2000 Jahre alt – aber die Story fühlt sich manchmal trotzdem wie 14 an.
Also, ich wollte Boris wirklich mögen. Ehrlich. Queerer Vampir? Urban Fantasy? Polizei-Sondereinheit mit Ogern, Dryaden und Zombies? Das klang nach einer Mischung aus Supernatural, Queer Eye und der GEZ im Ausnahmezustand. Aber leider war der Biss schwächer als erwartet. Boris selbst ist ein uralter Vampir, aber leider mit der emotionalen Tiefe eines angefeuchteten Brötchens. Ja, er ist traumatisiert, ja, er hat eine bewegte Vergangenheit – aber ich hatte ständig das Gefühl, dass da viel erzählt und wenig gefühlt wird. Statt düsterem Charisma bekam ich… Bürokratie mit Fangzähnen. Sein Chef (ein Werwolf mit Van-Helsing-Genen) hätte Potenzial gehabt, wäre aber fast im Hintergrund geblieben – was schade ist, denn ehrlich gesagt hätte ich lieber sein Spin-off gelesen. Ich meine: Werwolf + innerer Konflikt + latent gereizt = sofort auf meine Leseliste. Das Team? Divers, cool, aber teilweise nur in Stichpunkten vorhanden. So als hätte jemand beim Figuren-Baukasten einfach alles aktiviert und dann vergessen, ihnen Persönlichkeiten zu geben. Was wirklich wehtat? Die Handlung. Man merkt, da wollte jemand viel: Crime, Vampirmythos, queere Repräsentation, emotionale Tiefe, politische Satire… Aber am Ende wirkte es wie ein schlecht gewürzter Eintopf. Irgendwas fehlte, und das war leider meistens: Spannung. Die Krimi-Handlung war so spannend wie ein trockener Polizeibericht. Immerhin: stilistisch solide. Inhaltlich… meh. Die queere Liebesgeschichte? Hätte gerne statt auf Slow Burn auf Any Burn At All setzen dürfen. Ich habe mehr Chemie zwischen meiner Zahnbürste und dem Wasserglas. --- Fazit: Boris – Blutlinie wollte viel – und hat sich dabei ein bisschen übernommen. Die Idee? Top. Die Umsetzung? Eher "Erster Entwurf, den man eigentlich noch mal durchgehen wollte." Für Fans von trockener Urban Fantasy mit netten Figuren und Geduld. Für mich? Eher ein Fall für den literarischen Notdienst. 1,5 Sterne – eins für den Humor, ein halber für den Versuch. Der Rest wurde vermutlich in einem verwunschenen Vampir-Meeting verschoben.