Ein brillant düsteres Debüt, das es in sich hat…
Dass dieses Buch ein Debütroman sein soll, fällt mir immer noch schwer zu glauben. Da hat Raidark die Latte wirklich hochgelegt, denn sein düsteres, blutiges Werk der Dark Fantasy ist ein Paradeexemplar für reichhaltiges Worldbuilding, tief ausgearbeitete Charaktere, die einem beinahe von der Seite ins Gesicht springen, und eine Geschichte, die einen in so vielen Facetten fasziniert. Worauf man sich aber einstellen muss, ist dass dieses Buch nichts für schwache Nerven ist, denn in dieser Welt existieren Gnade, Menschlichkeit und Nächstenliebe nur ganz am Rand. Es ist eine Geschichte über die tiefsten und dunkelsten Abgründe menschlichen Handelns und nichts und niemand ist sicher vor der Grausamkeit, die diese „Zivilisation“ zu durchdringen scheint. Bereits ab dem ersten Satz macht der Autor klar, dass es wir hier nicht auf dem Ponyhof gelandet sind. Er beschreibt in beinahe hyperrealistischer Art und Weise die düstersten Winkel, die man sich nur vorstellen kann und transformiert seine Prosa damit für mich von einem normalen Roman zu einem Kunstwerk, das sich vor dem inneren Auge zu entfalten beginnt. Mit jedem neuen Kapitel wird das Bild dunkler und düsterer und aussichtsloser und dennoch schafft Raidark es, immer wieder kleine Lichtblicke, kleine Momente der Herzlichkeit zu säen, denn sein Hauptcharakter Mika trifft auf ein kleines Mädchen, Mirja, das ihm ebenso wie dem Leser schnell ans Herz wächst und uns zeigt, dass es in dieser überwältigend dunklen Welt auch noch Licht existiert. Man leidet mit den beiden, man fürchtet um sie und man hofft, dass nicht noch etwas schlimmeres passieren kann. Das allerdings ist meist ein vergeblicher Wunsch. Meinen tiefsten Respekt hat sich der Autor mit seinem Worldbuilding verdient, denn die Welt von Dalia ist so tief ausgearbeitet, als wäre sie real. Von den kleinen Dörfern des Anfangs, über die Religion und die Legenden der Welt, bis hin zu den intriganten Familien, die Dalia lenken, ist alles bis aufs kleinste ausgearbeitet und auf einander abgestimmt. Nichts scheint fehl am Platz und man bekommt das Gefühl, dass Raidark gerade erst angefangen hat uns seine Welt zu zeigen. Ich würde dieses Buch denjenigen empfehlen, die gern Dark Fantasy lesen, Spaß an politischen Intrigen haben a la Game of Thrones und die gern Dark Souls spielen, denn auch hier überwiegt meist die Verwirrung darüber, was denn eigentlich gerade passiert und nur wenn man sich bis zum Ende durchschlägt, erfährt man vielleicht, warum man sich jetzt eigentlich all den Bossen gestellt hat. Für mich ist es ein gelungenes Auftaktwerk des Autors und ich bin mehr als nur gespannt, wie es weitergeht.