Mareike Fallwickl wagt in ihrem Roman „Und alle so still“ ein Gedankenexperiment. Was würde passieren, wenn Frauen nicht mehr das tun, was sie seit Jahrzehnten getan haben? Aus Sicht von Evi, einer Influencerin, Ruth, eine Pflegekraft Mitte Fünfzig und Nuri, einem neunzehnjährigen Schulabbrecher und Multijobber erzählt Fallwickl von einem Sommer in dem eine Revolte startet. Ich finde dieses Buch so wichtig. Es regt zum Nachdenken an und berührt durch die beschriebenen Einzelschicksale sehr. Eine absolute Leseempfehlung!

Vorneweg: Das zweite Jahreshighlight von Mareike Fallwickl für mich.
✨Rezension ✨ Wir beginnen hinten- in ihrem Nachwort zum Buch sagt Mareike Fallwickl, dass „und alle so still“ eine logische Fortsetzung zu „Die Wut, die bleibt“ ist, indem ein Ist-Zustand des Frauseins in unserer Gesellschaft thematisiert wird. In „Und alle so still“ geht sie einen Schritt weiter und umschreibt was passiert, wenn nun alle Frauen einfach von heute auf morgen aufhören würden Care-Arbeit zu machen, Mental Load zu stemmen, den Männern den Rücken frei zu halten,… "Die Frauen heben den Kopf, eine nach der anderen oder alle zugleich. Sie heben den Kopf und öffnen den Mund, kein Laut kommt aus ihren Kehlen, kein Geräusch dringt in die Luft, so viele Frauen, die Gesichter zum Himmel gereckt, die Augen geschlossen, und alle so still." Wie auch in „Die Wut, die bleibt“ finde ich nichts an dem Zustand der Frauen, der umschrieben wird neu oder überraschend oder spannend- es ist viel mehr ein Finger, der sich tief in die Haut bohrt und sichtbar macht, was man jeden Tag leistet. Was spannend und überraschend ist, sind die Charaktere. Sie sind vielschichtig und interessant und entwickeln sich auf wundervolle Art und Weise. Nicht zu gebaut. Nicht zu gewollt, sondern einfach natürlich. Alles passt. Ich liebe auch den Schreibstil von Mareike Fallwickl sehr, wie er poetisch aber ohne schwulstig zu sein, alltägliche Dinge beschreiben kann. Alles in allem ein ganz wundervolles Buch… ist es Utopie? Ist es Dystopie? Das entscheidet frau am besten selbst. 5 /5
so wichtig! der schluss war aber ein bisschen zu viel disney
Ich liebe ihren Schreibstil
Die Art wie Mareike Fallwickl ihre Leser*innen innerlich wachrüttelt ist wunderbar. Wir brauchen mehr Literatur wie diese und mehr von ihren Leser*innen. Lasst uns ein Stück Fallwickl hinaus in die Welt tragen 🤗
Aufwühlend
„Im Dunkeln sind wir ehrlicher […] wir reden anders miteinander, wir öffnen uns, obwohl wir nichts sehen können, die Nacht ist eine andere Sphäre, da passiert eine Gefühlsverschiebung. Vielleicht haben viele das Wichtigste, was sie zu sagen hatten, ausgesprochen, während andere schliefen.“ (S. 134) Das ist das dritte Buch, das ich von Mareike Fallwickl gelesen habe, und auch, wenn es nicht mein persönlicher Favorit ist, so war der Roman doch jederzeit klar, stark, aufwühlend und so wichtig. Die (häufig unbezahlte) Arbeit von Frauen steht hier im Mittelpunkt, das Nicht-Gesehenwerden führt zu einem Stillstand, der innerhalb der hier beschriebenen Gesellschaft Grundsatzdiskussionen befeuert und auch zeigt, dass die Bewertung und Wahrnehmung (des Aussetzens von nicht gesehenen „Selbstverständlichkeiten“) an Absurdität nicht zu übertreffen ist, sodass es mir als Leserin mehr als einmal den Atmen raubt. Es muss noch so viel passieren! Danke für diesen wichtigen Beitrag dazu, danke für dieses spannende Buch!

Dystopie oder Utopie? Für mich klar eine Utopie! Und eins der besten Bücher, die ich je gelesen hab.
Rezi folgt, wenn ich all das Gute & Verstörende, all das Wichtige & Beängstigende und all das Schöne aus diesem Buch etwas für mich sortiert habe und in Worte fassen kann ohne zig Seiten zu schreiben 😄😊
Hinter allen Arten des Unrechts steckt dasselbe Problem, dass wir nicht gehört, nicht gesehen, nicht geachtet werden. „Und alle so still“ ist ein hochaktueller Roman über Erschöpfung, Solidarität und gesellschaftliches Ungleichgewicht.Die Autorin gelingt es, brisante Themen in einem eindrucksvollen Gedankenexperiment literarisch zu fassen, das lange nachhallt. Sie legt den Finger in die Wunde und es tut weh. Das Buch zeigt, wie sehr unsere Gesellschaft auf weibliche Fürsorge baut und wie verletzlich sie ist, wenn diese Fürsorge ausbleibt. Gleichzeitig macht es sichtbar, dass auch Männer nach Nähe, Zärtlichkeit, Verständnis suchen - und oft nicht wissen, wie. Ein stiller, eindringlicher Roman über Überlastung, Rollenbilder, Generationentrauma - und darüber, wie ein System an seinem eigenen Schweigen zerbricht und doch aus der Stille der Rebellion erwacht eine neue Solidarität ... Die erzählerischen Mängel ,etwas Stereotypisierung und ein ausgefranstes Ende ,halten ich bewusst zurück. Dennoch bleibt dies ein impulsgebendes, lesenswertes Werk mit relevanter Botschaft. Für alle, die Wert auf gesellschaftskritische Literatur legen und bereit sind, sich auf ein intensives, wenn auch manchmal unbequems Leseerlebnis einzulassen Greif zu.

Der Wille war da…
Ich weiß garnicht wo ich anfangen soll, daher ein paar Plus- & Minus-Punkte die ich vorher gerne gewusst hätte: + Ruth Storyline ist die nachvollziehbarste, sie ist echt, sinnig und zusammenhängend + Die Impulse sind spannende Gedankenspiele - fehlende Triggerwahnungen bzgl. Sexualisierter Gewalt und mehr - Plottholes ohne Ende dafür massig Plattitüden - wirkt schlecht recherchiert Ich verstehe, dass die Autorin ihr Gedankenexperiment verchristlichen wollte, doch in dem hat sie eine Geschichte mit Ziellosem Protest und in sich ambivalenten Charakteren geschrieben.
Fehlende Triggerwarnungen für sexualisierte Gewalt und kaum Aufarbeitung der Szenen
Ich bin so unglaublich zwiegespalten. Ich finde es unmöglich,dass GARKEIN Disclamer gesetzt worden ist für sexualisierte Gewalt/ Vergewaltigung. Die ersten 80 Seiten sind voll davon und werden danach kaum besprochen. Es wirkt so, als würde die Autorin sexualisierte Gewalt als Stilmittel nutzen ohne es danach weiter zu beleuchten. Warum solche expliziten, gewaltvollen Szenen schreiben, wenn sie keinen Mehrwert haben? Wenn das passierte einfach unter den Tisch gekehrt wird? Ebenfalls sauer aufgestoßen ist mir Nuris idealisierte Monologe - der einzige Mann aus dessen Perspektive wir lesen ist natürlich der einzig "gute" Mann. Hat rhetorisch einwandfreie Dialoge und versteht die Frauen zu 100%. Total abgeholt hat mich dafür Ruths Plotline. Vieles habe ich in ihren Kapiteln markiert. Sie hat meiner Meinung nach die natürlichste Sprache und realistischeste Storyline. Mit ihr konnte ich mitfühlen und wegen ihr habe ich weitergelesen.

⸻ „Alles ist still“ von Mareike Fallwickl ist ein Roman, der tief trifft. Was passiert, wenn Frauen plötzlich aufhören zu funktionieren? Wenn sie sich still hinlegen – keinen Ton sagen, keine Care-Arbeit mehr leisten? Fallwickl denkt dieses Szenario radikal weiter. Besonders das Gesundheitswesen wird zum Brennpunkt: Keine Ärztin, keine Pflegerin – aber Verletzte, Kranke, Überforderung. Erzählt wird die Geschichte aus drei Perspektiven: Elin, die als Influencerin ein Bild verkauft, das sie selbst nicht glaubt. Ruth, die als Krankenschwester an ihre Grenzen geht. Und Nuri, der als junger Mann spürt, wie auch Männer im Patriarchat emotional vereinsamen. Das Buch zeigt, wie sehr unsere Gesellschaft auf weibliche Fürsorge baut – und wie verletzlich sie ist, wenn diese Fürsorge ausbleibt. Gleichzeitig macht es sichtbar, dass auch Männer nach Nähe, Zärtlichkeit, Verständnis suchen – und oft nicht wissen, wie. Ein stiller, eindringlicher Roman über Überlastung, Rollenbilder, Generationentrauma – und darüber, wie ein System an seinem eigenen Schweigen zerbricht. Unbedingt lesen. Und danach weiterreden.
Eine Empfehlung aber …
Es ist mein erstes Buch der Autorin gewesen und ich liebe offiziell ihre Art zu schreiben, ihre Ausdrucksweise und wie ihre Sätze noch tagelang nachhallen. Ich werde das Buch auch definitiv weiter empfehlen. Es hatte für mich ein paar Lücken, der Feministische Part war für mich zu polarisierend, zu klischeehaft. Auch waren mMn die vielen neben Plots nicht förderlich um den Punkt nachhaltig rüber zu bringen. Ein paar inhaltliche Fehler gab es meiner Ansicht nach auch. Dennoch der Aufbau mit den zwischen Kapiteln der Pistole, der Gebärmutter, der Bericht Erstattung war auflockernd, informativ und sehr interessant. Das war mein Highlight des ganzen Buches.
Was würde passieren, wenn all diejenigen, allen voran die Frauen, die unsichtbare Care Arbeit leisten, die in unterbezahlten Jobs arbeiten, die eine Tätigkeit ausüben, die, trotz gleicher Leistung weniger als ein Mann verdienen, von heute auf morgen nicht mehr arbeiten würden? In „Und alle so still“ wird eben dieses Szenario rund um die drei Protagonisten Elin, Nuri und Ruth beschrieben. In erster Linie geht es hier um Frauen, die sich aus ihrer Unterdrückung heraus zusammen tun und solidarisieren. Ein gutes Buch, welches mich zu Beginn nicht sofort abgeholt hat. Es brauchte ein wenig um nachvollziehen zu können, wo die Autorin hin will. Auch die abrupten Gedankensprünge wirkten öfters holprig und haben für mich den Lesefluss gestört. Im Großen jedoch ein Buch was es lohnt zu lesen.
Ganz klares Jahreshighlight und ein Re-read Kandidat. Die Charakatere waren vielfältig und genausowenig stereotyp und vorhersehbar wie die Story.
Hörbuch wahrscheinlich nicht das gleiche wie es zu lesen
Ich hab das Hörbuch gehört, weil ich mich grade wegen Stress schlecht aufs lesen konzentrieren kann. Ich fand die lesenden iwie nicht so gut und das hat mich gestört. Es wirkte dadurch alles pathetisch und iwie aufgesetzt. Ich muss aber auch sagen das ich die Handlung auch etwas überzogen und überfüllt empfand. Es wirkte etwas plakativ dargestellt, was bei so Utopie/Dystopie aber schnell passiert, wenn man mit der Entwicklung einer Gesellschaft bestimmte Probleme benennen/darstellen will. Also ich konnte iwie nicht so viel damit anfangen kann aber auch an der umwöhnung auf das Hörbuch liegen. Fand die Wut die bleibt besser, obwohl es mir da auch zumindest zum Ende hin zu plakativ wurde
Für mich war das nichts. Sicherlich ein zeitgemäßer und wichtiger Roman, welcher geschrieben werden soll, vielleicht auch geschrieben werden muss. Die Art der Umsetzung hat mich leider nicht überzeugt. Ein unbefriedigendes Gefühl, das bleibt, zusammen mit der Wut, die bleibt… Vielleicht ist genau das gewollt, ich hätte mir trotzdem was anderes erhofft.
Das Buch wirkt in seiner Sprache kontrolliert und aufwühlend zugleich. Vieles bleibt unausgesprochen, aber spürbar, eine leise Form der Konfrontation. Die Themen sind schwer, der Ton kompromisslos. Einzelne Passagen entfalten Kraft, andere verlieren sich im Gewicht des eigenen Anspruchs. Die Struktur verlangt Aufmerksamkeit und Geduld. Nicht alles greift ineinander, aber vieles bleibt hängen.
Die Menschheit ist nicht verloren
So viele Wahrheiten, so viele Dinge die man nicht hören möchte und so viele Dinge, die für die nächste Generation gesagt werden müssen, damit es besser wird. Mir hat das Buch sehr gefallen! Sehr stark geschrieben.
Umwerfend
Wieder einmal trifft Mareike Fallwickel den gegenwärtigen Zustand der Gesellschaft so exakt. Es hätten etwas mehr aufgeschlossene Männer dabei sein können. Eine finstere Realität. Ein Szenario das hoffentlich so nie eintreffen wird. Dieses Buch sollte jede*r gelesen haben.
Super wichtiges Thema mit dem sich jede und jeder beschäftigen sollten!
Es fiel mir etwas schwer in das Hörbuch zu starten und so habe ich die erste Hälfte gebraucht, um mich in das Setting und die Zusammenhänge hineinzufinden. Doch dann wurden der Aufstand und der Zusammenhalt der Frauen sichtbar und das war wirklich beeindruckend! Aber natürlich gab es neben dem stillen Protest auf der Straße umso lautere Gedanken in den Köpfen der (meist) Frauen. Wie soll man sich dem Protest mit gutem Gewissen anschließen, wenn das bedeutet, dass Menschen sterben, die gerettet werden könnten? Aber genauso umgekehrt, wie soll man dem Protest fernbleiben, wenn man weiß, dass das System dringend einer Änderung bedarf, weil sonst ebenfalls Leute sterben, die nicht hätten sterben brauchen? Mit diesem Thema sollte sich wirklich jeder einmal auseinandersetzen, um die eigene Wahrnehmung zu schärfen und ins Nachdenken zu geraten!
Ein starkes Buch!
Und alle so still von Mareike Fallwickl ist ein Roman, der mich nachhaltig beeindruckt hat. Die durchgehend bedrückende, fast siedende Stimmung des Buches hat für mich auf eindrückliche Weise den Ernst und die Wucht der Thematik transportiert. Es fiel mir leicht, mich in die Figuren hineinzuversetzen und ihren Weg mitzugehen – ihre Gedanken, ihr Schmerz und ihre Entschlossenheit wurden sehr greifbar. Besonders eindrucksvoll fand ich die zwischen den Kapiteln eingefügten Textelemente – zur Pistole, Gebärmutter, Berichterstattung. Diese Einschübe haben nicht nur die Atmosphäre verstärkt, sondern auch neue Perspektiven eröffnet und das Geschehen im Roman noch intensiver gemacht. Das Buch hat mir auch als Gedankenexperiment gut gefallen. Es wirft Fragen auf, die mich auch nach dem Lesen nicht loslassen. Eine davon ist: Würden Frauen in der Realität tatsächlich so geschlossen zusammenhalten? Und würde es nicht vielleicht auch mehr Männer geben, die sich solidarisch zeigen, die sich an die Seite der Frauen stellen? Diese Überlegungen gehen zwar über das hinaus, was der Roman zeigen will, sind für mich aber Teil der Auseinandersetzung mit dem Gelesenen.
Schwesternschaft und Widerstand auf 364 Seiten
Schon der Roman "die Wut die bleibt" hat mich mit der Art wie die Autorin erzählt und den Themen die angesprochen wurden absolut überzeugt. In "und alle so still" finden wir nun eine Art Fortsetzung der Gedanken des ersten Buches. Was wenn sich alle Frauen der unbezahlten oder unterbezahlten Arbeit verwehren? Die Auswirkungen die damit einhergehen könnten, sind drastisch und so realistisch dargestellt, dass es mir eine Gänsehaut bereitet hat. Die Gemeinschaft die sich zwischen den Frauen gebildet hat, spiegelt eine Welt wieder in der ich gerne leben würde. Mal wieder hat die Autorin ihre starke und gleichzeitig verletzlich ehrliche Sprache genutzt um ein Meisterwerk zu schaffen. Danke Mareike für all die Recherchearbeit und dafür dass du Wege aufzeigst. Sowohl die alten verbrauchten, als auch die, welche wir uns vielleicht selbst erschaffen können.
"Es ist nicht so, dass ihnen diese Dinge geschehen sind und sie zufällig Frauen sind. Vielmehr sind diese Dinge geschehen, weil sie Frauen sind. Und wie soll eine aufrecht bleiben mit diesem Wissen?"
* sehr menschliche und plastische Figuren * atmosphäre wird besonders gegen Ende dichter und aufwühlend * sehr politisch und klar feministisch * prangert Gleischstellungsthemen an, die in unserer Gesellschaft endlich gesehen, anerkannt und gehört gehören --> - Patriarchat & dessen Strukturen führen dazu das Frauen sich an die Forderungen/ Erwartungen der Gesellschaft anpassen und sich selbst sowie ihre Bedürfnisse zurückstellen - Frauen in Sorgearbeit und Mental Load, was eine große Belastung ist aber kaum anerkannt wird - Kritik am Gesundheitssektor der Krankenhäuser privatisiert und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen schafft - Ausbeutung von Frauen und randständigen Personen wird kritisiert - Solidarität und Empowerment für Frauen in unserer Gesellschaft ist dringend nötig - Intersektinoalität die sich auf Gewalt- und Machterfahrungen auswirkt die man macht - Erschöpfung bei Frauen ist kein individuelles Problem sondern ein systemisches und kollektives - Männer leiden auch unter den gesellschaftlichen Bedingungen (schwerer Zugang zu Emotionen, müssen rau und taff sein etc.) * Angelehnt an echte Streiks aus dem sozialen Sektor * Gleichstellung basiert nicht nur auf gleichen Rechten für alle sondern auch auf Wertschätzung und Anerkennung. * Veränderung ist möglich wenn wir einander zuhören und uns solidarisieren. * sobald der Streik eskaliert wird es sehr bedrückend und macht wütend und traurig - Frauen wird kein Raum gegeben, den sie nur für sich haben und Männer können dies nur schwer akzeptieren * einige Männer die die Frauen unterstützen und klare Hoffnungsträger sind für eine veränderte Gesellschaft in Zukunft Schreibstil: * kurze Kapitel * mittelmäßig schwieriger Schreibstil, eher poetisch * informative Einschübe zu Gebärmutter, Berichterstattung * Perspektivwechsel und unterschiedliche Hintergründe der Frauen Negativ: * Wahl des Streiks für mich unwahrscheinlich, da es sehr kollektiv passiert und ohne politische Forderungen * Darstellung von Übergriffen an Frauen im Laufe des Protest muss man verkraften können
Wo bleibt der Film?
Ein dicht erzähltes, dystopisch-utopisches Gedankenexperiment rund umwichtige gesellschaftlichen Themen wie Pflegenotstand, Mysogonie, unsichtbare Care-Arbeit und Lieferando-Prekariat. Das Buch hat mich sehr zum Grübeln gebracht. Würde bestimmt einen tollen Film ergeben, ich hatte Kino im Kopf beim Lesen.
Das Thema finde ich sehr spannend
Der Text klang wirklich vielversprechend und auch das Thema finde ich sehr sehr wichtig und interessant. Die Idee dahinter, dass alle Frauen ihre Arbeit niederlegen finde ich auch sehr spannend. Allerdings hat sich das Buch ab einem gewissen Zeitpunkt einfach nur in die Länge gezogen, was ich irgendwie sehr schade fand.

Und was passiert dann?
Und alle so still. Was passiert, wenn eine Frau einfach nicht mehr kann? Wenn sie keine Kraft mehr hat, nicht mehr will weil alles zu viel ist? Wer übernimmt dann die Care-Arbeit, die sie tagtäglich wie selbstverständlich schultert - zu Hause, im Job, in der Gesellschaft? Wie lange noch sollen Frauen funktionieren, sich aufopfern, während Männer analysieren, therapieren, bewerten und am Ende trotzdem nichts verstehen? Frauen sind nicht die Dienstleisterinnen männlicher Bedürfnisse. Nicht eure Putzfrauen, Köchinnen, Seelentrösterinnen, Sexobjekte oder stillen Helferlein. Dieses Buch ist ein Aufschrei. Mareike Fallwickl hält der Gesellschaft den Spiegel hin - schonungslos, direkt, schmerzhaft. Sie deckt auf, was viele nicht sehen wollen: dass das System auf der Erschöpfung der Frau basiert. Und dass es verdammt nochmal endlich reicht. Ein Buch wie eine Faust in den Magen - unbequem, nötig, befreiend.
Uff, ich weiss garnicht was ich dazu sagen soll. Zu Beginn fand ich das Buch richtig stark aber hat gegen Ende richtig stark abrebommen. Da hat mir "Die Wut die bleibt" deutlicher besser gefallen. (Wobei ich dieses Buch gehört und das jetzige Buch gelesen habe. Macht ja auch viel aus.) Bis auf das erste Kapitel (ist glaube ich einfach nicht mein Stil) hat mir der Schreibstil wieder gut gefallen & ich war teilweise - wie die Personen im Buch - endlos gestresst. - Die Danksagungen fand ich richtig gut, enthält auch kleine Infos zu Buch, sowas lieb ich. Die Themen wieder eine 10/10. Gerade die Story vom Nuri und Ruth hat mich richtig berührt. - Meine Großeltern sind auch als Migranten nach Deutschland gekommen und haben Arbeiten erledigt, die einfach unfassbar anstrengend war. Sie reden nicht gerne darüber, aber so erhalte ich einen Einblick in die "moderne" Versklavung. Zu Elin habe ich iwie nicht so richtig Zugang bekommen - vermutlich hat sich darum auch das Ende so gestreckt.
Feministischer Zukunftsroman 🏥🙋🏼♀️⚡️
Mareike Fallwickls Art zu schreiben hat mir wieder sehr gut gefallen und ich war sofort drin. Ich mochte die vielen unterschiedlichen Perspektiven: Nuri als Mensch mit Migrationshintergrund und seine Schwierigkeiten ohne einen Schulabschluss klarzukommen. Vor allem Nuris Sichtweise als Mann hat nochmal einen besonderen Einblick in die Welt des Feminismus gegeben. Ruth mit ihren intensiven Einblicken in den Beruf der Pflegerin im Krankenhaus, super spannend und super tragisch. Zuletzt Elin mit ihren intensiven Beschreibungen über Körperlichkeit, Beziehungen und Liebe. Alle drei sind natürlich viel mehr als das, und ich fand die Charaktere wirklich sehr vielschichtig! Das Szenario des Romans war mir teilweise ein bisschen zu viel, irgendwie unvorstellbar und an manchen Stellen etwas zu extrem. Aber wer weiß, was passieren würde, wenn solch ein Szenario wirklich eintreten sollte… Es ist jedoch so oder so super beeindruckend, so eine Geschichte zu lesen und ich finde die Visionen und feministischen Ansichten von Mareike Fallwickl sehr toll. Habe die kleinen Überschreibungen zu „die Wut, die bleibt“ geliebt!! 🫶🏼🫶🏼 Zitate, die mich zum Nachdenken gebracht haben: „Die Gebärmutter Die Todesursache Nummer eins für schwangere Frauen weltweit ist Mord.“ „«Sie haben keine Hexen verbrannt, sondern Frauen», erwidert ihre Mutter, «mit dem Ziel, ihr Wissen zu eliminieren und ihren Einfluss, sie auseinanderzureißen und zu verdammen..“
Was passiert, wenn Frauen ihre Arbeit niederlegen?
„Dann bricht das System zusammen (…). Dabei hätte dieser Satz nicht das Ende der Debatte sein sollen, sondern der Anfang.“ - s. 213 Handlung: Die Frauen* legen nicht nur ihre Arbeit nieder, sondern auch sich selbst. Überall im öffentlichen Raum liegen nun Frauen* am Boden und tun nichts mehr. Sie sind ausgebrannt. Erschöpft vom jahrelangen Aufopfern – unsichtbar und unbeachtet. Doch schnell wird klar, dass es ohne die Frauen* nicht geht. Das System bricht zusammen. Diese Entwicklungen verfolgen wir aus der Perspektive dreier Protagonist*innen. Die verzweifelte Influencerin Elin, die versucht die Leere in sich mit belanglosem Sex zu füllen. Die aufopferungsbereite Ruth, welche als Krankenschwester ihr Leben der Pflege anderer verschrieben hat. Und Nuri, der arm und am Rande der Gesellschaft versucht, sich mit allerhand Nebenjobs über Wasser zu halten. Meinung: Die Figuren, Dialoge und Handlungen sind überspitzt und symbolisch. Und vielschichtig. Die Hauptbotschaft, dass Frauen* sich um die Gesellschaft kümmern und dafür kaum Wertschätzung erfahren, fand ich wuchtig dargestellt. Beeindruckt hab ich genickt und gedacht «ja». Doch die etwas leiseren Botschaften haben mich fast noch mehr bewegt. Dass nicht nur Frauen unter den patriarchalen Strukturen leiden, sondern, dass diese auch den Männern* so viel Raum verbieten. Dass Frauen* sich um das Kümmern, was von ihnen immanent verlangt wird und sich dabei vergessen um sich selbst und um sich gegenseitig zu kümmern – anerzogene Feindschaft die so weit geht, dass sie sich sogar gegen den eigenen Körper richtet. Und mehr. Schlussendlich war für mich das Fazit: Es geht nicht um ein Gegeneinander, es ist kein Kräftemessen. Was wir brauchen, ist ein Miteinander. Ein gleichberechtigtes, wertschätzendes, ehrliches, offenes und zugewandtes Miteinander. Und mehr Freundschaft. Uneingeschränkte Leseempfehlung – für alle und jede*n .
Setzt Energie frei
Meine Begeisterung für die Romane von Mareike Fallwickl ist Liebe auf den zweiten Blick. Am Anfang hatte ich durchaus meine Schwierigkeiten mit ihren feministischen Forderungen doch ich muss sagen, ich bin jetzt voll und ganz überzeugt, dass ihr Weg auch mein Weg ist. Im Grunde genommen wollen wir das gleiche, wir kommunizieren es eventuell nur unterschiedlich. Vorweg schreibe ich direkt einmal, dass das Buch packend und anspruchsvoll geschrieben ist. Dann haben wir das abgehakt, denn im Kern geht es für mich hier um ein sehr persönliches Thema und den möchte ich mich intensiver widmen. Mit diesem Roman, der die Care Arbeit in Bezug zur Rolle der Frau in der Gesellschaft stellt, hat Fallwickl für mich voll ins Schwarze getroffen. Von 3 Personen wird aus unterschiedlichen Perspektiven eine kleine Revolution mit ungewissem Ausgang erzählt. Elin ist eine erfolgreiche Influenzerin, die aber trotz ihres Ruhms eine innere Lehre verspürt, die sie mit flüchtigen sexuellen Abenteuern zu füllen versucht. Dass das nicht glückt ist vorprogrammiert. Erst als viele Frauen in einen Liegend-Streik treten, Care Arbeit plötzlich nicht mehr erledigt wird und das System, das von Frauen getragen wird, kippt, solidarisiert sie sich mit diesen und fühlt sich gesehen und gebraucht. Ruth arbeitet als Krankenpflegerin und wird zunehmend allein gelassen. Die Erwartungen steigen ins Unermessliche, der Lohn ist unangemessen und die Arroganz des Wirtschaftssystems „Krankenhaus“ grenzenlos. Durch den Streik der Frauen werden ihr immer mehr Aufgaben übertragen. Zunehmend muss sie Männer verarzten, die sich mit den ungewohnten Aufgaben so wenig auskennen, dass sie Blessuren davon tragen. In Ruths Kopf vermischen sich die Erinnerungen an sie als pflegende Mutter eines todkranken Sohnes, und ihre Gedanken zu ihrer Rolle als unersetzliche doch ungesehene Pflegekraft, die aus der Motivation heraus helfen zu müssen, mehrfach ihre physischen und psychischen Grenzen überschreitet. Nuri hält sich mit mehreren Jobs über Wasser. Er hat eine Vorstellung davon, wie es ist sorglos zu leben, getan hat er es noch nie! Er hadert mit seinem Vater, seiner Rolle als Mann, seiner Sexualität und seinem prekären Leben. Für mich eine der Schlüsselrollen in diesem Buch, wenn man das vermutlich auch nur auf den zweiten Blick sieht. Er fällt aus vielen Klischees heraus, er ist kein Macher, mit Frauen hatte er auch noch nie etwas, er sieht die Nöte anderer weiblicher Personen in seinem Umfeld und fühlt mit ihnen. Dafür erntet er bei anderen Geschlechtsgenossen negative Reaktionen. Die drei Komponenten, die zu einem Vorwärtskommen feministischer Strömungen wichtig sind, hat die Autorin hier gut miteinander verbunden. Das Helfersyndrom, die (mangelnde) Solidarität von Frauen, sowie Männer, die bereit sind weibliche Attribute als positive Eigenschaften anzuerkennen. Dass unser System kollabiert, wenn die gering (oder gar nicht) bezahlte und vor allen Dingen auch nicht wertgeschätzt Arbeit von Frauen im wahrsten Sinne des Wortes liegen bleibt, wird hier gut herausgearbeitet. Wie sehr habe ich mir beim Lesen gewünscht, dass wir diesem Ruf einmal folgen. Und doch stoße ich gerade in meinem Beruf immer wieder auf Kolleginnen, Vorgesetzte oder Eltern, die genau das von mir einfordern, was ich nicht mehr einfach so hergeben sollte: Wärme, Fürsorge und vor allen Dingen Verständnis für deren Situation. Denke ich logisch, klar und rational so werde ich abwertend als kühl und unnahbar gelabelt. Daraus leitet sich dann für die meisten die Selbstverständlichkeit ab über meine Dienstzeit und vor allem über meine Kräfte hinaus für Sie da sein zu müssen. Ich habe ja schließlich einen sozialen Beruf gelernt. Wenn Eltern zu spät abholen, ist es an der Tagesordnung, dass sie die Augen verdrehen, wenn ich sie darauf hinweise. Es sind ja nur 5 Minuten bekomme ich dann zu hören. Niemanden interessiert, dass ich dann meinen Bus verpasse, meine Kinder nicht abholen kann oder meinen Arzttermin absagen muss. Ich kenne Unmengen an Pädagogen die Arbeit mit nach Hause nehmen, Dokumentationen dort schreiben, weil sie es dann in Ruhe tun können und die das in keinster Weise vergütet bekommen. Irgendeiner muss es ja tun… Ich habe mich in der Vergangenheit sehr häufig unbeliebt gemacht, indem ich Grenzen gezogen habe und meiner leitenden Tätigkeit in einem Care Beruf nicht mehr nachgekommen bin, wenn die Ressourcen es nicht hergeben. Dann ist die Kindertagesstätte eben zu- wenn nicht genug Leute da sind. Das ist bitter für die Eltern. Doch wenn wir in diesem Beruf nicht zu diesen Maßnahmen greifen, dann merkt niemand, wie prekär die Situation ist. Dass wir zunehmend verbaler und auch körperlicher Gewalt ausgesetzt sind, möchte ich hier nicht unerwähnt lassen. In der Pflege ist das allerdings noch mal eine ganz andere Nummer, denn da sterben mitunter Menschen. Und und aus diesem Dilemma kommt man nicht mit Verweigerung und schon gar nicht mit klatschen raus. Mir macht es Bauchschmerzen, dass eine Lösung unerreichbar scheint. Ein Buch, das mir wenig Hoffnung macht, aber Energien freisetzt. Große Leseempfehlung für alle!
Ein Roman, in dessen Mittelpunkt der Widerstand der Frauen steht, die sich solidarisieren, sich nicht mehr als „Gegnerinnen“ wahrnehmen, sondern begreifen, dass sie mit gemeinsam und in Verbundenheit gegen ein System ankommen können, das getragen wird von der schlechtbezahlten Carearbeit der typischen „Frauenberufe“. Die Autorin zeigt aber auch auf, dass dieses System nicht nur hochgradig misogyn ist, sondern dass auch Männer in diesem System schlecht wegkommen, vor allem auch Männer / Frauen sowieso mit Migrationsgeschichte. Denn das System funktioniert auf dem Rücken der Frauen und derjenigen, die man „ausnutzen“ kann. Erst der Widerstand macht deutlich, wie fragil dieses System auf dem Rücken bestimmter Gruppen ausgetragen wird.
"Wir sind keine Opfer, will Elin sagen, wir waren es nie, sie haben uns dazu gemacht, sie haben uns so definiert. Wir sind nicht ohnmächtig und machtlos auch nicht, in Wahrheit haben wir eine Stärke, die alles übersteigt, in Wahrheit sind wir belastbar und mutig und klug und leicht, wir sind unendlich alt und immer wieder neu."
Was passiert, wenn sich Frauen in einem selbstorganisierten solidarischen System vereinen, gemeinsam sämtliche (Care-)Arbeit niederlegen und sich ihre eigene neugedachte Gemeinschaft aufbauen? Wie reagieren die Männer? Es werden präzise Worte für Zustände und Situationen gefunden, die man als Frau selbst erlebt oder erzählt bekommen hat, aber leider zu oft sprachlos zurück geblieben ist. Ich habe genickt, den Kopf geschüttelt, war wütend, traurig und doch ermutigt beim Lesen. Streckenweise waren mir aber Szenen und Aussagen zu radikal und schwarz-weiß gedacht.
Wohl eins der besten Bücher, die ich je gelesen habe
Dieses Buch hat mich so dermaßen berührt wie kein anderes zuvor. Ich mochte „Die Wut die bleibt“ schon sehr sehr gerne und dieses Buch ist nochmal ganz anders, aber nicht weniger gut, weniger inspirierend, weniger wichtig. Ich habe so oft geheult. Möge diese Solidarität irgendwann flächendeckend unsere Wirklichkeit werden.
"Wenn die Welt kippt, auf welcher Seite willst Du dann stehen?" Die Frauen beginnen, zu revoltieren. Sie legen ihre Arbeit nieder, und ihre Körper. Weigern sich, aufzustehen, zu funktionieren. Wie soll es weitergehen? Die Geschichte wird anhand von 3 Charakteren erzählt, der Influencerin Elin, dem Schulabbrecher Nuri und der Krankenschwester Ruth. Drei völlig verschiedene Leben, drei völlig verschiedene Meinungen. Durch die Drei kommt Vielfalt ins Buch, man bekommt viele verschiedene Sichtweise dargestellt. Das Szenario, was die Autorin aufstellt ist sicherlich extrem und bewusst provozierend gewählt. Aber man kommt als Leser ans Denken und das ist sicherlich der wichtigste Grund, dieses Buch zu lesen. Wahrscheinlich ist nicht alles realistisch, wobei ich denke, dass viele Lebenswahrheiten schon der Realität entsprechen. Ich finde es gut und passend, dass es mit Nuri auch eine männliche Hauptperson gibt wobei auch er natürlich in einer Situation ist, die nicht alltäglich ist. Ich hätte da noch gerne mehr männliche Meinungen im Buch gelesen. Spannend sind auch zwei "Nebencharaktere", die zu Wort kommen, die eigene Kapitel haben, eine Pistole und eine Gebärmutter. Ein wirklich interessantes Stilmittel, das den Spannungsbogen aufrecht erhält. Insgesamt lässt sich das Buch super rutschig lesen, ich fand es durchweg spannend und das Ende habe ich so nicht kommen sehen. Lange nicht alle Fragen werden am Ende beantwortet, aber dafür sind diese Fragen auch zu gesellschaftskritisch um einfach gelöst zu werden. Ein Buch über Equal Care, über Gleichberechtigung, über Schwachstellen in der Pflege. Ein hochaktuelles Buch. Vielleicht etwas überzogen dargestellt aber dadurch umso schmerzhafter.
Für mich das bisher schlechteste Buch der Autorin. Fand alles ziemlich übertrieben und anstrengend. Hab vieles dann nur mehr quergelesen.
Ich bin so begeistert!
Der Roman „Und alle so still“ von Mareike Fallwickl ist der aktuellste Roman der Autorin aus dem Jahr 2024. In zwei Sätzen zusammengefasst: Ein Großteil der sich weiblich identifizierenden Personen legt die Care-Arbeit nieder. Die Gesellschaft bricht dadurch zusammen und es entsteht eine große Notlage. Neben der Kritik an der Verteilung und Wertschätzung der Care-Arbeit setzt sich Fallwickl außerdem mit Themen wie sexueller Identität, Coming-Out, peer-pressure, Bodyismus, der Definition des Begriffs Familie und dem Pflegenotstand auseinander. Mich hat dieses Buch von vorne bis hinten total begeistert. Sowohl die verschiedenen Perspektiven, wie auch deren Verstrickung waren gut aufgebaut. Ich habe mit viel Spannung den spontanen Aufbau der Strukturen der großen Menge an Frauen verfolgt. Auch die Szenen und die Auseinandersetzung mit dem Pflegenotstand haben mich extrem nachdenklich gestimmt. Alles in allem hat mich der Roman auch im Nachhinein noch viel beschäftigt.
Lesenswert, unbequem, notwendig!
Was passiert, wenn Frauen kollektiv die Arbeit niederlegen - im Job, im Haushalt, in der Pflege? Ohne Gewalt, ohne Aufruhr, einfach durch konsequente Verweigerung? Fallwickl entwirft ein eindringliches Szenario, das unser gesellschaftliches Gefüge erschüttert und die unsichtbare Arbeit der Frauen schonungslos sichtbar macht. Nach „Die Wut, die bleibt" hätte es kaum eindrucksvoller weitergehen konnen. Mit wechselnden Perspektiven - von der überforderten Krankenschwester Ruth bis zum orientierungslosen Nuri - entsteht ein vielschichtiges Bild unserer Zeit. Fallwickl gelingt es, feministische Fragen, soziale Ungleichheiten und systemische Missstände miteinander zu verweben - radikal, provokant und zutiefst bewegend. Ein Roman, der Diskussionen anstößt und nachhallt. Eine absolute Leseempfehlung. Dieses Buch gehört in viele Hände, an viele Tische, in viele Münder. Es ist mehr als ein Roman. Es ist ein Weckruf.
Ich bin die Gebärmutter, mich verbinden sie mit Weiblichkeit. Über alles, was mit mir geschieht, entscheiden Männer. Zitat S. 34
Was wäre, wenn sich Frauen verweigern, nicht mehr putzen, betreuen, pflegen...? Diesem Gedankenexperiment geht Mareike Fallwickl nach und skizziert eine Dystopie in dem die Welt ins Chaos stürzt, weil weiblich gelesene Personen nicht zur Verfügung stehen. Die Geschichte wird anhand der Hauptfiguren Ruth, Elin und Nuri erzählt. Alle drei haben im bisherigen Leben eine Menge erlebt. Ruth, die sich zunächst liebevoll um ihren behinderten Sohn Fritz kümmert und als er nicht mehr lebt aufopferungsvoll im Krankenhaus arbeitet, kein Nein kennt und bis zur absoluten Erschöpfung jede Schicht übernimmt, Überstunden macht. Elin Anfang 20 von Selbstzweifeln zerfressen, immer das Handy in der Hand auf Selbstdarstellung programmiert, Bestätigung bei x-beliebigen Männern suchend bis einer sie benutzt und entgegen der Absprache kein Kondom verwendet. Ein Wendepunkt. Nuri stammt aus prekären Verhältnissen, lebt in einer Hochhaussiedlung am Ende der Stadt. Die Eltern sprachlos, ist er von Beginn an auf sich gestellt muss jeden erdenklichen, schlecht bezahlten und unmenschlichen, gesundheitsgefährdeten Job annehmen. Er solidarisiert sich früh mit den Frauen, die die Care-Arbeit niederlegen. Die drei Figuren sind geschickt miteinander verbunden. Sie werden einander stützen, sich gegen die männliche Gewalt, die sich mehr und mehr Bahn bricht, auflehnen. Das Buch hat mich bewegt und wird mich noch eine Weile beschäftigen. Die Liebe, Freundschaft und Solidarität unter den Frauen, machte mir Hoffnung und hat dem Buch etwas an Schwere genommen. In der Danksagung erläutert Mareike Fallwickl die Idee zu Buch, die ihr schon beim Schreiben von "Die Wut die bleibt " gekommen ist. In diesem Buch wird die aktuelle gesellschaftliche Situation beschrieben. Im Buch "Und alle so still" schildert sie eune mögliche Zukunft. Erschreckend, aber nicht ganz unwahrscheinlich. Unbedingt lesen als Fortsetzung von "Die Wut die bleibt "!
Ein wunderbares Buch, das einen mit einem bittersüßen Gefühl und vielen Denkanstößen zurücklässt. Auf eine sehr gute Art. Ein Buch für alle Frauen - und auch Männer - , für die Empathie und Rücksicht höchsten Wert haben.
Super wichtiges Buch
Sollte jeden Frau gelesen haben, denn jede wird sind in Teilen in den Ansichten und den Emotionen, sei es der Wut, Müdigkeit oder Hoffnungslosigkeit oder Die Zusammengehörigkeit der Charaktere hineinversetzen.
Unglaublich gut
Realitätsnah, spricht sensible Themen an. Hat mich wirklich berührt und ich hab’s verschlungen
Harte Worte aber so wichtig!
Mareike Fallwickl beschreibt in ihrem Buch ein sehr wichtiges Thema in unserer heutigen Gesellschaft und trifft mitten ins Herz. Was passiert, wenn Frauen plötzlich ihre Carearbeit a den Nagel hängen? Was passiert, wenn wir Frauen uns um nichts und niemanden mehr kümmern? Die Autorin beschreibt damit ein sehr radikales Szenario. Ich hatte während des Hörens durchgängig Gänsehaut und hatte eine Wut in mir. Es regt zum Nachdenken an. Dieses Buch sollten vor allem Männer lesen.
Das Buch fühlt sich an, wie ein ordentlicher Faustschlag in den Magen, sorgt mit seinen wunderschönen Formulierungen dafür, dass man nicht völlig umkippt und ist in seiner Aussage so gewaltig, dass es einen garantiert nicht loslässt.
Ich habe so viele Gedanken zu diesem Buch, dass es mir schwerfällt, einen Anfang zu finden – besonders weil die behandelten Themen einen enormen gesellschaftlichen Wert haben und ich ihnen unbedingt gerecht werden möchte. Vielleicht zunächst zur allgemeinen Struktur: Die Sprache ist präzise, unversöhnlich und vulgär – aber genau das braucht das Werk, um seinen gnadenlosen Charakter zu unterstreichen. Es beschreibt den gesellschaftlichen Wert einer Frau und ihre “soziale Verpflichtung” innerhalb des Patriarchats. Die Handlung folgt drei Figuren: • Elin, eine junge Frau, die im Social-Media-Bereich tätig ist und ein (scheinbar) selbstbestimmtes Leben führt. • Nuri, ein Schulabbrecher mit Migrationshintergrund, der nicht nur seinen Platz in der Gesellschaft, sondern auch seine Zugehörigkeit (in mehrfacher Hinsicht) sucht. • Ruth, eine Ende fünfzigjährige Krankenschwester, die nicht nur von ihrem Pflichtbewusstsein als Pflegerin belastet wird, sondern auch von den “Dämonen” ihrer Vergangenheit. Wie diese Figuren miteinander in Verbindung stehen, erschließt sich im Laufe der Handlung, die auf wenige Tage konzentriert ist. Die Entscheidung, drei unterschiedliche Perspektiven zu beleuchten, halte ich für besonders wichtig, da sie verschiedene Leidenswege sichtbar macht. So wird ein einseitiges Verständnis der patriarchalen Machtstrukturen vermieden und die Komplexität des Themas greifbarer. SPOILER-ALERT + TRIGGER-WARNUNG: Gewalt Ich habe drei Viertel des Buches an einem Abend verschlungen und unzählige Markierungen gesetzt – an Stellen, die mich an eigene Erfahrungen erinnert haben, mich schockierten oder mir neue Perspektiven auf Feminismus, Care-Arbeit und zwischenmenschliche Beziehungen zwischen Frauen eröffneten. Als Leserin war das für mich besonders wertvoll, weil es zur Reflexion der eigenen Welt anregt, auch wenn die dargestellte Realität (wenn auch nicht ausschließlich) fiktional ist. Das Buch gelingt in dieser Darstellung hervorragend und bietet nicht nur enormes Diskussionspotenzial, sondern auch einen gewissen Trost für Frauen, die in einer männlich dominierten, gewaltvollen Gesellschaft leben. ABER: Ich empfand es als problematisch, dass das Zusammenleben von Frauen als allumfassende Lösung dargestellt wurde. Der Text hebt hervor, dass die Rivalität unter Frauen durch das Patriarchat bedingt ist, und versucht, diese durch die Konstruktion einer homogenen Kultur zu überwinden. Dabei verkennt er jedoch meiner Meinung nach das Trauma, das Elin zu Beginn des Romans erlebt. Während eines gewaltvollen Geschlechtsakts mit einem Fremden – ohne ihr Einverständnis – kommt dieser in ihr. Die daraus resultierende Möglichkeit einer Schwangerschaft zieht sich als Thema durch den weiteren Verlauf der Handlung. In der Folge distanziert sich Elin von weiteren Treffen mit Männern und lernt innerhalb der Frauenbewegung Charlie kennen, die offenbar eine tragende Rolle in der Organisation von Protesten und der Aufnahme neuer Mitglieder spielt. Alle Figuren machen Erfahrungen mit gleichgeschlechtlicher Zuneigung – eine wichtige Perspektive im Feminismus des 21. Jahrhunderts. Doch es hat mich verstört zu sehen, dass gerade bei den weiblichen Figuren die körperliche Nähe zu anderen Frauen fast wie ein Heilmittel für unverarbeitetes Trauma dargestellt wird. Es wirkte auf mich beinahe wie eine Glorifizierung der männlichen Abwesenheit, die zur Folge hat, dass die Frauen keine Gewalt mehr erfahren. Dabei wäre es meiner Meinung nach wichtig zu diskutieren, ob beispielsweise Charlie ihre Machtposition nicht ebenfalls ausgenutzt hat, um der verletzlichen Elin näherzukommen. Fazit Trotz meiner kritischen Punkte halte ich das Buch für wertvoll. Auch wenn meine moralische Vorstellung gegen Ende von der des Textes abweicht, bietet er einen tiefen Einblick in gesellschaftliche und kulturelle Erwartungen an Frauen – sowie eine alternative Realität, in der diese Grenzen gesprengt werden, um das System zu stürzen.
Mareike Fallwickl hat es wieder mal geschafft mich sämtliche Emotionen von Trauer bis Wut und Fassungslosigkeit fühlen zu lassen. Zwar ist es mir bei ,,Und alle so still“ zunächst etwas schwer gefallen mich in der Geschichte zurechtzufinden, das hat sich jedoch bald gelegt und die Charaktere mit ihren vielfältigen Problemen und Geschichten sind mir immer mehr ans Herz gewachsen. Zwischenzeitlich musste ich sogar die ein oder andere Träne verdrücken, was mir beim Lesen wirklich nicht oft passiert. Rundum ein grandioses Buch über Care- und Pflegearbeit, das Patriarchat und Weiblichkeit. Eine absolute Empfehlung für jeden!
Ein schonungsloser, gesellschaftskritischer Roman über Macht, Gewalt und das Schweigen der Gesellschaft, der sehr zum Nachdenken anregt.
Dieses Buch konfrontiert und zwingt zum Nachdenken. Die Autorin zeigt sehr eindrucksvoll, wie tief gesellschaftliche Strukturen in unserer Welt verankert sind, in unser Leben eingreifen und wie schwer es ist aus ihnen auszubrechen. Es wird die Geschichte von 3 Frauen und einem Mann erzählt, die auf verschiedenste Weise mit sexualisierter Gewalt und toxischer Männlichkeit konfrontiert sind und von einer Welt, die lieber wegschaut. Das Buch hallt noch lange in einem nach und man beginnt einiges kritisch zu hinterfragen.

„In der Welt der Männer werden wir niemals bekommen, was wir brauchen, […] in ihrer Welt werden wir niemals gleichberechtigt sein“. oder „Das Patriarchat kann sich darauf verlassen, wann immer irgendwo ein Kind oder eine alte Person umfällt, kommt eine Frau und hebt es auf“ Das Buch „und alle so still“ ist ein hoch intersektional feministischer Roman. Die Geschichte bewegt sich auf so vielen Ebenen. Wir haben die nach Unabhängigkeit strebende Elin, die ihre Freiheit in der Befriedigung ihrer sexuellen Bedürfnisse sieht. Wir haben Nuri, der aufgrund seiner (eher seiner Mutter) Migrationsgeschichte einen Platz in der weißen privilegierten Welt sucht, sich über die herrschende soziale Ungleichheit und dem toxischen Männlichkeitsbild bewusst ist, aber auch einen inneren Konflikt zwischen seiner Individualität und dem Aufopfern für seine Familie führt. Einerseits unterwirft er sich dem Arbeitersystem, um überhaupt um die Runden zu kommen, andererseits kritisiert er die Ausbeutung von marginalisierten Menschen auf dem prekären Arbeitsmarkt. Nuri ist sich bewusst wie privilegiert Männer sind. Nicht die Männer, wie er, sondern die Männer wie Valentin: „vielleicht bist du selbst kein Vergewaltiger, Valentin, vielleicht nicht, aber du machst den Mund nicht auf, wenn du erlebst, wie deine Freunde mit Frauen umgehen, du hilfst keiner, die scheiße behandelt wird, und das schützt die Täter, du nennst die Frauen auch noch Schlampen, sei doch ehrlich.“ Dann haben wir noch Ruth, die ihr ganzes Dasein dem Pflegesektor gewidmet hat, wie denn auch nicht? Wenn niemand diesen Job machen möchte, gibt es doch immer diese eine Person, die so verzweifelt ist.. durch den Charakter von Ruth habe ich den Pflegesektor ganz anders kennengelernt. Ich sag’s nochmal, Menschen, die in der Pflege arbeiten, verdienen mehr Respekt, Anerkennung und Vergütung!!! Was passiert, wenn alle Arbeiterfrauen beschließen sich aus der Care-Arbeit zu entziehen? Was passiert, wenn Frauen nicht mehr Erziehung, Haushalt, Pflege übernehmen? Die Welt bleibt still, das ganze System kippt. Weil ohne uns, ohne uns Frauen, gäbe es das ganze System nicht. Es gab schon immer Frauen, die sich aufgeopfert haben. „Weil diese Frauen daran gewöhnt sind, Probleme zu lösen. Sie sind viele, und es gibt immer eine, die weiß, wo sie etwas holen können, wen sie fragen müssen, sie sind findig und kreativ, als hätte ihre gesamte Sozialisierung sie auf diesen Moment vorbereitet. Es ist für sie normal, alles allein zu machen.“ Wie gesagt in dem Buch werden so viele Ebenen angesprochen, wie Frausein, Freundschaft, Familie, Liebe, Männlichkeit, Migrasein, Arbeitersein usw.. Dieses Zitat hat mich getroffen: „[Frauen] wurde beigebracht, dass Ehrlichkeit keinen Platz hat in Frauenfreundschaften, dass Neid und Eifersucht zu dominieren haben.“ Meine einzige Kritik wäre der Einsatz von Bildungssprache, was einigen Lesenden den Zugang erschweren kann. Wenn man nicht aus dem sozialen Feld kommt, können Kontexte und Begrifflichkeiten fremd sein.
Ein unglaublich tolles und wichtiges Buch. Das Thema Feminismus ist mir nicht neu, darum gab es im Buch für mich auch nicht viel neues. Es war trotzdem spannend zu lesen, was passieren könnte, wenn sich fast alle Frauen niederlegen und nicht mehr im System mitmachen. Das Buch hat mich emotional abgeholt, im Guten wie im Schlechten. Und ich bin froh, dass der Zusammenhalt zwischen Frauen nicht nur fiktiv ist :-)