher nicht so die Ahnung über das Leben in Kamerun und fand es wirklich sehr interessant. Ich konnte auch viele Sichtweisen durch die Erzählweise sehr gut nachvollziehen. Die Auswirkung des Kolonialismus wird nebenbei sehr eindringlich geschildert und auch der Alltagsrassismus in Deutschland wird thematisiert. Einzig bei den Namen hatte ich manchmal Probleme. Aber im hinteren Teil gibt es eine Begriffbeschreibung und einen Stammbaum. Ganz große Leseempfehlung.
Mit "Issa" erzählt die Frankfurter Autorin Mirrianne Mahn eine sehr bewegende Geschichte über 5 Generationen von Frauen zwischen Deutschland und Kamerun. Ich habe das Hörbuch gehört , das mit einer sehr angenehmen Stimme von der Autorin selbst gesprochen wird.
Eine Herkunftsgeschichte
**** Worum geht es? **** In Issa wächst neues Leben heran. Ihre gesamte Familie mischt sich daraufhin ein, von Abtreibung bis hin zur Rückkehr in die gebürtige Heimat. Während ihr Freund nur wenig Verständnis aufbringt folgt Issa dem Rat ihrer Mutter und reist nach Afrika. Vor Ort spürt Issa, wie sie Stück für Stück Teil ihrer eigenen Geschichte wird und weit weniger von Zuhause vermisst als gedacht. Doch können all die traditionellen Riten, auf die ihre Mutter besteht, ihr Leben und das des Kindes retten? **** Mein Eindruck **** Issa ist eine Geschichte, die tiefgründig über die Wurzeln einer Frau mit afrikanischen Wurzeln erzählt. Ich erlebte Traditionen von 1908 bis in die heutige Zeit hinein. Es war interessant und erschütternd zu erlebend, was die Frauen über viele Generationen miterlebten. Issa selbst ist in einem rassistischen Umfeld großgezogen worden. Das was sie als Freundinnen wahrnahm, waren für mich Feinde. Ihre ganze Stärke versucht sie in ihrer Heimat Kamerun wiederzuerlangen. Die Autorin schenkt der Leserschaft Einblicke in die Kameruner Seele. Wertungen findet man hier höchstens zwischen den Zeilen. Der Erzählstil ist neutral und kann damit den Lesenden zum Nachdenken und Mitdenken anregen. Der Schreibstil ist atmosphärisch und flüssig zu lesen, ich hätte mir hier allerdings mehr Anspruch gewünscht. Die Geschichte bleibt häufig sehr wage, die Sprache dafür umso konkreter und teils umgangssprachlich. Es gibt starke einzelne Momente, die dann aber in Gänze nicht weiter ausgeführt werden, meiner Ansicht nach um die angesprochene Neutralität zu wahren, doch warum? Ich hätte mir manchmal mehr Emotionen und Details gewünscht. Ich blieb den tragischen Schicksalen der Frauen beim Lesen eher fern, ein tiefes Eintauchen in die Geschichte war mir dadurch nicht möglich und so manche Infos fühlten sich dadurch einfach uninteressant an. Was schlichtweg schade war, denn die Kameruner Kultur und die Einblicke ist das Leben einer Familie über ein Jahrhundert war mehr als interessant. Ich habe das Buch dadurch des öfteren beiseite gelegt, was bei mir eher selten der Fall ist. Ich fand den Anfang äußerst überzeugend und stark, die Geschichte verlor mich dann aber zusehends. **** Empfehlung? **** Ich empfehle das Buch vor allem Leser*innen, die sich für die afrikanische Geschichte interessieren. Das Buch bietet einmalige literarische Einblicke und eine Familiengeschichte, die ich so noch nicht gelesen habe.

Ergreifend, authentisch, emotional - absolut empfehlenswert, aber nichts für schwache Nerven, da Kindstod, Femizid und Gewalt sehr realistisch beschrieben werden. Weil eine Warnung dazu fehlt, ziehe ich 0.5 Sterne ab

Ergreifende Geschichte über das Leben und Überleben der Frauen und Mütter einer Familie aus Kamerun. Auf wunderbare Weise bin ich in dieses fremde Kultur eingetaucht und fühlte mich willkommen in dieser Familie, die über die Jahrzehnte so viel Leid ertragen musste und deren Frauen mit Mut und Selbstbewusstsein den Bestand der Familie gesichert haben. Für mich hätte noch eine der Erlebnisse noch viel ausführlicher erzählt werden können. Das Ende hinterlässt mich friedlich und still. Für mich fehlte ein Triggerhinweis auf sexualisierte Gewalt, Femizid und Kindstod.

Ein nicht ganz so einfaches Buch das noch etwas nachhallen wird. Ich fand es interessant, aber auch sehr brutal beschrieben.....meiner Meinung nach wäre hier in diesem Buch ein Hinweis darauf angebracht gewesen.....
"Die Straßen und Gebäude wirkten wie ein Labyrinth, in dem ich mich verirrt hatte. Ich sehnte mich nach der Vertrautheit meiner Heimat, nach den bekannten Gesichtern und Klängen. Noch heute werde ich täglich gefragt, wo ich herkomme, wo meine Leute herkommen, denn Woppenroth im Hunsrück ist eindeutig nicht die Antwort, die Menschen hören wollen." Mirrianne Mahn erzählt in ihrem ungewöhnlichen Roman über Afrika, den Kamerun und über insgesamt sechs Generationen von Frauen und deren Biografien, verteilt über ein ganzes Jahrhundert. Es geht um deutsche Kolonialherrschaft, patriarchale Gewalt, Unrecht und tiefsitzende weibliche Traumata. Das ist bewegend, teils schmerzhaft, aber auch hoffnungsvoll und manchmal sogar humorvoll. Ich habe "Issa" wirklich sehr gerne gelesen und viel nebenbei recherchiert über den Kamerun, ein westafrikanisches Land, über das ich zugegebenermaßen vorher praktisch nichts wusste.
Einmal mehr dankbar für mein Bücherabo bei der lokalen Buchhandlung (Grüsse gehen raus an Haupt <3), die mir immer solch gute Lektüre beschert! Super fand ich, wie man im Laufe der Kapitel die Lebensgeschichten von 5 Frauen verschiedenster Generationen kennenlernt und damit auch ihre Beweggründe, warum sie so handeln, wie sie eben handeln. Mirrianne Mahn zeichnet dadurch sehr vielschichtige Figuren, die sich nicht einfach mal schnell in "Gut" und "Böse" unterteilen lassen. "Nur" 4 von 5 Sternen, weil Issas Kapitel teilweise etwas sprunghaft verfasst waren, manchmal musste ich Zeilen mehrmals lesen, weil Dinge vorweggenommen und erst im Nachhinein erklärt wurden. Hilfreich war, dass die Autorin ein Glossar mit den wichtigsten Pigdin-Wörtern angehängt hat, aber leider waren darin nicht alle im Text verwendeten Begriffe verzeichnet. Wenn man das schon macht, dann sollte das auch vollständig sein. Nichtsdestotrotz klare Leseempfehlung für ein Buch, was - zu Unrecht - irgendwie voll am Feuilleton vorbeigeschlittert ist.
Diese Geschichte rangiert ganz eng bei Heimkehren von Yaa Gyasi und ist direkt auf die Liste meiner Jahreshighlights gelandet. Ich habe genauso viele Tränen geweint, wie gelacht und einiges über die Mentalität und das Leben in Kamerun gelernt. Großartiges Buch!
Kurzweilige Sommerlektüre. Als störend fand ich die vielen Namen, die aufgrund der Herkunft nicht sonderlich eingängig waren.